Freitag, 30. September 2016

Regeneration (1896/97) gegen Degeneration und Entartung

Aus dem Nachlass meines Großvaters







Von dort zieht sich eine Spur nicht nur zum Nationalsozialismus, sondern auch zu NPD und AfD.
Aber selbstverständlich gibt es gewaltige Unterschiede.
Denn den Affekt gegen die "materielle Weltanschauung" und den Lobpreis der ideellen und das Streben nach "Vervollkommnung der seelischen Eigenschaften" gab es auch in Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen" - wenn auch auf weit höherem Niveau - mit seiner Polemik gegen den "Zivilisationsliteraten". Und von dort ging Thomas Mann den Weg zum Zauberberg und zu Doktor Faustus, zu zwei Romanen, die unverdächtig sind, zur Traditionslinie der AfD zu gehören. 

Die Menschheit schafft sich ab

In seinem aktuellen Buch, einem mahnenden Kompendium "Die Menschheit schafft sich ab" zeigt der 1960 in Gießen geborene Harald Lesch seine Sorge um unsere Erde auf. Dabei geht er hart mit uns Menschen ins Gericht: Die Menschheit hat in den vergangenen 2.000 Jahren – dem sogenannten "Anthropozän“ - tiefe Spuren hinterlassen. Insbesondere die Ausbeutung der Bodenschätze, die Umweltverschmutzung und die "Wohlstands-Verschwendungssucht" dechiffriert Harald Lesch als zerstörerischen Kreislauf.

NDR-Interview (16.9.36 min)

Buchvorstellung

Berlin, Merkel, Gauck = 1 Glück

Weshalb?

Bei einem Prozess kommen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger aus derselben Region, der Angeklagte aus einer anderen. Ganz normal für einen Touristen, einen Migranten und einen Zugezogenen. Ungewöhnlich, wenn der Prozess in der Region des Angeklagten stattfindet.

Im Deutschland der 1990er Jahre war es nicht so ungewöhnlich. Die Spezialisten kamen aus dem Westen, die Laien aus dem Osten. Jedenfalls im Osten.
"Einer Studie zum Mauerfall der Universität Leipzig zufolge stammen bald 27 Jahre nach dem Mauerfall lediglich 20 Prozent der Führungskräfte in Ostdeutschland auch von dort." ("Vom gemeinen Volk und den Eliten" von Markus Decker, FR  30.9.16, S.20/21)

Gegenwärtig gibt es keine Netto-Abwanderung von Ost nach West mehr.
Weshalb?
Berlin liegt in Ostdeutschland und weltweit gibt es eine Landflucht.

Weshalb habe ich Merkel und Gauck genannt?
"Die von 1989 adaptierte Parole: 'Wir sind das Volk' ließe sich [...] übersetzen mit: 'Wir sind das Ost-Volk - und ihr seid die West-Eliten.' " (Markus Decker, FR  30.9.16)
Wenigstens für Merkel und Gauck gilt das nicht (oder zumindest nur insofern, als sie sich bemerkenswert schnell im Westen integriert haben).

"Wer die ersten 28 Jahre seines Lebens im Westen verbracht hat, ist 'Wessi' lebenslang." (Markus Decker). - Was für ein Licht wirft diese Aussage auf die Chancen der Integration von Flüchtlingen in Deutschland? In Westdeutschland und in Ostdeutschland?

Es gibt in Deutschland zwei Parteien, die ihren Rückhalt in besonders starken Maße in Ostdeutschland haben: die Linke und die AfD.
Ist das eine "Querfront" oder die Folge einer unvollständigen Integration?

So weit meine Gedanken zu Markus Deckers Bilanz zum Tag der deutschen Einheit.

Übrigens: Es gibt in Deutschland noch eine Partei, die ihren Rückhalt besonders in einer bestimmten Region Deutschlands hat. Was ist davon zu halten?
Aber das ist alles doch umgekehrt. Alles? Stichwort "Obergrenze".

Donnerstag, 29. September 2016

Festgehalten

Bätzing, neuer Bischof von Limburg (hat mir in einem Interview gut gefallen)
Jörg Zink (viele Jahren für mich ein Gewinn gewesen und wird es bleiben)
Mourchida (weiblicher Imam)  Konkret geht es um Hind Zkhiri, Artikel in publik-forum.de/ 16/2016, S.32ff
"Es ist undenkbar, dass beide Geschlechter nebeneinander beten - "haram", verboten."

Alle Hinweise verdanke ich https://www.publik-forum.de/

Spekulationssteuer durchsetzen!

Campact beobachtet, dass Schäuble europäische Verhandlungen zur Einführung einer Spekulationssteuer (Transaktionssteuer) blockiert.
mehr dazu und zum Appell

Mittwoch, 28. September 2016

Etappe - Verwundete; Deutschland - Flüchtlinge?

Aus vielen Gründen unterscheidet sich das Verhältnis von Etappe und Front im 1. Weltkrieg immens von dem von Deutschland und Syrien heute.
Aber schon die Andeutung des Vergleichs macht uns deutlich, wie viel sich seit:

"Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen,
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,

Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried’ und Friedenszeiten.


Herr Nachbar, ja! So lass ich’s auch geschehn:
Sie mögen sich die Köpfe spalten,
Mag alles durcheinander gehn;
Doch nur zu Hause bleib’s beim alten
." (J.W.v.Goethe: Faust 1. Teil 2. Szene)


verändert hat.

Biedermeier, Imperialismus, Globalsierung. Da ist einiges geschehen.
Als der Faust I 1808 herauskam, hatte freilich Napoleon in Europa eine ganz neue Ordnung geschaffen ("Ruhe ist die erste Bürgerpflicht." 1806 nach der vernichtenden Niederlage Preußens vom Berliner Stadtkommandanten ausgegeben). 
Doch schon 1813 schrieb Körner "Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen [...] der Freiheit Licht"
Und im Oktober folgte die Völkerschlacht von Leipzig, die verlustreichste seit Menschengedenken. 
Wie stark unterschieden sich die Freiheitshoffnungen der von Napoleon besiegten Völker von denen der Revolutionäre des Arabischen Frühlings? Und diese Hoffnungen führten in den syrischen Bürgerkrieg, zu den Flüchtlingen, Pegida und AfD, zur Obergrenze und der Forderung, alles solle beim Alten bleiben, die die Parteienlandschaft in der Bundesrepublik umstürzt.

