Samstag, 11. Dezember 2021

Jonathan Franzen: Crossroads

Jonathan Franzen: Crossroads

"Trotz des historischen Settings ist Crossroads laut Franzen kein historischer Roman, sondern eine Geschichte innerhalb seiner eigenen Erinnerung.[2] Er habe festgestellt, dass er in seinen Werken die prägendste Zeit seines eigenen Lebens, die ersten sechs Jahre der 1970er, noch gar nicht beschrieben habe.[3] So geht auch die Jugendgruppe Crossroads auf eine Jugendgruppe namens Fellowship zurück, die Franzen in seiner Jugend in Webster Groves besucht hatte und die er später in seinem autobiografischen Essay The Joy Breaks Through (deutsch: Dann bricht Freude durch) in The Discomfort Zone (2006, deutsch: Die Unruhezone) beschrieb. Deren charismatischer Anführer Bob Mutton ist unschwer als Vorbild der Romanfigur Rick Ambrose zu erkennen.[2] Franzen erläuterte: „Ich habe daran teilgenommen, weil ich so in die Nähe von Mädchen kam und weil wir coole Ausflüge gemacht haben.“[7] Und: „Ich bin umarmt worden und ich habe andere umarmt in dieser Jugendgruppe“.[6] Die Fotografie auf dem Romanumschlag ist ein Privatfoto von dieser Jugendgruppe.[8]"

Freitag, 10. Dezember 2021

MARGARET ATWOOD ZU AFGHANISTAN

 "[...] Schon das Wenige, das ich von der Geschichte dieses Landes wusste, hatte mich von fern fasziniert – kein ausländischer Eindringling einschließlich der Briten vermochte je, das Land über längere Zeit zu beherrschen. Berühmt ist der Ausspruch von Alexander dem Großen, dass es leicht sei, in Afghanistan einzumarschieren, aber schwer, wieder hinauszugelangen. Auch die Russen sollten später die Erfahrung machen, und wenige Jahrzehnte nach ihnen die Amerikaner. Warum?

Vielleicht liegt es an der Verbindung von einer außerordentlich harschen Landschaft und dem unbändigen Freiheitswillen der Bewohner. Vor unserem Abflug sagte mein Vater: „Fahrt da nicht hin, es wird bald Krieg geben.“ Wie konnte er das wissen? Sechs Wochen nach unserem Besuch wurden Präsident Daoud Khan und fast seine gesamte Familie ermordet, was den über vierzigjährigen Krieg auslöste, den wir seither mit ansehen. Wir erlebten dieses überwältigend schöne Land, kurz bevor es in den Abgrund stürzte. [...]" (Ohne Frauen kann kein Land bestehen FAZ 8.12.21)

EcoPeace

 https://de.wikipedia.org/wiki/EcoPeace

Mittwoch, 8. Dezember 2021

Zum Antisemitismusbegriff

 Julia Bernstein Israelbezogener Antisemitismus: Erkennen – Handeln – Vorbeugen“ 2021

Leseprobe aus Bernstein, Israelbezogener Antisemitismus. Erkennen – Handeln – Vorbeugen, ISBN 978-3-7799-6359-2 © 2021 Beltz Juventa in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel 

"Wenn es in Deutschland um Israel geht, lässt sich mitunter etwas höchst Seltenes und deshalb Verdächtiges beobachten: Menschen unterschiedlichen Bildungsstandes, unterschiedlicher Gruppenzugehörigkeiten oder politischer Überzeugungen zeigen sich einig darin, dem jüdischen Staat „kritisch“ zugewandt zu sein. Ob Deutsche oder Nichtdeutsche, muslimisch, nichtreligiös oder christlich, von der Universität und dem Bildungsbürgertum zum Stammtisch oder von „Links“ über die „Mitte der Gesellschaft“ hin zum Rechtsextremismus: häufig finden die unterschiedlichsten Menschen über eine ablehnende Haltung zum jüdischen Staat zusammen. 

„Es ist so schrecklich, was da unten los ist, was die Israelis jetzt in Palästina machen.“ Eine solche Aussage ist deshalb immer wieder aus allen Ecken zu hören, auf jeden Fall dann, wenn man als Jude in Deutschland auf diesen „Missstand“ angesprochen wird (Zick et al. 2017a, S. 69 ff.; Bernstein 2020, S. 84 ff.). Sie kommt scheinbar ganz unverfänglich als Meinungsäußerung über Israel oder den Nahostkonflikt daher und geht deshalb vielen Menschen leicht über die Lippen. Nicht nur das, mit solchen Aussagen machen Menschen ihrem Ärger Luft: Es gehe ja gar nicht um Juden, mit der deutschen Geschichte, dem Nationalsozialismus und dem Holocaust habe das doch nichts zu tun. Kritik an Israel zu äußern, ja das müsse immer möglich sein, und überhaupt, die Israelis machen ja nicht alles richtig, sind auch nicht besser und den Mund lasse man sich schon gar nicht verbieten. Das lässt schon ersichtlich werden: Die „Israelkritik“ ist der zeitgemäße Ausdruck des Antisemitismus, mit ihr wird heutzutage die Judenfeindschaft legitimiert. Denn nach dem Holocaust ist der Antisemitismus sozial geächtet worden, angesichts des nationalsozialistischen Antisemitismus und der Ermordung von sechs Millionen Juden ist es verpönt, sich zur Judenfeindschaft zu bekennen, oder schlicht undenkbar, das negative Gefühl Juden gegenüber überhaupt einzugestehen, obwohl das Bild von den Juden sich nach dem Holocaust nicht verändert hat. Ein „Israelkritiker“ zu sein, steht den Menschen besser zu Gesicht als ein Antisemit zu sein. Die alten Feindbilder über Juden werden aber einfach auf Israel übertragen, das negative Gefühl den Juden gegenüber übersetzt sich in eine Meinung über Israel, die dann im Zweifel als „Kritik“ rationalisiert wird. So hat der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt in einem Essay schon früh festgestellt (1980, S. 93): „Kein Mensch ist heute mehr Antisemit, man versteht nur die Araber.“ 

Der Antisemitismus hat nach dem Holocaust also mit dem Israelbezug eine Form angenommen, die die soziale Ächtung der Judenfeindschaft in Deutschland nach dem Holocaust unterläuft. Manche Menschen stellen sich voller Überzeugung und Engagement gegen den Antisemitismus, wie er in seiner rassistischen Variante die Vergangenheit geprägt hat, sie tragen dann also mitunter seine Ächtung vor sich her, und verfestigen ihn gleichzeitig über die „Israelkritik“ in der Gegenwart. 

