Freitag, 28. Februar 2020

Routenplaner Digitale Bildung

https://routenplaner-digitale-bildung.glitch.me/

Fragen und Antworten zum Coronavirus

Fragen und Antworten:

https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/coronavirus-symptome-gefaehrlichkeit-impfstoff-uebertragung-ansteckung-a-7403ece9-733c-43f8-a6c1-2a89f00e5e8a



https://www.zeit.de/2020/10/corona-impfstoff-marylyn-addo-sars-cov-2-epidemie

Prof. Dr. Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité 
Podcasts zum Coronavirus

Über die Wichtigkeit der Verlangsamung
https://politicacomment.wordpress.com/2020/03/03/corna-virussars-cov-2-epidemie-eine-durchseuchung-ist-unvermeidlich/

Zur Auswirkung des Virus auf die Umwelt:

Israels Spiegel

https://www.zeit.de/2020/10/tel-aviv-israel-scheinkin-judentum/komplettansicht

"[...] Jair befürchtet eine Zunahme des Antisemitismus. Sobald seine Partei die Regierung stellt, sagt er mir, ist eines der ersten Dinge, die er tun wird, der Aufbau einer Infrastruktur mit hoch qualifiziertem Personal zur Bekämpfung des Antisemitismus.
Was für eine Geschichte eines Volkes: Hass gestern und Hass morgen.
Als ich mich von der Scheinkin, Israels Spiegel, verabschiede, betrachte ich ihr Volk, ein Volk, das es von der Asche Auschwitz’ zu Apartments für neun und für 29 Millionen gebracht hat. Was sehe ich? Ich sehe einen Stamm, einen sehr alten Stamm, der sich – wenn man nach der Geschichte gehen kann – bis ans Ende aller Zeiten vor denen wird schützen müssen, die ihn hassen, denen von innen und denen von außen. Es ist ein Stamm, der die historische biblische Sprache spricht, Hebräisch, ein Volk, das im Land der Bibel lebt, dem einzigen Land, das es für sie gibt, einem teuren Land. [...]"

Montag, 24. Februar 2020

Wer kann bestimmen, was Rassismus ist?

Der folgende ZEIT-Artikel vertritt eine höchst ehrenwerte Position, die man zur Kenntnis nehmen sollte, wenn man meiner Argumentation nicht kritiklos auf den Leim gehen möchte. Ich wiederhole aber nicht die gesamte Argumentation, die man nachlesen kann, sondern zitiere hier nur den Schluss, den ich für problematisch halte:
"Selbst der rassistischste AfD-Wähler wird nie die Drohung erfahren, aus diesem Land ausgeschlossen zu werden. Immer werden Politiker der sogenannten Mitte sagen, man muss auch seine Sorgen anhören. Diese Sicherheit des Dazugehörens fehlt Deutschen nichtweißer Hautfarbe. Und wenn wir uns mit unseren Werten ernstnehmen, wenn wir also wollen, dass die Schönheit des ersten Satzes unserer Verfassung zugleich auch eine Wahrheit ist, dann schulden wir es ihnen, diese Sicherheit zu schaffen. Jetzt. Bedingungslos. Für immer." (Rassismus: Bedingungsloses Zuhören)

Meine Behauptung: Wer von Rassismus betroffen ist, merkt es.
Andere können das nicht unmittelbar nachvollziehen, denn menschliche Wahrheit* ist immer subjektiv.*
Wie komme ich darauf?
Ernst Tugendhat hat einmal gesagt: "Auch ein Deutscher muss die Wahrheit sagen dürfen."
Das hielt ich für eine sehr berechtigte Aussage, bis mir auffiel, dass nach dem Holocaust manches, was ich, ein Deutscher, für wahr halte, für einen Holocaustüberlebenden nicht nur grundfalsch sein, sondern eine schwere Verletzung bedeuten kann.
Wahrheit ist also so subjektiv, dass meine Wahrheit zwar sinnvoll in den allgemeinen Diskurs eingebracht werden kann, nicht aber einem Holocaustüberlebenden ins Gesicht gesagt werden kann, ohne ihn tief zu verletzen.

Was hat das mit der Begriffsbestimmung von Rassismus zu tun?
Antisemitismus ist eine Form von Rassismus. Wenn Personen von Antisemitismus betroffen sind, ist das für sie eine schwere Verletzung. Dass sie von Antisemitismus betroffen sind, ist ihre Wahrheit.
Wenn die Regierung Israels als Betroffene bestimmen könnte, was Antisemitismus ist, könnte sie jede Kritik an ihrem Handeln als Antisemitismus bezeichnen und damit die innerisraelische Opposition zu Antisemiten erklären.
Das ist nahe an dem, was gegenwärtig in der Türkei geschieht, wo (weitestgehend) vorurteilsfreie Berichterstattung als Spionage deklariert und als solche bestraft werden kann.

Zu Recht wird der Begriff Rasse als obsolet bezeichnet. Wenn jemand wegen seiner äußerlichen Merkmale abgewertet wird, indem man ihn einer angeblich minderwertigen "Rasse" zuordnet, verdient er daher unsere Solidarität.
Wenn Bangel aber behauptet, nur die Angegriffenen verstünden, was Rassismus ist, begeht er meiner Meinung nach einen Fehler. Er hat Recht damit, dass nur der Angegriffene beurteilen kann, wie verletzend Rassismus ist.
Denn nur in Ausnahmefällen (z.B., wenn man einen Menschen sehr liebt) wird man Verletzungen, die einem anderen zugefügt werden, genauso stark - oder gar stärker - empfinden als die, die einem selbst zugefügt werden. [Folterer versuchen, weil es diese Fälle gibt, gelegentlich, wenn sie die Gefolterten nicht brechen können, ob es ihnen über die Folter ihrer Angehörigen gelingt ihr/ihm ihren Willen aufzuzwingen.]
Hans Magnus Enzensberger hat dazu einmal dem Sinne nach gesagt: Jedem steht der eigene Zahnschmerz mehr weh als das Leid der vielen Millionen auf der Welt.