Doch nur zurück zu dem Vergleich zwischen den Verwundeten, die aus den Abnutzungsschlachten im 1. Weltkrieg nach Deutschland zurück gebracht wurden, zu den Bürgerkriegsflüchtlingen, die 2015 nach Deutschland kamen.
1916/17 haben mit Sykes-Picot-Abkommen und der Balfour-Erklärung europäische Mächte an die Stelle des osmanischen Reiches eine Ordnung gesetzt, die nicht nur in Israel/Palästina, sondern im Nahen Osten allgemein für 100 Jahre labile Verhältnisse und Unfriede gebracht haben. Der Hochmut Bush juniors hat mit seiner Koalition der Willigen das fragwürdige prekäre Gleichgewicht zwischen künstlichen Staaten einerseits und den rivalisierenden religiösen Gruppierungen vollends destabilisiert. Die Hoffnung, das ermögliche den Sturz der Diktatoren und die Errichtung von Demokratien westlichen Stils, haben sich zerschlagen.
So wie Weltmachtsträume mancher Deutscher und die Hoffnung, die Rivalitäten der europäischen imperialistischen Mächte könnten durch das reinigende Gewitter eines großen Krieges beseitigt werden. Was man bekam, war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und weit mehr Verwundete und Tote, als 1916 abzusehen war. 

Wie schön könnte es den Deutschen doch als Exportweltmeister gehen, wenn nicht nur die Griechen, sondern auch die Flüchtlinge die Suppe auslöffeln würden, die die wenigsten unter ihnen eingebrockt haben. 
"Das bunte Treiben [...] dazu Musikkapelle wären ein rechtes Bild des Friedens gewesen, wenn nicht die vielen Verwundeten uns immer wieder in die rauhe Wirklichkeit zurückriefen", schreibt der Landsturmmann 1916. 

Sind wir bereit, uns der Wirklichkeit von 2016 zu stellen, oder fordern wir einfach, dass 'nur zu Hause es beim Alten bleibt', auch wenn das nur auf Kosten anderer denkbar und auch dann nicht langfristig möglich sein kann?

Aus der unüberschaubaren Menge der Schriften zum Thema Flüchtlingskrise ab 2015 einige wenige, die leichter zugänglich gemacht wurden:
Leseprobe
"Man darf nicht vergessen, dass die Menschen, bevor sie über das Meer fahren, wahrscheinlich schon viel größere Gefahren überstehen mussten – egal, wo sie herkommen: Afghanen müssen durch schneebedeckte Berge in Iran wandern und über Grenzen gehen, an denen sie jederzeit erschossen werden können. Syrer müssen an IS-Checkpoints vorbei und an türkischen Grenzbeamten, die auf sie schießen. Tausende Menschen aus Ost- und Westafrika müssen die Sahara durchqueren. Sie werden bei extremer Hitze auf überfüllte Pick-up-Trucks geladen, viele Autos bleiben liegen und werden nie wieder gesehen, die Menschen sterben einfach. Es gibt Geschichten von Skeletten, die in Gebetshaltung in der Wüste liegen – Überreste von Menschen, die zu Gott gebetet haben, dass er sie rettet." (Patrick Kingsley im Interview mit jetzt.de 10.5.16)
"1. Verhindern, dass Mirgraten das Gefühl entwickeln, überflüssig zu sein
2. Frauen der Migranten einbeziehen, wenn sie nicht über Arbeit integriert sind
3. Die Verschleierung von Frauen, die aus ländlichen Räumen kommen, muss anders bewertet werden als die von Frauen aus urbanen Räumen. Dafür brauchen Betreuer weite Entscheidungsspielräume.
4. Schulen und ihr Umfeld sind so zu gestalten, dass sie der Integration dienen. Das heißt: Schulen mit einem Migrantenanteil deutlich über 40% sind zu vermeiden.
5. Jugendlichen muss eine langfristige Lebensplanung attraktiv gemacht werden.
6. Man muss berücksichtigen, dass die Gründe für Verhaltensweisen oft nicht in der Religion, sondern in sozialen Faktoren liegen.
7. Schulen müssen als Hebel zur Öffnung von Parallelgesellschaften genutzt werden.
8. Neuankömmlinge dürfen nicht durch unveränderbare Arbeitsmarktregeln benachteiligt werden.
9. Schon ausländische Namen können zu Diskriminierung führen. Dennoch muss sichergestellt werden, dass Diskriminierung eine Ausnahme bleibt.
10. Arbeitspolitische Maßnahmen müssen immer auf zivilgesellschaftliche Folgen geprüft werden, damit nicht wieder die Abkehr von Integration staatlich subventioniert wird, wie es bei türkischen Einwandererfamilien geschah.
11. Es muss verhindert werden, dass Flüchtlinge so lange vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden, dass sie "eine Mentalität des Passiven" entwickeln."

Meine Artikel zum 1. Weltkrieg auf diesem Blog

1. Weltkrieg: 1916 Post aus der Etappe

Feldpostkarte Landsturmmann Hugo Groth an Johanna (in deutscher Schrift; Bild: Mainz. Das Innere des Doms)
Abs. Landsturmmann Groth, z.Zt. Festungs-Verm. Personal Mainz, Münsterplatz
den 17.2.1916
Liebe Hanna.
Dein Paket gut angekommen. Die Eier haben mir zum Abendbrot gut gemundet. Ich gedenke heute mein Päckchen wieder fertig zu machen. Brief folgt dann später! Mir geht es ganz gut,mdoch fehlt mir die frische Luft u. Bewegung.
Das Essen ist wieder etwas teurer geworden. Dienstag u Freitag sind fleischlose Tage, Mittwoch und Donnerstag fettlos. Am Sonnabend giebt es kein Schweinefleisch. - Etwas Neues wüßte ich nicht zu erzählen. An Paul hatte ich am Sonntag ein Päckchen geschickt. Das habe ich wohl schon erzählt? Beim Zahnarzt kostete die Sache 5,00 M. Du mußt mir in den nächsten Tagen Geld schicken, damit ich mein gemietetes Zimmer bezahlen kann. Meine Arbeit ist schwer für Laien zu beschreiben. Gelegentlich mal mehr dazu. Grüße die Bekannten. Wie geht es dir?

