Dienstag, 29. Dezember 2020

Wie die deutsche Teilung beschrieben wurde

 https://segu-geschichte.de/deutsche-teilung-quellen/

Grotewohl und Adenauer Oktober 1949

Wie sehr sich die Aussagen gleichen und wie sehr sie der Aussage des jeweils anderen widersprechen.

Welche Vereinigung war 1946 vorausgegangen?

Inwiefern war 1948 ein entscheidender Schritt zur Auseinanderentwicklung (--> Teilung) getan worden?

Sonntag, 27. Dezember 2020

Nachteile des Brexit-Deals für die jüngere Generation

 Der Brexit bedeutet für einige Menschen schmerzhafte Einschnitte. Klar ist mittlerweile, dass zu dieser Gruppe auf die viele junge Studierende in Europa gehören werden. Nach mehr als 30 Jahren steigt Großbritannien im Zuge des Post-Brexit-Abkommens aus dem europäischen Erasmus-Programm für Studierende aus.

Es habe sich dabei um eine „schwierige Entscheidung“ gehandelt, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Donnerstag nach der Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen London und Brüssel. Das Programm sei für sein Land jedoch „extrem teuer“, begründete Johnson den Schritt.

Der Premier kündigte zugleich ein Ersatzprogramm an. Damit wolle er es britischen Studierenden ermöglichen, an den „besten Universitäten“ der Welt und nicht nur in Europa zu lernen. Für die derzeit knapp 150.000 an britischen Hochschulen eingeschriebenen Studierenden aus EU-Staaten dürfte der Auslandsaufenthalt an Universitäten im Vereinigten Königreich dagegen teurer und schwieriger werden. (FR 25.12.20)


Freitag, 25. Dezember 2020

Europa - Schule - Saarbrücken - Bad Vilbel - Luxemburg

 https://www.europamachtschule.de/das-programm/standorte/saarbruecken/

Die ESRM ist eine vollständig akkreditierte Europäische Schule, die den vollen Service, der im Curriculum der Europäischen Schulen vorgesehen ist, anbietet und darüber hinaus in der glücklichen Position ist noch mehr anzubieten... 

Die seit 1956 in Luxemburg angesiedelte älteste Europäische Schule hat an PISA teilgenommen. Sie konnte die Punktzahl der führenden Teilnehmerländer (Taiwan, Korea, Finnland) übertreffen. Nach OECD Standard sind Europäische Schulen bis zu zwei Jahren den öffentlichen Schulsystemen in Deutschland an Wissensvermittlung voraus. Die Schulen unterrichten multilingual.

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Handelsvertrag zwischen GB und EU

 Viereinhalb Jahre nach dem Brexit-Referendum haben sich die EU und Großbritannien auf einen Handelsvertrag geeinigt. Das ganz große Chaos - ein No-Deal-Brexit - ist damit abgewendet.

SZ 24.12.20

Montag, 21. Dezember 2020

Jemenhilfe

 Wirtschaftshilfe für Coronageschädigte in Deutschland: 1,8 Billionen

davon 1,8 Milliarden allein von Deutschland für TUI

In Jemen sind 24 Millionen von 30 Millionen auf Hilfe angewiesen, 2 Millionen Kinder sind laut Angaben der Vereinten Nationen akut vom Hungertod bedroht.

Jemen brauchte dringend 2,4 Milliarden, die Geberkonferenz bewilligte nur 1,2 Milliarden und auch die wurden wegen bürokratischer Hürden nur zum Teil bezahlt.

"Drei Viertel der wichtigsten Hilfsprogramme im Jemen stehen wegen Geldmangel vor dem Aus."

Quelle mit weiteren Informationen: FR 20.12.20


Einige wichtige Hilfsorganisationen für Jemenhilfe:

Welthungerhilfe für Jemen

Ärzte ohne Grenzen für Jemen

Misereor

Unicef für Jemen

Jemenhilfe Deutschland

Save the children

Aktion Deutschland für Jemen

sieh auch



Freitag, 18. Dezember 2020

Ou Hongyi - die chinesische Greta

"Ou Hongyi führt einen einsamen Kampf gegen die Klimakatastrophe. Die Achtzehnjährige stellt sich unbeirrt gegen Mitbürger und staatliche Behörden. [...]

Mit Greta Thunberg ist Hongyi über Twitter in Kontakt. Wenn sie über die berühmte Schwedin spricht, wirkt sie allerdings etwas enttäuscht. Hongyi hofft auf Mentoring und Tipps, Greta schicke aber vor allem Motivationsbotschaften. [...]

 Ihre Minderjährigkeit schützt sie nicht mehr, vergangenen Freitag feierte Hongyi ihren 18. Geburtstag. Ob sie keine Angst vor dem Gefängnis habe? Ihre Antwort jagt den Eltern Angst und Schrecken ein. "Festgenommen zu werden ist ehrenvoll", sagt Hongyi feierlich. "Mit jeder Strafe entblößt das autoritäre System seine ganze Härte." Sie fährt fort mit einem Zitat von Martin Luther King: "Ich wäre der Erste, der es befürwortet, gerechten Gesetzen zu gehorchen." Ungerechte Gesetze gelte es zu missachten. [...]

https://www.zeit.de/2020/53/klimaschutz-china-ou-hongyi-aktivismus-klimaneutralitaet

Die englische Wikipedia hat zu ihr einen Artikel unter dem Lemma (Stichwort) Howey Ou, der traditionellen Form ihres Namens. Der Artikel führt 14 Einzelbelege an.


Ou Hongyi the single climate striker of China created an initiative named "Plant for survival". In 2 - 3 months, more than 300 trees were planted. (en:Wikipedia)

Quelle der WP: Standaert, Michael (19 July 2020). "China's first climate striker warned: give it up or you can't go back to school". The Guardian. Retrieved 27 October 2020.

Wie die Wikipedia diverser werden und Neuautoren weniger verschrecken könntekönnte

 https://blog.wikimedia.de/2020/12/03/das-wissen-das-fehlt-im-wikimedia-salon-wurde-diskutiert-wie-die-wikipedia-communitys-diverser-werden-koennen/

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Pfadabhängigkeit

 Pfadabhängigkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Pfadabh%C3%A4ngigkeit)

Extrem verkürzt in dem Spruch "Wer A sagt, muss auch B sagen". Wobei das muss ja nicht stimmt. Die Pfadabhängigkeit sorgt nur dafür, dass es wahrscheinlicher wird, dass auf A irgendwann ein B wird. 

Der deutsche Sonderweg und "Luther und Friedrich II. führten zu Bismarck und Hitler" sind Konzepte, die  Pfadabhängigkeit  in kausale Notwendigkeit umdeuten, was sie nicht ist.