Deshalb haben die Angegriffenen aber noch nicht das Recht, für die Gesellschaft zu definieren, was Rassismus sei. Dass muss m.E. im gesamtgesellschaftlichen Diskurs geschehen.
Wenn z.B. Menschen in Deutschland Chinesen ausweichen und auf die andere Straßenseite wechseln, weil sie fürchten, von ihnen mit dem Coronavirus angesteckt zu werden, dann ist das in den meisten Fällen eine übertriebene Angstreaktion.* Weil es von den Chinesen aber als Rassismus empfunden werden kann, ist es ein angemessener Ausdruck von Solidarität, auf sie zuzugehen und sie besonders freundlich zu grüßen. (Bei Twitter habe ich einen solchen vorbildlichen solidarischen Akt dokumentiert gesehen.)
Aber wer seine übertriebene Angst nicht überwinden kann, ist deshalb noch kein Rassist, auch wenn sein Verhalten von Menschen, die öfter Rassismus erfahren haben, nahe liegender Weise so gedeutet werden wird.

Die völlig inakzeptablen Beleidigungen von Renate Künast könnten (zumindest theoretisch) subjektive Wahrheiten der Beleidiger sein.
Die Unterscheidung zwischen "Wahrheit" und "Beleidigung" kann aber nicht allein beim Beleidigten und schon gar nicht bei dem, dessen Äußerung als beleidigend empfunden wurde, liegen. Sie muss innerhalb des gesamtgesellschaftlichen Rahmens intersubjektiv geschehen. Entsprechendes gilt für rassistische Äußerungen und nicht-rassistische.

Im Gültigkeitsbereich des Grundgesetzes haben Richter einen Ermessensspielraum, im Rahmen der Gesetze darüber zu entscheiden, was so rassistisch ist, dass es diskriminierend oder gar beleidigend ist. (Andererseits kann solch ein Urteil angefochten werden und öffentliche Urteilsschelte geübt werden. Was zum Glück relativ häufig geschieht.) Ihre Empathie wird immer eine menschlich beschränkte sein. Deshalb kann Rechtsprechung immer nur Annäherung an Gerechtigkeit sein. Für die Fälle, wo sie zu weit davon entfernt ist, gibt es die genannten Korrekturmöglichkeiten, so unvollkommen sie bleiben.

Um auf den Schluss des oben angeführten Artikels aus der ZEIT einzugehen:
Der Satz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist keine Wahrheit, sondern ein Postulat, das aufgestellt worden ist, weil sie im NS-Staat millionenfach in unerträglicher Weise missachtet worden ist.  Der Auftrag des Grundgesetzes ist: "Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Bedingungslose Sicherheit der Menschenwürde zu garantieren geht über die Möglichkeit jeder empirisch feststellbaren Staatsgewalt hinaus. "Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Die ist meine Ansicht. Doch wichtiger ist Karl Jaspers Ermahnung:

"Wir wollen lernen, miteinander zu reden. Das heißt, wir wollten nicht nur unsere Meinung wiederholen, sondern hören, was der andere denkt. Wir wollen nicht nur behaupten, sondern im Zusammenhang nachdenken, auf Gründe hören, bereit bleiben, zu neuer Einsicht zu kommen. Wir wollen uns innerlich versuchsweise auf den Standpunkt des anderen stellen. Ja, wir wollen das uns Widersprechende geradezu aufsuchen. Das Ergreifen des Gemeinsamen im Widersprechenden ist wichtiger als die voreilige Fixierung von sich ausschließenden Standpunkten, mit denen man die Unterhaltung als aussichtslos beendet." 
(Karl Jaspers: Die Schuldfrage. Von der politischen Haftung Deutschland, 2012, Seite 8 – zitiert nach Harald Jähner: Wolfszeit 2019, S. 409)

* Für westliche Ohren mag das befremdlich klingen, nicht aber für asiatische Philosophie.

*  Vgl. D. Bonhoeffer: Was heißt die Wahrheit sagen?

* Mit Angst nichts zu tun hat folgender Vorgang, den ein Spanier aus der S-Bahn berichtet: Bin leicht erkältet, muss niesen. Typ neben mir steht auf, setzt sich weg, funkelt mich böse an und zischt: "Dreckiger Scheiß-Italiener! Dich haben Sie wohl vergessen, wegzusperren?"
Wenn man so etwas nie selbst erlebt hat, fällt Einfühlung natürlich sehr viel schwerer, als wenn man es aus eigener Erfahrung kennt.

Was tun gegen die Ausbreitung des Coronavirus?

https://scilogs.spektrum.de/fischblog/was-tun-bei-einer-coronavirus-pandemie/
"...)Wie schwer uns die Seuche trifft, hängt bei einer unkontrollierten Ausbreitung nur zum Teil davon ab, was die Behörden tun. Entscheidend ist wie schwer wir als Einzelpersonen es dem Virus machen, sich in der Bevölkerung zu verbreiten. Und das heißt vor allem, effektiv zu verhindern, dass wir uns und andere anstecken. Sprich: Der Kampf gegen das Coronavirus steht und fällt mit unserem individuellen Verhalten. Ich habe hier eine Liste von Maßnahmen zusammengetragen, die eine unkontrollierten Coronavirus-Ausbreitung in Deutschland bremsen können.
Hände waschen
Die Schutzwirkung des Händewaschens gegen Atemwegserkrankungen wird oft ein bisschen übertrieben dargestellt, aber andererseits ist es schnell gemacht und allgemein sinnvoll. Also tut es. 

