Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, zur Versorgungssicherheit:
"Der Streckbetrieb war übertriebene Vorsicht. Deutschland hätte die Atomkraftwerke auch schon wie ursprünglich geplant zum Ende des Jahres 2022 abschalten können, ohne dass die Lichter ausgegangen wären. Der Stresstest der Übertragungsnetzbetreiber hat gezeigt, dass auch ohne Atomenergie die Versorgungssicherheit, auch im Süden Deutschlands, gewährleistet ist. Man wollte auf Nummer sicher gehen. Es hat sich aber bewahrheitet, was auch wir schon vorher sagten: die Lichter gingen nicht aus. Also viel Lärm um nichts. [...] Zum einen gibt es ausreichende Strommengen, zum anderen wird aufgrund der hohen fossilen Energiepreise endlich mehr Energie gespart. Beides trägt zur Versorgungssicherheit bei. Die Gasversorgung ist auch ohne russisches Gas gesichert, genau wie wir es in unseren Studien vorhergesagt haben. [...] Die Probleme kommen derzeit vor allem aus Frankreich, wo noch immer ein Großteil der Atomkraftwerke nicht am Netz ist, weil sie marode sind oder wegen Klimawandel-bedingter Dürre kein ausreichendes Kühlwasser zur Verfügung steht. Das zum Thema Versorgungssicherheit von Atomenergie. Deutschland ist durchaus über den Berg, die Franzosen nicht. [...] Atomenergie ist nicht komplett CO2-frei. Das Umweltbundesamt hat vorgerechnet, dass durchaus CO2-Emissionen entstehen, nämlich beim Kraftwerksbau und -rückbau, der Endlagerung und auch beim Uranabbau und bei der Herstellung der Brennelemente. Aber davon mal ganz abgesehen: Der Neubau der Anlagen ist extrem teuer, enorm aufwändig und risikobehaftet. Ein Großteil der Neubauprojekte dauert deutlich länger als geplant, teilweise über 10 Jahre! Fakt ist: Atomenergie ist teuer, der Neubau ist ohne staatliche Subventionen kaum finanzierbar. Keine Versicherung trägt die Risiken, die Gesellschaft haftet allein. Es gibt so viel billigere, sichere, friedensstiftende und zukunftsfähige Alternativen: nämlich erneuerbare Energien."
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