Diplomatie setzt auf Pfadabhängigkeit. Sich Wege offen halten und mit kleinen Schritten auf ein Ziel hinsteuern. Militärisches Denken setzt auf mutige Entscheidungen ("Nicht kleckern, sondern klotzen."). Deswegen war der römische Diktator Fabius Cunctator eine so große Ausnahme. Das Zurückweichen der russischen Armeen vor Napoleon (was vermutlich keine Strategie war) führte nach und nach dazu, dass die Nachschubwege für Napoleons Armeen immer länger wurden, so dass der Rückzug der Armeen nach dem Brand von Moskau zur militärischen Katastrophe wurde. 

Bemerkenswert, dass der Hashtag Pfadabhängigkeit seit 2019 bei Twitter (jedenfalls nach meiner Recherche) nicht mehr auftaucht. 

Interessante Überlegungen zur Rolle der Nationen für die EU stellte Wolfgang Streeck am 26.4.2017 in der ZEIT an. Dabei spielte der Gedanke der Pfadabhängigkeit eine große Rolle. z.B.

"Die europäischen Nationalstaaten sind mehr als nur Museen ihrer jeweiligen Emanzipationsgeschichte; sie sind historisch-gesellschaftliche Artefakte, die in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit anerkannt werden wollen. [...]

Regierungen und internationale Bürokratien, die den Bürgern der demokratischen europäischen Nationalstaaten erklären, dass sie von diesen keinen Schutz vor Weltgesellschaft und Weltmarkt zu erwarten haben, werden sie dazu bringen, es dann eben mit nicht demokratischen Nationalstaaten zu versuchen. "

Streecks Aufsatz stellt zumindest in Teilen eine Antwort auf den von Habermas unterstützten Appell an die europäische Öffentlichkeit (ZEIT 19./20.4.17) dar.

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Digitale Verfassung als Schutz vor Gafam

"Wer mit Air China fliegt, erlebt das technische Paradies. Hochgeschwindigkeitsinternet und alle chinesischen Apps funktionieren fehlerfrei. Der Haken: Die Regierung hat den Zugriff auf nahezu alle missliebigen Apps gesperrt. Aktivisten verlangen seit langem, dass diese Einschränkung der Freiheit durch einen totalitären Staat aufgehoben wird. [...]

Unser totalitäres System heißt Internetkapitalismus. Unsere Kontrolle der Nutzung heißt Netzwerkverdichtung, die Herrschaft von wenigen Oligopolen in den USA. Ein Kürzel genügt, um die Machtkonzentration in vier Konzernen auszudrücken: „Gafam“ – so werden Google, Apple, Facebook und Amazon abgekürzt. Wer immer ein digitales Geschäft aufbauen will, muss sich an den Standards orientieren, die diese vier Riesen vorgeben. [...]" 

(FR 15.12.20)

sieh auch:

EU bläst zum Kampf gegen die Tech-Riesen

Dienstag, 15. Dezember 2020

Ministerpräsident Kretschmer: »Jesus und Maria waren Heiligabend auch alleine«

 Ministerpräsident Kretschmer meint: »Jesus und Maria waren Heiligabend auch alleine«

(https://www.spiegel.de/panorama/leute/corona-in-sachsen-michael-kretschmer-verzichtet-erstmals-auf-weihnachtsgottesdienst-a-d7c5f51b-1f77-454c-bbdc-f17a897f33ea)

Wenn er nach so viel Weihnachtsgottesdiensten die Weihnachtsgeschichte nicht kennt, dann hilft ihm ein weiterer wohl wirklich nicht.

Auch die Frohe Botschaft der Engel und der Hirten, die zur Krippe kamen, von allem will er nichts gehört haben?

Lukas 2, Vers 1-20

Dabei kritisiere ich seine Entscheidung, nicht zum Weihnachtsgottesdienst zu gehen, nicht. Denn wenn die Plätze in den Weihnachtsgottesdiensten beschränkt sind, sollten sie für dir zur Verfügung stehen, denen der Gottesdienst wichtig ist. 

Auch ist zu hoffen, dass viele alternative Formen, Weihnachten zu feiern, gefunden werden. Gottesdienste ohne Gemeinde, wie sie in der Phase des 1. Lockdowns entwickelt wurden, haben viele Millionen erreicht und manchen einen Blick in eine andere Spiritualität, als sie ihn ihrer Heimatgemeinde gewohnt sind, eröffnet. 

Weihnachtsfeiern waren in Notzeiten immer wieder  von besonderer Intensität:

Weihnachtsfrieden im 1. Weltkrieg

Stalingradmadonna und Gefangenenmadonna von Kurt Reuber

Aber es gab natürlich auch den Versuch, die christliche Weihnachtsbotschaft zu verdrängen.

Kretschmers Äußerung rechne ich nicht dazu. Sie ist nur ungeschickt. Doch sie ist ein Anzeichen dafür, dass mancher Politiker noch nicht durchschaut hat, wie ernsthaft die gegenwärtige Lage bedacht sein muss, bevor man sich öffentlich dazu äußert.

 




Donnerstag, 10. Dezember 2020

Wann fing das politische Versagen an?

 https://twitter.com/PatrickGensing/status/1336915231151431681

https://unterrichten.zum.de/wiki/Vergleich:_Coronaepidemie_und_Klimawandel#Allgemeines

Je nach dem, ab wann man eine Entwicklung betrachtet, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Im Fall der Coronaepidemie sind die wichtigsten Fehler am Anfang begangen worden, als Flugreisende nicht kontrolliert wurden. Die Entwicklung der letzten Wochen ist hauptsächlich auf die Jahreszeit zurückzuführen. Das wusste man vorher.

Die langfristigen Folgen eines harten Lockdowns (wirtschaftlich, im Bildungsbereich, in fehlender Fürsorge für Alte und Kranke) und eines beschränkten Lockdowns sind noch nicht bekannt; es gibt durchaus begründete Vermutungen; aber ein oder zwei aktuelle Messwerte erlauben noch keine bestimmten Vorhersagen.   