Diese Janusköpfigkeit der Deutschen prägt den Antisemitismus der Gegenwart: Zum einen gerieren sich Menschen vor dem Hintergrund oder gar wegen der nationalsozialistischen Geschichte und des Holocausts als geläutert und beschwören die Verpflichtung zur Ächtung des Antisemitismus immer wieder in Sprechblasen wie „Wehret den Anfängen“ verpackt herauf, zum anderen weisen Umfragen aus, dass sich der israelbezogene Antisemitismus in den Einstellungen von vierzig Prozent der Bevölkerung zeigt (vgl. Zick et al. 2017b, S. 27).

Denn nach dem Holocaust ist der Antisemitismus sozial geächtet worden, angesichts des nationalsozialistischen Antisemitismus und der Ermordung von sechs Millionen Juden ist es verpönt, sich zur Judenfeindschaft zu bekennen, oder schlicht undenkbar, das negative Gefühl Juden gegenüber überhaupt einzugestehen, obwohl das Bild von den Juden sich nach dem Holocaust nicht verändert hat. Ein „Israelkritiker“ zu sein, steht den Menschen besser zu Gesicht als ein Antisemit zu sein. Die alten Feindbilder über Juden werden aber einfach auf Israel übertragen, das negative Gefühl den Juden gegenüber übersetzt sich in eine Meinung über Israel, die dann im Zweifel als „Kritik“ rationalisiert wird. So hat der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt in einem Essay schon früh festgestellt (1980, S. 93): „Kein Mensch ist heute mehr Antisemit, man versteht nur die Araber.“ [...]"

Gert Krell/Michael Brumlik: Dämonisierung, Delegitimisierung und Doppelstandards FR 8.12.21, S.22/23

"[...] Antisemitisch, antizionistisch, antiisraelisch oder israelkritisch sind Begriffe für sehr verschiedene Einstellungen; alle vier können in Kombinationen auftreten, aber auch für sich stehen. Es gibt auch proisraelische Antisemiten; und es gibt Menschen, die Israel sehr gewogen sind, zugleich aber auch kritisch gegenüberstehen – nicht weil sie Antisemiten wären, sondern aus Sorge um seine Zukunft.
Julia Bernsteins Mischung aus Kampf gegen Antisemitismus mit Kampf gegen Kritik an der Besatzung und an der großisraelischen Politik der israelischen Rechtsparteien führt bei ihr zu einer maßlosen Überziehung des Antisemitismusvorwurfs. Damit aber schadet sie dem Kampf gegen den real existierenden Antisemitismus; auch und gerade in der politischen Bildung. Lehrer:innen dürfen durchaus ihre eigene politische Meinung zu kontroversen Sachverhalten in ihre Klassen einbringen; aggressive Werbung für die eigene Position, vor allem, wenn sie auf einem Pol einer breiten Debatte angesiedelt ist, ist jedoch nicht zulässig. Auf jeden Fall aber müssten auch andere Positionen zur Sprache kommen. Das hieße für den Nahostkonflikt, auch die innerisraelischen, innerjüdischen oder die allgemeinen wissenschaftlichen Kontroversen (auch über den Antisemitismus-Begriff!) wenigstens anzudeuten [...]
Das größte pädagogische Versäumnis der Autorin aber liegt darin, dass sie Lehrer:innen und Schüler:innen keine Perspektive anbietet. Ein Konflikt, in dem die eine Seite die andere vernichten will und die andere sich nur verteidigt, hat ja auch keine Perspektive außer der militärischen Selbstbehauptung. Wie sollen denn Schüler:innen und Jugendliche mit jüdischen oder arabischem bzw. muslimischem Hintergrund auf Julia Bernsteins Diagnose reagieren? [...]"

Dabei besonders wichtig erscheint mir der Beitrag von Stephan Hebel. Im Anschluss darauf gehe ich dort darauf ein, dass selbst Hebels klare Differenzierung bei kürzeren Äußerungen ausreicht, Israelkritik und Antisemitismus eindeutig zu unterscheiden. Für eine solche Unterscheidung ist immer eine Betrachtung des Kontextes nötig, sowohl des Argumentationskontextes wie des Handlungskontextes. 

Vergiss mein nicht

 Bewegend die Szene, wo die 96-jährige Mutter des Mannes (Malte Sieveking) nachfragt, wie alt seine Frau Gretel ist. Als sie erfährt, dass sie 73 Jahre alt ist, meint sie: "Aber das kann mein Sohn doch nicht machen, ihr könnt ihn doch nicht so verbrauchen."


Dabei spielt gewiss eine Rolle, dass sie im Heim ist und er sie seltener besucht, weil er sich ständig um seine Frau kümmern muss. Sicher spielen dabei die Jahrzehnte (zwei oder gar fünf?) eine Rolle, wo sie sich mit Kontaktwünschen zurückgehalten hat, um ihrem Sohn, dem Mathematikprofessor, Zeit für seine Arbeit und die notwendige Erholung zu lassen. Gewiss ist sie eifersüchtig auf ihre Schwiegertochter, die so viel Zuwendung erfährt und sie doch gar nicht richtig nutzen kann, weil sie schon im nächsten Moment vergessen hat, dass sie sie erfahren hat. Und sie, die Mutter, die doch Jahrzehnte so für ihren Sohn da war, wird von ihm so vernachlässigt.
Aber sicher spielt auch hinein, dass sie sieht, wie fordernd die Arbeit in der Altenpflege ist, und dass sie es bedauert, dass sie anderen so viel Arbeit macht, weil sie nicht mehr zureichend für sich selbst sorgen kann.
Und dann die Vorstellung, der geliebte Sohn, dessen Wohlergehen ihr seit seiner Geburt so wichtig war, könnte vom Status des angesehenen Professors, der endlich Zeit hat, seinen eigenen Interessen nachzugehen, in den Status eines Vollzeit-Altenpflegers zurückfallen und diese Tätigkeit mit schwindenden Kräften immer weiter ausüben müssen, bis er selbst pflegebedürftig wird.