Herzl. Gruß Dein Hugo

Feldpostkarte Landsturmmann (in lateinischer Schrift; Bild: Eiserner Turm, Mainz)
Bahnpost Zug 1014 Cöln (Rhein) - Fra[nkfurt (M]ain)
Landsturmmann [...], z.Zt. Festungsvermess. Personal Mainz, Münsterplatz
Wiesbaden, d.12. Mä[rz][19]16
Liebe H.
Sitze bei schönem Wetter u schöner Musik in einer Gartenwirtschaft "unter den Eschen" u gedenke Eurer. Heute einen Brief von Heide erhalten. Sie hat viel zu tun. Gestern Nacht kamen wieder viele Verwundete hierher. Ich kann es jedesmal beobachten, da ich in der Nähe des Bahnhofs wohne; fast alles durch Autos befördert. Ich habe durch die mathematisch. Wiederholung u Ausrechnungen jetzt kaum eine Minute Zeit mehr. Alles concentriert sich bei mir jetzt um die Lösung der gestellten Aufgabe. Sind schon ein gut Teil weiter gekommen. An die liebe Mutter habe ich eben auch ein Kärtchen geschrieben. Nun noch an Heide. Mein Geld ist trotz der Löhnung u Sparsamkeit sehr knapp. Wie geht es Euch allen?
Herzliche Grüße an Euch alle. Dein H.



Feldpostkarte Hugo Groth an Johanna (in lateinischer Schrift; Bild:Bad Münster a. Stein Rheingrafenstein und altes Fischerhaus (16. Jahrh.)
Abs. Landsturmmann Groth, Festungs-Vermess. Abteilung Mainz 
Bad Münster a/Stein. d. 6.8.16 
Liebe Hanna.
Herzlichen Gruß von hier!
Es ist ein wunderschönes Plätzchen an der Nahe; ich war oben auf den Felsen gestiegen (Weg führt nach oben) dort, wo ich die Fahe hingemalt habe. Das Wetter war herrlich.
Das bunte Treiben an u auf der Nahe dazu Musikkapelle wären ein rechtes Bild des Friedens gewesen, wenn nicht die vielen Verwundeten uns immer wieder in die rauhe Wirklichkeit zurückriefen. Grüße die Kinder
Dein Hugo

1. Weltkrieg: Fesselballon zur Beobachtung der Wirkung des eigenen Artilleriefeuers


Postkarte nach einem Gemälde von Professor Hans Rudolf Schulze
herausgegeben vom Deutschen Luftflotten-Verein für Schaffung einer starken deutschen Luftflotte

Zu dieser Zeit wurde der Horror des Stellungskrieges offenkundig als geeigneter Gegenstand für Gemälde angesehen. Welch ein Gegensatz zur Kunst von Kollwitz und Barlach.

Mehr dazu sieh: Stadtarchiv Karlsruhe: 

Erster Weltkrieg - Postkarten "Aus großer Zeit 1914/15"

Dienstag, 27. September 2016

Eine Feldpostkarte von 1916

  (in lateinischer Schrift; Bild: Wiesbaden. Nerotal mit Neroberg u. Griech. Kapelle)

Mainz, d.22.8.[19]16
Liebe [...]
Heute nachm. Dein Päckchen erhalten. Vielen Dank! Jetzt kann man auch keinen Käse mehr bekommen. Es sollen Käsekarten eingeführt werden. Auch hier ist das Wetter kalt u. regnerisch. -
Sag mal!, habt Ihr nach Hause geschrieben wegen Pauls Anschrift. Ich warte auch hier 2 Monate auf Nachricht von ihm. Gebt mir doch auf meine Anfragen ordentlich Bescheid u. legt den Brief nicht gleich als erledigt bei Seite. Übrigens hatten wir gestern u. heute hohen Besuch von Berlin.

Im Oktober gehen mit d. Abteilung große Veränderungen vor. Wir werden der Fortification angegliedert, ein großer Teil wird abgeschoben, ein Teil kommt ins Feld, einige bleiben zurück, um die Arbeiten zu Ende zu führen. Unser Dirigent kommt zunächst nach Berlin. Der Rat Storz (?) bleibt hier. Das ist das Neuste. Nun herzl. Gruß dir u. den Kindern Dein [...]

Clinton - Trump

Kommentatoren sagen, dass es Trump geschadet habe, dass er zwei seiner erwiesenen Lügen im Fernsehduell wiederholt hat.
Das kann mich nicht überzeugen. Wer überhaupt daran denkt, Trump zu wählen, wird wohl eher annehmen, dass er wirklich der Meinung ist, die Wahrheit gesagt zu haben. Was können schon Aussagen der "Lügenpresse" darüber, was gelogen sei oder nicht, beweisen.
Hätte er seine Lügen nicht wiederholt, hätte man ihm das als Unsicherheit auslegen können.

Trotzdem: Clinton ist zumindest nicht eingebrochen. Noch wird sie ihren Vorsprung halten können.
Freilich, Trump - bzw. seine Berater - könnte aus dem Fernsehduell gelernt haben. Und die Unsicherheit, was bis zur Wahl noch passieren kann, wird eher an Clintons Nerven zerren als an denen von Trump, der sich ohnehin nicht an Realitäten als an den Reaktionen seiner potentiellen Wähler orientiert.
So viel, bevor ich Umfragen darüber kenne, wie das "Duell" bei der Wählern angekommen ist.

Montag, 26. September 2016

Englischlernen mit Amnesty, vielleicht auch mehr?



Just last week, Amnesty crisis investigators identified dozens of makeshift* graves that dot the landscape of a refugee camp in the desert between Jordan and Syria known as the berm. This camp has been cut off from aid for months.