Außerdem zeigen diverse Studien, dass Schmierinfektionen unter Umständen einen beträchtlichen Beitrag zur Übertragung von Atemwegsinfektionen leisten. Eine Anleitung zum richtigen Händewaschen findet ihr hier. Für Unterwegs ist ein Desinfektionsmittel sinnvoll. Dass der Erreger über die Luft (genauer gesagt Aerosole und Tröpfchen) übertragen wird, heißt nicht, dass das der wichtigste oder gar einzige Übertragungsweg ist. Anscheinend ist auch bei gängigen Atemwegserkrankungen oft unklar, welche Ansteckungswege welche Rolle spielen.

Mundschutz

Auch ein normaler Mundschutz ist kein Allheilmittel und schützt kaum vor Aerosolen, hat aber dennoch einige Vorteile. Addendum: Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten, evtl sind Masken nicht allzu hilfreich. Erstens hilft er immerhin zum Teil, besonders wenn man direkt angehustet wird, und zweitens schützt er andere, wenn ihr selbst krank seid. Ihr seid unter Umständen auch mit milden Symptomen schon ansteckend.[3] Außerdem verhindern die Masken oft, dass ihr euch an den Schleimhäuten rumfingert. Wir fassen uns überraschend regelmäßig unwillkürlich ins Gesicht. Achtet bewusst darauf, es nicht zu tun.

Weniger Körperkontakt

Umarmungen und Hände schütteln sind wichtige Verbreitungswege [...]"

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wenn-das-coronavirus-die-grundrechte-angreift-16654185.html :

"Das Infektionsschutzgesetz, das im Falle des neuen Coronavirus zur Anwendung kommt, ist ein scharfes Schwert. Die Regelung, die 2001 das „Bundes-Seuchengesetz“ ablöste, erlaubt zur Bekämpfung von Epidemien weitreichende Eingriffe in die Grundrechte. Und sie legt fest, dass in Deutschland in erster Linie die Länder und Kommunen für die Beobachtung und Bekämpfung ansteckender Krankheiten verantwortlich sind.

Die im Infektionsschutzgesetz genannte „zuständige Behörde“ für die Eindämmung von Epidemien ist zumeist das örtliche Gesundheitsamt. Es befindet über alle „notwendigen Schutzmaßnahmen“. So kann die Behörde Veranstaltungen und Versammlungen verbieten sowie Gemeinschaftseinrichtungen schließen, etwa Schulen, Kindergärten, Heime, aber auch Badeanstalten.

Auch können die Ämter Menschen verpflichten, an einem Ort zu bleiben oder bestimmte Orte nicht zu betreten. Explizit heißt es in Paragraph 28: „Die Grundrechte der Freiheit der Person … der Versammlungsfreiheit … und der Unverletzlichkeit der Wohnung … werden insoweit eingeschränkt.“

Anordnungen sind kaum aufzuhalten

In Paragraph 30 sind die Quarantänemaßnahmen geregelt, etwa die Möglichkeit, „Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige und Ausscheider“ in geeigneten Krankenhäusern „abzusondern“. Kommt ein Betroffener diesen Anordnungen nicht nach, „so ist er zwangsweise durch Unterbringung in einem abgeschlossenen Krankenhaus … abzusondern“. [...]"

Zu Coronavirus im Iran (3.3.2020)

Samstag, 22. Februar 2020

Zur Geschichte Thüringens von 1920 - 1933 mit einem Ausblick auf 2020

Geschichte 1920-33:
"Durch das Reichsgesetz vom 30. April 1920 (RGBl. I S. 841) wurden die sieben Volks- beziehungsweise Freistaaten, ohne das Gebiet Coburg, schließlich am 1. Mai 1920 zum Land Thüringen mit einer Fläche von 11.763 km² vereint. Das erste Landeswappen hatte sieben Sterne auf rotem Grund, welche die ehemaligen Freistaaten symbolisieren. Hauptstadt wurde Weimar. Die Verfassung des Landes Thüringen, die am 11. März 1921 verabschiedet wurde, und der Gemeinschaftsvertrag von 1919 wurden von dem Jenaer Abgeordneten der DDPEduard Rosenthal, entworfen.
Auch in Thüringen war die Zeit der Weimarer Republik von politischen Wirren geprägt. 
Im Oktober 1923 bildeten die Sozialdemokraten unter August Frölich eine Regierung zusammen mit der KPD. Jedoch zerbrach die „Arbeiterregierung“ wenig später nach dem Einmarsch der Reichswehr infolge großer politischer Differenzen."  (Wikipedia: Land Thüringen 1920-1952)
"Nach dem Ersten Weltkrieg und in der Zeit der Weimarer Republik gab es in Thüringen auch starke kommunistische Bewegungen, etwa zur Novemberrevolution in Gotha oder im November 1923, als Thüringen mit der Reichsexekution belegt wurde, da es dort eine KPD-Regierungsbeteiligung gab." (Wikipedia: Geschichte Thüringens #Land Thüringen 1920-1945)
"Die Verfassungsmäßigkeit der jeweiligen Maßnahmen ist bis heute umstritten. Ein Ausnahmezustand nach Art. 48 WRV wäre nur durch die Bedrohung der Verfassung selbst zu rechtfertigen – jedoch wurden in Sachsen, Thüringen und Preußen jeweils demokratisch gewählte Regierungen abgesetzt, die sich zu keinem Zeitpunkt in offener Rebellion gegen die Weimarer Reichsverfassung befanden. Zwar trug sich die KPD in beiden Ländern mit Aufstandsgedanken, jedoch erfolgte die Absetzung der Regierungen lange vor irgendeiner Aufstandsaktion oder deren Ankündigung. Im Gegenteil: erst die Reichsexekution führte zum Aufruf der KPD, welcher jedoch keine Unterstützung fand und letztlich keine Bedrohung darstellte.[4]
Andererseits entwickelte sich im Freistaat Thüringen unter dem Gauleiter Fritz Sauckel eine Hochburg des Nationalsozialismus. Von Januar 1930 bis April 1931 gab es in Thüringen die erste völkisch-nationalsozialistische Regierung in Deutschland, nach ihrem nationalsozialistischen Innenminister Wilhelm Frick als Frick-Regierung bezeichnet." (Wikipedia: Geschichte Thüringens #Land Thüringen 1920-1945)
Von Januar 1930 bis April 1931 gab es im Land Thüringen die erste völkisch-nationalsozialistische Regierung in Deutschland, nach ihrem nationalsozialistischen Innenminister Wilhelm Frick als Frick-Regierung bezeichnet, und schon 1932 konnte die NSDAP mit ihrem Gauleiter Fritz Sauckel als Leitendem Staatsminister allein die Regierung im Land bilden." (Wikipedia: Land Thüringen 1920-1952)
Man sieht, dass die Wikipedia nicht einheitlich informiert, sondern man dort Informationen durchaus aus verschiedenen Artikeln zusammensuchen muss.

