Donnerstag, 31. Oktober 2019

Macht der Wissenschaftsverlage: Privatisierung öffentlicher Forschung

"[...] Wissenschaftler Nikolaus Wöhrl sagt, mit dem aktuellen System werde Steuergeld verschwendet: Der Staat müsse zuerst für die Forschung zahlen und später abermals, um auf sie zugreifen zu dürfen: „Das ist ein Skandal.“ Neben seiner Arbeit an der Universität betreibt Wöhrl mit seinem Kollegen Reinhard Remfort den Wissenschaftspodcast „Methodisch inkorrekt!“. Der informiert eigentlich über neue Erkenntnisse der Wissenschaft – und berichtet doch immer wieder über die Probleme mit den Verlagen. „Wir als Wissenschaftler müssen jeden Euro begründen, den wir für neue Messgeräte ausgeben, und auf der anderen Seite versumpft das Geld einfach“, schimpft Wöhrl: „Das ist ungerecht.“
Doch es gibt Hoffnung: Seit 2016 streiten Unis unter dem Schlagwort „Projekt Deal“ gemeinsam für bessere Konditionen. Die Verhandlungen sind zäh, die Verlage kämpfen um ihr Geschäftsmodell. Während sich die Universitäten mit dem Verlag Wiley schon geeinigt haben und mit Springer Nature eine Lösung möglich scheint, stellt sich Elsevier quer. [...]"

Dienstag, 29. Oktober 2019

Ehrenrettung der Macht

Von Schimpansen und Menschen

"[...] Roman Müller-Böhm, in seinem kargen Bundestagsbüro im Jahr 2019, sagt, die Macht habe schon einen leichten Rausch-Effekt. Die Leute träten ihm jetzt respektvoller gegenüber. Sie merkten, dass er nicht mehr "der Herr Lindner" sagt, sondern "der Christian". [...]"

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Vor "Original Play" in der Kita wird gewarnt

Kabbeln unter Kindern, die Eltern als "Spielgerät". Dass Bewegungsdrang und Aggressivität spielerisch ausgelebt werden können, ist auch in der Kita durchaus sinnvoll.
Bedenklich wird es, wenn nicht sichergestellt ist, dass das Spiel keine Grenzen der Kinder überschreitet.
Bei "Original Play" ist das offenbar nicht gesichert.
https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/sexueller-missbrauch-durch-original-play-100.html

Montag, 28. Oktober 2019

van Gogh in Frankfurt

Die Ausstellung versucht "darzustellen, warum van Gogh in Deutschland so rasend populär ist, welchen Einfluss er auf die Malerei in Deutschland hatte und wie er zu dem wohl nicht gänzlich berechtigten Nimbus eines halbverrückten und zu Lebzeiten gänzlich erfolglosen Malergenies gekommen ist.
Sie zeigt auch, dass das Verhältnis zwischen van Gogh und den Deutschen nicht immer eitel Sonnenblumenschein gewesen ist. Etwa 1910, als einige Maler im „Protest deutscher Künstler“ ihrem Ärger darüber Luft machten, dass die Kunsthalle Bremen für ein damaliges Heidengeld (30.000 Mark) van Goghs „Mohnblumen“ eingekauft hatte. Prima Maler fänden sich doch auch in deutschen Landen, sagten die protestierende Maler aus ebendiesen, warum also nach Holland schweifen? [...]"

https://www.fr.de/frankfurt/sachsenhausen-ort29377/frankfurt-besuch-van-gogh-ausstellung-staedel-zr-13172711.html

Sonntag, 27. Oktober 2019

Energiewende verbaselt

"[...] Schon heute sind in den Bereichen Solar und Wind mehr als fünfmal so viele Arbeitsplätze vernichtet worden, wie es im Bereich Kohle überhaupt gibt. Der gesellschaftliche Aufschrei blieb aus und auch die Medien berichten nur am Rande von diesem wirtschaftspolitischen Skandal. [...]"
https://www.nachdenkseiten.de/?p=55851

Rationalisierung

"Im US-Bundesstaat Michigan bezichtigte ein Computerprogramm zwischen 2013 und 2015 über 34.000 Bürger zu Unrecht des Sozialhilfebetrugs. Das Verheerende: Die Entscheidungen des Algorithmus hatte niemand überprüft, die zuständige Behörde hatte zuvor 400 Mitarbeiter entlassen. Anwälten zufolge meldeten mehr als 1000 Menschen aufgrund der erdrückenden Nachzahlungsforderungen Privatinsolvenz an. Bis heute ist unklar, wie es dazu kommen konnte. [...]
Algorithmen lernen anhand von großen Datenmengen. Doch diese Daten sind in der Regel historisch. Was die Algorithmen über die Zukunft sagen, beruht also in Wahrheit auf der Vergangenheit. Das kann dazu führen, dass sich historische Benachteiligungen fortschreiben.
In Österreich zeigt sich das gerade. Dort haben es behinderte Menschen, über 50-Jährige und Frauen mit kleinen Kindern bei der Jobsuche wie in den meisten Ländern schwerer. Der Algorithmus des AMS berücksichtigt das, indem er ihnen, vereinfacht gesagt, Minuspunkte gibt. Das ist zwar faktisch richtig, aber dennoch problematisch. Die österreichische Behörde räumt das selbst ein: "Vorurteile und Klischees, die sich real am Arbeitsmarkt zeigen, finden sich daher auch im Arbeitsmarktchancen-Assistenz-System wieder", heißt es in einem Statement. Wenn diejenigen, die geringere Chancen haben, dann auch noch schlechter betreut werden, setzt das eine Spirale in Gang, aus der die Betroffenen nur schwer entkommen können.
Johannes Kopf, der Behördenleiter, weist dies zurück: Frauen, Ältere und Behinderte würden nicht diskriminiert, weil das AMS sie mit Sonderprogrammen fördere. Er sagt: "Die Wahl der richtigen Betreuung liegt beim Berater." Die Mitarbeiter könnten das Urteil der Algorithmen also jederzeit revidieren.
Aber tun sie das? Die polnische Verwaltung nutzt ein sehr ähnliches System wie die österreichische. Dort widersprechen die Behördenmitarbeiter dem Computerprogramm nur in einem von 100 Fällen, wie Untersuchungen zeigten. Forscher nennen dieses Phänomen Algorithm Bias, vorauseilenden Gehorsam gegenüber Maschinen. "Wenn Sie Sachbearbeiter sind und die Entscheidung eines Algorithmus anzweifeln, sind Sie in Rechtfertigungszwang", sagt Judith Simon, Technikphilosophin und Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung."
https://www.zeit.de/2019/44/algorithmen-software-diskriminierung-arbeitsmarkt-assistenz-system/komplettansicht (Hervorhebungen von mir.)

Wenn man sich an messbaren Daten orientiert, hat man den Vorzug, sich jederzeit rechtfertigen zu können. Bei einem Deutschaufsatz aber Punkte für die Zahl der Rechtschreib-, Interpunktions- und Grammatikfehler zu vergeben, wäre grotesk.
Wenn man aber eine Stilnote gäbe, wäre die notgedrungen subjektiv, ebenso eine Beurteilen der Qualität der Argumentation. Außerdem müsste die Gewichtung von Stil und Argumentationsqualität im Verhältnis zu sprachlicher Richtigkeit von vornherein festgelegt sein.
Angesichts der Schwierigkeit der Entscheidung der Gewichtung von inkommensurablen Einzelaspekten wird man also auf die Maschinenbeurteilung ausweichen und sich daruf stützen.