* behelfsmäßig

Imagine the grief of burying your son, daughter, mother or father in this no man’s land.

But there is something you can do to help. Amnesty’s membership drive ends on Friday.


Satellite imagery we use to monitor places that are otherwise inaccessible show that a year ago, the makeshift camp had 368 shelters. Today, it has 8,295. We estimate 75,000 people live there.

Amnesty crisis investigator Tirana Hassan wrote me, “It's a desperate picture for people trapped at the berm. Food is running out and disease is rife. In some cases, people are suffering or even dying from preventable illnesses, simply because they are not allowed into Jordan and the authorities have blocked access for aid, medical treatment and a meaningful humanitarian response.




"Stellen Sie sich den Schmerz Ihrer Are, Tochter, Mutter oder Vater in ESTA Niemandsland begraben.

Aber es gibt etwas, Ihnen zu helfen tun können. Amnesty Mitgliedschaft Laufwerk endet am Freitag.

Bitte spenden. Ihr Geschenk wird zweimal die Auswirkungen, wenn Sie es jetzt machen.

Satellitenbilder wir verwenden, um zu überwachen, die Orte nicht zugänglich sind zeigen Ansonsten dass vor einem Jahr, das Lager 368 Notunterkünften HAD. Heute hat es 8295. Wir schätzen, 75.000 Menschen leben dort.


Amnesty Ermittler Krisen Tirana Hassan schrieb mir: "Es ist ein verzweifelter Bild für die Menschen auf der Berme gefangen. Das Essen ist knapp, und Krankheit ist weit verbreitet. In einigen Fällen Menschen leiden oder sogar an vermeidbaren Krankheiten sterben, weil sie einfach nicht in Jordanien erlaubt und den Behörden blockiert den Zugang zur Hilfe nicht zur Verfügung, medizinische Behandlung und eine sinnvolle humanitäre Antwort. "

Sonntag, 25. September 2016

Wie entstehen unsichtbare Mauern zwischen Stadtvierteln?

Durch Bauvorschriften. Sieh ZEIT 22.9.16, S.24
"Oft verhindern diese Vorschriften, dass bezahlbarer Wohnraum in wohlhabenden Gegenden entsteht."

Aber auch ohne Bauvorschriften kann bezahlbarer Wohnraum verhindert werden, nämlich, indem man ihn beseitigt:
"Gentrifizierungsprozesse laufen nach typischen Mustern ab: Wegen niedriger Mietpreise sowie zunehmend attraktiver Lage werden einzelne Stadtteile für „Pioniere“ (Studenten, Künstler, Subkultur) attraktiv. Diese werten die Stadtteile durch kulturelle Aktivitäten auf und setzen einen Segregationsprozess in Gang. Künstler etablieren sich und bringen weitere Interessenten in die Stadtteile. Studenten steigen ins Berufsleben ein, verdienen mehr Geld als zuvor und gründen Familien, womit ihre Wohnflächenansprüche zunehmen; damit hängt die Gentrifizierung also nicht immer vom Zuzug neuer Bewohner ab. Investoren sehen Chancen zur Wertsteigerung, Häuser und Wohnungen werden aufgekauft und restauriert, Szene-Clubs und Lokale entstehen – es steigen die Mieten, und finanziell Schwache wandern ab. DieBevölkerungsstruktur und der Charakter der Viertel wandeln sich. Die Gentrifizierung geht einher mit einem allgemeinen Segregationsprozess.
Nach der Theorie vom „doppelten“ Invasions-Sukzessions-Zyklus[12] stellen bereits die Studenten und Künstler die ersten „Invasoren“ dar. Sie verdrängen andere soziale Gruppen und schaffen ein neuartiges soziales Milieu, das besser in Wert gesetzt werden kann (Sanierungen) und damit das Umfeld zur zweiten „Invasorenwelle“, den sogenannten „Gentrifiers“, schafft. Die vorherigen Gruppen werden immer stärker verdrängt, und es erfolgt eine Aufwertung von innenstadtnahen, ehemals marginalen Wohnvierteln (ein Prozess von Reurbanisierung). Chris Hammnett zufolge wirkt sich die Gentrifizierung nicht nur auf die Bewohnerschaft, sondern sehr intensiv auf das Wohnungs- und Raumangebot und dessen Qualität aus („Luxussanierung“)." (Gentrifizierung in Wikipedia)

Kershaw: Staat unter Druck (Folgen des 1. Weltkriegs)

