Samstag, 28. Februar 2015

Boris Nemzow ermordet

[...] Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der mit Nemzow befreundet war, zeigte sich bestürzt über den Mord des Politikers. "Sie haben Boris umgebracht. Es ist kaum zu glauben", twitterte Poroschenko. Er bezeichnete Nemzow auf Facebook als "eine Brücke zwischen der Ukraine und Russland", die "von den Schüssen eines Mörders zerstört" worden sei. "Ich glaube nicht, dass das Zufall war."  
Er habe jedoch keinen Zweifel, dass die Täter früher oder später bestraft würden. Nemzow hatte die Maidan-Bewegung in der Ukraine unterstützt und  Präsident Putin immer wieder die Eskalation des Konflikts vorgeworfen. Laut einem Bekannten Nemzows arbeitete dieser zuletzt an einem Report, der die Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ukraine durch den Kreml belegen sollte.  [...]
Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow macht Provokateure für den Mord an dem prominenten Oppositionspolitiker verantwortlich. "Es ist ein Versuch, in dieser Situation Komplikationen zu stiften, möglicherweise sogar, die Lage im Land zu destabilisieren", zitierte die Agentur Interfax Gorbatschow. [...]

Nemzow, einer der prominentesten Kritiker von Putin, war am Freitagabend auf einer Brücke in der Moskauer Innenstadt von einem Unbekannten erschossen worden. Der Täter feuerte nach Polizeiangaben aus einem Auto und traf Nemzow mindestens vier Mal in den Rücken.

Nemzow startete seine politische Laufbahn als Gouverneur der zentralrussischen Region Nischni Nowgorod. 1997 und 1998 war er unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin Vizeministerpräsident und galt als einer der Architekten der liberalen Wirtschaftsreformen. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 schickte ihn die liberale Partei Union der rechten Kräfte ins Rennen, er legte die Kandidatur aber vor der Wahl nieder. Vor einem Jahr war Nemzow wegen Protestaktionen gegen die Justiz zu mehreren Tagen Haft verurteilt worden.



Bibel, Koran und Ungläubige

1. Wenn du in einer Stadt Ungläubige findest, "so sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwertes Schärfe und sie verbannen mit allem, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwerts."

2. "Tötet die Ungläubigen, wo ihr sie zu fassen bekommt."

3. Du sollst die Ungläubigen "der Vernichtung weihen, so wie es der Herr, dein Gott, dir zur Pflicht gemacht hat". 

Woran erkennt man, welcher Auftrag in der Bibel und welcher im Koran erteilt wird?

Sobald man ernsthaft an die Frage herangeht, kann man feststellen, dass die Ähnlichkeit der Aussagen künstlich herbeigeführt worden ist, denn im wörtlichen Zitat kommt das Wort "Ungläubige" nur in der zweiten Aussage vor. Im dritten Satz heißt es "der Herr, dein Gott", eine Formulierung, die man im Koran nicht zu suchen braucht.
Auf dieselbe Formulierung stößt man bei der ersten Aussage, sobald man den Kontext beizieht: 
"13 Es sind etliche heillose Leute ausgegangen unter dir und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: Laßt uns gehen und andern Göttern dienen! -die ihr nicht kennt-14so sollst du sie fleißig suchen, forschen und fragen. Und so sich findet die Wahrheit, daß es gewiß also ist, daß der Greuel unter euch geschehen ist, 15so sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwertes Schärfe und sie verbannen mit allem, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwerts.16Und allen ihren Raub sollst du sammeln mitten auf die Gasse und mit Feuer verbrennen, die Stadt und allen ihren Raub miteinander, dem HERRN, deinem Gott, daß sie auf einem Haufen liege ewiglich und nie wieder gebaut werde.…" (5. Buch Mose, Kapitel 13, Ver 13-16)