Bewegend aber auch die strahlende Dankbarkeit der Frau, wenn sie wahrnimmt, dass sie anderen so wichtig ist, dass sie sich die Mühe machen, genau das für sie zu tun, was sie gerade haben will.

Aus einem meiner früheren Artikel möchte ich hier noch anführen:
Tiere sind weit besser darin, Menschen zu verstehen, die sich nicht erklären können. Nicht selten finden auch Kinder zu solchen Menschen einen leichteren Zugang als Erwachsene, aber ganz unabhängig von sinnwidriger sprachlicher Kombination sind Tiere am besten geeignet. 
Wegen diesen unmittelbaren Zugangs zur Psyche des Menschen sind Tiere besonders für alte und junge Menschen so wichtig.

http://vergissmeinnicht-film.de/
http://www.spiegel.de/kultur/kino/dokumentarfilm-vergiss-mein-nicht-von-david-sieveking-a-880585.html
http://www.sueddeutsche.de/kultur/vergiss-mein-nicht-im-kino-vorgefuehrt-im-verfall-1.1592413

Diesen Artikel habe ich vor acht Jahren geschrieben (und veröffentlichet) und er ist für mich nicht weniger aktuell geworden.

Dienstag, 7. Dezember 2021

Musik in Konzentrationslagern

"Die Erinnerungen von Überlebenden beschreiben, wie die Häftlingskapellen organisiert waren und zu welchen Anlässen die Musiker welche Musik spielen mussten. Die Hauptaufgabe der Häftlingsorchester bestand in vielen Lagern darin, den Tagesablauf zu strukturieren. Es sind vor allem die Klänge deutscher Marschmusik und populärer Orchestermusik, die sich in die Köpfe der Überlebenden eingegraben haben. Zu dieser Musik marschierten die Arbeitskolonnen tagtäglich durch die Lagertore. Der Takt der Märsche sollte sie zum Gleichschritt disziplinieren und die anwesenden SS-Männer unterhalten. Bekannte Orchesterstücke aus Operetten, Melodien populärer Lieder wie „Lilli Marleen“ verhöhnten die gequälten Menschen und demonstrierten ihnen ihre Hilflosigkeit, denn sie konnten der Musik nicht entkommen, die sie an ein normales Leben, eine glückliche Vergangenheit erinnerte. Vom Orchester des Auschwitzer Frauenlagers ist überliefert, dass es Tausende von Deportierten mit leichter Operettenmusik empfangen musste, um die Neuangekommenen abzulenken und zu täuschen. „Ein nächtliches Konzert beginnt“, erinnerte sich die Musikerin Seweryna Szmaglewska.

„Bei den Waggons schreien die SS-Männer wie besessen, jammern die Geschlagenen, weinen die Kinder, und auf diesem akustischen Hintergrund erklingen die Melodien spanischer Tänze, sehnsüchtiger Serenaden, sentimentaler Lieder.” (Szmaglewska 1962: 245) Aus vielen Konzentrationslagern ist bekannt, dass die SS-Wachen mit dem gebrülltem Befehl „ein Lied“ die Gefangenen in verschiedenen Situationen deutsche Volkslieder singen ließen, zum Beispiel, wenn sie die Bevölkerung der umliegenden Dörfer über den wahren Charakter der Lager hinwegtäuschen wollten." (S.214-216)

Juliane Brauer: "Lieder aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern Geschichte(n), Erinnerung und Rezeption" in: Berichte, künstlerische Werke und Erzählungen von NS‑Verfolgten Zeugnisformen Bildungsarbeit mit Zeugnissen. Herausgegeben von Dagi Knellessen und Ralf Possekel, S. 213 ff. (Link zum Download)

Montag, 6. Dezember 2021

Habeck und Fischer (40 Jahre die Grünen: 2020)

 Robert Habeck im Gespräch mit Joschka Fischer


Habeck: Relevante Politik kann nicht heißen, in ein bestehendes System, das Probleme verursacht, einfach mehr Geld hineinzustecken. Das ist das Gegenteil von relevanter Politik.

Sonntag, 5. Dezember 2021

Angela Kasner und Wolf Biermann - Zwei, die in die DDR gingen und nach Westdeutschland zurückkehrten

 Angela Kasner* wurde im Elim-Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel als erstes Kind des evangelischen Theologen Horst Kasner (* 1926 in Berlin; † 2. September 2011 ebenda) und seiner Frau Herlind Kasner, geb. Jentzsch (* 8. Juli 1928 in Danzig; † 6. April 2019 in Berlin[4]), geboren. Horst Kasner hatte ab 1948 an den Universitäten Heidelberg und Hamburg sowie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld Theologie studiert. Seine Frau Herlind war Lehrerin für Latein und Englisch.

Noch 1954, einige Wochen nach der Geburt der Tochter, siedelte die Familie von Hamburg-Eppendorf, Isestraße 95, in die DDR über. Für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg trat Horst Kasner im Dorf Quitzow (heute ein Ortsteil von Perleberg) eine Pfarrstelle an. Angela ist ebenfalls evangelisch-lutherisch.

Haus Fichtengrund, Wohnhaus der Familie Kasner in Templin

1957 wechselte Kasner dauerhaft nach Templin in der Uckermark, um sich am Aufbau einer innerkirchlichen Weiterbildungsstelle zu beteiligen. Dort wuchs Angela  im Haus Fichtengrund auf. Ihre Mutter war aufgrund des Pfarrberufs des Vaters im Schuldienst der DDR unerwünscht.[5] Am 7. Juli 1957 wurde Angelas Bruder Marcus, am 19. August 1964 ihre Schwester Irene geboren.

