Samstag, 21. Januar 2023

Für ein Moratorium gegen neue Tierplätze in der Massentierhaltung

 Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz,

in Deutschland sind über 3 Millionen neue Tierplätze geplant - in Form von sehr großen Massentierhaltungen mit bis zu 460 000 Hähnchen und 34 000 Schweinen in einem Bestand. Neue und vergrößerte Stallanlagen in diesen Dimensionen sind praktisch nicht transformationsfähig und verbrauchen enorme Mengen an Heizgas. Jetzt brauchen wir dringend weniger Tiere in besserer Haltung - mit Stroh und auf regionaler Futtergrundlage. Mit eingestreuten Offenställen kann der Heizgasbedarf auf null reduziert werden. Es gilt die Zahl der Tierplätze zu verringern und nicht die Zahl der Betriebe. Das gelingt nur mit staatlichen Vorgaben für den tier- und klimafreundlichen Umbau der Ställe. Wir bitten Sie vor diesem Hintergrund, unverzüglich zu handeln.

Bitte erlassen Sie umgehend ein bundesweites Moratorium gegen zusätzliche neue Tierplätze und fördern Sie verstärkt Betriebe, die jetzt umbauen und weniger Tiere Heizgas-frei und tiergerechter halten.

Experten:innen haben längst die Tierhaltungsverfahren beschrieben, mit denen mehr Tier- und Umweltschutz sowie weniger Luftverschmutzung sichergestellt werden kann. Es liegt an Ihnen, ob dieser Winter zum Umbau genutzt wird. Oder ob jetzt noch neu geplante industrielle Massentierhaltungen mit überdurchschnittlich großen Tierbeständen und riesigem Heizgasbedarf genehmigt werden:

  • Während sich Schweine in Offenställen wärmende Nester im Stroh bauen, müssen konventionelle Ställe mit Spaltenboden zusätzlich beheizt werden, zumeist mit Gas. Aktuell verbrauchen die bestehenden 21 Millionen Schweineplätze in Deutschland rechnerisch rund 1,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Flüssiggas pro Jahr. Jeder neue Tierplatz in der Massentierhaltung ohne Stroh verschärft in Zeiten der Energiekrise die Konkurrenz um Heizgasenergie zwischen Mensch und Tier.

  • Neue Tierhaltungsanlagen in industriellem Maßstab stoßen in der Regel 20 Jahre lang Treibhausgase und Ammoniak aus, die Gülle aus gewerblichen Tierhaltungen trägt vielerorts zu Nitratbelastungen in Gewässern bei. Es wird weiter Regenwald gerodet für Futter in deutschen Massentierhaltungen.

  • Wenn so ein Megastall brennt, haben die Tiere - wie etwa Muttersauen in eisernen Kastenständen - keine Chance auf Rettung. Erst im April 2021 mussten 56 000 Schweine in einer Megamastanlage in Alt Tellin (Mecklenburg-Vorpommern) bei lebendigem Leibe verbrennen! Die Feuerwehr kann die Tiere aus Megamastanlagen praktisch nicht retten.

  • Schon ohne Feuer ist in Ställen der geplanten Größenordnung unvorstellbares Tierleid an der Tagesordnung. So werden in Großmastanlagen laut Bundeslandwirtschaftsministerium deutlich häufiger Antibiotika eingesetzt als in kleinen und mittleren.
    Das Resultat: Antibiotikaresistente Krankheitserreger auf Fleisch! Für uns Verbraucher klingt es wie russisches Roulette, wenn jedes zweite Hähnchen im Supermarkt mit antibiotikaresistenten Erregern kontaminiert ist, die diese Medikamente unwirksam machen und schwere Infektionen auslösen können.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz, bitte stoppen Sie die neu geplanten Mega-Massentierhaltungen jetzt mit einem bundesweiten Erlass: Jede Tierhaltung muss eine eigene regionale Futtergrundlage nachweisen, auch für Eiweißfutter. Das Moratorium gegen neue Mega-Tierställe muss gelten bis gesetzliche Regeln für alle Tierarten vorliegen, die Tierwohl und Umweltschutz gleichermaßen sicherstellen. Bauern und Bäuerinnen brauchen klare Gesetze für Klima- und Tierschutz im Stall, damit sie wissen wie sie Ställe umbauen können. Ich unterstütze: Bauernhöfe statt Tierfabriken!


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