https://taz.de/Der-Fall-Kimmich/!5806555/ taz.de 26.10.21
"[...] Was ist eigentlich passiert? Nun ja, der Nationalspieler mit der bis dato untadeligen Vita hat eine persönliche Gesundheitsentscheidung getroffen, so wie er das in seiner Karriere, besser: in seinem Leben, wohl schon dutzendfach getan hat. Nur hat es früher, in der vermeintlich guten alten Zeit, niemanden interessiert, ob er sich etwas (legales) spritzen ließ oder nicht, ob er Vorsorge gegen dieses oder jenes Zipperlein getroffen hat – oder eben nicht. Von Interesse war, ob Kimmich gut in Form war, ob er schöne Vorlagen gab oder Tore schoss.
Das ist seit der medialen Aufregung um das Coronavirus nun gänzlich anders. Seit über 18 Monaten testen wir uns nicht nur auf ein Virus, wir testen uns auch auf Compliance – und, wie es so schön heißt, auf solidarisches Verhalten. Der Einzelne hat besser im Vorsorgekollektiv aufzugehen, sonst könnte es ungemütlich werden. Selbst liberale Geister verkünden in diesen Wochen apodiktisch: „Halt’s Maul und lass dich impfen!“ [...]"
Ich finde es bemerkenswert, wie sehr die Meinungen zu Grundsatzfragen jetzt auseinandergehen und dass - zum Glück - jetzt wieder offener diskutiert wird, dass nicht sofort dem anderen übles unterstellt wird.
Leider heißt es dann am Schluss wieder in alter Schärfe:
"Bedingungsloser Konformismus ist das Gebot der Stunde. In der Frage der Corona-Impfung scheint das Mitmachen alternativlos zu sein. Was ist eigentlich passiert, verdammt?"
Was passiert ist, ist bekannt: Ein großer Teil der Bevölkerung ist doppelt geimpft worden. Daraufhin sind einige Beschränkungen zurückgenommen und zu den Beschränkungen wollen sehr viele nicht zurück. Und viele Kritiker der Regierungsmaßnahmen hätten es lieber gesehen, wenn die Beschränkungen gar nicht erst erlassen worden wären.
Und trotzdem bleibt die Frage: Ab wann darf der Einzelne keine persönliche Gesundheitsentscheidung treffen?
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