Sonntag, 30. April 2023

Ukraine-News: USA zum Telefonat zwischen Xi und Selenskyj

 Update vom 26. April, 17.50 Uhr: Die US-Regierung hat das Telefonat zwischen Chinas Staatschef Xi Jinping und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj begrüßt. „Wir denken, das ist eine gute Sache“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirbyh. Die US-Regierung habe schon seit geraumer Zeit gesagt, dass es wichtig für Xi und die chinesische Regierung wäre, sich die ukrainische Perspektive auf den russischen Angriffskrieg anzuhören. Ob das zu einer bedeutsamen Entwicklung hin zu Frieden führen könne, sei noch unklar.

Ukraine-Krieg: Selenskyj telefoniert mit Xi über „sinnvolle Friedensbewegung“

Update vom 26. April, 19.35 Uhr: Die USA begrüßen zwar das Telefongespräch zwischen Wolodymyr Selenskyj und Xi Jinping, äußerten aber auch die Frage, ob es zu einer „sinnvollen Friedensbewegung“ führen wird, wie CNN berichtet. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, zufolge muss sich China ohnehin deutlicher in Sachen Ukraine-Krieg positionieren. Kirby bekräftigte, dass jeder Friedensplan nur dann „nachhaltig oder glaubwürdig sein wird, wenn die Ukrainer und Präsident Selenskyj persönlich daran beteiligt sind und ihn unterstützen.“

Boris Palmer sorgt mit rassistischen Äußerungen für Eklat

 Boris Palmer sorgt mit rassistischen Äußerungen für Eklat

"Bei einer Veranstaltung der Universität Frankfurt hat Palmer mehrmals das N-Wort benutzt. Kritik daran verglich er mit der Verfolgung von Juden während der NS-Zeit." ZEIT 29.4.2023

 Aus den Kommentaren: Que Che

"Palmer ist ein narzistisches A-Wort. Geschenkt.
Der Grund warum er trotzdem schon dreimal gewählt wurde, ist aber das es einen Aspekt bei seinen Provokationen gibt, der bei vielen Menschen Sorge auslöst.
Menschen nicht zu beleidigen und bestimmte Worte die vielleicht mal als ok galten, nicht mehr zu benutzen, weil sie als beleidigend verstanden werden, da sind die meisten Menschen wohl dabei.
Aber Worte tatsächlich als „unsagbar“ zu brandmarken, egal in welchem Kontext, da gruselt es mich. Nicht wegen dem Wort, sondern weil 
undifferenzierte Gebote und Urteile tatsächlich ein Merkmal von Diktaturen und dogmatischen Ideologien sind.
Anstatt daran zu arbeiten, wie wir es schaffen können, das eigentliche Problem hinter Rassismus und jeder anderen Form von Diskriminierung zu lösen, schafft man damit das Gegenteil: Angst, Polarisierung und am Ende Hass.
Wo das hinführt, wenn man Sprache bereinigt, aber das Problem ignoriert, kann man in den USA sehen." 

(ZEIT  29.4.2023 Kommentare)

Dazu:

"Palmer ist ein narzistisches A-Wort. Geschenkt.

Der Kommentator beleidigt Palmer in einer sprachlich-gedanklich grotesken Form Form. (Wer ist ein Wort?)  Dadurch passt er sich der von Palmers Gegnern (scheinbar?) geforderten Redeweise an und ironisiert sie gleichzeitig. Captatio Benevolentiae nannte man das in der Antike (wobei er sich gleichzeitig davon distanziert). Ich besinne mich daran, in der Zeit der 68er meine Redeweise an den gängigen Jargon angepasst zu haben, damit meine Argumente überhaupt erst angehört wurden. Ein fragwürdiges Verfahren, wenn man später kontextfrei zitiert wird (daher seine gleichzeitige Distanzierung).

Sein Argument scheint mir beachtenswert. Das Phänomen Boris Palmer ist ambivalent. So wie es die 68er Studentenbewegung auch war. 

Die Frage ist, welche Widerständigkeit die bessere Rechtfertigung hat. Oder darf man schon gleich auf die Folgen der jeweiligen Widerständigkeit hinweisen? 