Doch auch im Koran steht in Sure 2, 191-193 etwas ganz anderes, als die Aussage 2 (eine Übersetzung ohne Kontext) auszusagen scheint.
Im Folgenden kommt es mir vor allem auf diese Aussage an. Im Kontext heißt es dort:

"Und tötet sie, auf welchem Schlachtfeld immer ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben! Denn die Unterdrückung ist schlimmer als das Töten. Aber kämpft nicht bei der heiligen Kultstätte gegen sie, solange sie nicht ihrerseits gegen euch kämpfen! Aber wenn sie dort gegen euch kämpfen, dann kämpft gegen sie! Derart ist der Lohn der Undankbaren. Wenn sie jedoch aufhören, so ist Gott barmherzig und bereit zu vergeben. Und kämpft gegen sie, bis es keine Unterdrückung mehr gibt, und bis das Urteil nur noch Gott gehört."
Diese Aussage stammt aus der Phase, wo die Muslime eine kleine Minderzahl waren, die in Mekka, der Stadt ihrer "heiligen Kultstätte", den Angriffen durch die Gegner Mohammeds ausgesetzt waren. Die Sure fordert die Muslime dazu auf, die Unterdrückung ihres Glaubens nicht hinzunehmen, sondern am Glauben festzuhalten und sich gegen die Unterdrücker zu wehren. Freilich nur, so lange diese mit ihrer Unterdrückung des Islams fortfahren.
Was klang wie eine Anweisung für Kämpfer des Islamischen Staates, lässt sich jetzt als Anweisung verstehen, sich gegen die Unterdrückung durch fehlgeleitete Islamisten zu wehren. 
Da ich weder Arabisch, Hebräisch oder Griechisch kann, habe ich diese meine Erläuterungen freilich aus fremden Quellen bezogen, insbesondere aus dem Aufsatz:
"Tötet sie, wo ihr sie zu fassen bekommt" von Ömer Özsoy in Publik Forum Nr.2, 30.1.2015, S.30-31.


Freitag, 27. Februar 2015

Das Mädchen am Kanal

Eine Geschichte zum Nachdenken.

Ein Kommentar

Eine Geschichte aus Sicht einer Schülerin

Wie weit geht die Verantwortung von Lehrern?
Was sollen sie sich zumuten?
Was dürfen sie sich zumuten?

Wäre die Schülerin aus der zweiten Geschichte besser dran gewesen, wenn sich ihre Lehrerin gleich anfangs zurückgehalten hätte?

Zeitstempel-Analphabet

Heute bin ich wieder auf den Artikel von Klaus Dautel (12.4.2012) gestoßen.
Das Phänomen "Zeitstempel" hat es schon lange gegeben (vgl. Grimms Wörterbuch), aber selten war er so genau wie in gegenwärtigen Gesprächen über Computer, Internet und Musikgruppen.

Interessant ist der Link, den TNolte beisteuert. Deutet das beschriebene Phänomen wirklich in die Zukunft oder ist sein Ablaufdatum mit dem Ende des Hypes für die Piraten schon vorbei?

An welcher Stelle setzte für Sie der Kulturschock ein?

Spurenelemente an Weiblichkeit

"Und die Spurenelemente an Weiblichkeit, die noch in ihr vorhanden waren, konnten sich Jean-Claudes Zauber nicht entziehen."

Fragen:
Was wird hier unter "Weiblichkeit" verstanden?
Auf was für eine Person bezieht sich das "ihr"?
Worin besteht vermutlich der "Zauber"?
Weshalb steht hier ein französischer Vorname?
Wofür steht er?
Aus was für einer Textsorte stammt der Satz?
Aus welchem Jahrhundert stammt dieser Satz vermutlich?
Was für Rückschlüsse lässt der Satz auf den Autor zu?

Passt "Spurenelemente an Weiblichkeit" besser als "Spurenelemente von Weiblichkeit "?