Der Krieg setzte alle beteiligten Staaten, selbst jene, die sich schließlich
als siegreich erwiesen, unter noch nie dagewesenen Druck. Ob sie
neu waren oder enorm erweitert, für alle Aufgaben wurde in einern
Konflikt dieses Ausmaßes der Staat verantwortlich. Er musste Soldaten
in immer größerer Zahl für die Front mobilisieren, ihnen Unmengen
Waffen und Nachschub bereitstellen. Nach zwei Jahren Krieg
war ein hoher Anteil der männlichen, wehrfähigen Bevölkerung
jedes Landes zum Militärdienst eingezogen. (Großbritannien, das mit
einer Freiwilligenarmee in den Krieg eingetreten war, führte 1916 die
Wehrpflicht ein.) Um die kämpfende Truppe auszurüsten, musste die
Massenfertigung von Waffen in Gang gesetzt werden; zudem waren
Erforschung und Entwicklung neuer Technologien und innovativer
Waffentypen zu finanzieren. Die Zahl der Krankenhäuser, von improvisierten
Pflegeeinrichtungen und Erholungsheimen musste enorm
gesteigert werden, damit die große Zahl Verwundeter und Verstümmelter,
die von der Front zurückkamen, versorgt werden konnte. Die
öffentliche Fürsorge, wie unzulänglich sie auch sein mochte, für Witwen
und Familien, die ihrer Ernährer beraubt waren, musste bereitgestellt
werden. Nicht zuletzt war durch staatliche Propaganda und
Zensur die öffentliche Meinung zu orchestrieren, für die Kampfmoral
zu sorgen und die Verbreitung von Informationen durch direkte oder
indirekte Einflussnahme auf die Presse zu kontrollieren.
All das machte eine gelenkte Wirtschaft erforderlich, verlangte
beträchtlich erhöhte Staatsausgaben. Die Rüstungsausgaben allein
erreichten gegen Ende des Krieges ein beispielloses Niveau: 59 Prozent
des deutschen, 54 Prozent des französischen und 50 Prozent
des britischen Bruttoinlandsprodukts (wobei weniger entwickelte
Volkswirtschaften wie die Russlands, Österreich-Ungarns oder des
Osmanischen Reiches weniger abschöpfen konnten). Den Bürgern
wurden neue oder erhöhte Steuern aufgebürdet. Großbritannien
war relativ erfolgreich darin, Kriegskosten durch Steuern zu finanzieren,
Deutschland und insbesondere Frankreich sträubten sich
stärker dagegen, ihre Bürger zu besteuern - in der Vorstellung, der
Feind würde nach dem Sieg Reparationen für den Konflikt zu zahlen
haben. Der größte Teil der Kriegskosten wurde durch Kreditaufnahme
gedeckt. Die Alliierten liehen sich die Mittel vor allem bei den
Vereinigten Staaten. Österreich besorgte sich Darlehen in gewissem
Umfang in Deutschland. Doch als sich der Krieg hinzog, wurde es für
Deutschland unmöglich, irgendwo im Ausland Kredite aufzunehmen;
die deutschen Kriegsanstrengungen mussten also zunehmend über
inländische Kriegsanleihen finanziert werden. Kampagnen zur Zeichnung
von Kriegsanleihen fanden in allen kriegführenden Staaten
statt. Überall stieg die Staatsverschuldung gewaltig an. Wenn weder
Kreditaufnahme noch Steuern genügten, druckten die Staaten Geld,
verschoben das Problem also auf später.
So, wie die staatliche Lenkung der Wirtschaft und die Eingriffe ins
zivile Leben intensiver wurden, wuchs auch der Staatsapparat. Büro
kratien wurden ausgebaut, Überwachung, Zwang und Repression
nahmen zu. »Feindliche Ausländer« wurden interniert, in manchen
Regionen, insbesondere in Osteuropa, ganze Bevölkerungen vertrieben.
Bis sich die Russen 1915 aus Westpolen und Litauen zurückzogen,
dabei »verbrannte Erde« hinterließen, hatten sie mindestens
300000 Litauer, 250000 Letten, 350000 Juden (die besonders schwer
misshandelt wurden) und 743000 Polen ins russische Hinterland
deportiert. Anfang 1917 lebten in russischen Städten zusätzlich zu
den immer größere Not leidenden Massen rund sechs Millionen Vertriebene
- Flüchtlinge aus dem Kaukasus und aus den Grenzgebieten
im Westen ebenso wie Zwangsdeportierte.
Überall musste der Staat für Unterstützung sorgen, speziell für die
Industriearbeiterschaft, zu der nun auch in großer Zahl Frauen in
der Rüstungsproduktion gehörten.
(Jan Kershaw: Höllensturz. Europa 1914 bis 1949, dva 2016, Kapitel 2, S.115-117)

Freitag, 23. September 2016

Diese Reise hat uns verändert

Das hat uns verändert ZEIT online
Von Samy Deluxe, Anton Hofreiter, Judith Holofernes, Chris Dercon, Sandra Maischberger, Max Hollein, Robert Stadlober, Katharina Wackernagel und Margot Käßmann

daraus:
"Ich knipste die Taschenlampe an, leuchtete in die Dunkelheit. Und sah nicht einen Fleck, an dem sich nichts bewegt hätte. Ich hatte nur Schlappen an, bei jedem Schritt knirschte es unter den Sohlen. Ich wagte nicht, mich an einem Baum festzuhalten, weil ich ja nicht wusste, was da alles krabbelte. Nie hätte ich gedacht, dass die Natur mich so ängstigen kann. Und zugleich war ich von ihr fasziniert: Diese schiere Lust am Erschaffen zu erleben, das war für mich ein überirdischer Moment."

"Vor den Trümmern standen zwei junge Frauen und ein älterer Mann, versunken wie in eine Art Gebet. Ein Moment der Stille in dieser tosenden Stadt. Ich wurde selber ganz ruhig und dachte nach: darüber, dass wir mitverantwortlich sind für all die Toten."

"Ein Mädchen stellte sich vor mich hin und sang: We shall overcome. Ich hatte Tränen in den Augen. Gleichzeitig merkte ich, dass es eben schlicht Kinder waren, die scherzten und lachten, Kinder, die eine Zukunft wollen. Der Platz und diese Kinder – sie haben mich mehr beeindruckt als alles, was ich auf dieser Asienreise sonst noch sah."

Wo spielt was, wer hat es verfasst?