Amazonassynode

"[...] Dom Edson Damian [...] ist Amazonas-Bischof einer riesigen brasilianischen Diözese im Becken des Rio Negro, wo über 90 Prozent Indigene leben, die fast alle katholisch sind. 23 Ethnien mit 18 lebendigen Sprachen. Drei dieser Sprachen sind heute auch Amtssprache. Auf 500 Gemeinden kommen hier nur 21 Priester. Bischof Edson, 71, ist froh, dass Rom endlich hört, was das Volk an der Peripherie will. Von den 390 Völkern des Amazonas wurden vor der Synode ja 179 befragt. "Es schmerzt mich sehr, wenn die Indigenen Heiden genannt werden." Nicht nur weil so viele von ihnen Christen geworden sind. "Ich habe von ihnen gelernt, was die frohe Botschaft bedeutet. Sie beginnen jeden Tag mit einem Gebet. Sie nehmen von der Natur nur, was sie zum Leben brauchen. Sie leben in Genügsamkeit." Daraus lasse sich ableiten, was Dom Edson eine indigene Theologie nennt. Sie passt zu dem neuen Katakombenpakt*, den die Amazonas-Bischöfe am vergangenen Sonntag geschlossen haben. Eine Revolution: In den Katakomben der Dormitilla, wo während des Zweiten Vatikanischen Konzils in den Sechzigerjahren bereits Bischöfe ein Leben in Einfachheit gelobten, verpflichteten nun auch sie sich zu einem Leben des Dienstes, zum Verzicht auf die Insignien kirchlicher Macht, zur Einfachheit.

Kardinal Pedro Ricardo Barreto aus Peru war auch dabei. Der Vorsitzende der Synode gehört zu jenen Getreuen von Franziskus, die Zuversicht ausstrahlen: Diese Revolution gelingt. Aufgewachsen in der Stadt Lima am chemieverseuchten Fluss Rimac, habe er, sagt Barreto, die Natur erst finden müssen und damit einen tieferen Zugang zu Gott. Bei den Indigenen sei er in die klaren Gewässer eingetaucht, bei ihnen habe er buchstäblich gelernt, in den Fluss zu springen und sich ans andere Ufer tragen zu lassen. Den Machtkampf in seiner Kirche sieht der Jesuit gelassen. Denn die Macht, um die es hier gehe, sei nicht die Macht des Evangeliums. Barreto sagt, die Schöpfung zu verteidigen, heiße leiden und Jesus folgen bis zum Tod. Das mag in den Ohren westeuropäischer Christen pathetisch klingen. Barreto sagt es bescheiden lächelnd. Man versteht, was er meint, wenn man weiß: In seiner Heimat haben sie, weil er gegen die Minen und die Metallindustrie protestierte, schon einen Sarg mit seinem Namen darauf durch die Stadt getragen."
https://www.zeit.de/2019/44/amazonas-synode-katholische-kirche-regenwald-papst/komplettansicht

https://www.zeit.de/2019/42/synode-vatikan-bischofsversammlung-primin-spiegel-miseror

https://www.katholisch.de/artikel/23330-wie-pseudo-fragen-die-amazonas-synode-in-verruf-bringen-sollen

Twitter: Amazonassynode

https://twitter.com/Strack_C/status/1186255627867299841

„We conclude under the protection of Mary, Mother of the Amazon, venerated with various titles throughout the region.“ (Christoph Strack)
Pachamama

* neuer Katakombenpakt

Baumpflanzung im Vatikan zum Ausdruck des symbolischen Zusammenhangs von Einsatz des Heiligen Franziskus für die Natur und der Amazonassynode

Papst Franziskus gegen ein "Weiter so":
"[...] Queridos hermanos, sintámonos convocados aquí para servir, poniendo en el centro el don de Dios", pidió el Papa en su sermón, en el que llamó a no defender el status quo, sino a una "prudencia audaz" guiada por el Espíritu Santo. "Si todo permanece como está, si nuestros días están marcados por el 'siempre se ha hecho así', el don desaparece, sofocado por las cenizas de los temores y por la preocupación de defender el status quo", subrayó. "La prudencia no es indecisión, no es una actitud defensiva. Es la virtud del pastor, que, para servir con sabiduría, sabe discernir, sensible a la novedad del Espíritu. Entonces, reavivar el don en el fuego del Espíritu es lo contrario a dejar que las cosas sigan su curso sin hacer nada. Y ser fieles a la novedad del Espíritu es una gracia que debemos pedir en la oración", siguió. [...]
[Hauptaussage des spanischen Textes: "Liebe Brüder, lassen Sie uns hierher gerufen werden, um zu dienen und die Gabe Gottes in den Mittelpunkt zu stellen [...], nicht den Status quo zu verteidigen, sondern eine" kühne Klugheit", die vom Heiligen Geist geleitet wird. ]
https://www.lanacion.com.ar/el-mundo/el-papa-abrio-sinodo-panamazonico-denunciando-los-nid2294626

Thomas Seiterich: Die Amazonassynode: Wie Papst Franziskus die Kirche umbauen will
Zur Rolle der Frauen bei der Amazonassynode (spanisch)

Zur Kritik an der Amazonassynode

andererseits:
https://de.wikipedia.org/wiki/OTCA (Brasilien ist Mitglied)

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Visualisierung zu englischer Grammatik

https://www.youtube.com/watch?v=TO5Z13dMtUg

Russlands Einschätzung der "neuen Seidenstraße" Chinas (BRI)

"Die Haltung Moskaus zu Pekings Initiative bleibt positiv, auch wenn Russland in den vergangenen sechs Jahren seit Beginn der BRI nicht jenen Strom an chinesischen Investitionen erhalten hat, mit dem es gerechnet hatte. Bedenkt man jedoch, dass die Qualitätsanforderungen an die Investitionen ursprünglich recht streng waren und die Ziele einer "Beteiligung" an der chinesischen Initiative auf dem Gebiet der Geopolitik und des Aufbaus einer multipolaren Welt lagen, ist die Politik Moskaus hinsichtlich der BRI als effektiv zu bezeichnen. [...]
So war für jene Experten, die den "Wirtschaftsgürtel Seidenstraße" als Verkehrs- und Infrastrukturprojekt betrachten, von Anfang an die Befürchtung kennzeichnend, dass "die Seidenstraße an Russland vorbeiführen" könnte, dass nämlich die transkontinentalen Verkehrskorridore durch die Nachbarstaaten verlaufen könnten, u. a. auf überaus exotischen Routen. Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, dass zukünftige chinesische Investitionen zu Lasten einer möglichen Entwicklung Sibiriens und des Fernen Ostens vor allem auf dem Gebiet des europäischen Russland getätigt werden könnten, was zu einem Niedergang der Transsibirischen Eisenbahn und der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) führen würde.

Versteht man die BRI in einem weiteren Sinne und sieht in ihr vor allem Möglichkeiten für eine Investitionszusammenarbeit, so ist auch zu berücksichtigen, dass nicht alle chinesischen Investitionen als ein Segen wahrgenommen werden. So schätzen Experten aus Russland die Aussicht auf eine Gewährung "verknüpfter" Kredite, die von der chinesischen Seite losgelöst von einem etwaigen Nutzen für die russische Volkswirtschaft betrieben werden dürfte, kritisch ein.
In der Praxis fordert die chinesische Seite bei den Verhandlungen fast immer bestimmte "staatliche Garantien". Der Erhalt chinesischer Investitionen gegen derlei Garantien bedeutet, dass der Kreditgeber in dem Fall, dass ein Projekt sich kommerziell nicht lohnt und keinen Gewinn abwirft, die Zeche dennoch nicht wird bezahlen müssen. Hieraus ergibt sich angesichts des Umstands, dass die meisten Infrastrukturprojekte in Russland (aufgrund der niedrigen Bevölkerungszahlen und des geringen Marktvolumens) nicht rentabel sind, dass Russland praktisch mit seinem Geld die außenwirtschaftliche Expansion Chinas und eine Modernisierung der chinesischen Wirtschaft bezahlen würde.[...]
Der Kurs einer "imitierten Integration", den Moskau gegenüber der chinesischen "Belt and Road Initiative" eingeschlagen hat, ist recht erfolgreich gewesen. So gelang es Russland, höchst wichtige Aufgaben zu bewältigen, um der drohenden internationalen Isolation zu entgehen, ohne sich bei der Verwirklichung der Investitions- und Infrastrukturprojekte zu sehr von China einspannen zu lassen, wie das mit einer Reihe von Ländern geschieht, unter anderem im postsowjetischen Raum (etwa in Tadschikistan). Daher gibt es keinen Grund davon zu sprechen, dass Russland, wenn Peking die BRI verwirklicht, zu dessen Juniorpartner wird. Moskau verfolgt weiterhin eine souveräne Politik, indem es sowohl seine geopolitischen wie auch seine wirtschaftlichen Interessen wahrt."
http://www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/297996/analyse-die-neue-seidenstrasse-und-russland-zwischen-geopolitik-und-wirtschaft