Welcher Lernprozess wird in der breiteren Öffentlichkeit durch diese Art von (Nicht-)Kommunikation in Gang gesetzt? Wer ist dafür verantwortlich? Fontanefan. 

Verwelken und verdorren

 Eine Blüte kann verwelken, aber auch Schönheit. Das heißt aber nicht, dass die Pflanze leblos ist, vielmehr entstehen aus Blüten oft Früchte. Eine verwelkte Schönheit kann eine höchst liebenswerte, lebenskluge, weise Person sein.

Verdorren können nicht nur ganze Pflanzen, sondern auch Zweige und Äste.

Es bedeutet immer, dass die Lebenskraft daraus verschwunden ist.

Poetisch gestaltet ist im folgenden Gedicht das Verwelken vor dem Verdorren:

1. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht.

Er fiel auf die zarten Blaublümelein,

sie sind verwelket, verdorret.

2. Ein Knabe hatte ein Mägdlein lieb,

sie flohen gar heimlich von Hause fort,

es wusst’s nicht Vater noch Mutter.

3. Sie sind gewandert hin und her,

sie haben gehabt weder Glück noch Stern,

sie sind verdorben, gestorben.

4. Auf ihrem Grab Blaublümlein blühn,

umschlingen sich zart wie sie im Grab,

der Reif sie nicht welket, nicht dorret.

https://de.wikipedia.org/wiki/Es_fiel_ein_Reif_in_der_Frühlingsnacht_(Lied)

Das Verwelken der Blätter. Andere Kulturen als unsere, so die nordamerikanische mit ihrem Indian Summer, noch mehr aber die japanische sehen im Verwellken der Blätter den Höhepunkt ihres Daseins:

Beneidenswerte Ahornblätter

Schön ist es

Wunderbar zu werden

und dann zu fallen

Kagami Shiko (1665-1731)

Und die Kirschblüte erscheint ihnen als "eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Sie steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit (mono no aware). Die Zeit der Kirschblüte markiert einen Höhepunkt im japanischen Kalender und den Anfang des Frühlings." (Wikipedia) Denn hier treffen Blühen und Verwelken in kürzester Zeit aufeinander, vgl. die Kirschblütenfront.

Zum Indian Summer wiederum die Wikipedia: "Das Phänomen wird begleitet von einem strahlend blauen Himmel, warmer Witterung und einer besonders intensiven Blattverfärbung in den Laub- und Mischwäldern"

Doch auch die deutsche Kultur kennt auch den Reiz des Welkens als den Übergang zu einem neuen Werden. Das Lieblingsgedicht der Deutschen (laut einer Umfrage aus dem Jahr 2000) Hermann Hesses "Stufen" beginnt: "Wie jede Blüte welkt ..." und unter den ersten vier beliebtesten Gedichten finden sich zwei Herbstgedichte, wobei das vierte mit dem Bild von der "Birne im Grab" die Herbstfrucht als den Beginn eines neuen Lebens feiert.

Samstag, 29. April 2023

Synonyme, Gegenteile u.a. finden, Kreuzworträselhilfe ...

 

Buchstaben.com ist eine beliebte Anlaufstelle rund um die deutsche Sprache. Studenten und Schüler finden hier nützliche Synonyme und Gegenteile für Aufsätze, Seminar- und Abschlussarbeiten. Rätsel-Spieler ermitteln die passenden Lösungen im Scrabble-Wörterbuch und in der Kreuzworträtsel-Hilfe. Die Kreativität fördert der Wortgenerator, während der Buchstabensalat-Löser und der Anagramm Generator für Ordnung sorgen. In der Wissensrubrik veröffentlichen wir Informationen rund um Sätze, Wörter, Buchstaben und die deutsche Grammatik. Die Wortsuche findet Wörter nach vordefinierten Kriterien.


sieh auch:

https://synonyme.woxikon.de/synonyme/kontaktieren.php

Wie wird man reich?

Wolfgang Lauterbach:"Wer reich werden will, sollte aggressiv sein" (Interview:  ZEIT 



Atomkriegsgefahr in der Ukraine?