"Bereits im Jahr 1924 kam im Land Thüringen eine Bürgerblockregierung ins Amt, die sich von völkisch-nationalistischen Abgeordneten tolerieren ließ, um die SPD zu verdrängen. Im Gegenzug ließ die thüringische Regierung der NS-Bewegung vergleichsweise freien Spielraum, während in Ländern wie Preußen der Republikschutz ernst genommen wurde. So konnte sich die NSDAP nahezu ungehindert betätigen und ihre radikal-nationalistische, rassistische und antidemokratische Propaganda weiter entfalten. Doch wesentlicher war, dass ihr die De-Liberalisierung des Bürgertums, die Radikalisierung der Bauernschaft so sehr in die Hände spielte, dass sie sukzessive das Verbands- und Vereinswesen unterwandern konnte. Als dann in Thüringen 1930 die erste Regierung unter Beteiligung der Nationalsozialisten zustande kam, erschien dies weniger als eine Überraschung denn als ein folgerichtiger Schritt einer mehrjährigen Entwicklung.[...]
Der Durchmarsch der Nationalsozialisten von der Oppositionsbank in die Regierung geschah innerhalb von sechs Jahren. Doch bereits nach 14 Monaten platzte die Koalition, weil die NSDAP mit maßlosen Angriffen den liberalen Partner aus der Regierung zu treiben suchte. Bei den nächsten Landtagswahlen im Sommer 1932 triumphierte die NSDAP, die mit 42,5 Prozent stärkste Partei wurde. Die früheren Koalitionspartner DNVP und DVP kamen zusammen nicht einmal mehr über 5 Prozent der Stimmen. Für eine Alleinregierung reichte das Ergebnis allerdings nicht. Der Landbund verhalf der NSDAP zu einer parlamentarischen Mehrheit und dem NS-Gauleiter Fritz Sauckel in das Amt des Regierungschefs." (Karsten Rudolph: Eine frühe Warnung der Geschichte, in: Vorwärts 1/2020, S.7)
Ausblick auf 2020:
"Die Regierungskrise in Thüringen (auch Thüringen-Krise) wurde durch die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Thüringer Ministerpräsidenten mit Stimmen von AfD, CDU und FDP am 5. Februar 2020 ausgelöst. Die Wahl erlangte sowohl hohe nationale als auch internationale Aufmerksamkeit, weil erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein Ministerpräsident mit Stimmen der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen AfD gewählt wurde.
Die Thüringer Landesregierung besteht seitdem nur aus dem Ministerpräsidenten. Am 8. Februar 2020 trat Kemmerich zurück und ist bis zur Amtsübernahme durch einen neuen Ministerpräsidenten geschäftsführend im Amt. Daher können keine Minister berufen werden. Nach Kemmerichs Wahl wurden keine Mitglieder für den Bundesrat benannt, und auch er selbst verzichtete darauf, Thüringen dort zu vertreten. Kemmerich wurde fehlende Beteiligung an den Regierungsgeschäften vorgeworfen.[1][2]
Die Krise ist auch eine Folge der Landtagswahl in Thüringen 2019, bei der keine in Deutschland etablierte Regierungskoalition eine Mehrheit erlangte. Nach der umstrittenen Wahl Kemmerichs kam es zum Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Bundesvorsitzender, zum Rückzug von Mike Mohring als CDU-Landesvorsitzendem und Fraktionsvorsitzendem in Thüringen und zur Entlassung des Ostbeauftragten der Bundesregierung, des Parlamentarischen Staatssekretärs Christian Hirte." 

Parteiprogramme

CDU
SPD
https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Beschluesse/Grundsatzprogramme/hamburger_programm.pdf

CSU
http://web.archive.org/web/20160125091727/https://www.csu.de/common/csu/content/csu/hauptnavigation/bayernplan_2013-07-16.pdf

Neue Stichwörter

mental load

Telefonphobie
zur vorsorge telefon aus ladestation genommen das akku nich so lang hält. #telefonphobie

Natürlich sind das zunächst Merkhilfen für mich, aber vielleicht auch für andere interessant: ugol's law -> #ugolslaw

Freitag, 21. Februar 2020

Steuern

Das bisschen Steuer: "Der Staat sollte die sprudelnden Einnahmen nutzen, um seine Bürger zu entlasten – aber bitte nicht mich." von Mark Schieritz, ZEIT 7/2020 5.2.20

Zum Islambegriff

https://geschichtedergegenwart.ch/welcher-islam-zum-islam-in-feuilleton-und-forschung/

mit einer Ergänzung von Joerg Scheller:
https://twitter.com/joergscheller1/status/1230875675894145024

Bildungsrevolution oder -evolution?