Zwei Herren am Strand

Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand
 "Ein verblüffender Roman über Winston Churchill und Charlie Chaplin: Von zwei Herren, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die - jeder auf seine Art - gegen das Böse kämpfen."

Donnerstag, 26. Februar 2015

F. J. Raddatz

Fritz J. Raddatz war einer der größten Feuilletonisten und Literaturkritiker seiner Zeit. Eine Erinnerung VON THEO SOMMER

Nato ist alarmiert, denn Russland informiert in Moldau

Nato-Kommandeur Breedlove sieht einen wachsenden Einfluss Russlands in dem ukrainischen Nachbarland. ZEIT online, 26.2.2015
Die Regierung in Moskau betreibe bereits eine Informationskampagne.

Da muss eine Verteidigungsorganisation ja doch alarmiert sein, wenn eine Regierung Menschen in einem Drittland informiert. Dass die Menschen im eigenen Einflussgebiet informiert werden, kann man mit den geeigneten Techniken (Gleichschaltung der Presse, Verbot des Abhörens oder Sehens feindlicher Sender) ja noch weitgehend behindern. Aber was macht man, wenn das -mehr oder neutrale - Ausland informiert wird?
Da könnte ja jeder kommen! Wenn das so weiter geht, kommt es noch zur Informationsfreiheit.

Montag, 23. Februar 2015

Stolpersteine - Weshalb ich diese Resolution nicht unterschreiben werde

"Ein Stolperstein gedenkt einem Opfer des Holocausts. 50.000 Stolpersteine gibt es in 1.200 Städten in 18 Ländern – aber nicht in München, der ehemaligen Hauptstadt der Bewegung."
So beginnt eine Petition für die Wiederzulassung von Stolpersteinen in München (nach dem Verbot von 2004*).
Ich bin  für die Wiederzulassung, aber gegen die Formulierung. Nicht der Stolperstein gedenkt, sondern er mahnt an das Gedenken. Man gedenkt nicht einem Opfer. Und München war vieles, aber nicht "die Hauptstadt der Bewegung". Es wurde eine Zeit lang als "Hauptstadt der Bewegung" bezeichnet.
Alle, die sich an der Formulierung nicht stören, lade ich herzlich ein, die Petition zu unterschreiben.

Hier eine Information von Herrn Rau aus München:

*"Münchner jüdische Gemeinde hat sich einst gegen Stolpersteine ausgesprochen. Deshalb gibt es keine. Kann man ändern, klar."

dazu folgende ZEIT-Artikel:
http://www.zeit.de/2014/46/stolpersteine-muenchen-holocaust
und die Antwort: 
http://www.zeit.de/2014/47/stolpersteine-holocaust-gedenken-muenchen

Meine Artikel zu Stolpersteinen

SPD zu TTIP: Grundsatzdiskussion oder Feigenblatt?

In aller notwendigen Klarheit schreibt Michael Müller, Mitglied der SPD-Grundwertekommission, in der FR vom 23.2.2015:
"TTIP ist eine Selbsteinschränkung demokratischer Politik, unvereinbar mit Fairness, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit."
Die SPD und ihre Bundestagsfraktion richten heute eine Konferenz zu TTIP aus:

Nach den Erfahrungen, die ich mit der Diskussion vor der Entscheidung über eine Teilnahme an einer Großen Koalition gemacht habe, habe ich wenig Hoffnung, dass diese Diskussion dazu beiträgt, dass die SPD-Mitgliedschaft - geschweige denn die Öffentlichkeit - über wichtigsten die Antworten auf die jetzt schon über 800 Fragen, die zu dem Thema dort jetzt schon gestellt worden sind, informiert wird. 
Immerhin. In der Ankündigung der Konferenz heißt es:
"TTIP und CETA – ein Thema, das derzeit viele Menschen bewegt. Umso wichtiger sind Transparenz und eine offene Debatte über die Abkommen." 
Noch darf man also hoffen.
Deshalb hier mein Hinweis auf die bevorstehende Diskussion.