 Augen zu und rein. Deutschland im Krieg von Wolfgang Streeck , jakobin.de 24.4.2023

Laufzeitverlängerung für Atomkraft?Atomkraft -

"Wo liegt das Problem mit der Laufzeitverlängerung: Das Hauptproblem ist die Materialversprödung durch jahrelange radioaktive Belastung. Der Edelstahl rostet nicht und sieht aus wie neu, hält den technischen Anforderungen jedoch nicht mehr stand, vergleichbar mit Osteoporose bei Knochen. In Frankreich wurden dementsprechende Materialtests in laufenden Atomkraftwerken durchgeführt – mit dem Ergebnis, dass eine Materialversprödung bereits nach zehn Jahren Betrieb so hoch ist, wie die berechneten Werte für 20 Jahre Laufzeit. Natürlich verschwand dieser Bericht erst mal zehn Jahre in der Schublade, bevor er eher zufällig veröffentlicht wurde.

Der dritte Block des Atomreaktors Flamanville 3 in der Normandie hatte Baubeginn am 3. Dezember 2007. Im Jahr 2015 haben die dortigen EDF Ingenieure einen offenen Brief an den Prefekten in Cherbourg verfasst, in dem sie vor der Inbetriebnahme des Reaktors warnen, er sei nicht sicher. Bis heute ist er nicht am Netz, einen neuen Starttermin gibt der Betrieber nicht mehr an. Der französische Rechnungshof veranschlagt die Kosten offiziell auf über 19 Milliarden Euro. An den französischen Atomreaktoren sehen wir, wie diese dahin bröckeln – und man kann nicht alle Problemstellen einsehen.

Wie wichtig war Atomkraft in Deutschland: Alle stromproduzierenden Anlagen, die ins deutsche Netz liefern, haben eine Gesamtleistung von 245 Gigawatt. Der maximale Strombedarf im November 2021 lag bei 82 Gigawatt, die Durchschnittsleistung liegt bei 61 Gigawatt. Die erneuerbaren Stromproduzenten haben eine Leistung von 91 Gigawatt und Atomkraft hatte 4 Gigawatt. Natürlich sind nicht alle Kraftwerke gleichzeitig am Netz und teilweise haben unsere Reservekraftwerke mehr Reserveleistung als der Maximalbedarf.

Im März 2023 lag die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen in Deutschland bei 55 Prozent, einem Wert, den Atomkraft nicht einmal im Traum erreicht hätte."

(Bergsträßer Anzeiger, 29.4.2023)

Wikipedia mehr zum Reaktor Flamanville 3: 

  • "Ende 2008 erklärte Areva, die Bauzeit verzögere sich bis 2013 und die Baukosten würden 4 Milliarden Euro betragen.[4]
  • In der Bilanz für das 1. Halbjahr 2010 schrieb EDF, der kommerzielle Betrieb werde für 2014 erwartet; die Kosten würden „ungefähr 5 Milliarden Euro“ betragen.[5]
  • Im Juli 2011 schätzte EDF die Kosten auf 6 Milliarden Euro und die Inbetriebnahme auf 2016.[6]

„Die Bau- und Planungskosten (79.751 Mio. € (für 2010)), heruntergerechnet auf die Reaktorleistung, stiegen mit der Zeit von 1,07 Mio. €/MW im Jahr 1978 (Fessenheim) auf 2,06 Mio. €/MW im Jahr 2000 (Chooz 1 und 2) bzw. auf 1,37 Mio. €/MW im Jahr 2002 (Civaux) bei einem Durchschnitt von 1,25 Mio. €/MW für die 58 Reaktoren. Diese Erhöhung steht vor allem mit den immer höheren Sicherheitsanforderungen in Zusammenhang. Auch wenn ein genauer Vergleich nicht möglich ist, da die abschließenden Gesamtkosten eines EPR unbekannt sind, konnte der französische Rechnungshof feststellen, dass die Baukosten im Verhältnis zur Leistung in MW mit dieser neuen Generation, die von Anfang an umfangreiche Sicherheitsauflagen erfüllen musste, weiter gestiegen sind. Bei geschätzten Baukosten von 6 Mrd. € für den EPR Flamanville (erster Reaktor der Baureihe) und einer Leistung von 1630 MW betragen die Kosten pro MW 3,7 Mio. €.“[8]