Zur Diskussion auf dem OERcamp in Hamburg über "REVOLUTION STATT EVOLUTION!"
sieh:
Zusammenfassung von Nele Hirsch
Bob Blume
Lisa Rosa
   Rückriem/Stein/Erdmann: Medienrevolution
Diskussion auf Twitter in Nachfolge der Podiumsdiskussion
unter dem Hashtag #routenplanerBuch
(Dabei wird deutlich, dass auf Twitter zwar Gedankenanstöße gegeben werden können, aber nur in den seltensten Fällen komplexe Sachverhalte behandelt. Das geht nur mit überlangen Threads, die besser gleich in Blogform abgefasst würden.)

Als Historiker darf ich dazu bemerken:
1. Die Industrielle Revolution ist als Revolution anerkannt, ohne dass es ein Manifest gegeben hätte. Es gab auch keinen Willen zur Revolution, nur den zur konkurrenzfähigen Produktion trotz der vergleichsweise hohen Löhne in Großbritannien. Dass man inzwischen mehrere industrielle Revolutionen zu nennen weiß (die digitale ist dann eine unter vielen, die aber in den Augen mancher das digitale Zeitalter begründet hat) und ähnlich wie bei Computerprogrammen Web 2.0, Bildung 2.0, Industrie 4.0, Arbeit 4.0 aufzuzählen weiß, zeugt von einem sehr unscharfen Revolutionsbegriff, der sich an die Werbesprache anlehnt.
2. Die neolithische Revolution wird wegen des grundlegenden welthistorischen Wandels von vielen Historikern immer noch Revolution genannt, obwohl sie etwa 5000 Jahre in Anspruch nahm.

In Sachen Klimawandel muss sich innerhalb eines Jahrzehnts, allenfalls innerhalb von 15 Jahren etwas Grundlegendes wandeln, weil sonst eine Disruption droht, die von größerer welthistorischer Bedeutung werden könnte als die eine große Industrielle Revolution, mit der die Ausbeutung fossiler Energien angefangen hat. Und ganz gewiss wird der Wandel - ob erfolgreich oder nicht - schwerwiegender sein als alle die kleinen industriellen Teil"revolutionen".
Ob innerhalb der schulischen Bildung  sich in den kommenden 25 Jahren nur wenig ändert oder deutlich mehr, ist demgegenüber so gut wie irrelevant.
Die Schüler, die FfF-Streiks unternehmen, haben davon etwas mitbekommen. Die Bildungsspezialisten, die den digitalen als ähnlich grundlegend wie den Klimawandel begreifen, offenbar noch nicht. Da haben sie Wichtigeres von ihren Schülern zu lernen als den Umgang mit der neusten App.

Selbstverständlich ist der digitale Wandel nicht nur wegen des medienwechsels zentral wichtig. Aber es ist ein kultureller Wandel, der noch nicht primär naturgesetzlich bestimmt wird. Das unterscheidet ihn vom Klimawandel und in einem gewissem Umfang auch von der neolithischen und industriellen Revolution, die beide erdgeschichtlichem Wandel hervorgerufen haben (Anthropozän).

Dienstag, 18. Februar 2020

Es gibt weniger Mücken, aber sie werden gefährlicher

"Auch heimische Mücken werden gefährlicher" FR 18.2.20

Fremde Mückenarten, die Krankheiten verbreiten , wandern nach Deutschland ein.
"[...] Die Asiatische Tigermücke etabliert sich demnach von Süden aus. Populationen in Bayern und Baden-Württemberg nehmen zu. Die Asiatische Buschmücke ist nur in Sachsen, Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein noch nicht angekommen. Und die Koreanische Buschmücke hat sich in Augsburg und Wiesbaden etabliert."
Dabei nimmt die Zahl der Mücken ab. Das Insektensterben führt zu Nahrungsengpässen bei Vögeln und Fledermäusen. 
Und auch heimische Mücken werden zu Trägern hier noch unbekannter Krankheiten.

Sonntag, 16. Februar 2020

Alan Bean über seinen Blick vom Mond auf die Erde

"Ich blickte hinauf zur Erde und trat in den Schatten meiner Raumkapsel, um sie ohne zu Blinzeln betrachten zu können. Ich hob meine Hand, bis ich die Erde zwischen meinem behandschuhten Daumen und dem Zeigefinger "hielt".
Unsere Welt, die ganze Erde, lag sicher zwischen meinen Fingerspitzen. "
Alan Bean: Our World at My Fingertips. Acrylfarbe mit Mondstaub und Strukturen auf Flugzeugsperrholz, 2005
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alan_Bean_with_ALSEP.jpg

"Ich weiß, wie es ist, etwas voller Staunen und völlig gebannt zu betrachten und bei diesem Anblick Demut zu empfinden. Die Mondoberfläche mag unfruchtbar und steril wirken, aber ich habe immer versucht, ihre Vielfalt und Farbigkeit zu vermitteln. Und von allen Dingen, die ich gesehen habe, kommt nichts den Nervenkitzel gleich, durch die Dunkelheit des Raumes zurückzublicken und die herrliche blaue Kugel, eingebettet in flauschig weiße Wolken, zu erblicken, die unsere Heimat ist – die Erde."
(H. Lewis-Jones u. K. Herbert: Kosmos großer Entdecker. Leben, Skizzen und Notizen 2016)         Rezension SZ 17.11.2016, Seite 148
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Earth_seen_from_Apollo_17.jpg