Meine früheren Stellungnahmen zu TTIP auf diesem Blog, auf Fontanefan, auf Fonty.
Zur Begründung meiner Skepsis hier der Hinweis darauf, wie eine öffentliche "Konsultation" der EU zu dem Thema im Frühling 2014 gehandhabt wurde. 

Freitag, 20. Februar 2015

Was rechte und linke Populisten verbindet von HEINRICH AUGUST WINKLER

Stunde der Vereinfacher, ZEIT 5.2.2015

"Les extrêmes se touchent": Die alte französische Weisheit, der zufolge die Extreme sich berühren, bestätigt sich dieser Tage aufs Neue. Über den Wahlsieg der linkspopulistischen Syriza hat sich außerhalb Griechenlands kaum jemand so gefreut wie die Führerin des französischen Front National, Marine Le Pen. Alexis Tsipras wiederum findet nichts dabei, ein Regierungsbündnis zwischen seiner Syriza und den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen unter dem radikalen Nationalisten Panos Kammenos einzugehen. Bei der deutschen Linkspartei, der sonst schon die Sozialdemokraten zu rechts sind, stößt die Athener Koalition auf wohlwollendes Verständnis: Sie sei, so heißt es, nach Lage der Dinge unvermeidlich. [...]"Populismus ist einfach, Demokratie ist komplex: Das ist am Ende vielleicht das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Formen des Bezugs auf das Volk", so heißt es in einem Essay von Ralf Dahrendorf aus dem Jahr 2003. Gegen die Vereinfachung von Problemen ist nicht nur nichts zu sagen, sie ist vielmehr notwendig. Die Vereinfachungen der Populisten aber weisen ihre Urheber meist als schreckliche Vereinfacher und damit als Demagogen aus. Fazit: Dem Volk aufs Maul zu schauen ist richtig, dem Volk nach dem Munde zu reden ist falsch.

Michel Friedman und Martin Walser im Gespräch

"Herr Walser, ich kaufe Ihnen die Ahnungslosigkeit nicht ab", ZEIT 19.2.15

[...] Friedman: Die junge Generation trägt weder Schuld noch Verantwortung für das, was ihre Eltern in Hitlerdeutschland getan haben. Sie trägt allerdings Verantwortung für ihr eigenes Leben, für das, was sie heutzutage tut oder unterlässt. Geschichte kann einem dabei helfen, die Untaten der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Mein Motiv, mit den jungen Menschen über die Schoa und über Auschwitz zu reden, ist nicht auf die Vergangenheit gerichtet, sondern in die Zukunft. Indem wir gemeinsam sensibilisieren für die vielen Anfangserscheinungen der Gewalt, die zum Judenmord geführt haben – und davon gibt es mittlerweile wieder sehr viele –, um diesen entgegenzutreten. Die Verantwortungskompetenz in der Gegenwart zu schärfen ist das Motiv für mein Engagement.
Walser: Herr Friedman, ich kenne das von Ihnen, mich hat auch immer Ihr pädagogischer Eros beeindruckt. Aber das ist etwas ganz anderes als meine Herangehensweise. Ich finde das ganz toll, wie Sie das machen, ich habe das auch beobachtet. Aber ich sage auch: Ich komme als erziehendes Element nicht infrage. Ich habe mich immer nur vor die Leute hingestellt und gesagt: Mir geht es so und so. Mach daraus, was du willst und was du kannst. In den Sechzigerjahren bin ich umhergereist und habe eine Organisation gegründet gegen den US-amerikanischen Krieg in Vietnam. Da habe ich nie gesagt: Du musst jetzt unbedingt … Das ist nicht meine Art. [...]