  • Anfang Dezember 2012 gab der italienische Konzern Enel EDF seinen 12,5-%-Anteil am EPR zurück, verlangte rund 613 Millionen Euro an Investitionen zurück und äußerte, der Reaktor werde wegen der hohen Investitionskosten nie wirtschaftlich sein. Kolportiert wurden Ende 2012 Stromgestehungskosten von circa 7–10 ct/kWh über die gesamte Betriebsdauer,[9] der Finanznachrichtendienst Bloomberg L.P. vermutete 7,2 ct/kWh.[10]
  • Im Dezember 2012 gab EDF bekannt, die Baukosten des EPR seien auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen.[11]
  • Im November 2014 gab Areva bekannt, der EPR werde voraussichtlich 2017 in Betrieb gehen.[12][13]
  • Im April 2015 gab die Atomsicherheitsbehörde ASN bekannt, dass Areva über Anomalien im Stahl in bestimmten Bereichen des neuen Reaktordruckbehälters – im Boden und im Deckel – informierte.[14] Die französische Umweltministerin Ségolène Royal forderte den Hersteller Areva auf, Konsequenzen aus dem Problem zu ziehen.[15] ASN solle bis Oktober 2015 eine Studie zur Schwere der Materialfehler vorlegen.[16] Laut Pierre-Franck Chevet, dem Vorsitzenden der ASN, seien die Anomalien „sehr ernst“. Sie könnten zur Rissen führen. Sollten genauere Untersuchungen dies bestätigen, bestünde nur die Möglichkeit des Tauschs des gesamten Druckbehälters mit langjährigen Verzögerungen und noch höheren Kosten oder die Aufgabe des Kraftwerksprojektes. Neben Flamanville, dessen Kosten 2015 auf 9 Mrd. Euro beziffert wurden,[17] könne das Problem fünf weitere in Bau befindliche EPRs betreffen.[18] Im Juli 2015 wurde bekannt, dass der Stahl des Druckgefäßes, das später die Kernspaltung umschließen soll, nicht die erforderliche Festigkeit aufweise. Deshalb ordnete die französische Atomaufsicht ASN einen neuen Test an, bei denen ein baugleicher Reaktordeckel, der bisher für das geplante Kernkraftwerk Hinkley Point vorgesehen war, zerstört werden müsse.[19]
  • Im Juni 2015 wurden Funktionsschwierigkeiten bei Sicherheitsventilen bekannt.[20]
  • Im August 2015 gab EDF eine Kostensteigerung auf 10,5 Milliarden Euro bekannt. Strom werde nicht vor 2018 geliefert;[21] Im September 2015 verschob EDF den Termin erneut auf Ende 2018.
  • Im Juni 2017 teilte die ASN mit, der Druckbehälter genüge trotz seiner Schwachstellen den Sicherheitsanforderungen – bei geringerem Sicherheitsspielraum. Dies erfordere regelmäßige Prüfungen am Druckbehälter-Boden und den Tausch des Reaktordeckels im Jahre 2024.[22]
  • Im April 2018 teilte EDF mit, die im Februar berichteten Schweißnaht-Probleme seien schlimmer als erwartet. Im Laufe der Überprüfungen und der Lizenzierung durch die ASN werde EDF die Änderungen des Zeit- und Kostenrahmens mitteilen.[23]
  • Im Juli 2018 wurde die Beladung mit Brennstäben auf Ende 2019 festgesetzt. Die Kostenschätzung lag nunmehr bei 10,9 Milliarden Euro.[24] Die Stromgestehungskosten werden mit Stand 2019 auf mehr als 10 ct/kWh taxiert.[25]
  • Im Juni 2019 gab EDF bekannt, Schweißnaht-Reparaturen verlängern die Bauarbeiten bis Ende 2022.[26] Die Baukostenschätzung lag nun bei 12,4 Mrd. Euro. Die Inbetriebnahme wurde nun für 2023 erwartet.[27] Damit ginge das Kraftwerk 11 Jahre später in Betrieb als geplant – zu Kosten nahe dem Vierfachen der anfänglichen Planung.
  • Im März 2020 ersetzten Premierminister Edouard Philippe und Umweltministerin Elisabeth Borne laut der Satirezeitung Canard Enchaîné im Text des „Dekret 2007-534 vom 10. April 2007“ eine 13 durch 17, was sich auf die Frist in Jahren bis zur erstmaligen Beladung mit Kernbrennstoffen bezog. Beobachtern zufolge sei dies ein administrativer Trick, um den Bau fortzuführen, da das Dekret aus dem Jahre 2007 auszulaufen drohte. Verbände um Greenpeace und France Nature Environnement kündigten nach fehlenden Umweltverträglichkeitsprüfungen Klagen an.[28]
  • Im Juli 2020 wurde ein Bericht publik, wonach sich die bis dato bekannten Gesamtkosten des Projektes von den bisher kommunizierten 12,4 Mrd. Euro um weitere 6,7 Mrd. auf dann ca. 19,1 Mrd. Euro erhöhen sollen. Rund zwei Drittel davon sind auf Zinszahlungen während der Bauzeit zurückzuführen, hinzu kommen Ausgaben zur Vorbereitung der Inbetriebnahme wie die Beschaffung von Ersatzteilen und Kernbrennstoff.[29] Dieser Bericht des französischen Rechnungshofes zum EPR schätzte die Gestehungskosten für elektrische Energie bei Block 3 des KKW Flamanville auf 11 ct/kWh (110 €/MWh) bis 12 ct/kWh (120 €/MWh).[30]
  • Im Januar 2022 wurde berichtet, dass die geplante Inbetriebnahme von Ende 2022 auf das zweite Quartal 2023 verschoben werde. Die Kosten würden um 0,3 Milliarden auf 12,7 Milliarden Euro steigen.[31][32][33]
  • Mitte Juli 2022 wurde öffentlich bekannt, dass ein Teil der installierten Reaktorsteuerung nicht funktioniert. EdF weiß seit 2019 von dem Problem.[34]
  • Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass die Mehrkosten auf 10 Milliarden und die Gesamtkosten damit auf voraussichtlich 13,2 Milliarden ohne Finanzierungskosten von rund 5 Milliarden € steigen. Die Befüllung mit Brennstäben ist jetzt für das erste Quartal 2024 geplant.[35]"