In Polen erregte 2013 die Entdeckung ihrer polnischen Wurzeln Aufmerksamkeit: Ihr Großvater, der Polizeibeamte Ludwig Kasner (1896–1959), hatte als Ludwig Kazmierczak als Pole im Deutschen Kaiserreich in Posen gelebt, im Ersten Weltkrieg erst für die deutsche Armee und dann als Angehöriger der polnischen Haller-Armee möglicherweise gegen die deutsche Armee an der Westfront gekämpft.[6] Er siedelte später nach Berlin über.

Schulzeit und Studium (1961–1978)[Bearbeiten]

Gebäude der früheren Polytechnischen Oberschule

1961 wurde Angela Kasner an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Templin (heute Aktive Naturschule Templin) eingeschult. Auffallend waren ihre überdurchschnittlichen schulischen Leistungen; in den Schulfächern Russisch und Mathematik war Kasner Klassenbeste. Sie gewann Russisch-Olympiaden bis hin zur DDR-Ebene und galt während ihrer Schulzeit als zurückhaltende Schülerin.[7] Sie war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ).[8] 1973 legte sie an der Erweiterten Oberschule (EOS) in Templin das Abitur ab.[9]

Kasner hatte sich bereits während ihrer Schulzeit für das Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität (heute: „Universität Leipzig“) in Leipzig entschieden, das sie 1973 aufnahm. Um ihr Einkommen während ihres Studiums aufzubessern, arbeitete sie nach eigenen Angaben an zwei Abenden pro Woche in Discotheken nebenberuflich als „Bardame“.[10] Sie gehörte nicht zu den opponierenden Kräften innerhalb der DDR, was ihre akademische Laufbahn verhindert hätte, berichtet aber, in diesen Jahren den Autor Reiner Kunze getroffen zu haben, den sie als ihren Lieblingsschriftsteller bezeichnet. 1977 heiratete sie den Physikstudenten Ulrich Merkel; die Ehe wurde 1982 geschieden.[11][12]" (Wikipedia)

*Der Text wurde aus dem Wikipediaartikel Angela Merkel übernommen, nur wurde der Geburtsname beibehalten.

mehr zu Angela Kasner/Merkel:

Helga Schubert :Ein feste Burg (ZEIT 9.12.21)

"Du hast den Farbfilm vergessen" (Wikipedia) (Text)

Nina Hagen in Liveaufnahme


Großer Zapfenstreich für Angela Merkel ( "Du hast den Farbfilm vergessen" ab Minute 16, "Für mich soll's rote Rosen regnen" ab 18:20 (Text) )


Wolf Biermann

Vortrag von Biermann

"Du lass dich nicht verhärten" (Text)

Faltanleitung für FFP2-Masken

  https://twitter.com/maxplanckpress/status/1466694602837086208

Samstag, 4. Dezember 2021

Chrismon

 chrismon.evangelisch.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Chrismon_(Zeitschrift)

Ein Teil von chrismon spricht mich immer sehr an. 

Auch dies: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2021/52083/so-gingen-chrismon-geschichten-aus-2021-weiter

und dies: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2021/52063/izzeldin-abuelaish-kaempft-fuer-frieden-in-nahost

Diese beiden kann man gleich im Internet nachlesen. 

Aber es sind diesmal andere, die mich noch mehr angesprochen haben:

Der Bericht der Frau, die mit Depressionen lebte, weil ihre Mutter von ihrem Stiefvater missbraucht* wurde und von ihrer eigenen Mutter keine Unterstützung bekam, sondern nur Vorwürfe, dass die Tochter ihr ihren Geliebten weggenommen habe:

"Sie [die Tochter, die missbraucht worden war] wollte eine gute Mutter sein und eine harmonische Familie haben, aber sie konnte das nicht umsetzen. Wir wurden grundlos geschlagen ..." (chrismon Nr.12, S.13)

*Statistik zu sexuellem Missbrauch von Kindern in Deutschland

Sie ließ es zu, dass ihre Tochter bei ihrem Ex-Partner aufwuchs, weil sie verhindern wollte, dass diese sie erleben würde, während sie eine Depression hat. Wenigstens in der dritten Generation sollten die Gewalterfahrungen aufhören. 

Und die Empfehlung der Biografin Michaela Frölich, wie man mit seiner Biografie umgehen solle. (chrismon Nr.12, S.18)

Der Bericht zweier Schriftsteller*innen, die mit mehreren Sprachen leben und ähnlich, aber auch unterschiedlich über ihre Texte denken:

Senthuran Varatharajah sagt: "Es ist eine grundsätzliche Erfahrung, dass man nie die Autorität über sein Buch besessen hat, von Anfang an nicht. Der Text steht für sich, er ist nicht mehr verfügbar für eine Person, die das Buch geschrieben hat. Nur wenn man ins Nichts schreibt, kann es möglich sein, jemanden angesprochen oder und gerufen zu haben. So wie die Bibel auch nicht mehr in den Händen Gottes liegt. Sie zu verstehen, das ist unsere Aufgabe jetzt." (S.25)

Iris Wolff sagt dazu:: "Für mich ist es leicht anders. Es gibt diesen schönen Satz von Novalis: "Der wahre Leser muss der erweiterte Autor sein." Ist es schon Musik, wenn ich ein Stück komponiere, oder braucht es die Aufführung, um Klang zu werden? Buchstaben auf Papier werden womöglich erst Literatur, wenn sich jemand zu dem Text in Beziehung setzt. Erst dann verwandelt er sich und wird lebendig." (S.25/26)


Mittwoch, 1. Dezember 2021

Was ist die Voraussetzung für Heimat?