Mittwoch, 18. Februar 2015

SU, Russland, USA, EU und die Ukraine

Die Sowjetunion hatte im 2. Weltkrieg schlechte Erfahrungen mit den ukrainischen Kollaborateuren des Naziregimes gemacht. Nach dem Krieg kam es aber zur Ausweitung ihres Einflussbereiches und sie fühlte sich stark genug, Einzelrepubliken der Union eine eigene Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen zuzusichern.
So wurde die Ukraine nicht nur Mitglied der VN, sondern 1948-1949 und 1984-1985 auch - nichtständiges Mitglied des Sicherheitsrates. Dass die Schwarzmeerflotte der SU auf der Krim im Gebiet der Ukraine stationiert war, stellte angesichts des kommunistischen Zentralismus keinerlei Problem für die SU dar. Vielmehr tat man alles, um die offizielle Eigenständigkeit der Ukraine herauszustellen.
Das änderte sich, als Gorbatschow mit dem Zentralismus brach und einen offeneren Führungsstil einführte, der zum Auseinanderbrechen des Ostblocks un der SU führte. Von da ab ging es Russland notgedrungen um die Bewahrung eines Rests der Zusammenarbeit zur Erhaltung des Status quo.
Als die Ukraine 2000-2001 wieder Mitglied des Sicherheitsrates wurde, war sie ein selbständiger Staat, der freilich seit 1991 in der GUS eng mit Russland kooperierte. Im Zuge der orangen Revolution,1 genau genommen seit 2008, betrachtet sich die Ukraine freilich nicht mehr als Mitglied, sondern nur noch als Teilnehmer der GUS. Im März 2014 trat die Ukraine dann ganz aus.

Russland versuchte ab 1991 den Status quo zu retten. Die USA und die EU sahen eine Chance für die Ausdehnung ihres wirtschaftlichen und politischen Einflusses auf die Ukraine. (Zur Konkurrenz von USA und EU vgl.: [5][6][4])

Ab November 2013 eröffneten die Maidan-Unruhen, die im Unterschied zur Orangen Revolution nicht unblutig verliefen, den USA und der EU erneut eine Möglichkeit, wesentlichen Einfluss auf die ukrainische Innen- und Außenpolitik zu nehmen.
In dieser Phase ging es beiden offenkundig um eine Ausweitung ihrer Einflusssphäre.
Die Annektierung der Krim und die Unterstützung russischer Separatisten in der Ostukraine war der - völkerrechtswidrige - Versuch, den Status quo ante November 2013 zu retten.


1 Darstellung der Wikipedia:
Die Orange Revolution baut auf einem Muster auf, das zuerst in Jugoslawien entwickelt wurde, um die Regierung mit Slobodan Milošević zu stürzen, welches in Form der sogenannten Rosenrevolution in Georgien weitergeführt wurde.[4] Obwohl diese Umstürze spontan wirkten, waren sie Resultate einer umfangreichen Untergrundtätigkeit, Konspiration und Zusammenarbeit innerhalb oppositioneller Gruppen. Jedem Umsturz ging eine Wahl voraus, bei der die prowestliche Opposition verlor, woraufhin Demonstrationen und andere Aktionen erfolgten. Bei all diesen Vorgängen waren studentische Aktivisten und Akademiker führend beteiligt, auch die ukrainische Pora! besteht fast nur aus Studenten. [...] In der Ukraine arbeitet die Studentenbewegung Pora! für den Umsturz, sie gilt in den ukrainischen Medien und bei den Sicherheitskräften als Terrororganisation. Sechs Pora-Aktivisten sind Mitte November 2004 wegen Terrorismusverdacht verhaftet worden, da bei ihnen Sprengstoff, Zünder und eine Granate gefunden wurden. Die Pora, westliche Regierungen und die Anhänger von Juschtschenko hingegen halten die Pora nicht für eine terroristische Organisation.[4]Die Aktivisten dieser Bewegungen wurden in den Taktiken gewaltlosen Widerstands ausgebildet - von einer Koalition professioneller westlicher Berater, Helfer und Pollster, die durch eine Reihe von westlichen Regierungen, Agenturen und Organisationen finanziert und unterstützt wurden, zum Beispiel von der Konrad Adenauer Stiftung und - laut der britischen Tageszeitung The Guardian - durch das US-Außenministerium (State Department) und USAID zusammen mit dem National Democratic Institute, dem International Republican Institute, der zum großen Teil von der amerikanischen Regierung finanzierten Organisation Freedom House und dem Milliardär George Soros mit seinem Open Society Institute. Die deutsche Wochenzeitung Die Zeit behauptete unter anderem, Juschtschenko und seine Kreise erhielten allein aus den USA mindestens 65 Millionen US-Dollar über verschiedene Kanäle. Ziel der USA sei es, auf diese Weise die NATO auszudehnen und die EU zu schwächen.