Mittwoch, 26. April 2023

Kinderarbeit

Kinderarbeit  (Wikipedia)

Kinderarbeit in Indien (Wikipedia)

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/alltag-in-indien-steinbruch-statt-schule-3839728.html

Null-Bock-Einstellung: Warum unser Arbeitssystem Unlust fördert

 Der Arbeitseifer habe nachgelassen. Menschen hätten heute weniger Lust, ihr Geld mit harter Arbeit zu verdienen; Arbeitnehmer seien heute generell fauler.

Solche moralischen Entrüstungen sind allgegenwärtig und angesichts der wachsenden Personallücken verständlich. Und sicherlich gibt es in jeder Generation systematische Drückeberger. Kein Geheimnis. Aber „faul“ ist eine zu einfache, verallgemeinernde Beschreibung für Menschen, die sich weigern, sich mit einem Arbeitssystem zufriedenzugeben, das Beschäftigte psychisch an ihre Belastungsgrenzen bringt und sie manchmal sogar zerstört.

Erwerbstätige hatten früher nicht so viele Möglichkeiten und den technologischen Fortschritt, der sich sukzessiv aufbaute, um sich die Arbeit zu erleichtern. Das stimmt. Die Zeiten und Möglichkeiten haben sich geändert. Arbeitnehmer genießen mehr Freiheiten.

Die Forderungen und die Arbeitsmoral junger Menschen als faul abzutun, schreit jedoch auch nach einer traurigen Bemühung, das in Schutz zu nehmen, was von denen, die sich beklagen, selbst jahrelang hingenommen und akzeptiert wurde – oder vielleicht auch akzeptiert werden musste, um zu überleben: Arbeiten bis zum Umfallen. Schuften auf Kosten der Gesundheit und des eigenen Lebens. Weniger realistische Chancen, eine gesunde Work-Life-Balance zu haben. [...]