Dienstag, 8. Dezember 2020

Bettina Stangneth: Böses Denken

Zusammenfassend: 

"[...] Moral sei „der Ausdruck der Hoffnung, dass unsere Welt besser werden kann, als sie ist, und der Wille herauszufinden, wie man die Welt ändert, ohne alles noch schlimmer zumachen. Aufklärung [sei] die Forderung an jeden Einzelnen, bei genau dem anzufangen, was er selber ändern kann... Und Vernunft [sei] nichts anderes als das tauglichste Mittel, das wir kennen,um der Unvernunft und all unseren anderen faszinierenden Talenten und Neigungen den größtmöglichen Raum zu eröffnen, in dem sie sich entfalten können, ohne einen Schaden anzurichten, der nicht wiedergutzumachen ist.“[Pos 25]"

Wikipedia: Bettina Stangneth: Böses Denken

Rezensionen des Werks


Sonntag, 6. Dezember 2020

Fontane: Unwiederbringlich - Der gefallene Engel und Pastor Schleppegrells Gedicht

 Fräulein Ebba Rosenberg, die eine starke Anziehungskraft auf den Grafen Holk ausübt, sagt in einer Auseinandersetzung darüber, was wichtig genug sei, 'in Stein eingegraben' zu werden: 

»Sie drücken Zweifel aus, Graf, vor allem vielleicht einen Zweifel an meiner Überzeugung. Aber es ist, wie ich sage. Großer Stil! Bah, ich weiß wohl, die Menschen sollen tugendhaft sein, aber sie sind es nicht, und da, wo man sich drin ergibt, sieht es im ganzen genommen besser aus als da, wo man die Moral bloß zur Schau stellt. Leichtes Leben verdirbt die Sitten, aber die Tugendkomödie verdirbt den ganzen Menschen.« 

 Und als sie so sprach, fiel aus einem der die Tafel umstehenden Tannenbäumchen ein Wachsengel nieder, just da, wo Pentz saß. Der nahm ihn auf und sagte: »Ein gefallener Engel; es geschehen Zeichen und Wunder. Wer es wohl sein mag?« 

 »Ich nicht«, lachte Ebba. 

 »Nein«, bestätigte Pentz, und der Ton, in dem es geschah, machte, daß sich Ebba verfärbte."

So weit der Kommentar des Erzählers. Das ist Vorausdeutung genug darauf, wie sich das Verhältnis zwischen Graf Holk und seiner Frau durch das Dazwischentreten von Fräulein Ebba weiter entwickeln wird. Dass die Gräfin Christine in den Tod gehen wird, braucht man da noch nicht anzunehmen. 

Und jetzt folgt der Übergang zur weihnachtlichen Feier: 

"Aber ehe sie den Übeltäter dafür abstrafen konnte, ward es hinter der Tannen- und Zypressenwand wie von trippelnden Füßen lebendig. Zugleich wurden Anordnungen laut, wenn auch nur mit leiser Stimme gegeben, und alsbald intonierten Kinderstimmen ein Lied, und ein paar von Schleppegrell zu dieser Weihnachtsvorfeier gedichtete Strophen klangen durch die Halle.


»Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,

Aber als Knecht Ruprecht schon

Kommt der Winter hergeschritten,

Und alsbald aus Schnees Mitten

Klingt des Schlittenglöckleins Ton.


Und was jüngst noch, fern und nah,

Bunt auf uns herniedersah,

Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,

Und das Jahr geht auf die Neige,

Und das schönste Fest ist da.


Tag du der Geburt des Herrn,

Heute bist du uns noch fern,

Aber Tannen, Engel, Fahnen

Lassen uns den Tag schon ahnen,

Und wir sehen schon den Stern.« "


Offenbar hielt Fontane dies "Lied" nicht für eins seiner besseren Gedichte, sonst hätte es nicht Pastor Schleppegrell in den Mund gelegt und ihm diese Funktion gegeben. [Schleppegrell, ein ausdrucksvoller Name, zu dem freilich nicht recht passen will, dass sich drei Prinzessinen in ihn verliebt haben sollen. - Fontane liebt diese Gegensätze] 

Und in dieser Weihnachtszeit kommt es dann zur Katastrophe. Das Zusammentreffen des Ehepaars am Heiligen Abend schildert Fontane so:

Es war nicht gut, daß die Gräfin ihr Herz nicht bezwingen konnte. Vielleicht, daß sie, bei milderer Sprache, den so Bestimmbaren doch umgestimmt und ihn zur Erkenntnis seines Irrtums geführt hätte. Denn die Stimme von Recht und Gewissen sprach ohnehin beständig in ihm, und es gebrach ihm nur an Kraft, dieser Stimme zum Siege zu verhelfen. Gelang es Christinen, diese Kraft zu stärken, so war Umkehr immer noch möglich, auch jetzt noch; aber sie versah es im Ton und rief dadurch all das wieder wach, was ihn, ach so lange schon, gereizt und, seit er Ebba kannte, so willfährig gemacht hatte, sich selber Absolution zu erteilen.

Und so warf er denn, als Christine jetzt schwieg, das Christkind wieder in die Krippe, gleichgültig, wo die Puppe hinfiel, und sagte: »Du willst es mir leicht machen, so, glaub ich, waren deine Worte. Nun, ich bin dir das Anerkenntnis schuldig, daß du hinter deinem guten Willen nicht zurückgeblieben bist. Immer derselbe Ton der Überhebung. Daß ich dir's offen bekenne, ich war erschüttert, als ich dich da vorhin eintreten und, auf die gute Dobschütz gestützt, auf mich zukommen sah. Aber ich bin es nicht mehr. Du hast nichts von dem, was wohltut und tröstet und einem eine Last von den Schultern nimmt oder wohl gar Blumen auf unsren Weg streut. Du hast nichts von Licht und Sonne. Dir fehlt alles Weibliche, du bist herb und moros...«

 »Und selbstgerecht...«

 »Und selbstgerecht. Und vor allem so glaubenssicher in allem, was du sagst und tust, daß man es eine Weile selber zu glauben anfängt und glaubt und glaubt, bis es einem eines Tages wie Schuppen von den Augen fällt [...]"


Ein passendes Gespräch für Heiligabend.

Briefe in Fontanes "Unwiederbringlich"

 Im Vergleich zu Raabe schien mir Fontane relativ wenig Abstand zu seinen Personen zu haben, wo sich doch so viel in Konversation und Briefen abspielt. So war ich über die Formulierung "Alle Romane und Novellen sind aus einem auktorialen Gestus erzählt" der Wikipedia nicht angemessen, doch beim näheren Hinsehen nutzt Fontane gerade die Briefe, obwohl sie ja nur die Person sprechen lassen, wegen der Nachbemerkungen, auch wenn diese nur die Gedanken einer Person berichten, immer wieder dazu, die Position des Erzählers zu verdeutlichen. 

Für Unwiederbringlich habe ich das bereits in einem Post von 2011 für den ersten Teil des Romans herausgestellt, jetzt tritt es mir im zweiten Teil wieder entgegen.

