"We all like to snoop just as much as big tech" schreibt James Marriott in der Times am 12.8.2021
Bei der Paketverfolgung erfahren wir nicht selten bis auf 5 Minuten genau, wann das Paket eintreffen wird. Und dann werden wir aufgefordert, die Anlieferung zu bewerten wie eine Äußerung bei Facebook oder Twitter. Marriott meint, damit fühlen wir uns berechtigt, eine Person zu bewerten wie eine vorher nur eine Meinung. (Ein Urteil hatten wir über Meinungen schon vor dem Internet, aber wir wurden nicht darauf getrimmt, sie allüberall durch "Likes" zu dokumentieren.)
Dabei fällt mir auf, bei Twitter lese ich alles mögliche an Gefühlsäußerungen von konkreten Personen, was ich über sie nicht wissen will. Nicht, dass ich ihnen das Recht beschneiden will, ihre Gefühle in der Öffentlichkeit auszubreiten. Es ist mir auch nicht uninteressant, dass jemand eine bestimmte hat und wie viele Personen sie teilen. Ich will es nur nicht über eine konkrete Person wissen, weil es meine Meinung über die Person beeinflussen könnte, ohne dass ich den Kontext beurteilen kann, in dem die Äußerung steht.
Wenn ich die Person dann entfolge, könnte sie aber meinen, ich hätte etwas dagegen, dass sie eine bestimmte Meinung hat oder ein bestimmtes Gefühl äußert. - So gewöhne ich mich langsam daran, lauter private Informationen zu bekommen, die mich nichts angehen.
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