Zur Seidenstraße jetzt auch:
https://www.zeit.de/2019/51/neue-seidenstrasse-china-globalhandel-machtpolitik-wirtschaftswachstum/komplettansicht ZEIT 5.12.19

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Friedenspreisrede von Sebastião Salgado

"[...] Nach den Massakern an den Tutsi durch die Hutu marschierte eine Tutsi-Armee aus Uganda und vor allem aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, in Ruanda ein. Wenige Monate später durchquerten rund 200.000 Flüchtlinge den Kongo in der Hoffnung, das Gebiet um Kisangani zu erreichen. Es war ein langer, beschwerlicher Fußmarsch von 500 Kilometern durch dichten Dschungel, und nur etwa 35.000 erreichten ihr Ziel. Als sie ankamen, breitete sich die Cholera aus und kostete viele weitere Leben. Ich begleitete das Team des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen in eines der Lager, und nach seiner Abreise blieb ich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kisangani.
Es war entsetzlich. Flüchtlinge, erschöpft, krank, verhungernd; überall war der Tod; das grauenhafte Geräusch der Bagger, die Leichen in Massengräber schoben. Jeder Funke von Menschlichkeit schien erloschen zu sein. Ich sah einen Mann, der ein kleines Paket im Arm trug, während er mit einem anderen Mann redete. Als er die Grube erreichte, warf er die Leiche seines eigenen Kindes hinein, ohne das Gespräch zu unterbrechen. Ich konnte nicht aufhören, zu fotografieren. Ich wollte, dass die Bilder Zeugnis ablegten über das Grauen, das sich vor meinen Augen abspielte und das die Weltgemeinschaft wissentlich ignorierte. Am dritten Tag schickte mich der Grundschuldirektor, bei dem ich wohnte, weg. Ich sei weiß, sagte er, und „sie wollen dich töten“. Ich reiste um drei Uhr morgens ab. Der Lehrer hatte mir das Leben gerettet.
Die Überlebenden der 35.000 Hutu wurden von einer örtlichen Pro-Tutsi-Guerilla gezwungen, dorthin zurückzugehen, wo sie hergekommen waren. Es war die Hölle auf Erden. Alle 35.000 Hutu verschwanden, ermordet im kongolesischen Dschungel. Der Anblick der Fotos, die ich gemacht habe, ist nur schwer zu ertragen, und es hat tiefe Narben in meinem Gedächtnis hinterlassen. Es sind diese Flüchtlinge, die Toten, aber auch die Überlebenden, die niemals vergessen werden, was sie erlebt haben. Mit ihnen möchte ich diesen Preis heute teilen. [...]
Zur Zeit der Ankunft der Europäer im Jahr 1500 lebten schätzungsweise vier bis fünf Millionen von ihnen in dem Gebiet, das heute Brasilien umfasst. Heute sind es noch 310.000, die sich auf 169 Stämme verteilen und mehr als 130 Sprachen sprechen. Die Dezimierung der indigenen Völker in Nord- und Südamerika, von Alaska bis Argentinien, ist eine der größten demographischen Katastrophen der Geschichte. Und doch gibt es laut FUNAI immer noch 103 indigene Gruppen im brasilianischen Amazonas-Gebiet, die bisher keinen Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft hatten. Es sind Überlebende der Vorgeschichte der Menschheit.
Auf vielen Reisen in den letzten Jahren habe ich bei einem Dutzend verschiedener Amazonas-Stämme gelebt. Während dieser Aufenthalte habe ich ein außergewöhnliches Maß an Vertrauen und Respekt genossen. Auch mit meinen Freunden aus dem Regenwald möchte ich diesen Preis heute teilen. [...]
Lélia hat mich zur Fotografie gebracht.
Gemeinsam haben wir schwere Jahre des Exils erlebt.
Lélia Deluiz Wanick Salgado ist es, die unsere Bücher gestaltet, die Umschläge auswählt, das Layout macht, die Fotos und Texte zusammenstellt. Auch zurzeit arbeitet sie an einem neuen Buch über Amazonien.
Lélia hat mir durch ihre Liebe das Leben gerettet, als ich aus Ruanda kam, ein gebrochener Mann, heimgesucht vom Blut und vom Tod, dem ich begegnet war. [...]
Liebe Lélia, dieser Preis gehört genauso dir wie mir."

Sebastião Ribeiro Salgado Júnior 

https://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/1244997/

Dienstag, 22. Oktober 2019

Nidwalden heute und in Gottfried Kellers "Verschiedene Freiheitskämpfer"

https://www.fr.de/politik/wahl-schweiz-nidwalden-droht-siegeszug-rechtspopulisten-13131252.html