Die Gobalisierung und die AfD

Die Gobalisierung führt dazu, dass mehr und mehr deutlich wird, wie die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu ihrer Übernutzung führt und wie schwierig es ist, diesen eingeschlagenen Weg zu verlassen.
Was in der AfD mit einer durchaus rationalen Kritik an der Art der Einführung des Euro begonnen hatte, führt in immer stärkerer Radikalisierung zu einer Verengung des Denkens. Nach dem Grundsatz Palmströms "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf" wird alles, was ins Weltbild nicht passt, ausgeklammert: "Nur wir haben Recht".
Deshalb soll Meinungsfreiheit nur für unsere Meinung gelten. Wer die AfD kritisiert, wird deshalb mit Prozessen bezogen, wüst beschimpft und immer häufiger mit dem Tode bedroht.

Das koloniale Erbe Deutschlands

Der Erste Weltkrieg befreite Deutschland von seinen Kolonien, der Zweite Großbritannien von seinem Empire. Der Gedanke an deutsche Schuld beim Umgang mit seinen Kolonien kam aber in Deutschland nicht auf, weil man viel zu sehr damit zu kämpfen hatte, wie die Weltmachtpläne im Versailler Vertrag beendet worden waren, um die Gefahr deutscher Hegemonie zu bekämpfen.
Erst als Deutschland mit dem Holocaust viel größere Schuld auf sich geladen hatte und in Jahrzehnten langsam ein Verständnis dafür gewachsen war, was da geschehen war, beginnt man in Deutschland auch die Schuld aus der Kolonialzeit in den Blick zu nehmen,

Ein Beispiel dafür ist die Januarthemenausgabe des  "Parlament"s:
http://epaper.das-parlament.de/2020/2_3/epaper/ausgabe.pdf

Ein kurzer Ausschnitt daraus spricht auch von dem, was aus der Sicht Kameruns an Positivem aus der Zeit überliefert ist.
"Mitte November hatte das Goethe-Institut in Kameruns Hauptstadt Jaunde eine Kulturwoche unter dem Motto „The Burden of Memory“ zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte veranstaltet. Die Bühne und der öffentliche Raum gehörten in dieser Zeit vielen afrikanischen Künstlern, Performern und Historikern. Die einzelnen Veranstaltungstage trugen Überschriften wie „Last“, „Erinnerung“, „Widerstand“, aber auch „Rückeroberung“. So eine kritische, vertiefte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist noch recht selten in Kamerun, das Deutschlandbild ist sehr positiv. Denn wenn über die deutsche Kolonialzeit gesprochen wird, sind viele Menschen der Ansicht, dass sich die Deutschen vor allem gut mit Technik auskennen. Sie kommen zwangsläufig zu diesem Schluss, wenn die 32 Jahre andauernde Kolonialherrschaft des deutschen Kaiserreiches derjenigen der Dritten und Vierten Französischen Republik gegenübergestellt wird: Das Schloss, das der Kolonialgouverneur Jesko Eugen vonPuttkamer als eigenen Amtssitz in Buea erbauen ließ, ist ein architektonisches Kleinod. [...]" (Hilaire Mbakop)

Freitag, 14. Februar 2020

Flüchtlinge

"Es seien zu wenig Schiffe mit Flüchtlingen untergegangen, zischt man dem jungen Mädchen hinterher. Zum Glück findet wenigstens die versprengte Familie wieder zusammen." Danach saniert die Familie acht Bauernhöfe "eine Sanierungsodyssee, die sie durch ganz Westdeutschland führt und viele Leute reich macht, nur sie selbst nicht." (Harald JähnerWolfszeitS.92/93)

Das 16-jährige Mädchen, dem man nachzischt, sie hätte besser ertrinken sollen, war freilich keine Afrikanerin, sondern eine Deutsche, vor den Russen aus Ostpreußen geflohen. Harald Jähner behandelt in Wolfszeit die deutsche Nachkriegszeit von 1945 - 1955. 
Mehr dazu hier.

https://www.diepresse.com/5768551/urteil-spanien-darf-illegale-migranten-weiter-umgehend-nach-marokko-abschieben

Donnerstag, 13. Februar 2020

Ist grünes Wachstum sinnvoll?