Kershaw: Kommunikation zwischen Frontsoldaten und der Heimat im 1. Weltkrieg

Den Menschen in der Heimat war es unmöglich, das ganze Ausmaß
des Grauens an der Front zu erfassen, dabei hatten sich in Großbritannien
Millionen von Menschen eine Ahnung davon verschaffen
können - durch den Dokumentar- und Propagandafilm The Battle of
the Somme (Die Schlacht an der Somme}, der zwar teilweise (in den
Angriffsszenen) nachgestellt war, die entsetzliche Erfahrung aber
nicht verhüllte. Dies war das erste Mal in der Geschichte, dass ein
Publikum zu Hause Krieg und Kriegsgeschehen hautnah zu sehen
bekam. Der Film war so erschütternd, dass manche Zuschauer vor
Entsetzen in Ohnmacht fielen. Die Behörden mussten erkennen, dass
die Bevölkerung eine solche Konfrontation mit der düsteren Wirklichkeit
des Krieges nicht verkraftete. Die meisten Angehörigen zu
Hause wollten oder mussten verdrängen, was ihre Lieben an der Front
zu erleiden hatten. Daher überrascht es nicht, dass viele Soldaten mit
dem Gefühl in den Frontdienst zurückkehrten, dass die Menschen
daheim überhaupt nicht verstanden, was sie durchmachten. So etwa
kühlte sich der herzliche Empfang, den ein britischer Leutnant auf
Heimaturlaub 1917 bei seinen Angehörigen erfuhr, rasch ab, als diese
den britischen Sieg von Passendale rühmten. Er nämlich beschrieb
daraufhin das Grauen dieser Schlacht, deutete an, dass die Verluste
umsonst gewesen seien - und wurde prompt vor die Tür gesetzt.
Ein derartiger Mangel an Sensibilität, ein solches Unverständnis
waren jedoch nicht unbedingt typisch. Die Interaktion zwischen Heimat
und Front war enger und bedeutsamer, als dieser Fall nahelegt.
Die schiere Menge an Post, der essenziellen Verbindung in die Heimat,
dokumentiert das starke Bedürfnis nach Heimaturlaub (bei jenen, die
das Glück hatten, überhaupt daran denken zu können, anders beispielsweise
als kanadische, australische, neuseeländische oder indische
Soldaten, anders auch als die vielen Männer, die aus entlegenen
Gegenden des Russischen Reiches stammten). Es scheint außerdem,
dass - als der Konflikt sich hinzog - die Meinungen über den Krieg in
der Heimat und an der Front immer mehr miteinander verschmolzen,
insbesondere bei den kriegführenden Mächten, die sich dem Gedanken
einer immer wahrscheinlicheren Niederlage stellen mussten.
(Jan Kershaw: Höllensturz. Europa 1914 bis 1949, dva 2016, Kapitel 2, S.113-114)

Dienstag, 20. September 2016

Ich bin ich

Kind wird gefragt: "Was willst du werden, wenn du groß bist?" Kind beginnt zu weinen: "Ich will nichts anderes werden ich will ich bleiben!" (Marina Weisband)

Das oben zitierte Kind braucht offenbar Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe nicht mehr vorgelesen zu bekommen. Es kennt sich schon aus.

"Ich bin ich" ist nicht nur, was Suchmaschinen heute ausspucken, sondern war und ist auch ein Buch von Judith Jannberg (1980), Pseudonym von Gerlinde Schilcher. Da ging es noch um Emanzipation der Frau.

Samstag, 17. September 2016

alte Brücken

Mehr dazu nachzulesen bei bernd-nebel.de:


< 2000 v. Chr.
Indien/ChinaEinfache Hängebrücken
7. Jh. v. Chr.MesopotamienAquädukt in Jerwan aus gemauerten Bögen.
ca. 700 v. Chr.Babylon (Irak)Brücke über den Euphrat
6. Jh. v. Chr.EuropaMandrokles aus Samos schlägt Pontonbrücken über Donau und Bosporus
480 v. Chr.TürkeiXerxes errichtet aus über 600 Schiffen eine schwimmende Brücke über den Hellespont
3. Jh. v. Chr.ChinaErste Überlieferung von Hängebrücken aus Bambus und Eisenketten
2. Jh. v. Chr.Rom, ItalienDie Römer bauen Steinbrücken auf Pfeilern, die von einem Kastendamm geschützt werden
ca. 62 v. Chr.Rom, ItalienDer Ponte Quattro Capi (Pons Fabricius) wird errichtet
ca. 55. v. Chr.bei Bonn, DeutschlandJulius Cäsar lässt innerhalb von 10 Tagen eine Holzbrücke über den Rhein schlagen und nach 18 Tagen wieder abbrechen
ca. 14. n. Chr.Frankreich/ItalienPont du Gard in Frankreich und Pons Augustus in Rimini
um 100 n. Chr.Segovia, SpanienDer römische Kaiser Trajan errichtet den Aquädukt bei Segovia, sowie die Brücken in Alcántara und über die Donau
um 134 n. Chr.Rom, ItalienDer Pons Aelius (Engelsbrücke) wird gebaut
605 n. Chr.ChinaDie An Ji Brücke wird von Segmentbögen getragen
1146RegensburgDie Steinerne Brücke ist die erste große Steinbogenbrücke Europas der nach-römischen Zeit

Freitag, 16. September 2016

Achtsamkeit

5 Methoden, bewusster zu leben

Kershaw über Antisemitismus

"Antisemitismus war ein neuer Begriff für ein altes, auf dem Kontinent weitverbreitetes Phänomen: den Hass auf Juden. Die traditionelle christliche, seit Jahrhunderten bestehende Feindseligkeit gegenüber »den Mördern Christi« hielt sich hartnäckig und wurde vom christlichen Klerus gepflegt - vom protestantischen ebenso wie vom katholischen und vom orthodoxen. Ein anderes, tief verwurzeltes Element dieses Hasses rührte aus uralten ökonomischen und sozialen Ressentiments, die neue Nahrung erhalten hatten, weil es die in jüngerer Zeit gewährten Freiheiten den Juden erlaubt hatten, in größerem Umfang am Geschäfts- und Kulturleben teilzunehmen. Bald schon provozierte das Reaktionen: Bei jedem wirtschaftlichen Abschwung wurden die Juden zum Sündenbock gemacht. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an wurden die alten, oft bösartigen Formen des Judenhasses von etwas noch Ärgerem überlagert. Nun nämlich vermengten sie sich mit neuen, potenziell mörderischen Rassenlehren, die eine pseudowissenschaftliche, biologische Rechtfertigung für Hass und Verfolgung boten. Die ältere Diskriminierung, die zweifellos schon schlimm genug gewesen war, hatte es Juden gestattet (sie manchmal auch gezwungen), zum Christentum zu konvertieren. Das schloss der wissenschaftlich verbrämte, biologische Antisemitismus aus. Ihm zufolge waren Juden rassisch, »ihrem Blut nach« anders. Ein Jude, so hieß es, könne ebenso wenig zum Franzosen oder Deutschen werden, wie beispielsweise eine Katze zu einem Hund gemacht werden könne. Es war eine Doktrin, die nicht nur auf Diskriminierung hinauslief, sondern auf totalen Ausschluss. Und sie führte potenziell auf den Weg physischer Vernichtung."
(Ian Kershaw: Höllensturz.  Europa 1914 bis 1949, dva 2016 S.36)

Donnerstag, 15. September 2016

Satiriker im EU-Parlament

Der Satiriker Martin Sonneborn fordert den Austritt Irlands aus der EU - wegen des 13-Milliarden-Euro-Rabatts für Apple. Seine satirische Rede im Europaparlament erheiterte auch Präsident Martin Schulz.

