Sonntag, 26. August 2012

Warum sind wir so unsozial?

Das fragt Jörg Schindler in seiner "Rüpel-Republik".

Liegt es daran, dass wir weniger Oberlehrer haben?

Oder daran, dass nicht die Würde des Menschen, sondern sein Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt zählt?
Dass es deshalb wichtiger scheint, sich durchzusetzen, als anderen bei ihrer Entfaltung zu helfen?
Bei der Selbstentfaltung zu helfen erwartet man von einem Lehrer. Wem nicht egal ist, ob ein Einstein oder ein Hitler sich entfaltet, gilt als Oberlehrer.

Was sehe ich da falsch? (genauer genommen: In welche Richtung verzerre ich Wirklichkeit?)

Marie Marcks 90 Jahre

Großartig, originell, mehr als Karikaturistin.
Ein Interview mit der FR. Der Wikipediaartikel. Ihre Webseite.
Für ein solches Leben braucht frau viel Energie.
Einem Künstler gesteht man  mehr Recht zu, sich auf seine Kunst zu konzentrieren. Meint sie.
Aber irgendwann ging sie nicht mehr auf die Redaktionskonferenz und fühlte sich freier.
Das war sie wohl auch, weil sie vermutlich weniger auf ihr "Werk" versessen war als auf ihr Leben. Soll bei Frauen vorkommen.
Sagt man.

Sonntag, 19. August 2012

Dienstag, 14. August 2012

Selbständiges Lernen

Selbständiges, nur von eigenen Interessen geleitetes Lernen kann zu einer Verengung des Blicks führen, wie sie durch das Verharren  in den eigenen sozialen Netzwerken und durch die Ausrichtung von Suchmaschinen auf die eigenen Vorlieben  beim Umgang mit dem Netz ohnehin drohen.
Es gibt großartige Autodidakten. Aber Meister eines Fachs hatten meist auch Lehrer. Plato wie auch Aristoteles hatten ungewöhnlich gute. Natürlich sind sie nicht bei dem stehen geblieben, was sie von ihnen lernen konnten.

Samstag, 11. August 2012

Zeitzeugen

Im Archiv für Sozialgeschichte Bd 12 von 1972  heißt es: "Auf den Erinnerungen von (zumeist kommunistischen) '''Zeitzeugen''' basiert eine von Gerda Zorn bereits Mitte der 1960er Jahre" (vgl. Bild unten)



Dienstag, 7. August 2012

Tu Gutes und rede nicht darüber

Als ihr dreijähriger Schützling beim Spielen im Wald in einen unzureichend gesicherten Bergwerksschacht gefallen war, sprang sie ihm, ohne sich zu besinnen, nach. Der Schacht war 25 Meter tief, zum Glück mit Wasser am Grunde, das beider Überleben ermöglichte. Sie hielt den Jungen eine Stunde lang in 6 Grad kaltem Wasser fest.
Sie wehrt sich gegen eine Ehrung, gibt, als der Hype zu groß zu werden droht, nach und dankt der Feuerwehr, die so viele Stunden ihre Freizeit opferte und der Presse, die ihre Privatsphäre "bestimmt auch in Zukunft" wahrt.
Von mir kein Name, kein Ort. Aber natürlich kann ich nicht verhindern, dass die herausfindet, wer es will.

Ich halte es hier fest, weil ich noch nach Jahren daran erinnert werden können will, was diese Frau getan hat und dass sie sie dafür keine öffentliche Anerkennung wollte.

Man vergleiche, für welche Leistungen heute Menschen mit vielen Millionen belohnt werden, mit dieser Tat.

Gewiss hat sie nicht besonnen gehandelt. Aber so uneigennützig, wie es uns allen zum Vorbild dienen kann.

Samstag, 4. August 2012

Ist die Wikipedia wirklich zuverlässiger als die Encyclopaedia Britannica?

Eine Studie ist zu dem Ergebnis gekommen. Freilich wurde sie von der Wikimedia Foudation in Auftrag gegeben. Hier zur Studie.

Ohne sie studiert zu haben, kann ich ohne weiteres so viel bestätigen: Die Wikipedia ist aktueller, sie bringt mehr Belege bei.
Andererseits: die Studie kann nicht die vielen Artikel der Wikipedia untersucht haben, die in der EC nicht vorkommen. Die sind oft nicht so zuverlässig wie die EC. Denn Artikel brauchen in der WP in der Regel eine gewisse Zahl von kompetenten Lesern, bis sie zuverlässig werden.
Auch der Stil von Autoren, die über Kinder- und Jugendbücher schreiben, ist nicht immer sehr geschlffen usw.
Freilich, dafür hat die EC auch nicht 4 Mill. Stichwörter.

Freitag, 3. August 2012

Olympia gegen Menschenrechte

Bis jetzt dachte ich, in Deutschland gebe es ein Recht auf Meinungsfreiheit. Natürlich gibt es Grenzfälle, wo man gelegentlich ins Zweifeln kommt.
Aber dass jemand, der mit jemandem befreundet ist, der einer politischen Partei angehört, deren Mitglieder zu einem ungewöhnlich hohen Prozentsatz vom Verfassungsschutz bezahlt werden, deswegen seinen Status als gleichberechtigter Sportler verlieren soll, will mir nicht in den Kopf. (Dazu Spiegel online)
Was wollen wir denn noch bestrafen?

Es ist ein Skandal, dass der Verdacht nicht ausgeräumt werden kann, dass der Verfassungsschutz Mord begünstigt hat.
Aber da hilft es doch nicht, wenn man jetzt die Eignung von Sportlern nach den politischen Meinungen ihrer Freunde zu beurteilen sucht!