Ulrike Herrmann: Nachhaltigkeit im Kapitalismus? 27.1.2020
Mitschrift:
In GB waren die Löhne vor der Industrialisierung doppelt so hoch wie auf dem Kontinent. Maschinen waren teuer, die Arbeit musste teurer sein, damit sie sich lohnten. (Das gilt heute noch.) Kapitalismus braucht Wachstum und Wachstum entstand nicht aufgrund von Arbeit, sondern durch Verwendung von Technik in Verbindung mit fossiler Energie.
Kapitalismus hat zu Migration geführt. Sehr vieles, was der Kapitalismus herbeigeführt hat, war Wohlstand, höhere Lebenserwartung und gleichberechtigte Wähler in der Demokratie. Immer mehr Gleichberechtigung und Bildung wird durch Wohlstand ermöglicht. Kapitalismus ist für die beteiligten Menschen eine Win-win-Situation. Weil die Gewerkschaften das ermöglichen, stützen sie den Kapitalismus.
Zur Weltwirtschaftskrise 1929ff.: Übersehen wird die Vorgeschichte (Anstieg der Produktivität von 1919 bis 1923 um 43%, da bei gleichbleibenden Löhnen dadurch eine Überproduktion entstand.) Heute besteht dasselbe Problem. In den USA die Reallöhne heute genauso hoch wie 1975. In Deutschland "nur" von 2000 bis 2014.
Neoliberalismus hat durch Verhinderung von Nachfrage Wachstum gebremst. (Das ist eine Art unfreiwillige Umweltschutzmaßnahme.) D. verbraucht anteilig 3 Planeten, bei anhaltend gleichem Wachstum (von 1,3%) wären es bald 6 Planeten.
"Ich bin keine Kapitalismuskritikerin"; aber "so schön er ist", er braucht Wachstum, und das lässt sich nicht dauerhaft aufrecht erhalten.
Studie vom Umweltbundesamt: Durchschnittlicher Haushalt hat 10 000 Gegenstände. Davon werden nur 5000 verwendet. Warum produzieren wir nicht nur noch die Hälfte?
H.Ch. Binswanger: Ohne Wachstum reißen die Investitionsketten. Das ist katastrophal für die Weltwirtschaft. (Beispiel: Bankrott von Lehman Brothers: Nur kleine Bank, nur Spekulation, keine Verbraucher betroffen, aber schon das hat zur Katastrophe geführt.) 2009 hat die Regierung 450 Mrd. € für Investitionen eingesetzt.
Eine ökolog. Kreislaufwirtschaft ist möglich. Niemand müsste hungern. Vergleich mit 1975. Eigentlich doch nicht schlecht; aber dte. Wirtschaftsleistung ist seitdem um 100% gestiegen. Der Übergang zur  Kreislaufwirtschaft ist aber noch nicht gefunden. Sie ist aber leider trotzdem alternativlos. Private Autos auch E-Autos sind zu aufwändig; dafür reicht Ökostrom nie. Er wird immer knapp bleiben. Öl ist zu fördern mit 3% Energieeinsatz. Ökostrom aber erfordert über 15%. Alle Arbeitsplätze für Produktion Lebensversicherung hat keinerlei Zukunft, alle Arbeitsplätze dort fallen fort, ebenso werden Kredite überflüssig, auch Werbung etc. - Beschäftigung zur Beseitigung der Umweltschäden wird bleiben, aber mit viel geringerer Produktivität. Es funktioniert nicht mit Preissignalen und Marktmechanismus.
Die einzige Chance für den Übergang ist ein Analogon zur britischen Kriegswirtschaft von 1939. Die Friedenswirtschaft musste schrumpfen, damit alle Kapazitäten in Rüstung gesteckt werden konnten. Der Staat gab Produktion und Rationierung vor. 


Niko Paech: Post-Wachstums-Ökonomie, Barbarei & Nachhaltigkeit - Jung & Naiv:

Daraus: In der Bundesrepublik findet gegenwärtig eine systematische Abschaffung der Ökosphäre statt. Gegenwärtig wird über Wohnungsnot in Deutschland gesprochen. Wenn man sich klar macht, dass in den 50er Jahren nur 15 m² Wohnraum pro Person zur Verfügung stand, es gegenwärtig aber 46 m² pro Person bemerkt man die perspektivische Verzerrung. Von den Grünen wurde Anfang der 80er Jahre ein Bodenmoratorium (kein weiterer Verbrauch von Boden) gefordert. Dazu kam es nicht. Selbst in Kenntnis der ökologischen Krise gibt es einen Wettlauf um mehr Bodenverbrauch. Bald aber müssen wir Straßen und Flugplätze abbauen und Boden renaturieren, um mehr landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Die Vorstellung, wir dürften immer mehr Maschinenleistung in Anspruch nehmen, ist eine Anmaßung, eine moderne Form von Barbarei. Wir haben die Barbarei der absolutistischen Fürsten nicht abgeschafft, sondern nur demokratisiert. Heute haben wir Millionen solcher Barbaren. Der ökologische Rucksack von 20-jährigen ist heute oft schon größer als der von Menschen am Ende des Mittelalters an ihrem Lebensende. 
Die Vorstellung, durch technische Mittel ließe sich der gegenwärtige Ökologieverbrauch aus nachhaltigen Quellen speisen ist ein Irrglaube, weil man nicht bedenkt, dass für die Produktion nachhaltiger Energien große Mengen seltener Rohstoffe gebraucht werden, deren Gewinnung zusätzlich höchst gefährliche Schadstoffe freisetzt (Beispiel: seltene Erden, besonders Neodym).
Eine weiter Wachstumsgrenze ist die psychische.  Mehr Wachstum führt auch zu mehr Stress. Der Euro scheitert daran, dass die Staaten zu unterschiedlich sind und deshalb die gemeinsame Währung die Wirtschaftsentwicklung geschädigt hat. Regionalwährungen wären stabiler als eine Zentralwährung. Allenfalls Euro als Ergänzung zu Regionalwährungen. 
Wachstumstreiber: Von der Produktion her: Je mehr Maschinen u. Infrastruktur vorhanden sind, desto mehr müssen instand gehalten werden. Von der Nachfrageseite: Als Beweis für Anerkennung haben wir einen Wettbewerb um mehr Geld und mehr Konsum. 
Konkurrenz und Kampf um Anerkennung kann auch auf kulturellem Feld stattfinden. 
Wird die Umstellung gelingen? - Es fehlt nicht an Wissen, sondern an Umgewöhnung. Man muss das Neue üben. Heute gibt es keine Partei mehr, die sich der Wachstumskritik annimmt. - Für eine Transformation müssten wir ein neues Arbeitsmodell entwickeln mit weniger Arbeitsstunden, so dass wir 1. Vollbeschäftigung bekommen und 2. Zeit haben um urbane Selbstversorgung zu organisieren. Beschränkung auf das Notwendige, neuer Freiheitsbegriff: "Aufstand der Massen gegen die Massenproduktion" (Schumacher: Small is Beautiful). 