EuGH Urteil: Gesetzte Web-Links können strafbar sein

wenn sie sich auf geschützte Inhalte beziehen

"So hat das EuGH heute festgestellt, dass das Setzen von Web-Links unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, wenn die verlinkten Inhalte das Urheberrecht verletzen. Dies gilt auch dann, wenn sich die Inhalte auf fremden Webservern befinden, nicht von euch ins Netz geladen wurden und nicht von euch kontrolliert werden."
(EuGH Urteil: Gesetzte Web-Links können strafbar sein)

Armut ist wie eine Fußfessel

"Armut ist wie eine Fußfessel, die der Mensch oft zum Zeitpunkt seiner Geburt erwirbt. Er wird sie erst mit seinem Tod wieder los." (Helmut Eckert in Der Freitag 6.9.16)

Das Problem ist zudem, dass sie vererbt wird wie Reichtum und dass der Staat sich in diesen "natürlichen" Vorgang nicht einmischt. (Fontanefan)

sieh auch: Piketty

Sonntag, 11. September 2016

Japanische Märchen und Sagen

Momotaro liebe ich vor allem, weil er ein Kind aus dem Pfirsich ist. 
In der zeno.org-Fassung heißt es darüber: 
"Und als die Arbeit beendet war, ging sie heim und gab dem alten Manne die Pfirsiche; der freute sich nicht wenig über den schönen Fund, holte ein Messer und schnitt die Frucht vorsichtig in zwei gleiche Theile. Und was geschah nun? Zu dem größten Erstaunen der beiden Alten sprang ein wunderhübsches, munteres Knäblein daraus hervor."

In der Fassung bei tamarisk.beepworld.de dagegen:
Als es Abend wurde, kam der alte Mann, Brennholz auf dem Rücken, aus den Bergen zurück. "Mütterchen! Mütterchen! Ich bin wieder da!" – "Väterchen! Väterchen! Heute ist den Fluss herab ein köstlicher Pfirsich geschwommen gekommen. Ich habe ihn heraus geholt, aufbewahrt und so kannst du ihn essen!" sagte sie und nahm den Pfirsich aus dem Wandschrank. Als sie ihn aber auf ein Küchenbrettchen legte, und ihn zerschneiden wollte, teilte sich der Pfirsich von selbst und ein hübsches Knäblein kam mit einem Seufzer zur Welt. Der Mann und die Frau waren verblüfft. Sie riefen: "Ach, dies ist ungeheuerlich!" und gerieten in große Aufregung. Dann sagten sie: "Weil dieses Kind aus einem Pfirsich geboren wurde, wollen wir es Momotaro, Pfirsichkind, nennen. "

Mehr japanische Märchen, Sagen und Fabeln bei zeno.org

Daraus:
Die beiden Frösche
Es waren einmal zwei Frösche, von denen der eine ganz nahe bei der Küstenstadt Osaka in einem Graben, der andere dicht bei der schönen Hauptstadt Kioto in einem klaren Bache wohnte. Beide kamen auf den Gedanken, eine Reise zu machen, und zwar wollte der Frosch, der in Kioto wohnte, sich einmal Osaka ansehen, und der andere, der in Osaka wohnte, hatte Sehnsucht, die Kaiserstadt Kioto, wo der Mikado residirte, zu besuchen. Ohne daß sie sich kannten oder auch nur von einander gehört hatten, machten sie sich daher beide zu derselben Stunde auf den Weg und begannen ihre mühsame Wanderung. Die Reise ging nur langsam von Statten, denn ein Berg, dessen Höhe die Hälfte des Weges war, mußte überschritten werden, und diesen Berg zu erklimmen, war für die Frösche ein mühsames Stück Arbeit. Doch endlich war die Spitze erreicht, und siehe da, beide trafen sich, glotzten sich im ersten Augenblick einander an und fingen dann an, sich zu unterhalten. Als nun einer dem andern den Beweggrund seiner Reise [...] Fortsetzung

Samstag, 10. September 2016

Rhetorik: Einfach überzeugen ZEIT 20/2016
"Reden kann man lernen, am besten von großen Vorbildern – höchste Zeit für eine Lektion in Rhetorik."

Donnerstag, 8. September 2016

GÜNTHER OETTINGER: Überschriften und Indexierung von Texten sollen Geld kosten

GÜNTHER OETTINGER:Überschriften und Indexierung von Texten sollen Geld kosten 
golem.de 6.9.2016

"EU-Kommissar Günther Oettinger will schon die Indexierung von Pressetexten lizenzpflichtig machen." 

"In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Oettinger, dass kommerzielle Anbieter künftig auch dann zahlen sollten, wenn sie lediglich die Überschrift eines Artikels darstellten. "Wobei wir dabei nicht von rein faktischen Überschriften wie 'Flugzeugabsturz in Afrika' reden", sagte Oettinger."Es muss schon um eine eigene intellektuelle Leistung gehen." Das heißt, Suchmaschinen oder andere Anbieter dürfen zwar Texte unentgeltlich verlinken, müssten dabei wohl mit Hilfe eines Algorithmus selbst eine Überschrift oder eine kurze Zusammenfassung generieren. Schließlich können die Suchmaschinen kaum selbst entscheiden, ob im konkreten Fall die Überschrift eine lizenzpflichtige intellektuelle Leistung darstellt. Ob beispielsweise "Wir sind Papst" schützenswerter ist als "Ratzinger ist Papst"."