 "Ohne ein Zuhause, das man sich dauerhaft leisten kann, könne ein Wohnort kaum zur Heimat werden, glaubt Laumann."

https://www.zeit.de/2021/49/karl-josef-laumann-cdu-sozialpolitik-landwirt/komplettansicht

Andrea Doria

 Genuesischer Admiral zur Zeit Karls V. und Gegenspieler Fiescos in Schillers Drama "Die Verschwörung des Fiesco"

nach  Andrea Doria benannte Schiffe:

Baujahr 1913 italien. Kriegsschiff im 1. u. 2. Weltkrieg, das erst 1958 als zivilies Schiff ausgemustert wurde.

Baujahr 1952 größtes Passagierschiff der italienischen Flotte. Sie sank 1956 nach einem Zusammenstoß mit der schwedischen Stockholm vor der US-amerikanischen Küste. 

Sonntag, 28. November 2021

Vom Zusammenhang von Artensterben und Klimawandel

Der  Klimawandel trägt nicht nur zum Artensterben bei, sondern das Artensterben auch zum Klimawandel. Denn jedes zerstörte Ökosystem macht die Erhaltung eines menschengerechten Klimas unwahrscheinlicher.

"Wenn Haie ihre ökologische Funktion an einem ohnehin geschwächten Riff nicht erfüllen können, vermehren sich andere Raubfische überproportional. Diese fressen dann zu viele pflanzenfressende Fische. Die ernähren sich normalerweise von den Algen, die auf den Korallen wachsen. Nehmen die Algen überhand, ersticken sie die Korallen. Die Folge: Das Riff beginnt zu sterben, einzelne Abschnitte brechen ab, sie sind nun nicht mehr die Kinderstube für die Myriaden an Fischen, von denen sich Hunderte Millionen Menschen ernähren. Und sie bieten auch keinen Schutz vor Wellen und Fluten mehr. Schätzungen gehen von bis zu einer halben Milliarde Menschen aus, die davon abhängig sind. [...]

1950 erst haben die große Beschleunigung und das große Ausrotten so richtig Fahrt aufgenommen, und schon heute, 70 Jahre später, geht es in Wahrheit bereits nicht mehr um die Tiere, sondern um uns. Und in weiteren 70 Jahren könnte es schon zu spät sein für ein gedeihliches menschliches Leben auf diesem Planeten. [...]"

(Unser Aussterben Die ZEIT 25.11.21)


https://www.zeit.de/2021/48/biodiversitaet-aussterben-arten-ueberleben-abschottung

Samstag, 20. November 2021

Gysi trifft Zeitgenossen

 

Gysi trifft Zeitgenossen:

Youtube: https://www.youtube.com/results?search_query=gregor+gysi+trifft+zeitgenossen

Kevin Kühnert Gysi duzt

Jens Spahn

Karl Lauterbach Gysi duzt

Wolfgang Kubicki Gysi duzt

Peter Gauweiler (Wikipedia) (auf Youtube 20.11.2020)

Franz Müntefering Gysi duzt (2017)

Gerhart Baum

Gysi trifft Sandra Maischberger

Stefan Aust

Giovanni di Lorenzo

Harald Martenstein


Oliver Welke "Er war die Claudia Schiffer der ferkelverarbeitenden Industrie." In Dtl. muss man keinen Müll sehen, es gibt immer Brauchbares

Katharina Thalbach gysi duzt   (Wikipedia)  Fernsehrolle mit 3 1/2 J. , mit 12  J. Tod der Mutter, danach nicht mehr gewachsen,
Blechtrommel        Paradies              Sonnenallee

Ulli Zelle  Fernsehmoderator (Wikipedia)

Theodor Gysi wird befragt von Matthias Matussek

Youtube 1 https://www.youtube.com/watch?v=byOcgx9KSmU

Youtube 2 https://www.youtube.com/watch?v=QPtJN9yynvk

Youtube 3 https://www.youtube.com/watch?v=5Nnm4ZcFfu4

Phoenix: Text (2009) https://www.presseportal.de/pm/6511/1423083

FAZ

Buch: Gregor Gysi trifft Zeitgenossen


Freitag, 19. November 2021

Statistiken zu sexueller Gewalt

 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1587/umfrage/vergewaltigung-und-sexuelle-noetigung/

https://www.frauenrechte.de/images/downloads/hgewalt/Sexuelle-Gewalt-in-Deutschland.pdf

Es ist klar, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist. Dunkelziffern haben freilich den Nachteil, dass man sie nicht genau feststellen kann.

Digitalisate von 1671 bis 1950!

 https://deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper

Vegetarier und Vegane retten Leben

 https://utopia.de/news/hirschhausen-pflanzenbasierte-ernaehrung-weniger-tote-deutschland/

Urbane Wälder statt Abholzen von Urwald

 "Urbane Wälder können Städten helfen, sich an den Klimawandel anzupassen", sagt Florian Mayer, Experte für Landschaftsplanung beim Bundesamt für Naturschutz (BfN), das drei urbane Wälder in Leipzig gefördert hat. "Indem wir möglichst viele Flächen renaturieren, können wir die Folgen zunehmender Extreme wie Hitze, Starkregen, Dürren in Städten dämpfen." ("Nature-based Solutions": Im Naturheilverfahren ZEIT 18.11.2021)

Statt dessen wird Verdichtung betrieben und Urwälder werden abgeholzt, um mit Monokulturen rasch nachwachsend Holznachschub zu produzieren. Gift für das Klima. 

"Damit die Bäume rasch viel CO₂ aufnehmen, werden bei Aufforstungen vor allem schnell wachsende, oft gebietsfremde Monokulturen wie Eukalyptus oder Akazien angepflanzt. Manchmal müssen dafür sogar Urwaldflächen weichen – in Kambodscha etwa wurden 34.000 Hektar Urwald gerodet und überwiegend mit Akazien-Monokulturen wieder aufgeforstet. Um das Nutzungsrecht für das Land zu bekommen, führte die Firma ebenfalls das Argument der CO₂-Senke durch den zukünftigen Baumbestand an. Zwar konnte sie den Wald letztlich nicht als solche vermarkten, sondern nutzte ihn nur zur Holzgewinnung – dennoch hatte das Klima-Argument geholfen, den Urwald zu zerstören. Betroffen waren 19.000 Familien, die vom und mit dem Wald gelebt hatten." ("Nature-based Solutions": Im Naturheilverfahren ZEIT 18.11.2021)

Mittwoch, 10. November 2021

"Eifernde Züge eines Glaubenskampfes"

"Eifernde Züge eines Glaubenskampfes"  Verfassungsrechtler Udo di Fabio im Interview, Welt am Sonntag, 7.11.21

Bei der Hongkong-Grippe Ende der sechziger Jahre starben innerhalb eines Jahres 50.000 Menschen in der Bundesrepublik. Es gab keinen Lockdown. 

