"Eifernde Züge eines Glaubenskampfes" Verfassungsrechtler Udo di Fabio im Interview, Welt am Sonntag, 7.11.21
Bei der Hongkong-Grippe Ende der sechziger Jahre starben innerhalb eines Jahres 50.000 Menschen in der Bundesrepublik. Es gab keinen Lockdown.
Udo di Fabio: "Wir sind sensibler geworden, was Gesundheitsrisiken angeht. Wer in Europa noch Krieg und Nachkriegszeit erlebt hatte, den Hunger und das Elend, der kam vor einem halben Jahrhundert zu anderen Risikobewertungen als die Gegenwart. Eine größere Sensibilität für den Rang des menschlichen Lebens ist durchaus etwas Gutes. [...]
Natürlich gibt es Grundsätze der Gefahrenabwehr, die Freiheitsrechte erheblich einschränken können. In der Pandemie geht es um die Abwägung, in welchem Verhältnis der Schutz von Leben und Gesundheit zu Freiheitsrechten und zum Schutz der Menschenwürde steht. [...]
Demokratien sind nie homogene Ordnungen. Der Streit gehört dazu. Doch es tauchen in neuem Gewand alte Muster wieder auf: Eifernde Züge eines Glaubenskampfes, der Andersdenkende nicht als nur mehr Gegner, sondern als Feind betrachtet und mit Hass verfolgt."
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