Grace O'Malley (Wikipedia deutsch)
Wikipedia (englisch)
Gráinne Mhaol Ní Mháille (Wikipedia gälisch)
* 1530 auf Clare Island im Westen Irlands; † 1603 vermutlich auf Burg Rockfleet), war eine irische Piratin und wichtige Person der irischen Geschichte in der frühen Neuzeit. Um ihr Leben und ihre Taten als militärische Gegenspielerin der englischen Politik gegenüber Irland im Zeitalter der englischen Königin Elisabeth I. ranken sich viele Legenden und Erzählungen.
[...] Gráinne Mhaol Ní Mháille (in den irischen Liedern auch Granuaile, Grania genannt, anglisiert Grace O’Malley) wurde um 1530 als Tochter des irischen Clanchefs Owen Dubhdara („Schwarzeiche“) O’Malley (ir. Eoghan Dubhdaire Ó Máille) und dessen Frau Margaret geboren. Nach einigen Quellen soll sie auf See geboren worden sein. Sie stammt damit aus dem Clan der O’Malleys (irisch: Uí Mháille). Gráinne wuchs in einem Gebiet mit andauernder Bedrohung vom Lande und von Wasser her auf und begeisterte sich schon als Kind für Meer und Navigation. Piraterie war dort damals häufig. Gráinne Vorfahren waren legendäre Seefahrer, ihr Vater besaß eine Fischerflotte und verkaufte Salzheringe.[1] Das Handwerk des Navigierens war daher in der Familie präsent und wurde an sie weitergegeben. Insgesamt beherrschte sie fünf Sprachen fließend: erst Gälisch und Latein, dann Französisch, Spanisch und Griechisch, jedoch kein Englisch.
Mit 16 heiratete sie Dónall an Chogaidh (Donall von den Schlachten, eigentl. ir. Dónall Ó Flaithearta, Donall O'Flaherty), den Anführer des O’Flaherty-Clans (Ó Flaithearta), welcher seit etwa 1500 auf Aughnanure Castle in Connemara saß. Sie hatten drei Kinder: Eoghan (Owen), Maor (Murrough) und Margaret. Dónall fiel später im Kampf. Nun übernahm Gráinne die Verteidigung der Burg, auch gegen die angerückten Engländer. Ihr Erfolg verschaffte und sicherte Gráinne eine eigene Anhängerschaft, ungewöhnlich für eine irische Frau dieser Zeit. Das irische Gesetz jener Zeit erlaubte Frauen keine Clanführerschaft, daher konnte sie Donalls Nachfolge nicht antreten. Sie kehrte mit einer großen Zahl von ergebenen Gefolgsleuten nach Clare Island zurück und übernahm die Flotte ihres Vaters und wurde Piratin.[1] Es gelang ihr, mit geplanten und erfolgreichen Piratenfahrten einen einmaligen Reichtum und Wohlstand zu schaffen. Ihr zweiter Ehemann war Richard an Iarainn (anglisiert: Richard in Iron), der 1583 starb, während Gráinne im Gefängnis saß.
Sowohl der Clan der O’Malleys als auch der Clan der O’Flahertys lebten von der See. Sie trieben Handel, aber verdienten auch mit dem Plündern von Schiffen und Küstenorten. Gráinne übernahm etliche Burgen bzw. ließ sie errichten. Sie dehnte ihre Raubzüge aus, ihre Gefolgschaft wuchs an, und geriet damit in Konflikt mit England. Königin Elisabeth I. von England trieb die Kolonialisierung Irlands weiter voran und setzte ein Kopfgeld auf Gráinne aus. Sir Richard Bingham (ab 1584 Statthalter in Galway) ging massiv gegen Gráinne Ní Mháille vor. Anfangs gelang es ihr, sich gegen die Engländer zu behaupten. Bei einem Gefecht geriet sie in Gefangenschaft und wurde 1578 in Limerick in ein Verlies gesperrt, später in Dublin. Sie konnte auf ungeklärte Weise entkommen.