Kriegsgründe

1. Machterweiterung
1A persönliches Machtstreben des Herrschers (Alexander d Große, freilich wegen der Vorarbeit des Vaters Mischform mit 1B)
1B staatliche Tradition (Imperiumsbildung), z.B. römisches Reich, russisches Zarenreich, britisches Empire)
1a Ausdehnung des Herrschaftsgebiets (Ludwigs XIX. Reunionskriege, Kolonialismus, Verschiebung der Frontier nach Westen in den neu gegründeten USA)
1ab Anstreben der Vorherrschaft in einer Region, Sonderfall Weltherrschaftspläne
1b Ausdehnung der Einflusszone durch Handelsvorteile für sich selbst (Bsp. Neo-Imperialismus)

2. Verteidigung eines Status quo
Bsp.: Großbritanniens Garantie für die Neutralität Belgiens im 1. Wk, für Polen im 2. Weltkrieg
Abschnitt VII der Charta der VN; vom Sicherheitsrat beschlossene Militäreinsätze gegen Aggressoren

3. Durchsetzung der Geltung der Menschenrechte: Humanitäre Intervention (https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Intervention)

Wäre noch zu vervollständigen.

Kriegspropaganda nennt selten Kriegsgründe, sondern dient zur Verschleierung der Kriegsgründe.

Dienstag, 17. Februar 2015

Was Abiturienten vom Studium abhält

Was Abiturienten vom Studium abhält, bildungsklick 16.2.15
Eine gute Abiturnote erhöht die Wahrscheinlichkeit, ein Studium aufzunehmen. So ist die Studierneigung eines Studienberechtigten mit einem Einserabitur rund 34 Prozent höher als die eines Studienberechtigten mit einer Abiturnote von 3,0. Da sich die Verteilung der Abiturnoten von Bundesland zu Bundesland stark unterscheidet, schätzen sich unterschiedlich viele Abiturienten als kompetent für ein Studium ein. In Nordrhein-Westfalen haben beispielsweise 28 Prozent aller Studienberechtigten einen Abiturschnitt von 3,0 oder schlechter, in Baden-Württemberg 16 Prozent, in Thüringen nur 9 Prozent.

Samstag, 14. Februar 2015

Wolf Biermanns Rolle in der deutschen Literatur

Meine eigene Antwort (noch ohne Fähigkeit zu Recherche und konzentrierten Formulierungen:

Seine Rolle in der DDR-Literatur ist wie die von Christa Wolf leichter zu bestimmen als die in der gesamtdeutschen Literatur der Nachkriegszeit. Aber auch da gibt es einen auffallenden Bruch. Lange galt er im Westen als die wichtigste kritische Stimme, wurde entsprechend intensiv wahrgenommen. Nach der Wiedervereinigung verlor sich diese Wertschätzung und seine früheren Anhänger haben ihn wegen seiner Wendung zum Konservativen (Beispiel sein Auftritt im Bundestag) großenteils abgeschrieben. Die literarische Qualität seiner Werke kann davon aber nicht beeinflusst sein.
Unabhängig davon ist er einer der wichtigsten Liedermacher der deutschen Literatur seit 1945.
Mehr zu sagen, ist schwer. Denn "von der Parteien Gunst und Hass verwirrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte".