Niko Paech: Die Wachstumsparty ist vorbei  30.1.2020

http://www.postwachstumsoekonomie.de/vortragsreihe/videos/

Mittwoch, 12. Februar 2020

Nicht Wachstum, Schrumpfen der Weltbevölkerung

Das wir auch dann passieren, wenn es nicht aufgrund der Katastrophen zustande kommt, wenn es nicht gelingt, den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur au 2 Grad zu begrenzen.  Die Voraussetzungen werden schon durch die gegenwärtige Art der Bevölkerungszunahme gelegt.

"In Zukunft könnte nicht mehr Überbevölkerung das Problem der Menschheit sein, sondern Bevölkerungsrückgang. Davon, so Bastian Berbner, könnten neben den jetzt schon rasch alternden Industriestaaten auch die noch wachsenden Weltregionen wie Afrika betroffen sein. [...] 
In einigen Regionen wird es dann noch Wachstum geben, während die meisten Gesellschaften schon mit der Alterung kämpfen. Spätestens dann dürfte ein Wettbewerb um Einwanderer einsetzen. Um die letzten jungen Leute. Die werden aus Afrika kommen. Auch aus Lagos, dann wahrscheinlich die größte Stadt der Welt. Die Kinder von Hadizatu Ahmeds etwa 26 Enkeln könnten Ende des 21. Jahrhunderts so umworben sein wie einst Fließbandarbeiter und heute Programmierer – zumindest für einige Jahrzehnte. Bis auch Afrika schrumpft."  (Bastian Berbner: 7,7 Milliarden Menschen ... bpb 4.2.20)

Montag, 10. Februar 2020

Ideen für leere Schraubgläser

https://utopia.de/ratgeber/plastikfrei-leben-schraubglaeser-tipps/?utm_source=Interessenten&utm_campaign=b69bc8b4da-Newsletter_Mo_20KW07&utm_medium=email&utm_term=0_af58dac727-b69bc8b4da-264707269

Neue Lernmaterialien auf dem hessischen Bildungsserver

Impressionen vom OER-Camp in Bad Wildbad 2020

Zunächst einmal stellt Jöran in einem kurzen Rundgang das OER-Camp vom 7.-9.2.2020 vor.

viele Tweets:
https://twitter.com/hashtag/OERCamp?src=hashtag_click

speziell:
Unboxing "How to Barcamp!

Notizen in Vorbereitung eines Berichts:

Diara an ihrer Schule – wie fast alle Anwesenden – ein weißer Rabe (Was sind denn OER???) ist ständig im Gespräch, findet Gleichgesinnte, arbeitet an ihren Materialien, tauscht sich aus, klagt und greift Anregungen auf.
Klaus berät und probiert H5P aus (Hier bei ZUM apps die Gelegenheit zum Ausprobieren von H5P.) Natürlich kennt er Oliver Tacke schon, den hier anwesenden Spezialisten, aber er testet etwas Neues und führt mich dabei an seine Lernmethode heran.
Der dynamische junge Mann von der ZUM, der gar nicht so jung ist wie vermutet, ist unermüdlich auf den verschiedensten Feldern tätig, unterwegs und tauscht sich aus.

Man sieht so vieles, was man bisher trotz Twitter, Facebook, ZUM noch nicht gesehen hat, und kann dann im Netz nachlernen, was die anderen gleichzeitig zu einem betrieben haben.

Hier der fertige Bericht über die Erfahrungen, die ich vor dem OERcamp gemacht habe

Im Übrigen warten wir jetzt auf die Meldungen der OER-Materialien, die auf der Tagung entstehen sollten, teilweise aber wegen des Sturms Sabine noch unvollendet mit nach Hause genommen wurden und im Alltagsstress noch nicht fertig geworden sind.

Hier zunächst schon einmal:


Kurzaussage auf Deutsch:
"Befragte aus Ländern Mongolei, Nigeria und China berichteten von einem Gleichgewicht zwischen der Wiederverwendung von OER und der Schaffung neuer OER. In anderen Ländern liegt der Schwerpunkt eher auf der Schaffung neuer OER. Zum Beispiel berichtete der kanadische Befragte, dass sich die OER-Bemühungen eher auf die Erstellung neuer Materialien konzentrieren als auf die Übernahme oder Anpassung bestehender OER."
mehr dazu auf Englisch:
"[...] Balance between OER Reuse and Creating New Materials
Data gathered in this research suggests that the extent to which respondents report a balance between OER reuse and creating new materials tends to depend on levels of OER activity in the country. Respondents from countries such as Mongolia, Nigeria, and China did report a balance between OER reuse and creating new OER. In other countries, the focus is more on creating new OER. For example, the Canadian respondent reported that OER efforts tend to focus on creating new materials rather than adopting or adapting existing OER. Similarly, in the UK, while there is some evidence of OER reuse at the individual level, nearly all large-scale efforts are aimed at producing new materials. The Mexican respondent noted that there is a lack of training in legal and educational issues regarding appropriate reuse, which serves to discourage such efforts. Similarly, in Australia, it was reported that there is uncertainty in the education sector around the reuse of existing materials. As Australian educators have historically relied upon the educational statutory licences in the Copyright Act 1968 to copy material, they do not have experience in making individual decisions around copyright licensing. [...]"
zum Volltext (175 S.)

ein OER-Bericht aus Chile

Hinweis: 
2 OERcamps in Hamburg vom 20.-23. Februar 2020

Dann noch drei andeutende Links:

sketchnotegame.wordpress.com

EduBreakOut-Kit

Lernpfad zum Ende der DDR