Was Arbeitnehmer der Zukunft brauchen, um zu arbeiten

Es wirkt provokant, was junge Arbeitnehmer einfordern – aber nur, weil sie erkannt haben, dass sie sich nicht opfern müssen, um zu leben. Sie haben eine andere Arbeitsmoral. Hinter der Pauschalisierung „faul“ verbirgt sich viel mehr; ein Arbeitssystem, welches einen Widerspruch zu dem darstellt, was der Mensch braucht. Etwas, was der Mensch in einer kapitalistischen Wirtschaft systematisch aufgebaut hat, in Diskrepanz zu der eigenen menschlichen Natur und ihren Grenzen.

Der stille Protest der Quiet Quitter ist deshalb im Grunde ein sehr lauter, sehr sichtbarer Protest: Junge Menschen wünschen sich andere Bedingungen zum Arbeiten. Sie wollen sich nicht für ihren Beruf verkaufen, um leben zu können. Sie brauchen Motivation und Sinnhaftigkeit, einen gesunden Arbeitsplatz. Dies gilt für alle; für angehende Führungskräfte und Fachkräfte, für Menschen im Niedriglohnsektor, die sich überarbeiten und für die, die auf der Suche sind nach einem Job, der ihnen mehr als Geld bietet.

Fachkräfte und Arbeitnehmer der Zukunft sehen es nicht ein, sich einem neoliberalen Wohlstandsversprechen zu widmen, das mit seiner Art des Wirtschaftens mehr Schaden als Nutzen bringt. Dass Personal fehlt und Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, ist kein „Phänomen“, das plötzlich da war. Arbeitsunlust ist keine Überraschung. Sie ist ein natürliches Resultat dessen, was jahrelang ignoriert wurde: dass Menschen nicht dazu gemacht sind, bis zum Abwinken zu schuften und Arbeit nicht der Sinn des Lebens ist – sondern ein Teil des Lebens.

(Arbeits-ABC Redaktion 24.4.2023)

Erschöpfung als gesellschaftliches Phänomen

 https://www.zeit.de/2023/01/erschoepfung-psychologie-krisen-gesellschaft

Unfallstatistik

 https://www.bussgeldkatalog.org/unfallstatistik/

Freitag, 14. April 2023

Christoph Bautz von Campact zur Abschaltung der deutschen AKWs

 

"[...] ich möchte den Tag vor der letzten Abschaltung nutzen, um
"[...]

 die Argumente der Atomfans zu hinterfragen:

  • „Atomkraft hilft doch dem Klima!”
    Gerade einmal 4 Gigawatt beträgt die Nettoleistung der letzten Atomkraftwerke, die morgen vom Netz gehen.[4] Angesichts einer gesamten installierten Kraftwerksleistung von 223 Gigawatt [5] im Land wird schnell klar: Das Klima wird so nicht gerettet. Dafür brauchen wir mehr Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren. Nur ist es für FDP und CDU/CSU leichter, längere Atomlaufzeiten zu fordern, als sich mit ihren Fehlern zu beschäftigen. Denn sie selbst haben durch fatale Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den Ausbau von Sonnen- und Windenergie ausgebremst. Das ändert die Ampel jetzt immerhin.


    Ein Blick in unser Nachbarland zeigt zudem: Atomkraft wird selbst zum Opfer der Klimakrise. Denn die Flüsse können in Frankreich das nicht mehr tun, was für die Kraftwerke das Wichtigste ist: sie kühlen. Selbst im Winter führen die Flüsse kaum noch Wasser, weil es wegen der Klimakrise immer weniger regnet.[6] Im letzten Sommer musste das Land die Leistung seiner Meiler deshalb massiv drosseln [7] und 20 Prozent seines Stroms importieren [8] – zu großen Teilen aus dreckigen Kohlekraftwerken bei uns.
  • „Die Stromversorgung ist nur mit Atomkraft sicher!”
    Atomkraft ist ungeeignet, eine Energieversorgung abzusichern, die immer mehr auf erneuerbaren Quellen beruht. Denn sie kann nur eines: die ganze Zeit Strom unter Volllast erzeugen. Was es hingegen braucht, sind flexible Kraftwerke, die schnell hoch und runter regelbar sind. Sie müssen einspringen, wenn der Wind mal nicht weht und die Sonne hinter Wolken verschwindet. Das können aktuell vor allem Kraftwerke, in denen Gas verfeuert wird – und möglichst bald Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen. Atomkraft verstopft mit ihrer Grundlast Leitungen und drängt die Erneuerbaren aus dem Netz.[9]
  • „Alle anderen steigen doch in die Atomkraft ein!”
    Sind wir auf einem Sonderweg, während weltweit die Atomkraft eine Renaissance erlebt? Die Zahlen sagen etwas anderes. Nachdem der Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung weltweit 1996 noch bei 17,5 Prozent lag, ist er mittlerweile mit 9,8 Prozent nur noch einstellig.[10] Aus gutem Grund: Atomkraft ist viel zu teuer. 34 Cent kostet Atomstrom pro Kilowattstunde (KWh). Ökostrom ist hingegen mit 6 bis 11 Cent pro KWh bei der Windenergie und 9 Cent pro KWh bei der Solarenergie deutlich günstiger.[11]