Die Truppen der Französischen Republik drangen 1798 ind die Schweiz ein, um sie zu "befreien".
"Als im Frühjahr 1798 die fünfhundertjährige schweizerische Eidgenossenschaft unterging durch die schuldvolle Ratlosigkeit der alten Regenten, durch ihre leichtfertig verspäteten Zugeständnisse, durch die Unwissenheit und Unverständigkeit der Revolutionäre und ihren sittlichen Mangel an nationalem Selbständigkeitsgefühl, endlich durch den gewissenlosen Einbruch eines sogenannten französischen Befreiungsheeres [... gaben alle Kantone gegenüber der Übermacht auf
Nur das grünschattige Nidwalden am tiefen Waldstättersee hielt zuallerletzt ganz allein an sich selber fest, verlassen sogar von seiner Zwillingshälfte Obwalden. Ein Völklein von kaum zehntausend Seelen, konnte und wollte es nicht glauben, daß es ohne die äußerste unbedingte Aufopferung von seiner halbtausendjährigen Selbstbestimmung lassen und in der Menschen Hand fallen solle, ohne vorher zu Boden geworfen zu sein im wörtlichsten Sinne. Alle Weltklugheit, alle Vernunftgründe für leibliche Erhaltung verschmähend, stellte es sich auf den ursprünglichen Boden reiner und großer Leidenschaft, nicht für eine Tagesmeinung, sondern für das Erbe der Väter, für Menschenwert so recht im einzelnen, von Mann zu Mann. Drei Dinge werden hauptsächlich geltend gemacht, um diese Erhebung von zweitausend waffenfähigen Männern gegenüber nicht nur der übrigen Schweiz, sondern der »großen Nation«, die soeben Europa besiegt hatte, zu verdammen: erstens die Hoffnung auf östreichische Hilfe, zweitens der religiöse Fanatismus und der Einfluß der Priester und drittens eben die gänzliche Hoffnungslosigkeit des Aufstandes. Allein was den ersten Vorwurf angeht, so trifft der Fluch nicht den, welcher den zweiten Fremden ins Land wünscht, sondern den, welcher den ersten hereingerufen hat. Was den zweiten Punkt anbelangt, war es Tatsache, daß die Franzosen, welche die Verfassung ins Land gesendet, ihre Kirchen geschlossen und die Priester vertrieben hatten; Grund genug, wenn man unparteiisch sein will, für die Zukunft Ähnliches zu fürchten. Dies Völkchen in seinem todesmutigen Entschlusse faßte eben alles zusammen: die geistliche und weltliche Existenz, wie sie ihm Ehrensache war. Das beste Sinnbild für diese Stimmung sind jene nidwaldenschen Jungfrauen, welche die Waffen und den Tod wählten, um Religion, Heimat, Freiheit und die persönliche jungfräuliche Ehre, alles wie einen einzigen Begriff, zu retten. [...]
Auf all den Schlachtfeldern der Schweiz, Italiens und anderwärts, wohin die Nidwaldner ihre Leute gesandt, hatten sie durch die Jahrhunderte bis zur Stunde noch nicht tausend Mann verloren, und fast jeder einzelne, der gefallen, war wohlbekannt gewesen und in den Jahrzeitbüchern verzeichnet. Heute verloren sie die größte Zahl, und das Tausend wurde voll; aber es fielen an diesem Morgen über zweitausend Franzosen, mehr als die Unterwaldner Streiter zählten.
Um Mittag war der Widerstand vorüber, die Männer schlugen sich fechtend durch, und die Franzosen, wütend über diesen Widerstand, begannen das bekannte Morden der Frauen, Greise, Kranken und Kinder und füllten das grünschattige Land mit Asche und Trümmern, die nach sechs Jahren noch zu sehen waren. [...] Da kam über einen Kreuzpfad her ein einzelner Franzose gelaufen, welches niemand als unser Peter Dümanet war, wie betrunken und seltsamer ausstaffiert als je. Er hatte anfänglich wohlmeinend das Land betreten und mit gemäßigter Fechtart diese Störrigen und Unwissenden zur Freiheit führen wollen. Bald aber, als er mit Tausenden, von wenigen Männern zurückgeschlagen, nur mit großem Verlust wieder vordringen konnte, als er selbst zu sechs und sieben vor einem einzelnen weichen mußte, als er an die zwanzig Jungfrauen zu Winkelried tot in einer Reihe liegen sah, auf ihren blutigen Sensen, drehte sich sein Verstand um, und er durchraste ohne Besinnung Tal und Höhen, so daß er sich verlor und am Bürgenberge verirrte. Sein Hut war mit geraubten Silberpfeilen aus den Haaren der Nidwaldnerinnen besteckt, sein Tornister mit abgeschnittenen Zöpfen, mit den roten oder weißen Bändern durchflochten, behangen, und um den Hals trug er eine Anzahl silberner Göllerketten. Mit einem Sprunge stürzte er sich auf den daherschwankenden Aloisi, setzte ihm das Bajonett auf die Brust und erklärte ihn zu seinem Gefangenen, der ihm den Weg über den Berg weisen solle; auch gab er ihm ein ziemlich schweres Säckchen zu tragen, welches er an seinem Säbelgriff hängen hatte. Aloisi gehorchte geduldig und ging vor ihm her, nachdem ihm der Franzose den Büchsenlauf genommen und weggeworfen hatte. Denn er überlegte sofort, daß er so am besten gleichzeitig mit dem Feind sein Haus erreiche. So mühte er sich denn ab, vor demselben herzugehen, wobei Dümanet ihn von Zeit zu Zeit mit dem Kolben sachte vorwärts stieß. In einem Hohlweg, der zwischen prächtigen Buchen hinführte, stießen sie auf einen toten Franzosen. Mit einem Fluche stieß Dümanet seinen Führer über die Leiche hinweg, als sie es nicht weit von da purpurrot durch das goldene Abendgrün der Buchen leuchten sahen. Auf dem grünen Sammet des Mooses gebettet, das den ganzen Pfad überzog, lag Allwegers Frau da mit erblaßtem Gesichte, von der niedergehenden Sonne überstrahlt. Ihr roter Rock, ihre roten Strümpfe zeichneten ihren schlanken Wuchs; ihr mit Seidenblumen reich gesticktes Brustkleid war von Bajonettstichen zerrissen und durchbohrt, gleich einem Rosengärtchen, das durchgepflügt worden ist; aber die mit blauen und roten Steinen besetzten Ketten und Spangen hingen noch darum, das Haar war noch fest geflochten und wie eben erst aufgebunden, der Pfeil, in dessen Glassteinen ebenfalls die Abendsonne blitzte, steckte noch darin, sie war also unberaubt und hatte sich wahrscheinlich gegen mehrere verteidigt, von denen der vorher tot Gefundene einer gewesen.
Aloisi erkannte seine Frau augenblicklich, wie sie am Eingange des Waldes hoch über dem See lag, der unten dämmerte, und im Angesicht der stillen Gebirge. Er zitterte bis in das innerste Leben hinein, aber er tat nicht, als ob er die Leiche sehe, und wollte vorüberschwanken. Doch der Franzose schrie: »Halt!« Er hatte eine neue Art von Trophäe entdeckt, die er noch nicht besaß, nämlich die Sonntagsschuhe der Klara, welche, sonst ziemlich fein, nach damaliger Sitte mit hohen eisernen Absätzen, sogenannten Tötzeli, versehen waren. Schnell streifte er sie der Toten von den Füßen und gab sie hastig dem armen Aloisi zu halten, um auch noch den übrigen Schmuck zu nehmen. Kaum aber hatte Aloisi Allweger die teuren Schuhe in der Hand, so durchströmte ihn seine letzte Kraft. Er faßte den Franzosen unversehens am Kragen, schlug ihm die Schuhe mit den eisernen Absätzen so gewaltig über das Haupt, daß er sofort zusammensank, und stieß ihn unverweilt über den Berg hinaus, daß er turmhoch mit all seinem Schnickschnack in den tiefen See fiel und ohne einen Laut untersank. Gleich darauf lag Aloisi bewußtlos über seiner toten Frau und wurde am andern Tage, als durch das Eintreffen Schauenburgs wieder einige Menschlichkeit herrschte, für tot gefunden. Er kam jedoch mit dem Leben davon und lebte, nach vielerlei Schicksalen, noch lange Jahre, aber in sich gekehrt und traurig.[...["
https://gutenberg.spiegel.de/buch/nachgelassene-erzahlungen-3379/1



Freitag, 18. Oktober 2019

Kurzinfo: Aus der Klimageschichte

Dass das Klima in den letzten gut 10 000 Jahren relativ einheitlich war, begünstigte die Entstehung von Landwirtschaft und Viehzucht. Zwar gab es auch in dieser Zeit einige größere Schwankungen, so spricht man von der Zeit von etwa 1400 bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts von der Kleinen Eiszeit, in der es besonders während ihres Höhepunkts von etwa 1570 bis 1670 zu Ernteausfällen, die zu großen Hungersnöten führten. Doch diese Schwankung war weit geringer als die uns jetzt drohende (falls das 2-Grad-Ziel nicht eingehalten werden kann).
Im Vergleich zu der Sturtischen Eiszeit vor etwa 700 Millionen Jahren war das freilich recht harmlos, denn damals war vermutlich weit über die Hälfte der Erde zugefroren und die Perioden besonderer Kälte dauerten mehrere Millionen Jahre.
Freilich die Warmzeiten waren ähnlich katastrophal. Die Letzte Warmzeit, die vor etwa 250 Millionen Jahren begann, führte zu Temperaturanstiegen der mittleren Erdtemperatur von bis zu 8 Grad. Die darauf folgende Abkühlung vor 34 Millionen Jahren führte zu einem ungeheuren Artensterben, freilich auch zur Entstehung ähnlich vieler neuer Arten. Im Bereich der Säugetiere waren es etwa 60% der Arten, die ausstarben, und 60% neue Arten. Man spricht daher auch vom Arten- oder Faunenaustausch. Das Aussterben einer einzelnen Säugetierart wie der Menschheit erscheint demgegenüber - freilich nur in erdgeschichtlicher Sicht - relativ belanglos.
Daher muss man genau hinhören, wenn jemand darauf hinweist, dass eine Temperaturschwankung von über 2 Grad in der Erdgeschichte immer wieder aufgetreten sei und man sie insofern nicht so ernst zu nehmen brauche.