Graf Holks Schwager Arne schreibt : "[...]  Ich habe Deine Briefe gelesen – es waren ihrer nicht allzuviel, und keinen einzigen traf der Vorwurf, zu lang gewesen zu sein –, aber die Hälfte dieser wenigen beschäftigt sich mit der märchenhaften Schönheit der doch mindestens etwas sonderbaren Frau Brigitte Hansen und die zweite Hälfte mit den Geistreichigkeiten des ebenfalls etwas sonderbaren Fräulein Ebba von Rosenberg. Für Deine Frau, Deine Kinder hast Du während dieser langen Zeit keine zwanzig Zeilen gehabt, immer nur Fragen, denen man abfühlte, daß sie nach Antwort nicht sonderlich begierig waren. Ich glaube, lieber Holk, daß es genügt, Dich auf all das einfach aufmerksam gemacht zu haben. Du bist zu gerecht, um Dich gegen das Recht der hier vorgebrachten Klage zu verschließen, und bist zu gütigen und edlen Herzens, um, wenn Du das Recht dieser Klage zugestanden hast, nicht auf der Stelle für Abhülfe zu sorgen. Die Stunde, wo solcher Brief auf Holkenäs eintrifft, wird zugleich die Stunde von Christinens Genesung sein; laß mich hoffen, daß sie nahe liegt. Wie immer Dein Dir treu und herzlich ergebener Schwager"

Die Nachbemerkung ist ganz aus der Sicht des Grafen geschrieben, und doch, wie deutlich klagt hier der Erzähler den Grafen an: 

"Holk war so getroffen von dem Inhalt dieses Briefes, daß er darauf verzichtete, die beiden andern zu lesen. Petersen schrieb vielleicht ähnliches. Zudem war die Stunde da, wo er bei der Prinzessin erscheinen mußte, vor der er ohnehin fürchtete seine Erregung nicht recht verbergen zu können." (23. Kapitel)



Ivanka Trump wird verhört

 https://www.fr.de/politik/ivanka-trump-donald-trump-us-praesident-melania-trump-usa-plaene-klagen-gericht-90120730.html

Samstag, 5. Dezember 2020

Die Pandemie ist nur eine Probe für die wirkliche Krise

 

  • Die Pandemie ist nur eine Probe für die wirkliche Krise FR 5.12.20; Slavoj ŽižekWikipedia-logo.png: "Es wird entweder sehr viel schlimmer oder sehr viel besser werden. Das liegt ganz an uns. Covid-19 wird nicht einfach verschwinden. Wir werden uns in einer neuen Art und Weise verhalten müssen, trotz Impfungen. Aber die größte Sorge macht mir etwas anderes. Haben Sie die Temperatur in Sibirien beobachtet? Im Juli wurden dort Temperaturen von mehr als 35 Grad gemessen. Davor sollten wir wirklich Angst haben."

Schule und Corona

"Heute hat meine Mentorin ihr positives Testergebnis erhalten. Sie geht in wenigen Monaten in Rente, hat ihre Schüler*innen viele Wochen von zu Hause aus unterrichtet, um sich zu schützen. Jetzt kam sie kürzlich wieder in die Schule, um ihre Abschlussklasse nicht hängen zu lassen, ..."

 Fortsetzung: https://twitter.com/lehrerfeder/status/1334877215486586884

Man beachte:

Es ist nicht gesagt, dass sie sich in der Schule angesteckt hat; aber eine Abschlussklasse besteht nicht oft aus Schülern unter 12 Jahren. 

Kekulé: An weiterführenden Schulen gibt es schwerste Ausbrüche – „Jugendliche Schüler sind ganz starke Treiber der Pandemie“ 

News 4Teachers 2.12.20: "[...] bei den Kitas und bei den Grundschulen, also so im Alter bis zu zehn, zwölf Jahren, da sehen wir ganz wenige Ausbrüche, und zwar weltweit, das ist nicht nur in Deutschland so. [...] Aber bei den älteren Schülern, also bei uns Gymnasium, weiterführende Schule, da ist es ganz klar, da sehen wir das Gleiche auf der ganzen Welt, dass es schwerste Ausbrüche gibt. Die Jugendlichen, ich sag mal so 15, 16, 17 Jahre alt, sind ganz starke Treiber der Pandemie."

Schüler müssen weiterhin lernen dürfen. Wann entwickeln Kultusministerien Konzepte, wie man die digitale Kompetenz von wichtigen Lehrer- und Schülergruppen nutzt?


Sieh auch:

Donnerstag, 3. Dezember 2020

Kontaktbeschränkungen in Hessen

 Seit dem 1. Dezember 2020 gelten in Hessen folgende Regelungen:

Kontaktbeschränkungen: Wen darf ich wo treffen?

Jeder Kontakt mit anderen erhöht das Risiko, sich anzustecken! Insbesondere in geschlossenen Räumen und wenn die Abstände nicht eingehalten werden. Deshalb: Bitte reduzieren Sie die Kontakte auf ein absolut nötiges Minimum. In der Öffentlichkeit dürfen Sie sich nur mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes treffen, höchstens jedoch mit 5 Personen. Dazugehörige Kinder bis zum Alter von einschließlich 14 Jahren sind ausgenommen. Da Wohnungen ein besonders geschützter und privater Bereich sind, gilt hier die dringende Empfehlung, die Kontakte in gleicher Weise zu begrenzen.

https://www.hessen.de/fuer-buerger/corona-hessen/fragen-und-antworten-zu-den-wichtigsten-regelungen

Montag, 30. November 2020

Links

Nackenmuskeltraining

Kleine Übungen für morgens vor dem Aufstehen

MIGRANTEN AUF DEN KANAREN: Spanien räumt umstrittenes Lager, FAZ 30.11.20

"Viel zu viele Migranten mussten sich den Platz in einem kleinen Lager am Hafen von Arguineguín teilen. Nun wurden sie andernorts in Zelten und Hotels untergebracht. Die Verantwortlichen in den Touristenorten sehen das nicht gerne."

Coronavirus: Der lange Weg zur Herdenimmunität SZ 30. November 2020

"Auf Grundlage der bislang bekannten Eckdaten hat die SZ eine grobe Überschlagsrechnung angestellt. Demnach wird es in etwa bis Ende des kommenden Jahres dauern, bis Deutschland Herdenimmunität erreicht."

Europa in der Erdgas-Falle

"Die Energie-Industrie will mit Hilfe der Europäischen Union mehr als 100 Milliarden Euro in neue Erdgas-Infrastruktur investieren. Das könnte auch gelingen, weil die Gaslobby in Brüssel an der Netzplanung beteiligt wird. Wissenschaftler warnen nun, neue Projekte bedrohen das Erreichen der Klimaziele."

Der Millionär bei Günter Jauch im Interview Spiegel 2.12.2010

Samstag, 28. November 2020

Ulrich de Maizière: In der Pflicht (Autobiographie)

De Maizières Ausbilder im Fahnenjunkerlehrgang war der Hauptmann Ferdinand Schörner mit dem Orden, der fachlich sehr gut, aber zu arrogant und scharf war. (Er stellte sich 1933 als eifriger Nazi heraus und stieg dann zum Generalfeldmarschall auf.) Was de Maizière von ihm gelernt hat war die Befehlssprache. Die konnte er während seiner gesamten Berufszeit gut gebrauchen. Schörner blieb sein Ausbilder in Taktik auch im Fähnrichlehrgang. Hinzu kam als Infanterielehrer der Major Erwin Rommel ebenso so mit dem Orden Pour le mérite (Seite 28 und 30)

Am 30.6.1934 wurde de Maizière mit einem Zug von Soldaten zur Verteidigung der Kaserne in Ruppin gegen SA losgeschickt. Mit 22 Jahren war er dafür eigentlich zu jung.