    Der Bau von Meilern entwickelt sich immer wieder zum Desaster: So ging der als neue Kraftwerksgeneration gepriesene EPR-Reaktor Olkiluoto in Finnland 13 Jahre verspätet ans Netz und kostete mehr als dreimal so viel wie geplant.[12] In Frankreich kostet der EPR-Reaktor Flamanville statt geplanter 3,4 voraussichtlich 12,7 Milliarden Euro – und ist auch nach zehn Jahren Bauverzögerung noch nicht fertig.[13]
  • „Unsere Reaktoren sind sicher!”
    Seit 13 Jahren gab es keine umfassende Sicherheitsprüfung der Reaktoren, die morgen vom Netz gehen – und das, obwohl mit jedem Betriebsjahr das Risiko für einen Reaktorunfall steigt.[14] Das Atomgesetz schreibt eigentlich eine Sicherheitsüberprüfung alle zehn Jahre vor.[15] Nur mit Hinweis auf die baldige Stilllegung verzichteten die Behörden auf die letzte Prüfung.[16]

    Alternde Reaktoren sind gefährlich. Von 56 Reaktoren in Frankreich produzierte letztes Jahr weniger als die Hälfte mit voller Leistung Strom.[17] Der Hauptgrund: Risse, die sich durch Korrosion an wichtigen Rohren gebildet haben. Ähnliche Risse treten an deutschen Reaktoren auf – ein erhebliches Sicherheitsrisiko, besonders beim AKW Neckarwestheim.[18]

All das sind gute Gründe für den Ausstieg morgen. Wir können stolz darauf sein, was wir geschafft haben. Um es mit den Worten der Süddeutschen Zeitung von dieser Woche zu sagen: „Das, was die Anti-Atomkraft-Bewegung erstritten hat, ist beachtlich. Sie hat Europas größter Wirtschaftsmacht den Abschied von der Kernkraft abgerungen.” Dank einer Durchsetzungskraft, von der viele Bewegungen bis heute lernen können. Mit breiten Allianzen und immer wieder neuen Aktionsformen."


Vgl. dazu auch den Newsletter der Frankfurter Rundschau zur Situation der französischen Atomindustrie:

"Allerdings hat die Abhängigkeit von der Atomkraft Frankreich auch in große Probleme gestürzt. Die alternde AKW-Flotte erweist sich zunehmend als störanfällig. Im vorigen Jahr musste zeitweise mehr als die Hälfte der Reaktoren abgeschaltet werden, wegen Revisionen, festgestellter Korrosionsrisse und Kühlwasser-Mangel (ein Problem, das im Zuge des Klimawandels noch mehr zunehmen wird).


Die Folge: Erstmals seit 1980 importierte Frankreich netto Elektrizität, unter anderem aus Deutschland. Der Strommangel trieb die Preise, auch in den umliegenden Ländern.

Die ungeplanten Stillstände sowie die Reparaturen und Wartungen haben den staatlich dominierten Konzern EDF, der die AKW betreibt, weiter in Schieflage gebracht. Er ist inzwischen mit 64,5 Milliarden Euro verschuldet, obwohl die Regierung in Paris die Atomkraft kräftig subventioniert, laut einem EU-Bericht zwischen 2017 und 2020 mit bis zu zwei Milliarden Euro. Andere Schätzungen liegen noch deutlich höher."