Trauer

für Trauernde

für Tröstende

Bestattung

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Kurzinfo: Treibhausgase

Die Treibhausgase, insbesondere Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Ozon (O3) und Lachgas (N2O) machen nur einen verschwindend kleinen Anteil unserer Atmosphäre aus, haben aber einen entscheidenden Einfluss auf den Treibhauseffekt.
Dabei hat Wasserdampf mit 0,25% den größten Anteil. Der größte Anteil entsteht aufgrund des natürlichen Wasserkreislaufs, doch weil aufgrund menschenverursachten weltweiten Erwärmung mehr Wasser verdunstet, ist bei ihm die Rückkopplung besonders stark. In der Stratosphäre kommt er natürlich kaum vor; er entsteht zu einem erheblichen Anteil durch den Flugverkehr. Deshalb wird dieser von Klimaaktivisten besonders stark kritisiert. 
Bisher wird die Zunahme von CO2 aufgrund der Verbrennung fossiler Energiespeicher besonders kritisch gesehen, doch Methan und Lachgas könnten im Falle der Auflösung des Permafrosts zu einem wichtigen Kippelement werden.
Methan  ist 25 mal wirksamer als CO2 und macht schon jetzt 20% des menschenverursachten Treibhauseffekktes aus. Es entsteht zum einen bei der  Tierproduktion (z.B. bei Wiederkäuern wie RindernSchafen und Ziegen), in Klärwerken und Mülldeponien. Doch 50% sind auch der Industrie zuzurechnen,  so wenn es bei Förderung, Transport und Verarbeitung z.B. von Erdgas und bei der unvollständigen Verbrennung beim Abfackeln von technisch nicht nutzbaren Gasen freigesetzt wird.
Lachgas ist sogar rund 300 mal so wirksam auf den Treibhauseffekt wie CO2, es entsteht vor allem in der Landwirtschaft, insbesondere durch Überdüngung aufgrund der Einbringung von zu viel Gülle.

Die Treibhausgase (abgesehen von Wasserdampf) machen nur 0,04% der Erdatmosphäre aus und deshalb erscheint eine Erhöhung des Anteils von Kohlendioxid um 44% im Blick auf das Gesamtvolumen verschwindend gering.  Das wird von Leuten, die die Gefahren des Klimawandels kleinreden wollen, oft dazu benutzt durch das Nennen von extrem geringen Anteilen den Eindruck der Harmlosigkeit zu verbreiten. Dabei wird aber verschwiegen, dass der CO2-Anteil seit mindestens 800 000 Jahren noch nie so hoch war wie heute.

Die vorhergehenden Kurzinfos zum Klimawandel finden Sie hier.

Kurzinfo: klimagefährdende Rückkopplung oder Kippelemente

Zwei besonders klimagefährdende Rückkopplungen sind schon länger bekannt: das Abschmelzen des Eisschildes an Nord- und Südpol und die Auflösung des Dauerfrosts in polarnahen Gebieten.
Der polare Eisschild führt dazu, dass einströmendes Sonnenlicht, das auf die weiße Fläche betrifft, weitgehend zurück gestrahlt wird. Wenn sich die Eisfläche verkleinert, wird weniger Wärme abgestrahlt und die Atmosphäre erwärmt sich weiter. Inzwischen brechen immer größere Flächen des Grönlandeises und des Eisschildes der Antarktis ab und schmelzen dann im Meerwasser weiter ab. So gibt es schon Eisberge die größer sind als Belgien.


In diesem Sommer wüteten in Sibirien mehr und größere Feuer, als je zuvor beobachtet wurden. Das hängt mit der allgemeinen Temperaturerhöhung zusammen und führt dazu, dass der Boden bis in größere Tiefen auftaut, als es sonst im Sommer geschieht. Dadurch wird Methan, das bisher im gefrorenen Boden gespeichert war, freigesetzt. Methan ist ein Treibhausgas mit der 25-fachen Wirkung von CO2. Wenn so viel frei gesetzt würde, dass es den Treibhauseffekt merklich verstärkt, käme es wie beim Abschmelzen des Eisschildes ebenfalls zu einer positiven Rückkopplung. Wenn dieser Prozess eingesetzt hat, verstärkte er sich, selbst wenn die Menschheit inzwischen völlig klimaneutral lebte. Deshalb spricht man von einem Kippelement: Das Klima würde umkippen und die Erderwärmung würde extrem.


Professor Schellnhuber über Kippelemente (Youtube)

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Rückkopplung

Mit Rückkopplung bezeichnet man das Phänomen, dass ein Vorgang auf sich selbst einwirkt und sich dadurch verändert. Am deutlichsten ist das vielleicht bei einer Lawine zu erkennen. Wenn etwas Schnee in Bewegung kommt, reißt er beim Abrutschen weiteren Schnee mit sich, je mehr Schnee rutscht, desto mehr reißt er mit sich. Im täglichen Alltag erleben wir Rückkopplung immer dann, wenn ein Mikrophon zu stark ausgesteuert wird und deshalb zu pfeifen beginnt. Zunächst verstärkt das Mikrophon nur die Raumgeräusche, dann verstärkt es das leise Pfeifen des Lautsprechers, bis ein quälender Pfeifton entsteht. Eine Rückkopplung die einen Vorgang (oder ein Signal) verstärkt, nennt man positive Rückkopplung.
In der Natur ist freilich die entgegengesetzte Rückkopplung, die sogenannte Gegenkopplung oder negative Rückkopplung häufiger. Das vielleicht bekannteste Beispiel dafür ist das Verhältnis von Räuber und Beute. Kaninchen vermehren sich "wie die Karnickel". Dass sie in der freien Natur trotzdem nicht überhand nehmen, liegt daran, dass sie natürliche Feinde haben. Je mehr Kaninchen es gibt, desto leichter fällt es ihren Feinden, sie zu fangen und zu fressen. Dann können sich die Feinde so vermehren, dass die Kaninchen weniger werden. Die Feinde bekommen weniger zu fressen, vermehren sich weniger, fressen weniger, so lange, bis die Zahl der Kaninchen wieder zunimmt.
Was hat das mit dem Klima zu tun?
Im natürlichen Kreislauf werden positive Rückkopplungen immer wieder durch Gegenkopplung gebremst. Der zunächst nur geringe Einfluss der Menschen, hat dies Gleichgewicht aber gestört.

Der Treibhauseffekt

Der Treibhauseffekt ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich auf der Erde Leben entwickeln konnte. Denn ohne ihn würde die auf die Erde treffende Sonnenstrahlung so weitgehend wieder abgestrahlt, dass auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von minus 19 Grad Celsius herrschte und es kein flüssiges Wasser gäbe.
Der Effekt entsteht dadurch, dass die Erdatmosphäre (unsere Luft) nicht nur aus Stickstoff (ca. 78%) und Sauerstoff (ca. 21%), sondern auch aus kleinen Mengen Wasserdampf, Edelgasen und Treibhausgasen besteht, die Wärme speichern können und so verhindern, dass die Wärme vollständig wieder abgestrahlt wird. Deshalb herrscht auf der Erde eine durchschnittliche Temperatur von 14 Grad.
Seit der Industriellen Revolution haben die Menschen freilich in den natürlichen Kreislauf eingegriffen, indem sie die in  Jahrmillionen entstandenen und in der Erdkruste gespeicherten Energieträger verbrannt und damit der Atmosphäre laufend etwas mehr  CO2 (Kohlendioxid) hinzugefügt haben. Dadurch hat sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde im Laufe der Jahrhunderte um etwa 1 Grad erhöht.
Damit setzten Rückkopplungseffekte ein, die den bisherigen Kreislauf veränderten.