Oliver Stone über Edward Snowden

Oliver Stone über Edward Snowden, ZEIT 38/2016, S.39:
"Ein Libertärer mit unerschütterlichem Glauben an die Verfassung, der immer eine Ausgabe in seinem Schreibtisch aufbewahrte. In seinen ersten Internet-Chats erweist er sich als Bush-Anhänger, der nach 9/11 einen harten Kurs gegen Terroristen fordert und den Irakkrieg unterstützt. Irgendwann um 2008 herum begann er an diesem Weg zu zweifeln. Als Obama versprach, das Steuer herumzureißen, glaubte Snowden ihm und wartete auf die Umsetzung - die nie erfolgte. Dann begann er langsam mit der Umsetzung seines eigenen Plans."
"Das ist vielleicht der wichtigste Satz in Snowden [Stones Film]: 'Je mehr man schaut, desto weniger sieht man.' "

Webseite zum Film

Dienstag, 6. September 2016

Gute Leseempfehlungen

https://www.gutefrage.net/frage/liest-ihr-viele-buecher-und-was-ist-euer-lieblingsbuch-und-wer-euer-lieblingsautor?

Aus einem politischen Tagebuch von 2001

Der welthistorisch törichteste Versuch der Terrorismusbekämpfung wurde 1914 von Österreich unternommen. Er führte zum Auseinanderbrechen der k. u. k. Monarchie bis 1918.

Die Fama sagt aber, dass die damalige österreichische Regierung 1999 ein Telegramm an ihren obersten Kriegsherren geschickt habe mit dem Tenor “Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein”, in dem sie sich bei ihm für die gerechte Bestrafung Serbiens durch die NATO bedankt habe. “Das haben sie dafür, dass sie 1914 die Terroristen nicht richtig verfolgt haben.” Nur was die chinesische Botschaft mit dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger zu tun gehabt habe, wollten sie noch von ihm wissen.

Die Fama weiß freilich nicht zu berichten, welcher Erzengel ihnen mitteilte, die Chinesen seien für die Verletzung der Menschenrechte und Störung des himmlischen Friedens bestraft worden, ob Michael oder Luzifer.

Denn selbst die Fama weiß nicht, an wen die Post geht, die an den obersten Kriegsherren gerichtet ist. 

Etwas ernsthafter im selben Tagebuch zu Terrorismusbekämpfung:

Wie kann man Terrorismus bekämpfen?
Terrorismus ist sehr schwer zu bekämpfen.
Innerhalb eines Landes kann man ihn bekämpfen, indem man ihm keine Zugeständnisse macht, ihm die Tätigkeit so weit als möglich erschwert und ihm Sympathisanten entzieht, indem man das, was aus ihrer Sicht als Missstand erscheint, weitestgehend entfernt.
Der Weg ist äußerst beschwerlich, hat sich aber bei der Bekämpfung des Terrors in der Bundes­republik durch die RAF als gangbar erwiesen.
Weit schwieriger ist es, wenn sich innerhalb eines Landes zwei miteinander verfeindete Terror­gruppen gegenüber stehen. Ein Beispiel sind protestantische und katholische Terrorgruppen in Nordirland, die die bestehenden Friedensbemühungen immer wieder zu durchkreuzen verstehen. Ein anderes waren arabische und jüdische Terrorgruppen zur Zeit des britischen Mandats in Palästina. (Die Briten gaben nach erfolglosen Versuchen der Unterdrückung des Terrors auf, entließen das Land aus ihrer Herrschaft und gaben damit den Weg in die israelische Unab­hängigkeit und viele folgende Kriege frei.)
Noch problematischer ist das Vorgehen gegen terroristische Regierungen. Der Erfolg der Alliierten gegen Hitlerdeutschland, der über militärische Niederwerfung des Staates bis zur unbedingten Kapitulation und Entnazifizierung im Westen zu einer erstaunlich stabilen Demokratie führte, ist eher eine Ausnahme.
Eher die Regel sind Beispiele wie der stalinistische Terror in der Sowjetunion, der selbst nach dem Tod des Diktators zunächst noch kein Ende fand. (Die endgültige Beseitigung des Terrors unter Gorbatschow führte zum Zusammenbruch der Sowjetunion und wenig demokratische Regierungen in den Nachfolgestaaten, die ihrerseits die Ausbildung stabiler Mafiastrukturen nicht verhindern konnten.)
Doch die Vorgänge von 1989 in Mittel- und Osteuropa begründen andererseits die Hoffnung, dass auch Staatsterror sich nicht langfristig halten muss und dass demokratische Gegenbewegungen unter günstigen Umständen Erfolg haben können.
Andere Methoden der Terrorbekämpfung wie etwa das russische Vorgehen gegen Tschet­schenien zur Bekämpfung von Terroristen in Russland galten bisher als wenig vorbildlich. Sie geben wenig Hoffnung, dass nicht-staatliche Terroristengruppen durch Vorgehen gegen Staaten unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit der Mittel bekämpft werden können
Nach Lage der Dinge kann ein Feldzug der USA ohne weitere Erkenntnisse über die Möglichkeiten, das weltweite Terrornetz zu bekämpfen, nur dem Tschetschenienkrieg ähneln. Afghanistan, in dem man die Taliban bewaffnet hat, wie Deutschland nach 1945 zur Demokratie zu führen, kann man sich nicht vornehmen. Dazu sind die Kulturen zu unterschiedlich. 

Sonntag, 4. September 2016

Wer bekommt was von den 2 Billionen Dollar in den Steueroasen?

2 Billionen Dollar von US-Firmen liegen in den Steueroasen. Das stört nicht nur die Staaten, sondern auch die Firmen, denn das Geld kann in den USA nicht verwendet werden, bevor es nicht dort versteuert ist. Die Firmen warten auf einen tax holiday, an dem sie es für Ministeuern unter 10% in die USA transferieren können. Natürlich wird da zwischen USA und Firmen in Geheimverhandlungen um jedes Zehntelprozent (= 1 Milliarde $) gerungen.
Jetzt will die EU an einen Teil der Steuern für die zu über 50% in Europa gemachten Gewinne und hat von Apple  eine Steuernachzahlung von 13 Mrd gefordert. Das lassen sich die USA nicht gefallen, denn das würde ihren Anteil schmälern. (mehr dazu in ZEIT 1.9.16)