Schließlich wandte sie sich mit einer Petition an Königin Elisabeth I. und bat um Schutz und auch darum, dass ihre Söhne das Familienland behalten dürfen. Bei einem persönlichen Besuch an Elisabeths Hof 1593 rechtfertigte sie ihre Seeattacken als die einzige Möglichkeit, den Lebensunterhalt ihrer Leute zu sichern. Als Gegenleistung für Elisabeths Entgegenkommen bot sie an, „ihr Leben lang mit Schwert und Feuer“ alle Feinde Englands zu bekämpfen.[1]
Trotz Warnungen von Seiten Binghams wurde Ní Mháille Schutz gewährt und sie in allen Punkten freigesprochen. Gráinne Ní Mháille sah sich als eine Königin und somit als Elisabeth I. ebenbürtig, außerdem erkannte sie die englische Königin nicht als die Königin Irlands an. Ihr Gespräch wurde in Latein geführt, da Ní Mháille kein Englisch und Elisabeth kein Irisch sprach. Elisabeth ließ die gefangenen Söhne Tibbot Burk (ir. Tibóid na Long(a) – Tibbot oder Theobald von den Schiffen, aus 2. Ehe) und Murrough O’Flaherty (Maor Ó Flaithearta) sowie ihren Halbbruder Dónall na Piopa (Donall O’Piper, Donall mit der Pfeife) von Ní Mháille frei. Beide Söhne von Gráinne Ní Mháille wurden nach englischem Recht als Clanführer etabliert. Sie selbst durfte ihre Raubzüge fortsetzen, allerdings unter englischer Flagge. Ihre Forderungen an Elisabeth wurden nur zum Teil erfüllt, weswegen Ní Mháille die irischen Rebellen weiterhin unterstützte.
Gráinne Mhaol Ní Mháille starb nach einigen Quellen am 18. Juni 1599, nach anderen erst 1603. Ihr Todesort ist unsicher, diskutiert wird Burg Rockfleet. Manche Forscher vermuten, dass ihre Gebeine in der Familiengruft in der St. Brigid's Abbey auf Clare Island beigesetzt wurden.
Von ihren zahlreichen Burgen stehen noch Burg Rockfleet (1574 erbaut, englisch: Carrickahowley Castle von irisch: Caisleán Charraig an Cabhlaigh), ein Wohnturm am Rande der Clew Bay, Burg Carrick-Kildawnet (irisch: Caisleán Charraig Chilldamhnait, auch Caisleán Ghráinne – Gráinnes (Graces) Burg), ein Wohnturm auf der Achill Insel und der Donjon auf der Insel Clare (Clare Island Castle, irisch: Caisleán Oileán Cléire). Weitere Burgen wie Aughnanure (ir.: Caisleán Achadh na nIubhar (Eibenfeldburg)) und Hen (ir.: Caisleán-an-Cearca) im Lough Corrib liegen teilweise bzw. völlig in Ruinen. Ihr Sohn Tibbot wurde 1629 hinterrücks ermordet. Sein Grab in der Abtei Ballintober in der Grafschaft Mayo kann besichtigt werden. [...]
Es gibt nur wenige Schriftquellen über ihr Leben. Granuaile war nicht nur wegen ihrer erfolgreichen Kaperfahrten, sondern auch wegen ihrer angeblichen Milde gegenüber den Mannschaften der gekaperten Schiffe populär. Sie wurde „Queen of Connaught“ und „The Pirate Queen“ genannt und hatte den Status einer Nationalheldin. Zahlreiche irische Balladen und Gedichte handeln von Granuaile. Das Volkslied Oró Sé Do Bheatha ’Bhaile (Oro, du bist willkommen zuhause) besingt die Heimkehr von Grace O’Malley nach ihrer Gefangenschaft und wird noch heute den Kindern beigebracht. "
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