"Nico Bleutge schreibt Gedichte. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker in Deutschland – trotzdem kennt ihn kaum einer. Oft sucht er tagelang nach dem richtigen Wort. Leben kann er davon nicht. Porträt eines Menschen, der sich für den Untergrund entschieden hat [...]
... zu übertragen, wärme
[...] Deutschland, das Land der Dichter und Denker? Das war einmal, jedenfalls was die Dichter betrifft. Schüler interpretieren zwar noch immer Goethe und Schiller, Studenten schreiben Seminararbeiten über Brecht und Trakl, und in der Hausbibliothek des Bildungsbürgertums finden sich Rilke und Benn. Den Namen eines zeitgenössischen Lyrikers kennen eher nicht so viele. [...]
sich in die luftwege schleichen
innen im kopf. die bahnen
und bläschen. tiefer
gerutscht
und bläschen. tiefer
gerutscht
Die Luftwege, sagt er, seien ein Fachterminus für die Atemwege, Nase, Mund,
Kehle. Deshalb habe er dieses Wort gewählt und die Bläschen nach unten
verschoben, dorthin, wo sie, die Lungenbläschen, anatomisch auch hingehörten,
ans Ende der Lungen. Er wolle mit dem medizinischen Vokabular arbeiten, das die
Ärzte im Herbst 2017 ihm gegenüber verwendeten, ebenso wie mit der floskelhaften
Sprache, mit den Trostformeln, [...]"
Ich habe die Technik des Autors des ZEIT-Artikels, den ich hier zitiere, verwendet,
um Neugier auf ein Gedicht von Bleutge zu erwecken.
Wer das vollständige Gedicht kennen lernen will, hat die Möglichkeit, den
vollständigen ZEIT-Artikel vom 7.3.2019 zu lesen. Da wird sie/er in den Text
eingeführt und kennt ihn am Schluss ganz.
Werden Lyriker heute zu wenig beachtet? Wie ging es Hölderlin? Wer weiß heute
noch Gedichte von Brecht auswendig, die nicht aus der Dreigroschenoper
stammen?
Die Positionen, die auf dem Lyrikkongress in Frankfurt, der vom 7.3. an lief,
vertreten wurden, kann ich verstehen. Aber Paul Heyse und Bob Dylan erhielten
den Literaturnobelpreis, Paul Celan nicht. Franz Kafka aber auch nicht.
Wer das Publikum seiner Zeit überfordert, hat nicht selten den längeren
Nachruhm. Deutschlehrer dazu zu verdonnern, Schülern den Bedeutungsgehalt
von "Muschelkalk" bei Bleutge beizubringen, wäre kontraproduktiv.
Goethe hat trotz heftiger Kritik von Literaturkennern mit seinem Werther einen
Bestseller geschrieben. Sein Faust wurde weltberühmt, aber Schillers Wilhelm
Tell fleißiger gelesen. Faust II wird immer wieder aufgeführt, aber ihn Wort für
Wort im Unterricht zu lesen und zu besprechen, wird man keinem Deutschlehrer
empfehlen können. Meiner tat's und ich fand es nicht nur im Nachhinein gut.
Aber mehr habe ich von diesem Lehrer in der Deutsch AG gelernt, wo er uns an
einfachere Texte von Brecht, Kafka und Benn heranführte.
Übrigens, Jan Wagners Regentonnenvariationen sind leichter zugänglich als
Bleutges Muschelkalk. Und deshalb vermutlich die geeignetere Schullektüre
auch für zukünftige Lyriker.
Mehr zu Fokus Lyrik im Tagesspiegel
vertreten wurden, kann ich verstehen. Aber Paul Heyse und Bob Dylan erhielten
den Literaturnobelpreis, Paul Celan nicht. Franz Kafka aber auch nicht.
Wer das Publikum seiner Zeit überfordert, hat nicht selten den längeren
Nachruhm. Deutschlehrer dazu zu verdonnern, Schülern den Bedeutungsgehalt
von "Muschelkalk" bei Bleutge beizubringen, wäre kontraproduktiv.
Goethe hat trotz heftiger Kritik von Literaturkennern mit seinem Werther einen
Bestseller geschrieben. Sein Faust wurde weltberühmt, aber Schillers Wilhelm
Tell fleißiger gelesen. Faust II wird immer wieder aufgeführt, aber ihn Wort für
Wort im Unterricht zu lesen und zu besprechen, wird man keinem Deutschlehrer
empfehlen können. Meiner tat's und ich fand es nicht nur im Nachhinein gut.
Aber mehr habe ich von diesem Lehrer in der Deutsch AG gelernt, wo er uns an
einfachere Texte von Brecht, Kafka und Benn heranführte.
Übrigens, Jan Wagners Regentonnenvariationen sind leichter zugänglich als
Bleutges Muschelkalk. Und deshalb vermutlich die geeignetere Schullektüre
auch für zukünftige Lyriker.
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