"Was waren die größten Unterschiede zwischen Ost und West?
Was mir aufgefallen ist und auffällt, bis heute, und was ich mag, ist die große Ernsthaftigkeit der Menschen in der DDR. Sie haben die Welt, die Kultur, die Politik ernst genommen und nehmen sie ernst und waren nach der Vereinigung von dem anderen Ton im Westen befremdet. Im Westen haben die Kulturszene und das Feuilleton einen spielerischen, ironischen, distanzierten Ton entwickelt und wurde und wird auch die Politik ein gutes Stück weit als taktisches Spiel inszeniert und zelebriert – das hat Fremdheit geschaffen.
Auf beiden Seiten?
Ja, den Wessis kamen die Ossis in ihrer Ernsthaftigkeit tölpelhaft vor, weil sie das Spiel nicht lässig mitspielten. Und die Ossis fanden die Westler unernst, und erlebten sich von ihnen auch nicht ernst genommen."
„Wir schreiben alle nicht nur über uns, Gott sei Dank“, Bernhard Schlink im Interview, FR 9.11.21
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