Die Antwort, die ich gern gegeben hätte, findet sich unter gutefrage.net:
Wolf Biermann zum bedeutungslosen Niemand der DDR Künstlerszene herunterzureden, wie es in etlichen Beiträgen geschieht, ist unabhängig davon, was man von der Person Biermann halten mag, einigermaßen absurd. Der Mann hat sämtliche deutschen Literaturpreise abgeräumt. Ich fasse es nicht, wie man heute noch, 25 Jahre nach dem Ende der DDR, so ideologisch eingefärbt sein kann.
Dass Biermann in DDR "kaum bekannt" gewesen sein soll, stimmt ja so nicht ganz.
Biermann war in den 60ern ein durchaus bekannter wie beliebter Künstler, sogar ein persönlicher Liebling von Frau Honecker. Ab 1962 mehrten sich die Auftrittsverbote und die Verbreitung seiner Werke galt als illegal. Was aber ganz gewiss nichts mit seiner Bedeutungslosigkeit zu tun hatte. Eher das genaue Gegenteil war der Fall: Biermann war höchst unbequem, er saß wie eine Zecke im Pelz der SED, und musste eben deshalb mithilfe staatlicher Repressalien unschädlich gemacht werden.
Den roten Stein der Weisen, gib zu, Den gibt es nicht, Genosse auch du, Den gibt es nicht, Genosse auch du, Du hast ihn nicht gefunden
[...]

Günter de Bruyn über Biermann: "Im übrigen war Biermann der einzige von uns, der wirklich ganz konsequent gewesen ist und einen Mut bewiesen hat, den wir alle nicht gehabt haben." (Spiegel online, 30.3.92)

Sinnvolles Wachstum?

Alle wissen es: Wenn die Wirtschaft weiter wächst, dann heizen wir das Klima auf und pflügen jeden Quadratmeter Natur auf der Erde um, um Rohstoffe zu fördern. Und für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt das Wachstum schon seit 25 Jahren nicht mehr. (Wolfgang Kessler, Chefredakteur von Publik Forum in der FR vom 14.2.15, S.17)
Alle könnten es wissen. Aber die meisten verstehen sich darauf, sich um diese Wahrheiten herumzumogeln. Wenn das Benzin so viel billiger wird, wenn Putin auf seinem Öl sitzen bleibt, dann muss doch die Ölmenge zugenommen haben. (Dass Fracking die Verschleuderung eines menschheitswichtigen Rohstoffs für kurzfristige Markt- und Machtinteressen bedeutet, baucht man nicht zu glauben.) Selbst Manager, die es besser wissen müssten - schließlich haben sie ständig mit den Fährnissen exponentiellen Wachtums zu tun - verfallen gern der Propaganda, die sie selbst in Auftrag gegeben haben.
Wir entdecken ja ständig Ersatzstoffe. Es gibt ja das schöne Steuerungselement der Emissionszertifikate. Steinkohle wird immer weniger verbraucht (dafür umso mehr die weit umweltschädlichere Braunkohle).

Und es ist zwar richtig, dass 80 Menschen auf dieser Welt schon so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen. Aber um so viel Vermögen zusammen zu bekommen, wie es der Rest der Menschheit besitzt, muss man immerhin 1 Prozent der Weltbevölkerung dagegen halten.
So schlecht kann es den 99% also gar nicht gehen.
So rechnet die ZEIT denn auch in einer ihrer letzten Nummern vor, wie privilegiert der deutsche Mittelstand gegenüber den ärmeren Schichten der Bevölkerung ist und dass er deshalb zu Unrecht über das ungebremste Anwachsen des Vermögensanteils des reichsten Promilles der Welt klage.