Udo di Fabio: "Wir sind sensibler geworden, was Gesundheitsrisiken angeht. Wer in Europa noch Krieg und Nachkriegszeit erlebt hatte, den Hunger und das Elend, der kam vor einem halben Jahrhundert zu anderen Risikobewertungen als die Gegenwart. Eine größere Sensibilität für den Rang des menschlichen Lebens ist durchaus etwas Gutes. [...]

Natürlich gibt es Grundsätze der Gefahrenabwehr, die Freiheitsrechte erheblich einschränken können. In der Pandemie geht es um die Abwägung, in welchem Verhältnis der Schutz von Leben und Gesundheit zu Freiheitsrechten und zum Schutz der Menschenwürde steht. [...]

Demokratien sind nie homogene Ordnungen. Der Streit gehört dazu. Doch es tauchen in neuem Gewand alte Muster wieder auf: Eifernde Züge eines Glaubenskampfes, der Andersdenkende nicht als nur mehr Gegner, sondern als Feind betrachtet und mit Hass verfolgt."


Dienstag, 9. November 2021

Wollen Twitterer andere aushorchen?

 "We all like to snoop just as much as big tech" schreibt James Marriott in der Times am 12.8.2021

Bei der Paketverfolgung erfahren wir nicht selten bis auf 5 Minuten genau, wann das Paket eintreffen wird. Und dann werden wir aufgefordert, die Anlieferung zu bewerten wie eine Äußerung bei Facebook oder Twitter. Marriott meint, damit fühlen wir uns berechtigt, eine Person zu bewerten wie eine vorher nur eine Meinung. (Ein Urteil hatten wir über Meinungen schon vor dem Internet, aber wir wurden nicht darauf getrimmt, sie allüberall durch "Likes" zu dokumentieren.)

Dabei fällt mir auf, bei Twitter lese ich alles mögliche an Gefühlsäußerungen von konkreten Personen, was ich über sie nicht wissen will. Nicht, dass ich ihnen das Recht beschneiden will, ihre Gefühle in der Öffentlichkeit auszubreiten. Es ist mir auch nicht uninteressant, dass jemand eine bestimmte hat und wie viele Personen sie teilen. Ich will es nur nicht über eine konkrete Person wissen, weil es meine Meinung über die Person beeinflussen könnte, ohne dass ich den Kontext beurteilen  kann, in dem die Äußerung steht.

Wenn ich die Person dann entfolge, könnte sie aber meinen, ich hätte etwas dagegen, dass sie eine bestimmte Meinung hat oder ein bestimmtes Gefühl äußert. - So gewöhne ich mich langsam daran, lauter private Informationen zu bekommen, die mich nichts angehen. 


Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen?

"Was waren die größten Unterschiede zwischen Ost und West?

Was mir aufgefallen ist und auffällt, bis heute, und was ich mag, ist die große Ernsthaftigkeit der Menschen in der DDR. Sie haben die Welt, die Kultur, die Politik ernst genommen und nehmen sie ernst und waren nach der Vereinigung von dem anderen Ton im Westen befremdet. Im Westen haben die Kulturszene und das Feuilleton einen spielerischen, ironischen, distanzierten Ton entwickelt und wurde und wird auch die Politik ein gutes Stück weit als taktisches Spiel inszeniert und zelebriert – das hat Fremdheit geschaffen.

Auf beiden Seiten?

Ja, den Wessis kamen die Ossis in ihrer Ernsthaftigkeit tölpelhaft vor, weil sie das Spiel nicht lässig mitspielten. Und die Ossis fanden die Westler unernst, und erlebten sich von ihnen auch nicht ernst genommen."

„Wir schreiben alle nicht nur über uns, Gott sei Dank“, Bernhard Schlink im Interview, FR 9.11.21 

Freitag, 5. November 2021

Wie eine Stadt aus Fehlern lernt

 https://twitter.com/Hornschild/status/1456725923613523968

Zur Funktion von Koranübersetzungen

 "Im Christentum verkörpert sich Gott in einem Menschen, im Islam in einem Buch[...] 

Vorherrschende Meinung unter den Gelehrten war immer, dass es verboten sei, Übersetzungen für rituelle Zwecke zu verwenden. Die Liturgie solle sich auf Arabisch beschränken, die Sprache, in der dem Propheten Mohammed der Koran offenbart wurde. Ritus war wichtiger als Verständnis.

Sogenannte Interlinearübersetzungen ins Persische oder Türkische gab es zwar, dabei wurden zwischen den Zeilen die einzelnen Wörter erklärt, das waren aber vor allem pädagogische   Hilfsmittel. [...]" (Auf Surensuche von Arnfried Schenk, ZEIT 3.11.21)


 


Chefstratege gegen Friedensnobelpreisträger - Machtkampf in Äthiopien

 https://www.fr.de/politik/chefstratege-aus-tigray-91095476.html (Tsadkan Gebretensae)

Abiy Ahmed Ali

https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Tigray#Gegenoffensive_der_TPLF_2021


Donnerstag, 4. November 2021

Was war der schlimmste Satz, den euch ein Elternteil jemals gesagt hat?

Thread (enthält Sätze, die ein lebenslanges Trauma bewirken können)

 https://twitter.com/martingommel/status/1456252189484072966

Ich selbst bin gewiss ausgeschimpft worden, habe aber keine Chance, mich an irgend etwas Negatives zu erinnern. 

