Montag, 25. März 2019

Schülerstreiks, Glaubwürdigkeit und Aufmerksamkeit

Sind Schüler glaubwürdig, die für Klimaschutz streiken, wenn sie selbst ungehemmt Strom verbrauchen, sich mit SUVs in die Schule fahren lassen und weite Flugreisen machen?

Die Schüler brauchen nicht glaubwürdig zu sein. Glaubwürdig sind die Ergebnisse von Tausenden von Wissenschaftlern.
Die Schüler wollen Aufmerksamkeit. Und darin sind sie authentisch.
Denn, was sie auch tun, von ihren Maßnahmen zum Klimaschutz wird es nicht abhängen, sondern von dem was heute und in den nächsten Jahren getan wird.
Entscheidend ist, ob sie wirklich in Gefahr sind. Und das sind sie, wenn wir alle nicht mehr ändern als bisher.

Die Glaubwürdigkeit hängt nicht primär vom Botschafter ab, sondern von der Botschaft.
Wenn jemand "Feuer" schreit und es schon fünfmal getan hat, ohne dass etwas brannte, ist er gewiss nicht glaubwürdig. Aber sich darauf zu verlassen, dass es wieder nicht brennt, wäre höchst problematisch. Er könnte sich ja absichtlich unglaubwürdig gemacht haben, um durch die Warnung ein Alibi zu haben, wenn er selbst ein Feuer legt. (Man kennt das von Diebstahlwarnanlagen an Autos, die Diebe so oft auslösen, bis der Besitzer sie entnervt abstellt.)
Aber selbst wenn er bekanntermaßen selbst das Feuer gelegt hätte, gäbe es keinen Grund, es nicht zu löschen oder nicht zu fliehen, wenn man feststellt, dass es wirklich brennt.

Im Falle des Klimawandels kann man als Einzelperson nicht feststellen, ob er stattfindet oder nicht. Es kommt also schon auf Glaubwürdigkeit an, aber auf die der Klimaforscher, die aufgrund ihrer Beobachtungen auf den Klimawandel schließen.
Deshalb haben diejenigen, die nichts gegen den Klimawandel unternehmen wollten, zunächst behauptet, die Forscher seien unglaubwürdig. Seit aber Tausende von Forschern Belege für den Klimawandel erbracht haben, argumentiert man damit, man könne nichts dagegen tun, weil die Menschen keinen Einfluss darauf hätten.
Seit dieser Einfluss vielfach nachgewiesen worden ist, ist es schwerer, sein Nichtstun zu verteidigen. da versucht man, die Schüler, die den Forschern zu Hunderttausenden ihre Stimme leihen, unglaubwürdig zu machen: Sie sollten lieber erst lernen, was man gegen den Klimawandel tun kann. Da die Lösungsansätze aber seit Jahrzehnten bekannt sind,  braucht man ein neues Argument: Sie sollen nicht die Schule schwänzen. Wie aber, wenn nicht die Schüler ihre Aufgabe nicht erfüllen, sondern die Politiker, die seit Jahrzehnten behaupten, sie täten etwas, aber alles nur eskalieren lassen?
Dann stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Politiker.
Ihre Botschaft ist richtig: Man muss etwas tun. Aber sie handeln nicht.
Deshalb hat Greta gehandelt und deshalb streiken die Schüler.



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