Wer über Ungerechtigkeiten auf der Welt klagt, fühlt nur Sozialneid, und den Klimawandel werden wir genauso souverän meistern wie die Eurokrise.

Wie viel angenehmer ist Selbstbetrug, als sich klar zu machen, dass man umsteuern muss auch dann, wenn die überwältigende Mehrheit nicht daran denkt, es zu tun.

Wir alle könnten es wissen.

Wolfgang Kessler schließt seinen Text (in der FR s.o.):
Wenn die Wirtschaft läuft, fällt das Umsteuern auf neue Ziele leichter als in der Krise. Also: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Freitag, 13. Februar 2015

EU schiebt angeblich illegal Flüchtlinge in die Ukraine ab

EU schiebt angeblich illegal Flüchtlinge in die Ukraine ab, ZEIT 13.2.15
Ohne Chance auf ein Asylverfahren bringen EU-Länder Berichten zufolge Flüchtlinge aus Afrika in die Ukraine. Dort finanziert die Union spezielle Gefängnisse.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Ukraine: Einigung über Waffenruhe in Minsk

Einigung auf Waffenruhe in der Ukraine, NZZ 12.2.15

Kommentar der Zeit zur gegenwärtigen Regelung, Zeit, 12.2.15 J. Vosswinkel sieht voraus, dass die Regelung dem "Wirklichkeitstest" nicht lange standhalten werde. - Das ist eine nahe liegende Prognose.
Unklar ist, was in diesem Kontext folgende Passage aussagen soll: 
Die Moskauer Führung hat sich so vehement dem Schutz aller bedrängten Russen auf der Welt verschrieben, dass eine Niederlage in Donezk oder Luhansk nicht nur einen immensen Gesichtsverlust mit sich brächte. Es sähe nach Hochverrat an den eigenen, vorgeblich hehren Zielen aus. Das Vertrauen in Russlands Kraft und Verlässlichkeit wäre auch unter seinen Partnerländern verheert.
Die gegenwärtigen Abmachungen bedeuten für Putin mitnichten eine "Niederlage". 
Freilich werden Separatisten, Ukraine und Russland jede Gelegenheit nutzen, die Abmachungen in ihrem Interesse umzudeuten. Es wird konsequenter Nacharbeit seitens der europäischen Diplomatie bedürfen, wenn dem Abkommen auch nur ein Mindesthaltbarkeitsdatum garantiert werden soll. 

Minsk II – was gut ist und was besser sein könnte, Kommentar der Nachdenkseiten vom 13.2.15


Einen Sieg wird es nicht geben, SZ 11.1.15 (E. Eppler)

In Deutschland gibt es nicht wenige erfahrene Außenpolitiker, die Putins Politik nicht unter dem Stichwort Aggression abhandeln. Immerhin hatte er sich vorher ein Dutzend Jahre vernünftig, zurückhaltend und oft auch kooperativ verhalten. Bis der Maidan eine Vereinbarung mit drei europäischen Außenministern kippte und eine Regierung einsetzte, die sofort die Konfrontation mit Russland suchte. Darauf hat Putin reagiert. Hätte er es nicht getan, die stolzen Russen hätten ihn zum Teufel gejagt. Aus der Defensive reagiert man nicht nach ausgefeilten Plänen, sondern spontan.

UKRAINE-GIPFEL MINSK: Einigung auf Waffenruhe in Ukraine-Kontaktgruppe gescheitert; ZEIT 12.2.15 (voreilige Medlung der ZEIT)

Stellvertreterkrieg in der Ukraine, Kommentar Jakob Augsteins in Spiegel online, 19.2.15

Putin hat seine Geduld verloren, ZEIT 20.2.2015
Als georgischer Präsident führte Michail Saakaschwili Krieg gegen Russland. Jetzt berät er Petro Poroschenko und erklärt, wie die Ukraine auf Putin reagieren sollte.