Mein Vater hat uns Kindern, in seinem Abschiedsbrief 1945 (er starb wenige Tage darauf) geschrieben:

"So schön wie früher zuhaus im Frieden wird es nie wieder werden. Deshalb müßt Ihr alle umso tapferer sein, “damit Vater und Mutter sich freuen können”, wie Gerhard immer sagt. Wenn Ihr immer denkt: “Würde sich Mutter jetzt über mich freuen? Würde sich Vater über mich freuen?” dann werdet Ihr schon alles recht machen und werdet tüchtige deutsche Menschen, die durch kein Unglück und keine Not sich unterkriegen lassen. Lebt wohl"

"So schön wie früher zuhaus im Frieden wird es nie wieder werden." (Er meinte die NS-Zeit! Und er war von den Nazis entlassen worden.)

In Coronazeiten ist es gut, sich zu erinnern, dass von 1945 aus gesehen die NS-Zeit vor dem Krieg für fast alle in Deutschland eine Sehnsuchtszeit war. Wie unglaublich war die Wendung zum Besseren, die seitdem auf den verschiedensten Bereichen in Europa stattfand. 

Dass heute ein öffentlicher Austausch über solche persönlichen Traumata, wie sie in dem oben verlinkten Thread angesprochen werden, stattfinden kann. ist einer von den vielen Bereichen, wo sich etwas verbessert hat. - Nicht, dass es jetzt überall zufriedenstellend wäre.

Stilblüten in Doktorarbeiten

 https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/neue-dissertationen-kuriose-formulierungen-in-doktorarbeiten-17615852.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

2 Texte

Navid Kermani Afghanistan Schon kein Thema mehr? ZEIT 4.11.21 

 Kermani sieht eine große Gefahr, dass die deutsche Außenpolitik Menschheitsverbrechen ignoriert.

Kermani ist für mich eine bedeutende persönliche Autorität. Den Fall Afghanistan sehe ich aber anders. Freilich, ich fühle mich veranlasst, kritischer zu prüfen, ob ich wirklich Recht habe.

Yascha Mounk: Recherchiert, bevor ihr anklagt. ZEIT 4.11.21 

Yascha Mounk ist mir kein Begriff. Harvard schon, aber es bürgt noch lange nicht für Qualität. Aber auch ich sehe Vorverurteilungen spektakulär zunehmen. Deshalb werde ich freilich nicht jedes Mal recherchieren. Aber ich werde auch nicht jedes Mal anklagen, wo das geboten erscheint. Besser fünfzig Anklagen zu wenig als eine zu viel.

Das gilt freilich nur für Personen. Strukturen werde ich weiter anklagen, auch wenn ich sie nicht im einzelnen untersuchen kann. So etwa den US-Gefängnis-Komplex. Der scheint mir intensiv genug durchrecherchiert. 

https://en.wikipedia.org/wiki/Prison%E2%80%93industrial_complex

Strafvollzugspopulationen in den USA 1980–2013

By Delphi234 - The statistics for the chart are from the Bureau of Justice Statistics (BJS), U.S. Department of Justice:Correctional Populations in the United States, 2012. NCJ 243936. See Tables 1 and 2 in the PDF for 2010-2012 numbers. Table 1 also has rates per 100,000 for 2000 to 2012.Correctional Populations in the United States, 2010. NCJ 236319. See Table 1 in the PDF for the table timeline showing the 2007 peak number under correctional supervision. Table 1 has 2000 numbers, and 2005 to 2010 numbers.Correctional Population Trends Chart: See archive with 1980 to 2009 numbers. Some of those numbers may vary slightly from BJS numbers in later BJS publications.Probation and Parole in the United States, 2006. NCJ 220218. See PDF: "About 3.2% of the U.S. adult population, or 1 in every 31 adults, were incarcerated or on probation or parole at yearend 2006."Adults on probation, in jail or prison, and on parole, United States, 1980-2006. PDF file. csv file format. From Sourcebook of Criminal Justice Statistics using BJS info.See also Total Correctional Population, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36533175

https://en.wikipedia.org/wiki/Prison%E2%80%93industrial_complex#/media/File:United_States_correctional_population.svg

http://www.zeitgeistlos.de/zgblog/2016/der-us-gefaengnis-industrie-komplex/




Mittwoch, 3. November 2021

Gefängnis

 Ich habe das informative Heft nicht vollständig ausgewertet. Das Interessanteste ist vielleicht das Interview mit einem ehemaligen Intensivtäter, der heute dank seiner Erfahrungen sehr sinnvolle Arbeit tun kann, vielleicht sinnvollere als viele von uns. 

Ein Zitat:

"Je nachdem, ob Gefangene arbeiten, haben sie teilweise sehr viel freie Zeit. Gehen sie keiner regelmäßigen Beschäftigung nach, verbringen sie viel Zeit in ihrem Haftraum mit Fernsehen, DVDs, Radio und Musik. Außerdem wird viel gelesen. Bücher können aus einer Anstaltsbibliothek ausgeliehen werden. Da in Deutschland im Vollzug weder internet- oder bluetoothfähige Geräte noch solche mit digitalen Speichermöglichkeiten erlaubt sind, können Gefangene keine Computerspiele spielen oder Streamingdienste und soziale Netzwerke nutzen. Es sind auch nur veraltete Modelle von Spielekonsolen erlaubt.

Zum Freizeitangebot gehört auch die Freistunde beziehungsweise der Hofgang, die alle Gefangenen jeden Tag wahrnehmen können müssen. Sie dürfen mindestens eine Stunde am Tag an der frischen Luft mit anderen zusammen im Hof der Anstalt oder des Unterbringungsbereichs verbringen. Dort gibt es beispielsweise Sportgeräte oder Blumenbeete und andere Gartenelemente."

(https://www.bpb.de/apuz/gefaengnis-2021/341779/alltag-im-gefaengnis)

Was ich sonst noch interessant fand, habe ich nicht die Zeit herauszusuchen. Das meiste ist wichtiger als das, was ich mir im Internet ansehe, wenn ich gerade nichts tun will. Aber es ist natürlich auch ein wenig herausfordernder.