Einen sehr gut verständlichen Artikel zum gesamten Thema Klimawandel findet man im Internet-Kinderlexikon Klexikon.

Historischer Kontext

https://www.schnell-durchblicken2.de/historischer-kontext

Dienstag, 15. Oktober 2019

Über Gespräche mit "besorgten Bürgern"

https://threadreaderapp.com/thread/1183645246003056640.html

Das nehme ich ihm ab.
Aber es ist die Frage, ob es nicht hilfreich wäre, wenn es gelänge, einmal Vorurteile nicht bestätigt zu sehen, und das dokumentiert würde.
Aufzuzeigen, wie es dazu kam, wäre vermutlich lehrreich.

Wann Greta Thunberg den Nobelpreis annehmen sollte

Wenn sie selbst davon überzeugt ist, dass der Durchbruch geschafft ist.

Ich bin überzeugt, der Preis wird ihr mindestens 10 Jahre vorher zugesprochen.
Freilich, das kann noch dauern.

Montag, 14. Oktober 2019

Schleichwerbung im Klassenzimmer

Schleichwerbung im Klassenzimmer, Spiegel online 11.10.19

Firmen verteilen Unterrichtsmaterialien mit Produktwerbung. Die Kultusministerien geben die Verantwortung an die LehrerInnen ab.

Lobbyismus an Schulen taz.de 11.11.15



Das Barcamp-Buch

Jöran Muuß-Merholz: Das Barcamp-Buch (2019) für jeden zum Nachlesen frei
zugänglich.
Zu einer Inhaltsübersicht sieh auch: Bob Blume: DIGITAL: Kostenloser
Buchdownload „Barcamps und Co.

Freitag, 11. Oktober 2019

Donald Trump: 43 Frauen werfen dem Präsidenten sexuelle Übergriffe vor

https://www.fr.de/politik/vorwuerfe-donald-trump-us-praesident-soll-hinter-einem-wandteppich-versteckt-frauen-zr-13105037.htm

AnwärterInnen auf den Friedensnobelpreis

https://www.zeit.de/politik/2019-10/bekanntgabe-nobelpreistraeger-friedensnobelpreis-2019-livestream

Der Preis geht an den äthiopischen Regierungschef Abiy Ahmed.

Ob das Nadia Murad gegenüber gerecht ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Sicher aber ist es im Sinne der Bewegung Fridays for Future, denn so wird einerseits die Personalisierung auf Greta Thunberg nicht verstärkt und andererseits der Preis nicht vorschnell vergeben, bevor die Stunde der Bewährung kommt, wie das bei der EU und Obama gesehen werden kann.
Außerdem bleibt noch ein bisschen Spannung erhalten, wer für den Kampf für den Klimaschutz ausgezeichnet werden wird und ob das schon in den kommenden Jahren der Fall sein wird oder erst, wenn die kritischen kommenden Jahre abgelaufen sind.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Regression zum Mittelwert

Nach einem überdurchschnittlichen Erfolg ist eher damit zu rechnen, dass das nächste Ergebnis schlechter wird. Nach einem schlechten Ergebnis damit, dass das nächste Ergebnis besser wird.  Denn es gibt immer einzelne Umstände, die den außergewöhnlichen Erfolg begünstigt haben und die nicht gleich bleiben, wie es besondere Umstände für das schlechte Ergebnis gibt, die sich nicht zu wiederholen brauchen.  (Daniel Kahneman in "Schnelles Denken, langsames Denken", S.219ff.)
Also ist grundsätzlich eine Regression in Richtung Mittelwert zu erwarten.
Das erklärt auch, weshalb die amtierenden Fußballweltmeister bei der nächsten Meisterschaft meist deutlich schlechter abschneiden.
Andererseits gibt es bei einzelnen Sportlern die Erscheinung, dass sie weit häufiger als Mannschaften mehrere Meisterschaften hintereinander gewinnen. Da wird der Grund darin liegen, dass sie ihre Leistungsfähigkeit dauerhaft erhöht haben. 
Innerhalb eines einzelnen Turniers ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf einen Erfolg ein zweiter folgt, aus einem psychologischen Grund freilich oft höher, weil das Selbstvertrauen wächst. - Aber das hat nichts mit Statistik zu tun. 

Literaturnobelpreise für Olga Tokarczuk und Peter Handke

https://www.sueddeutsche.de/kultur/nobelpreis-literatur-literaturnobelpreis-1.4634680


Literaturnobelpreise für Olga Tokarczuk und Peter Handke
Neues Vertrauen in die Urteilskraft FAZ

Würdigung von Olga Tokarczuk: Die Raumzeitreisende, ZEIT 10.10.19
Die Provinz zur Heimat machen, Spiegel online
Phantasie und Provokation FAZ

Zu Peter Handke

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Munch, Knausgard, und ein Rezensent

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/karl-ove-knausgard-edvard-munch-16418294.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Man sieht Bilder von Munch, Textpassagen von Knausgard und erfährt vom Rezensenten, dass sie seiner Meinung nach nicht zueinander passen.

 stört sich an der Behauptung "Munchs Kunst ist wie wir."  und fragt: "Aber stimmt das? Und wer ist wir?"

Zweifellos ist er nicht Knausgard, ich auch nicht. Ich denke außer Munchs Kunst ist nichts wie sie. Anscheinend will Knausgard etwas anderes sagen.
Wer sich selbst ein Bild machen will, kann Reicherts Text lesen. 

Ich habe die Bilder gesehen. Die fand ich interessant.

Mehr zu Munch:
https://www.spiegel.de/geschichte/kunst-geschichten-a-946890.html
Zitat:
"Zum Weiterlesen:
Mehr Informationen über das Edvard-Munch-Haus in Warnemünde erhalten Sie  hier.
Das  Munch Museum in Oslo stellt eine umfangreiche Sammlung der Werke des Künstlers aus." (Link vebessert)

Suppenhand wechseln

Im übertragenen Sinne bedeutet es so viel wie: Wenn du angestrengt bist von deiner jetzigen Lebenssituation, solltest du versuchen einen anderen Weg einzuschlagen bzw. dein Leben zu verändern.
sieh:
https://www.gutefrage.net/frage/was-bedeutet-das-sprichwort-die-suppenhand-wechseln?foundIn=expert-mail

Das Bankengeheimnis schützt Steuerflüchtlinge nicht mehr so recht

  • "Viele Steueroasen informieren Länder wie Deutschland automatisch über Bankguthaben, die Bundesbürger dort besitzen.
  • Das ist zum ersten Mal für das Steuerjahr 2017 geschehen, und es geht um viel Geld: Der Bundesrepublik wurden Erträge in Höhe von fast 39 Milliarden Euro gemeldet."
  • (SZ 9.10.19)

Dienstag, 8. Oktober 2019

Deutsche Bahn und Klimapaket

https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-09/deutsche-bahn-klimapolitik-klimapaket-puenktlichkeit-faq

Wie kann der Übergang zur Nachhaltigkeit gelingen?



"Wir sind alle in einem Suchprozess. Was ist das gute Leben des 21. Jahrhunderts und wie kriegen wir unsere Alltagsstrukturen und -praxis entsprechend umgebaut? Dafür müssen wir ganz viele Automatismen aufbrechen und uns ständig weiter ermutigen. Wir sollten aufhören, uns immer gegenseitig zu beschuldigen. [...]
In der Transformationswissenschaft heißt es: es braucht eine ordentliche Krise, damit tiefe Veränderung passiert. [...]
Politisch sind das die Fenster der Möglichkeit für große Würfe. Und ich glaube schon, dass heute in Teilen der Bevölkerung die Bereitschaft dafür vorhanden ist, wenn dieser Wurf klug unterschiedliche Krisensymptome gemeinsam angeht. Aber dann muss es auch wirklich ein großer Wurf sein, sonst ist es bloße Augenwischerei. [...]
In Transformationszeiten funktioniert das alte System nicht mehr gut, aber man kriegt noch nicht so richtig in den Griff, was genau das Neue ist. [..] Wichtig sind in solchen Momenten glaubwürdige Erzählungen über das Neue und Übergangsrituale, die Stabilität geben."