Nachtrag vom 6.8.12:
Stellungnahme von Verteidigungsminister de Maziere und Diskussion

Mittwoch, 1. August 2012

English Teatime stammt aus Portugal

Es war Katharina von Braganza, die 1662 nach ihrer Heirat mit Karl II. den Brauch in England einführte.

Olympische Spiele 1850

Olympische Spiele gab es schon 1850, nämlich in Much Wenlock.

Verhindert unser Recht, dass uns Recht wird?

Das gegenwärtige Recht, das für Bundesbürger gilt, sei durch das Ineinandergreifen von nationalem und europäischen Recht undurchschaubar, zum "Rechtsgestrüpp" geworden, schreibt Ludger Schwarte in der FR vom 27.7.12.
Auch für Experten, die dem Studium des Rechts viele Jahre gewidmet haben, ist es fast unmöglich, so etwas wie Rechtssicherheit für sich oder andere herzustellen, denn wir leben in verschiedenen Rechtsschichten, die jeweils von unterschiedlichen Instanzen und Kulturen beherrscht werden. Für wen ist dieses Rechtssystem gemacht, wenn weder die Laien – die normalen Bürger – die Existenz und den Sinn dieser Gesetze auch nur erahnen noch die Experten eine Theorie besitzen, anhand deren sie zu einer Entscheidungsregel gelangen könnten? [...] Der Paragrafendschungel führt nicht nur zu politischer Bewegungsunfähigkeit, zu Expertokratie und einem technischen Verständnis von Gemeinschaft, sondern zur latenten Kriminalisierung von allem und jedem. Nur eine Überzeugung rechtfertigt das Rechtssystem, in dem wir leben: Das Volk muss beaufsichtigt, gemaßregelt, unter Verschluss gehalten werden.
Undurchschaubar ist das Recht schon, wenn das europäische Regelwerk Acquis Communitaire heute etwa 150 000 Seiten lang ist. Doch das Internet ermöglicht immerhin dem recherche-geübten Leser die Kodifizierung des nationalen Rechts weit besser nutzen zu können, als es früher für Nicht-Juristen möglich war.
Wer's mal mit dem EU-Recht (EUR-lex) versuchen will, folge dem Link.
Die Seite über die Gründungsverträge sieht schon geradezu übersichtlich aus. Dennoch wollte ich nicht als Hausaufgabe haben, die konsolidierte Fassung des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft  von 2002 mit der konsolidierten Fassung dieses Vertrages von 1997 zu vergleichen.

Ein Diskussionsbeitrag zur Frage: Ist jeder seines Glückes Schmied oder ...?


(Die Diskussion - und die Links, die in dieser Version fehlen -  sind hier zu finden.)


Von den Hunderten Millionen Hungrigen sterben jährlich viele Millionen, davon viele Kinder, denen es nicht hilft, nicht verweichlicht zu sein.
Von den Zehntausenden aus Afrika, die versuchen, ihres Glückes und des Glückes Ihrer Familien Schmied zu sein, sterben jährlich Tausende, die zwar die lange Reise durch Afrika geschafft haben, aber im Mittelmeer ertrinken, weil man in Europa ins Gefängnis kommen kann, wenn man Menschen nicht ertrinken lässt.
Es ist nicht die Vorsehung, die verhindert, dass sie das aus sich machen, was sie werden könnten.

Denken wir an Anne und Margot Frank. Anne wurde eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Von Margot erfahren wir nur durch Anne, dass sie viel strebsamer war als Anne und dass sie sich alle Mühe gegeben hat, ihren Mitbewohnern im Hinterhaus zu helfen.
Wie viele jüdische Mädchen waren noch begabter und noch strebsamer als Anne und Margot?
Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, weshalb sie keine Chance hatten, ihres Glückes Schmied zu sein.

Primo Levi, der der Überzeugung war, im KZ nicht mehr wirklich ein Mensch gewesen zu sein, hat großartige Werke geschrieben. Es spricht wenig dafür, dass er jemals, seit er ins KZ eingeliefert worden war, noch einmal glücklich war, und viel dafür, dass er nach einer erfolgreichen Karriere im Beruf - und nebenher als Schriftsteller - Selbstmord beging, weil er die Erinnerung an seine KZ-Zeit, als er "kein Mensch" war, nicht vergessen konnte.
Hat ihn die Vorsehung unglücklich gemacht oder hat er es an Einsatz fehlen lassen?

Ich möchte niemandem widersprechen, der hier geschrieben hat. Wahrscheinlich sind es auch nur Binsenweisheiten, die ich hier als Neuling ins Gespräch einbringe. Aber vielleicht wird dennoch jemand angeregt, Anne Franks Tagebuch oder Primo Levis "Ist das ein Mensch?" wieder vorzunehmen oder einen Text auf der Seite von Pro Asyl zu lesen.

Ich erinnere mich noch, dass ich vor Jahrzehnten in einem Spiel über Flüchtlinge aus der Dritten Welt den Satz zu sagen hatte: "Jeder hat schließlich sein Päckchen zu tragen."
Ich weiß heute besser als damals, wie wahr das ist.

Wer aber dennoch noch ein wenig schmieden kann, der tut sich etwas Gutes, wenn er nicht nur an seinem Glück schmiedet, sondern auch an dem anderer.
Wenn die vielen Helfer der Familie Frank nicht etwas von ihrem Glück riskiert hätten, wäre Annes Tagebuch weder geschrieben noch jemals veröffentlicht worden. Und ich bin sicher, dass nicht erst die Veröffentlichung dieses Tagebuches dem Leben dieser Helfer Sinn gegeben hat.