"Die Vorgänge um den 30. Juni 1934 blieben noch längere Zeit Gesprächsgegenstand. Mit Erleichterung wurde es begrüßt, daß dem ungesetzlichen, oft revolutionären Treiben der SA ein Ende gesetzt war. Die SA war entmachtet und führerlos, der Nachfolger Röhms unbedeutend. Aber das Mord ein Mittel der Politik geworden war, ließ doch viele erschrecken." (Seite 38/39)
1935 wurde de Maizière nach Landsberg an der Warthe versetzt. "Landsberg, eine Stadt mit etwa 45.000 Einwohnern, hatte seit 1918 keine Garnison mehr beherbergt. Die Bevölkerung begrüßte daher das Bataillon mit großer Freude und Zustimmung." (Seite 40)

"Die Entlassungen Blombergs und Fritschs gaben Hitler willkommenen Anlaß zu einer grundlegenden Änderung der militärischen Spitzengliederung. Er übernahm selbst den Oberbefehl über die Wehrmacht unmittelbar; aus dem Reichskriegsministerium wurde das Oberkommando der Wehrmacht, dessen Chef Generaloberst Keitel. [...] Welche Konsequenzen es haben mußte, daß aus einem formell selbstständigen Reichsminister nun ein abhängiger 'Chef OKW' [Oberkommando der Wehrmacht] geworden war, ist mir damals nicht bewußt geworden." (S.46) 
Seite 48 
Generalmajor von Hase wurde versetzt.
"Wenn auch nicht ganz frei von Eitelkeit, besaß Hase eine natürliche Autorität. Sein Auftreten erheischte Respekt. Aus seiner Abneigung gegen Adolf Hitler und dessen Regime machte er kein Hehl. Daß dem Regiment in den militärischen Vorbereitungen für einen durch das Münchener Abkommen zunichte gewordenen Umsturz eine besondere Rolle zugedacht war, hatte er sich für sich behalten, sicherlich nicht aus fehlendem Vertrauen, mehr wohl aus dem Bestreben, seine Untergebenen nicht mit einem Wissen zu belasten, das sie gefährden konnte." (S.48) 
[...] Die Bevölkerung hatte den deutschen Einmarsch im Sudetenland als Erfolg begrüßt. Dann "wurde die Öffentlichkeit am 9./10. November durch die Ereignisse der sogenannten 'Reichs-Kristallnacht' aufgeschreckt" [...] der Vorgang und sein zeitlicher Zusammenhang machten anschaulich, welchem Wechselbad von Erfolgen und Rechtsverletzungen, von Zustimmung und Ablehnung die Menschen jener Jahre ausgesetzt waren." (Seite 48)
Im Vorgang des Angriffs auf Polen:
"In der Nacht vom 25. zum 26. August rückte die Truppe in die Bereitstellungsräume ein.
Der Angriff auf Polen sollte um 04:00 Uhr morgens beginnen. Nur wenige Stunden vorher überraschte uns der Befehl, alle Angriffsvorbereitungen einzustellen und die Truppe sofort hinter eine von der Grenze deutlich abgesetzte Linie zurückzuziehen.[...]
Am 31. August aber schien es nun doch ernst zu werden. Ein um 18:00 Uhr eingehender Befehl wies das Regiment an, nach Einbruch der Dunkelheit erneut die Ausgangsstellungen zu beziehen und am 1. September, 04.45 Uhr, die Grenze zu überschreiten. [...] (S.51)
"Unvergeßlich ist das Erlebnis der 'Feuertaufe'. Man muß es erst lernen, im Feuer feindlicher Infanteriewaffen oder der Artillerie zu liegen. Ich kenne niemanden, der dabei nicht Angst empfunden hätte. Aber man kann die Angst überwinden. Der Vorgesetzte hat es dabei leichter; auf ihn richten sich die Augen der Untergebenen, von ihm erwarten sie beispielhaftes Verhalten. Der Zwang zum Handeln überdeckt die Angst, die Erwartungen der Untergebenen wirken als Ansporn." (S.52)
"Aber zum ersten Male zu erleben, wie Kameraden in unmittelbarer Nähe sterben, greift tief in das Bewusstsein ein. Nur die Pflicht, der eigenen Verantwortung gerecht werden zu müssen, hilft über solche Belastungen hinweg. [...] der Stolz über die eigenen Erfolge konnte das Mitgefühl für den geschlagenen Gegner nicht ganz verdrängen. "(S. 53)
Nach dem Ende des Polenfeldzug wurde die Truppe in 32-stündiger Eisenbahnfahrt an die französische Grenze verlegt
"Vor allem die Kameraden, die schon am Polenfeldzug nicht hatten teilnehmen können, fürchteten, es würde Ihnen zum zweiten Male die Möglichkeit verwehrt werden, sich im Gefecht zu bewähren und eigene Kriegserfahrungen zu sammeln." (S. 58)
"Obwohl der Feldzug in Frankreich praktisch schon entschieden war, erklärte Oberst von Witzleben: 'Sie brauchen keine Sorge zu haben. Sie haben noch nichts versäumt.' Damals hatten wir keinerlei Verständnis für seine Aussage, aber dieses Mal bewies er den größeren Weitblick." (Seite 59)
Zum 20. Juli 1944:
"Das Attentat bedeutete einen tiefen Einschnitt in das innere Gefüge der Truppe. Bisher hatte man im Heer offen sprechen, Kritik üben oder sogar Zweifel an dem vielbeschworenen Endsieg äußern können, ohne fürchten zu müssen, denunziert zu werden. Wenige Ausnahmen bestätigten nur die Regel. [...] Dies änderte sich nach dem 20. Juli. (Seite 90)

Mein angestauter Ärger über das 'Herumgereichtwerden' veranlasste mich, den Personalbearbeiter des OB West vorzuschlagen, mich, wenn er jetzt keine angemessene Verwendung für mich habe, nach Göttingen zu meiner Frau zur beurlauben, wo ich mich ja jederzeit abrufbereit halten könnte. Er stimmte zu und so verlebten wir zweite Flitterwochen in einer kleinen Wohnung, die uns eine Freundin meiner Frau in Göttingen zur Verfügung stellte. Wir genossen diese Zeit; aber je länger sie dauerte, umso mehr belastete sie mein Gewissen. (Seite 98) 
"[...] Die Alliierten drangen über die deutschen Reichsgrenzen auf den Rhein vor. Ich aber saß als Zuschauer in der Heimat. Unter Umgehung des OB West meldete ich mich Ende Januar von Hannover aus telefonisch beim Heeres-Personalamt mit der Frage, ob man mich eigentlich vergessen habe. Und anscheinend hatte man mich wirklich aus den Augen verloren; jedenfalls freute sich der zuständige Referent zu hören, daß ich wieder einsatzbereit und verfügbar sei. Er stellte eine Benachrichtigung innerhalb weniger Tage in Aussicht." (S.98/99)