(Maria Göpel im Interview, Das Magazin der Grünen 3/2019, Seite 10/11 - Hervorhebungen von Fontanefan)

Spuck aus dein Mitgefühl!

"Spuck aus den Mitgefühl, es schmeckt nach Blut!" (Heiner Müller: Philoktet, 1958/64)

Freitag, 4. Oktober 2019

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Universitäten müssen Forschung und Lehre verbinden

Die universitäre Lehre muss der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen. Von Armin Nassehi

"[...] Der Exzellenzwettbewerb ist ein Wettbewerb um Forschungsstärke. Es sind Forschungsverbünde, wichtige Fragestellungen und eine forschungsförderliche Infrastruktur, für die Universitäten ausgezeichnet werden und sich Exzellenzuniversitäten nennen dürfen. [...] 
Universitäten sind aber keine reinen Forschungseinrichtungen. Sie haben auch Aufgaben in der Lehre und werden von eher forschungsfernen Beobachtern sicher in erster Linie als Bildungsanstalten wahrgenommen. Ihre Leistung für die Gesellschaft besteht vor allem darin, wissenschaftlich, wenigstens akademisch ausgebildetes Personal unterschiedlicher Fachrichtungen bereitzuhalten, das damit Voraussetzungen dafür mitbringt, in Organisationen anderen Typs entsprechendes Wissen anzuwenden. Dies ist eine wichtige Leistung – und an Universitäten soll diese Ausbildung forschungsnah erfolgen, damit die Absolventen auch lernen, dass Wissen nicht einfach vorhanden ist, sondern in seiner Genese von Voraussetzungen abhängig ist. [...]"

Flüchtlingsarbeit

Flüchtlingsarbeit vor Ort:
Bericht von der europäischen Grenze: Die Unsichtbaren und die Durchgangsstation
"[...]
Die Unsichtbaren 
Ganz in der Nähe des Info-Parks befindet sich eine erste Anlaufstelle (One-Stop-Point) des serbischen Kommissariats für Flüchtlinge und Migration, die ihr Augenmerk vor allem auf minderjährige, unbegleitete Geflüchtete hat. Und davon scheint es dem Augenschein nach etliche zu geben. Betreut werden aber auch Familien, die maximal ein bis zwei Nächte in der Anlaufstelle bleiben können. Dafür wurden einige Zimmer eingerichtet, die mit Betten vollgestellt sind. Von der Anlaufstelle werden die Geflüchteten weitergeleitet in die derzeit 18 Lager, die es verteilt über das serbische Staatsgebiet gibt. Der Leiter der Einrichtung, Srdan Ristic, erläutert unserer Gruppe, dass nicht alle in den Flüchtlingslagern ankommen. Etliche setzen sich unterwegs ab und versuchen, auf eigene Faust weiterzuziehen. Offiziell leben derzeit 4.000 Flüchtlinge in Serbien. Doch es gibt – so sagen die Serben – viele „Unsichtbare“, Menschen, die offiziell nicht registriert sind und für die Serbien nur eine Durchgangsstation ist. Für die kalten Wintermonate rechnen die serbischen Stellen damit, dass tausende Geflüchtete aus Bosnien zurückkommen werden, weil sie in Serbien bessere Bedingungen vorfinden. Dann werden es vermutlich 10.000 und mehr sein. [...]

Tod mit Ansage

Kurz bevor wir zum One-Stop-Point des Kommissariats für Flüchtlinge und Migration aufbrechen, erreicht uns die Nachricht, dass auf der griechischen Insel Lesbos bei einem Brand im Flüchtlingslager Moria zwei Menschen - eine Mutter und ihr Kind – ums Leben gekommen sind. Vor zwei Jahren war Moria einer der Ziele der Begegnungsreise. Schon damals war das für 3.000 Menschen ausgelegte Lager mit über 6.000 völlig überfüllt. Schon damals herrschte eine qualvolle Enge. Schon damals haben wir uns gefragt, warum eigentlich so wenig passiert. Heute sind dort über 12.000 – und welches Wort soll man wählen? – untergebracht oder eingepfercht. Dass jetzt zwei Menschen ihr Leben verloren haben, erscheint uns als ein Tod mit Ansage."

Naomi Klein über das Potential einer Bewegung für Klimaschutz

Durch "Gespräche mit anderen Mitgliedern der wachsenden Klimagerechtigkeitsbewegung erkannte ich, dass der Klimawandel auf vie­lerlei Arten ein Katalysator für positiven Wandel werden könnte - indem er den progressiven Kräften das beste Argument überhaupt dafür liefert, den Wiederaufbau und die Wiederbelebung der regionalen Wirtschaft zu fordern; unsere Demokratien dem zerstörerischen Einfluss der Konzerne zu entreißen; gefährliche neue Freihandelsabkommen zu blockieren und alte umzuschreiben; in die unterentwickelte öffentliche Infrastruktur wie Massenverkehrsmittel und bezahlbaren Wohnraum zu investieren; die Privatisierung wichtiger Dienstleistungen wie die Energie- und Wasser­versorgung rückgängig zu machen; unser krankes Landwirtschaftssystem durch ein gesünderes zu ersetzen; Grenzen für Einwanderer zu öffnen, die wegen der Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlassen mussten; end­lich die Landrechte der indigenen Völker anzuerkennen - all das würde dazu beitragen, das groteske Maß an Ungleichheit in und zwischen unse­ren Ländern zu beenden. [...]
Und ich begann, Anzeichen [...] dafür zu erkennen, dass die drohende Klimakrise die Grundlage für eine mächtige Massenbewegung bilden könnte, wenn die verschiedenen Zusammenhänge auf breiterer Ebene erkannt würden. Eine Massenbewe­gung, die all die scheinbar unzusammenhängenden Probleme zu einem kohärenten Bild vereinen würde. "
(Naomi Klein: Die Entscheidung Kapitalismus vs. Klima, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2015)

Sieh auch:
Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung aus der Sicht von 40 Jahren darauf
„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Johnsons Verhandlungen mit der EU und erneute Prorogation des Parlaments

Erneute Prorogation des Parlaments, aber für eine übliche Zeit, und Verhandlungen
(Laufender Bericht der FR vom 2.10,19)

DDR-Geschichte: Auf dem Mifa-Rad zum Ostseestrand

DDR-Geschichte: Auf dem Mifa-Rad zum Ostseestrand von Susan Kreller ZEIT 2.10.19

"[...] Ich komme aus Plauen, einer mittelgroßen Stadt im sächsischen Vogtland, mein Kindergarten hieß "Sozialismus siegt". Manche sagen, in Plauen habe die Wende begonnen. Fünfzehntausend Menschen sind damals, am 7. Oktober 1989, auf die Straße gegangen, es war die erste richtige Großdemonstration gegen das DDR-Regime. Kann sein, dass ich danach nie wieder so viel Mut auf einmal gesehen habe.
Aber wie könnte ich in einem Buch von solchen Dingen erzählen, noch dazu für ein junges Lesepublikum? Und überhaupt: Wie lässt sich die DDR in Sprache übersetzen?
Wie erzählt man von einem Land, das es nicht mehr gibt und das in so vielen Menschen trotzdem weiterhämmert, weiteratmet, weiterweint? Wie schreibt man das Schweigen in die Geschichten und wie die Würde? Wie fügt man all dem Farblosen, Dunklen und Trennenden, das so oft mit der DDR verbunden wird, etwas Buntes, Helles, Verbindendes hinzu? Wie schickt man die Klischees aus den Geschichten und lässt den Schmerz darin? Wie erzählt man von Einschränkung, perfider Überwachung und Diktatur, aber ebenso von Freundschaft, Gemeinschaft und Wärme? Wie zeigt man die Unterschiede zwischen DDR und Bundesrepublik auf, aber auch die vielen Gemeinsamkeiten? [...]"