Eine Meldung von 2016:

"75% der britischen Kinder sind weniger an frischer Luft als Gefängnisinsassen" (Aufzufinden über das Label Gefängnis)

Ort der Vielfalt

 "Ort der Vielfalt ist eine 2007 ins Leben gerufene Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Bundesministeriums des Innern und des Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, deren Ziel es ist, Gemeinden, Städte und Kreise in Deutschland in ihrem Engagement für kulturelle Vielfalt zu stärken. Diese Initiative ist aus den Bundesprogrammen Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus hervorgegangen. Das Bundesprogramm Toleranz fördern – Kompetenz stärken führt seit dem 1. Januar 2011 die beiden Bundesprogramme wieder unter einem gemeinsamen Dach fort. [...]" (Wikipedia: Ort der Vielfalt)

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Der Fall Kimmich

 https://taz.de/Der-Fall-Kimmich/!5806555/ taz.de 26.10.21

"[...] Was ist eigentlich passiert? Nun ja, der Nationalspieler mit der bis dato untadeligen Vita hat eine persönliche Gesundheitsentscheidung getroffen, so wie er das in seiner Karriere, besser: in seinem Leben, wohl schon dutzendfach getan hat. Nur hat es früher, in der vermeintlich guten alten Zeit, niemanden interessiert, ob er sich etwas (legales) spritzen ließ oder nicht, ob er Vorsorge gegen dieses oder jenes Zipperlein getroffen hat – oder eben nicht. Von Interesse war, ob Kimmich gut in Form war, ob er schöne Vorlagen gab oder Tore schoss.

Das ist seit der medialen Aufregung um das Coronavirus nun gänzlich anders. Seit über 18 Monaten testen wir uns nicht nur auf ein Virus, wir testen uns auch auf Compliance – und, wie es so schön heißt, auf solidarisches Verhalten. Der Einzelne hat besser im Vorsorgekollektiv aufzugehen, sonst könnte es ungemütlich werden. Selbst liberale Geister verkünden in diesen Wochen apodiktisch: „Halt’s Maul und lass dich impfen!“ [...]" 

Ich finde es bemerkenswert, wie sehr die Meinungen zu Grundsatzfragen jetzt auseinandergehen und dass - zum Glück - jetzt wieder offener diskutiert wird, dass nicht sofort dem anderen übles unterstellt wird.

Leider heißt es dann am Schluss wieder in alter Schärfe:

"Bedingungsloser Konformismus ist das Gebot der Stunde. In der Frage der Corona-Impfung scheint das Mitmachen alternativlos zu sein. Was ist eigentlich passiert, verdammt?"

Was passiert ist, ist bekannt: Ein großer Teil der Bevölkerung ist doppelt geimpft worden. Daraufhin sind einige Beschränkungen zurückgenommen und zu den Beschränkungen wollen sehr viele nicht zurück. Und viele Kritiker der Regierungsmaßnahmen hätten es lieber gesehen, wenn die Beschränkungen gar nicht erst erlassen worden wären.

Und trotzdem bleibt die Frage: Ab wann darf der Einzelne keine persönliche Gesundheitsentscheidung treffen?


Wachstum der Wirtschaft in Deutschland: Eine verheerende Logik

 https://www.fr.de/wirtschaft/gastwirtschaft/wachstum-eine-verheerende-logik-91076139.html

Montag, 25. Oktober 2021

VORLAGE AN DEN EUGH: Hält sich die Schufa an den Datenschutz?

 https://www.faz.net/aktuell/finanzen/vorlage-an-den-eugh-haelt-sich-die-schufa-an-die-dsgvo-17601547.html

FAZ 25.10,21

Die Flugkünste der Ahornsamen

 https://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-mehr/biophysik-die-flugkuenste-der-ahornsamen-1810886.html

Titsi Dangarembga: Wir brauchen eine Weiterführung der Aufklärung vom Ich zum Wir (Friedenspreisrede)

Titsi Dangarembga: Für die, die sich im Wal befinden: Wir brauchen eine neue Aufklärung FR 25.1021

"[...] Da jemand, der "Ich denke, also bin ich" denkt, sich selbst als Mensch betrachtet, wird jemand anders, der anders denkt, als nicht wie ich oder nicht als Mensch wahrgenommen. Wie wir wissen, hat die Aberkennung des menschlichen Werts anderer Menschen den Effekt, den menschlichen Wert zu erhöhen, den wir uns selbst zuschreiben; und wir wissen auch, dass dieser Mechanismus der differenziellen Zuschreibung von Menschlichkeit für einen Großteil der Gewalt verantwortlich ist, mit der die Menschen einander heimsuchen. Ich weise darauf hin, nicht um die Aufklärung zu diskreditieren. [...] Mir geht es darum, meine Stimme denen hinzuzufügen, die sagen, dass die Aufklärung der vergangenen Jahrhunderte abgelaufen ist und wir alle auf diesem Planeten heute dringend eine neue Aufklärung brauchen. [...]"

Dangarembga geht zwar nicht darauf ein, dass die Aberkennung von Menschlichkeit anderer schon bei Aristoteles philosophisch begründet wurde und dass nach der griechischen Aufklärung mit der neuzeitlichen Aufklärung die philosophische Anerkennung allgemeiner Menschenrechte einherging. 

Der entscheidende Schritt war, dass bei der französischen Erklärung der Menschenrechte 1789  Schwarze ausgeschlossen blieben. Nicht aus philosophischen Gründen, sondern weil man noch nicht bereit war, die Sklaverei abzuschaffen. 

Aber dass im 19. Jahrhundert mit Rassismus und Antisemitismus - trotz der offiziellen Abschaffung der Sklaverei! - im Zuge des Imperialismus das Denken in Kategorien von höherwertigen und niedrigerwertigen Menschen ("differenzielle Zuschreibung von Menschlichkeit")  allgemein verbreitet wurde, ist unbestreitbar.

sieh auch:

https://www.sueddeutsche.de/leben/auszeichnungen-frankfurt-am-main-friedenspreis-fuer-autorin-tsitsi-dangarembga-aus-simbabwe-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210621-99-79330 SZ