Das Kriegsende
"Der Dienst in der Operationsabteilung führte mich mehrfach in die Reichskanzlei zum unmittelbaren Vortrag bei Adolf Hitler." (S. 103)
Die kleine Lage fand jede Nacht gegen 1:00 Uhr im Bunker der Reichskanzlei statt. Dort trugen nur rangjüngere Offiziere vor, [...]" (S. 104)  
"Aber so hinfällig Hitler auch zunächst erschien, Das Bild änderte sich mit dem Beginn des Vortrages. Er hörte aufmerksam zu, griff oft und lebhaft in die Vorträge ein, stellte ergänzende Fragen. Wenn er zu sprechen begann, belebten sich Augen und Sprache. Sie bekamen Farbe, Energie, oft auch Schärfe." (S. 105)

"Am 15. März hatte sich der eine Woche zuvor zum Oberbefehlshaber West ernannte Feldmarschall Kesselring zum Vortrag angemeldet. Wir glaubten zu wissen, daß Kesselring entschlossen war, Hitler zu erklären, die Westfront sei ohne wesentliche Verstärkungen nicht mehr zu halten. Die politischen Konsequenzen waren offensichtlich. Kesselring traf zwischen 01:00 Uhr und 02:00 Uhr nachts nach langer Autofahrt ein. Hitler ging ihm mit ausgestreckten Armen entgegen und bedankte sich mit überschwänglichen, warmen Worten für sein Erscheinen. Dann trug Kesselring etwa 1 Stunde lang vor, sachlich, nüchtern und wahrheitsgemäß. Anschließend nahm Hitler das Wort, sprach fast die gleiche Zeit mit großen Worten und Gebärden, ohne eine kurzfristig wirksame, konkrete Hilfe zu zu sagen. Und Kesselring verabschiedete sich mit den Worten: 'Mein Führer! Ich will es noch einmal versuchen.'
Dieser Vorgang machte ein Phänomen deutlich, über das schon oft geschrieben ist, das dennoch nur schwer zu verstehen ist. Von Adolf Hitler ging selbst in seinem kranken Zustand eine Wirkung aus, die – rückschauend betrachtet – ein Schlüssel für so vieles sein kann, was sich damals zugetragen hat und heute unverständlich erscheint. Hitler besaß eine unerklärliche, ich scheue mich nicht zu sagen, dämonische persönliche Ausstrahlungskraft, die man kaum beschreiben, erst recht nicht begreifen kann, und der sich nur ganz wenige Menschen haben entziehen können. Selbst ältere, lebenserfahrene und ranghohe Persönlichkeiten unterlagen dieser Wirkung." (S.105/06) [...]
Seine Geisteskrankheit bestand in einer hypertrophen Selbstidentifikation mit dem deutschen Volk. Er schien mir subjektiv davon überzeugt zu sein – und er sprach das auch so aus –, daß mit dem Ende seines Lebens und seiner Ideologie eine weitere Existenzmöglichkeit für das deutsche Volk nicht mehr bestünde. [...]
Schließlich besaß Hitler ein ebenfalls als abnorm zu bezeichnendes, detailliertes Gedächtnis für Zahlen und technische Daten. Es gelang ihm immer wieder, Vortragende bloßzustellen und zu verunsichern, indem er ihnen Ungenauigkeiten in technischen Details nachwies. Diese scheinbare fachliche Überlegenheit verstärkte die schon beschriebene erdrückende Ausstrahlungskraft.
Um nicht mißverstanden zu werden: ich habe hier nur über die von Hitler als Person ausgehende Wirkung auf seine Umgebung berichtet: die Amoralität seines Denkens und Handelns ist ein anderes Thema." (S.106)

"Dönitz und Jodl erwiesen sich jetzt als starke Persönlichkeiten mit Initiative und Tatkraft. Ihr politisches und militärisches Ziel war eine rasche Beendigung des Krieges. Die noch verbleibende Zeit sollte genutzt werden, so viele Menschen wie möglich, Soldaten und vor allem Zivilisten, aus dem Osten des Reiches dem Zugriff der Sowjets zu entziehen." (S. 107)
Über Jodl:
"Mit starkem Willen und nach einem klaren mit Dönitz abgestimmten Konzept war er die treibende Kraft für die Abwicklung des Krieges bis zur Kapitulation. Ihm ist es zuzuschreiben, daß du mit den Engländern eine vorgezogene Teilkapitulation abgeschlossen werden konnte. Ihm verdanken Hunderttausende von Menschen, daß sie noch in die von den britischen und amerikanischen Truppen eroberten Gebiete Deutschlands ausweichen konnten. Bei aller Schuld, die Jodl in jahrelanger engster Zusammenarbeit mit dem Diktator auf sich geladen hat, [...] gebietet es die Gerechtigkeit, die Leistung dieses Mannes in den letzten Tagen des Krieges nicht unerwähnt zu lassen." (S. 116)


Zur Abwägung der Rollen bei der Durchsetzung der Inneren Führung schreibt de Maizière:

"Kielmannsegg und ich unterstützten diese Prinzipien aus Überzeugung. Allerdings war unser gesamter Ansatz vorwiegend pragmatisch bestimmt. Wir gingen vom militärischen Auftrag aus. Unser Ziel war eine einsatzbereite Armee in einem demokratischen Staat, militärisch effiziente Streitkräfte, getragen von demokratisch denkenden Soldaten. Für Baudissin hatte Priorität die liberal-demokratische Reform, in die er die Streitkräfte einbeziehen wollte und aus der heraus er ihre Einsatzbereitschaft entwickeln wollte. In den praktischen Ergebnissen stimmten wir weitgehend überein, und auf dieser Übereinstimmung beruhte unsere enge Zusammenarbeit. Ich stehe nicht an zu erklären, daß das entscheidende Verdienst in jener Zeit* Baudissin zufällt. Er war es, der die Vorstellungen vieler Mitwirkender innerhalb und außerhalb von Regierung und Parlament inspirierte und sie schließlich zu einem überzeugenden Gedankengebäude zusammenführte. Hierbei bewies er konsequente Durchsetzungskraft, auch wenn diese nicht immer frei von Intoleranz war, und eine bemerkenswerte Zivilcourage, die ihn auch schon in früheren Zeiten ausgezeichnet hatte." (S. 175)

*1951

"Mit der Ernennung General de Maizières zum Generalinspekteur 1966 setzte die politische Führung ein klares Signal für die Innere Führung." (Wikipedia: Innere Führung)

Über Ulrich de Maizière im Zusammenhang mit seinem Sohn:

"Kurz nach seiner Ernennung hält er am 20. Juli, dem Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler, eine viel beachtete Rede in der Bonner Beethovenhalle: "Der Widerstand formt das Traditionsbild der Bundeswehr". Bald darauf droht der Kalte Krieg heiß zu werden, im August 1968 rücken Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ein und beenden den Prager Frühling brutal. Nun trägt jener Mann, der einst in Hitlers Bunker saß, Kurt Georg Kiesinger die Lage im Bundeskanzleramt vor.