Dienstag, 1. Oktober 2019

gesunder Menschenverstand

Dei Verwendung des Ausdrucks "gesunder Menschenverstand" hat in politischer Rede zugenommen; freilich nicht im Sinne des britischen common sense, sondern als Kampfbegriff gegen die Anderen. Ganz wesentlich ist das auf Politiker der AfD zurückzuführen. Darauf weist Maximilian Probst in der ZEIT vom 26.9.19 hin.

So formuliert Jörg Meuthen: "Linksgrüne Hypermoral und gesunder Menschenverstand scheinen unvereinbare Gegensätze zu sein."
Alexander Gauland: "Im Wahlprogramm der Grünen ist so gut wie kein gesunder Menschenverstand zu finden."
Alice Weidel: "Der Fall Sami A. zeigt in erschreckender Weise auf, wie sehr sich Behörden und Gerichte in Deutschland vom gesunden Menschenverstand entfernt haben."

zur Verwendung des Ausdrucks im Bundestag:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-09/bundestag-jubilaeum-70-jahre-parlament-reden-woerter-sprache-wandel#s=menschenverstand%2Cgesunder

Deutlich wird, dass die Verwendung seit 2015 im Bundestag enorm zugenommen hat.

Verkehrsminister Scheuer hat in seinem Versuch, die AfD zu imitieren, es noch weiter getrieben, insofern er behauptete, ein Tempolimit auf Autobahnen gehe gegen jeden Menschenverstand. Dass er damit praktisch allen politischen Entscheidern in Europa außer ihm und seinen Gesinnungsgenossen nicht nur den gesunden Menschenverstand, sondern jeden Verstand abgesprochen hat, hat er wohl erst im Nachhinein bemerkt.



Hans-Jürgen Schultz: auch Gott ist nicht fertig

"Im Gespräch suchen sich die Fragmente der Welt."Hans Jürgen Schultz: auch Gott ist nicht fertig,  S.13

Sieh auch:
»Wer ist das eigentlich — Gott?«
»Gott« war einmal ein Name. Er wurde in einen Begriff umgewertet. »Gott« war einmal ein Adressat. Er wurde in ein Objekt verwandelt. Aus einem Du wurde ein Es. Das ist eine Entwicklung, die sich mit einer einfachen Formel nicht beschreiben läßt. Ihre Voraussetzungen und vor allem ihre Folgen sind ungemein schwierig. Kann man sie rückgängig machen?"
http://www.philos-website.de/index_g.htm?autoren/schultz-hans-juergen_g.htm~main2


Palmöl biologisch angebaut und fair gehandelt

https://utopia.de/sponsored-content/palmoel-bio-und-fair/

sieh auch:
https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/2018/06/palmol-biodiesel-und-uberalterte.html

Selbstversuch mit übermäßig viel Plastik

Selbstversuch:
https://utopia.de/jenke-experiment-plastikmuell-rtl-selbstversuch-kritik-157995/

Plastikfrei leben:
https://utopia.de/galerien/leben-ohne-plastik-diese-tipps-kann-jeder-umsetzen/

Jürgen Kaube: Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?

Rezensionen bei Perlentaucher:
https://www.perlentaucher.de/buch/juergen-kaube/ist-die-schule-zu-bloed-fuer-unsere-kinder.html

Zitate:

"In Deutschland waren es im Schuljahr 2016/17 allein an allgemeinbildenden Schulen mehr als 750.000 Lehrer. Nur zum Vergleich: Beamte insgesamt gibt es hier zu Lande 1,9 Millionen, Ingenieure etwa 1,6 Millionen, Juristen nicht mehr als 250.000, die Post beschäftigt rund 520.000 Angestellte; soll heißen, die Schule ist, sowohl was ihre Kundschaft als auch was ihre Vertreter anlangt, einer der auffälligsten Bereiche der modernen Gesellschaft. (S.31)"

"Das Rätsel der schulischen und universitären Bildung liegt also nicht darin, dass wir leider für die Schule lernen, obwohl viel besser für das Leben lernen würden. Sondern darin, dass wir für die Schule lernen und sich das in einem Leben auszahlt, das außerhalb der Schule stattfindet und auch ganz anders als die Schule ist. So formuliert es der Ökonom Brian Caplan: Nicht die schwache Verbindung zwischen den Inhalten des Unterrichts und dem, was wir später tun, ist das Rätsel, sondern diese schwache Verbindung bei einer zugleich ganz engen Verbindung von Bildungserfolg und Berufserfolg." (S.39)

" 'Wenn in Cambridge anstatt des Newtonschen das Ptolemäische System unterrichtet würde, würde der Ehrgeizige trotzdem meistens dem Holzkopf überlegen sein. Wenn wir anstatt Griechisch die Sprache der Cherokee lernten, würde derjenige der es am besten verstünde und die fehlerfreiesten und melodischsten Cherokee-Verse  geschrieben, er, der die Grammatik der Cherokee-Präpositionen am besten durchschaute, demjenigen überlegen sein der all das nicht könnte.' (Macaulay)
Der zwingende Schluss: es liegt nicht an den Inhalten. Jedenfalls nicht die Tatsache, dass höhere Bildungsabschlüsse zu höheren Einkommen auch in Bereichen führen, die kaum eine Verbindung zu den dort gelernten Inhalten haben. Ökonomen werden sagen, es liegt an den Signalen. Suchen Arbeitgeber nämlich fähiges Personal, ist der hohe Bildungsabschluss ein Signal für Fähigkeiten, die jemand nicht aufgrund des Wissens in bestimmten Schulfächern hat. Die Fähigkeiten, die den Arbeitgeber interessieren, wurden in diesen Fächern nur unter Beweis gestellt, aber nicht im Sinne eines zuvor unbekannten Wissens erlernt." (S.42)


"Eine gute Schule wäre eine, die möglichst viele der Tugenden honoriert und übt, die später im Leben erfreulich sind. Das aber wiederum heißt, dass sie ganz unterschiedliche Eigenschaften von Schülern wertschätzen muss: Sorgfalt genauso wie Exzentrizität, Teamgeist genauso wie Eigensinn, Bescheidenheit wie Freude an rhetorischemk Glanz, Gedächtnis genauso wie Improvisationsfreude, Fantasie genauso wie Disziplin. Die sozialen Erwartungen an Personen sind gegensätzlich, niemand kann sie alle erfüllen. Der Bildungsabschluss dokumentiert nur, dass man von seinen Besitzerinnen irgendwelche dieser Tugenden erwarten darf." (S.46)
Kommentare
zu S.42:
Inzwischen ist freilich bekannt, dass die erfolgreiche Bewältigung einer Berufslaufbahn gerade nicht sonderlich gut mit guten Schulleistungen korreliert. Genau dies ist ja der Grund, weshalb Assessment Zentren eingerichtet werden oder man anhand von nur von Computern (KI) erkennbaren formalen Sprachstrukturen bei der Beantwortung von Fragen die Qualifikation für einen Beruf zu erkennen versucht. 
Schon Macaulay stand ja vor der schwierigen Aufgabe, ein Lernen zu rechtfertigen, das mit den späteren Aufgaben nichts zu tun hatte. (Säbelzahntiger-Curriculum - Daher seine Argumentation!)

zu S.192: 
Klar, Schüler brauchen die neuen Technologien nicht, um darüber nachzudenken. 
Leider brauchen Lehrer aber ein Verständnis von der Wirkung dieser Technologien, wenn sie mit Schülern darüber sprechen wollen.
Und die Schüler arbeiten ohnehin mit den Technologien, weil die Wirtschaft sie ihnen bereitstellt, bevor die Lehrer sie kennen gelernt und begriffen haben.