Insgesamt fünfeinhalb Jahre bekleidet Ulrich de Maizière das Amt des ranghöchsten Soldaten - unter drei höchst unterschiedlichen Regierungskoalitionen. Nach dem Abschied aus dem Amt 1972 bleibt er noch beratend für das Verteidigungsministerium tätig und wird Ehrenpräsident der Clausewitz-Gesellschaft. In seiner Zeit in der Bundeswehr erwirbt er sich den Ruf eines untadeligen Reformers. Darauf kann sein Sohn als neuer Verteidigungsminister aufbauen, wenn er jetzt die größte Strukturveränderung in der Geschichte der Bundeswehr vollenden muss: Der Name de Maizière hat in der Truppe einen guten Ruf." (Die Welt, 6.3.2011)

C. Akyol: Erdoğan

  Erdoğan ist wie der Staatsgründer Attatürk ein Aufsteiger. Während dieser im osmanischen Reich aufgrund seiner militärischen Fähigkeiten aufstieg, hat Erdoğan seinen Aufstieg als Politiker in der Republik geschafft. Er wurde im alten Istanbuler Hafenviertel Kasımpaşa geboren und wird nicht müde, seine Herkunft aus diesem Milieu, in dem man sich als Schläger durchschlagen können musste, zu betonen. Das und die Tatsache, dass er der Türkei zu einem wirtschaftlichen Aufstieg verholfen hat, verbürgt ihm die Anerkennung der "schwarzen Türken", die im Unterschied zu den weißen Türken (der Ausdruck wurde 1992 geprägt) den Aufstieg nicht geschafft haben. Da nehmen sie seine autokratischen Methoden in Kauf.

Zu den Anekdoten, die er erzählt, gehören die grausamen Strafen, die er von seinem Vater erlitt, und die ihm nach seiner eigenen Aussage gut getan haben. (Denn als Türke lässt man auf seine Eltern nichts kommen.)

Schwarzer Türke, das unterscheidet ihn von Trump, der ja ebenfalls von seinem Image des Anti-Establishment lebt, aber von seinem Vater hunderte Millionen als Startkapital bekam. 

Zwar ist Attatürk E.s Vorbild, aber er setzt sich von ihm ab, insofern er für die alten religiösen Traditionen eintrat, was ihm im laizistischen System der Türkei, das weitgehend von den Militärs gesteuert wurde, eine Gefängsnisstrafe und damit den Verlust des Rechts, Abgeordneter zu werden, einbrachte.

"Mit TRT6 entsteht am 1. Januar 2009 sogar ein kurdischsprachiger Kanal destürkischen Staratsfernsehens. Als dieser auf Sendung geht, gratuliert Erdoğan auf kurdisch: 'TRT ses bi xer be' 'Ich wünsche dem Kanal 6 alles Gute' – eine kleine Sensation, nicht nur weil ein türkischer Ministerpräsident öffentlich kurdisch spricht. Der Satz enthält auch den kurdischen Buchstaben 'X' gesprochen Wie das deutsche 'ch' in Bach) – der war seit 1928 in der Türkei verboten, ebenso wie 'W' und 'Q'. "(S.259)

Wie gegenüber den Türken versucht es Erdogan 2004/05 mit einer Annäherung, doch das Versöhnungsabkommen der beiden Außenminister vom 10.10.2009 wird nie ratifiziert. (S.282) Über einem türkisch-armenischen Versöhnungsdenkmal kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Erdogan und dem Künstler Mehmet Aksoy:

"Zuletzt entstand in der ostanatolischen Stadt Kars die 35 Meter hohe und 1500 Tonnen schwere Skulptur İnsanlık Abidesi (Denkmal der Menschlichkeit), die zur Versöhnung zwischen Armeniern und Türken aufruft. Weil der Standort des Monuments aus historischen Gründen umstritten ist, wurden die Bauarbeiten unterbrochen und im Jahr 2011 von Ministerpräsident Erdoğan der Abriss des weitgehend fertiggestellten Denkmals gefordert.[3][4][5] Der Abriss des Kunstwerks begann auf Erdoğans Anordnung Ende April 2011.[6] Der Künstler verglich die Aktion mit der Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan durch die Taliban. Insgesamt 2000 Personen, darunter Aksoy und Künstler aus Istanbul protestierten am 23. April in Kars gegen den drohenden Abriss. Die Zerstörung der Skulptur stieß innerhalb und außerhalb der Türkei auf heftige Kritik.[7]

Präsident Erdogan soll sich abwertend über das Denkmal der Menschlichkeit geäussert haben, worauf Aksoy Erdogan erfolgreich wegen Beleidigung verklagte. Er bekam vom Gericht 10`000 TL zugesprochen, doch er nahm das Geld nicht, mit der Begründung er würde niemals Kunst mit dreckigem Geld machen wollen.[8] Das wiederum nahmen Türkische Staatsanwälte zum Anlass Mehmet Aksoy wegen Beleidigung des Präsidenten zu verklagen, weil sie aus seinen Worten verstanden hatten, dass er die Verdienste Erdogans als schmutzig ansah.[9]"

(Wkipedia)

Aksoys Freund Bedri Baykam sagt zu der Entwicklung: "Leider merken viele Türken nicht, wie sich unser Land sehr langsam aber stetig islamisiert. Erdoğan macht das Licht aus – nicht auf einmal, sondern ganz langsam: er dimmt es runter bis es eines Tages ganz dunkel wird." (S.279)

Was den Völkermord an den Armeniern betrifft, ist Erdoğan bereit, über die "traurigen Ereignisse" zu sprechen, aber die Bezeichnung Völkermord oder Genozid weist er zurück, mit Staaten, die offiziell davon sprechen beginnt er einen diplomatischen Konflikt, im Lande ist die Rede davon strafbewehrt. (S.282/83)

Donnerstag, 26. November 2020

Corona-Pandemie: FFP2-Masken wohl für 27 Millionen Menschen mit hohem Risiko

"Von Dezember an sollen berechtigte Personen insgesamt 15 FFP2-Masken gegen „eine geringe Eigenbeteiligung“ erhalten. Die Ausgabe soll über die Apotheken erfolgen."
(FAZ 25.11.20)

"Sofern vom Hersteller nicht anders angegeben, sind FFP-Masken aus hygienischen Gründen grundsätzlich für einmalige Nutzung innerhalb einer Arbeitsschicht von maximal acht Stunden vorgesehen. Bei wiederverwendbaren Masken muss das Filtervlies bzw. der Partikelfilter ebenfalls nach acht Stunden ausgetauscht und der Maskenkörper desinfiziert werden. In Deutschland empfehlen die Arbeitsschutzausschüsse beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), eine Schutzmaske mit Atemventil maximal 120 Minuten, ohne Atemventil höchstens 75 Minuten zu tragen; vor der erneuten Verwendung ist eine Erholungszeit von 30 Minuten einzuhalten.[16]

Je nach Tätigkeit kann eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung des Beschäftigten erforderlich sein, wenn er bei seiner Tätigkeit FFP-Masken länger als 30 Minuten am Tag trägt.[17] Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGVU) empfiehlt in ihrer Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge nach dem DGUV Grundsatz G26 Atemschutzgeräte (BGI/GUV-I 504-526), dass der Betriebsarzt mit einbezogen wird und eine Gefährdungsbeurteilung nach Arbeitsschutzgesetz durchgeführt wird.[18]

Verschiedene Untersuchungen aus dem Jahr 2006 beschäftigten sich damit, wie sich das längere Tragen von N95-Masken auf die Gesundheit auswirkt: Dabei wurde bei einem Projekt festgestellt, dass bei einer Tragedauer von mehr als vier Stunden vermehrt Kopfschmerzen auftraten.[19] Zum Teil entzündliche Hautreaktionen wurden bei einer anderen Studie festgestellt, in der die Tragedauer der N95-Masken durchschnittlich acht Stunden täglich über einen Zeitraum von über acht Monaten betrug.[20]

Wiederverwendbarkeit von FFP-Masken

Wiederverwendbare Masken vom Typ FFP 2 oder 3 sind mit dem Buchstaben „R“ für reusable gekennzeichnet und CE-zertifiziert; sie erfüllen die EN-Normen 136, 140, 143, 149, 1827, 12941 oder 12942. Es müssen seitens des Herstellers Prüfdokumente, Anweisungen zur Handhabung und Desinfektion bereitgestellt werden. Außerdem müssen entsprechende Desinfektionsmittel und Ersatzpartikelfilter verfügbar sein, da letztere nach Durchfeuchtung oder längerem Tragen ausgetauscht werden müssen.[21]"

Mittwoch, 25. November 2020

Fuhrmann: Cicero und die römische Republik. Eine Biografie

 Fuhrmann sieht den entscheidenden politischen Fehler Ciceros darin, dass er zwar eine Annäherung an Pompeius versucht habe, aber nicht entschieden genug die Optimaten dazu gedrängt habe, die Forderungen des Pompeius zu erfüllen.

Er habe seine politischen Möglichkeiten überschätzt. Über sein Konsulat hat Cicero ein panegyrisches Epos hinterlassen.

"Es bestand aus drei Büchern; Cicero hat selbst in seiner Schrift "Über die Weissagung" eine längere Partie aus dem 2. Buche, eine 'Prophetie der Muse Urania', bewahrt. Viel belacht und verspottet wurden von den Zeitgenossen und der Nachwelt zwei Verse:

O fortunatam me consule Romam!
Oh glückseliges, unter meinem Konsulat wiedergeborenes Rom!

Cedant arma togae, concedat laurea linguae
Es weiche das Schwert der Toga, es weiche der Lorbeer vor der Beredsamkeit!

Mit dem ersten Vers feierte Cicero seine rettende Tat, die Unterdrückung Catilinas, als zweite Gründung Roms; der zweite Vers sollte, wie Cicero selbst später behauptet hat, nicht seine, des Zivilisten, Überlegenheit gegenüber dem Feldherrn Pompeius herausstreichen, sondern nur allgemein zu bedenken geben, dass der Friede den Vorzug vor dem Kriege verdiene. Auf diese Weise also versuchte Cicero durch zeitgeschichtlich-panegyrische Arbeiten – mit seiner eigenen Person im Mittelpunkt – sein Prestige, seinen Einfluss zu steigen; er hat gewiss das genaue Gegenteil hiervon erreicht." (Seite 122/23)

Dienstag, 24. November 2020

Wie in der Wikipedia neue Benutzer angelernt werden

 Gudn Tach!

Wenn ich richtig gesehen habe, hast du im Artikel Datenethikkommission im Rahmen deiner Ergänzungen einen Kurz-URL auf faz.net benutzt.

Dazu drei Anmerkungen:

  • In der Wikipedia streben wir immer die langfristige Verfügbarkeit eines verlinkten Inhalts an. Bei einem Kurz-URL (wie z.B. https://www.faz.net/-ikh-9jwfg) ist das nicht gegeben, da der dahintersteckende Original-URL (im Beispiel https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/wikipedia-braucht-das-internetlexikon-bald-bezahlte-autoren-16045036.html) nicht mehr rekonstruierbar sind, wenn der Kurz-URL mal defekt sein sollte.
  • Anhand der langen Form können wir Textsuchen starten und defekte und unerreichbare URL an anderer Stelle wiederfinden.
  • Außerdem lassen sich leichter Verwechslungen etwa zwischen zwei Zeitungsartikeln erkennen, weil die Überschrift im Klartext drinsteht.

Könntest du deswegen bitte künftig darauf achten, statt Kurz-URLs die längeren URLs zu verlinken? Zum Extrahieren des langen URLs kannst du das Tool https://tools.wmflabs.org/url-converter/ verwenden. Im oben verlinkten Fall versuche ich, den Link selbst zu ersetzen.

Falls dir das insgesamt zu technisch ist, kannst du diese Meldung auch einfach ignorieren. Soo wichtig ist die Angelegenheit nicht. :-)

Eine archivierte Diskussionen zum Thema findest du unter:

Ich bin übrigens nur ein Bot. Falls ich nicht richtig funktioniere, sag bitte seth Bescheid.
Frohes Schaffen und freundliche Grüße! :-) -- CamelBot (Diskussion) 10:49, 13. Nov. 2019 (CET)

[https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:IBits#Hinweis_zu_Kurz-URL-Verlinkung_von_faz.net]

Bemerkenswert ist dabei die Kombination von kumpelhaftem Ton "Gudn Tach!" "Soo wichtig ist die Angelegenheit nicht. :-)" mit anspruchsvollen Anweisungen und der Schluss mit dem "Spoiler": "Ich bin übrigens nur ein Bot. Falls ich nicht richtig funktioniere, ..."

Alles darauf angelegt, mögliche Irritationen aufgrund der hohen Ansprüche gering zu halten.