Aktuelles zur EU-Taxonomie zur Feststellung der ökologischen Nachhaltigkeit von Investitionen

 Öko-Siegel für Flugzeuge Frankfurter Rundschau 13.4.2023

EU-Kommission will Flug- und Schiffsverkehr in die Taxonomie aufnehmen und damit als nachhaltige Investments labeln. Das sei der „Sargnagel“ für die Glaubwürdigkeit der Taxonomie, befürchten Umweltverbände.  

[...] Tatsächlich entsprechen über 90 Prozent der Airbus-Flotte den Vorgaben der Kommission. Und selbst ein knappes Fünftel der Flugzeuge von Billigflug-Anbietern wie Easyjet und Ryanair wäre dann schon „grün“. In Zukunft könnte gar der Großteil aller Flugzeuge offiziell als klimafreundlich gelten. Laut T&E geben einige Luftfahrtunternehmen nur noch Flugzeuge mit modernsten Antrieben in Auftrag.

So könnten etwa in Kürze 59 Prozent aller Easyjet-Flugzeuge zu den Besten ihrer Kategorie zählen. Genau das sei das erklärte Ziel der Taxonomie, argumentieren die Fürsprecher:innen des Vorstoßes – Investitionen in effizientere und grünere Technologien.

 Taxonomie: Keine Einwände gegen Einstufung von Gas und Atomkraft als nachhaltig (Pressemitteilung des EU-Parlaments vom 6.7.2022)

 Das Europäische Parlament lehnt den delegierten Rechtsakt zur Taxonomie-Verordnung der Kommission nicht ab. Nun können gewisse Atomenergie- und Erdgasaktivitäten unter bestimmten Voraussetzungen in die Liste der ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten nach der sogenannten EU-Taxonomie aufgenommen werden.

Die Kommission ist der Auffassung, dass private Investitionen in Erdgas- und Atomkraftaktivitäten beim ökologischen Wandel eine Rolle spielen. Deshalb schlug sie vor, bestimmt Erdgas- und Atomkraftaktivitäten als Übergangstätigkeiten einzustufen, die zum Schutz des Klimas beitragen. Die Aufnahme bestimmter Erdgas- und Atomenergieaktivitäten in die entsprechende Liste ist nur vorübergehend und an bestimmte Bedingungen und Transparenzanforderungen geknüpft.

Für die Entschließung stimmten 278 Abgeordnete, 328 stimmten dagegen, und 33 enthielten sich der Stimme. Damit das Parlament sein Veto gegen den Kommissionsvorschlag einlegt, wären die Stimmen der absoluten Mehrheit von 353 Abgeordneten nötig gewesen. Wenn bis zum 11. Juli 2022 weder das Parlament noch der Rat den delegierten Rechtsakt zur Taxonomie-Verordnung ablehnt, tritt er am 1. Januar 2023 in Kraft und gilt auch ab dann.

 Hintergrundinformationen 

Die Taxonomie-Verordnung gehört zum Aktionsplan der Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Sie soll umweltverträgliche Investitionen fördern und Grünfärberei vorbeugen.

(Pressemitteilung des EU-Parlaments vom 6.7.2022)

Zum Pentagon Leak

Dieser Mann ist kein Whistleblower ZEIT 13.4.23

Klimaschädliche Investitionen und Investitionen für Klimaschutz

Das häufig vorgebrachte Argument: 'Wir haben nicht genug Geld', wurde schon oft widerlegt. Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert.  (Thunberg: Klimabuch, S.237)

Allein die Umwidmung schädlicher Subventionen in Klimaschutzinvestitionen ab 2024 würde danach bis 2050 159,3  Billionen US-Dollar einbringen. 

Dazu: Laut Schätzungen einer UN-Studie von 2021 sind bis 2050 weltweit Klima- Investitionen in Höhe von 125 Billionen Dollar erforderlich, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Reiche Länder wie Deutschland verfügen über die nötigen Mittel, bewegen sich jedoch viel zu langsam. Für die meisten Länder des globalen Südens hingegen sind Investitionen in diesem Umfang eine Illusion. Viele versinken immer tiefer in einer dramatischen Schuldenkrise. (Vanessa Nakate und Luisa Neubauer: Fragt endlich nach dem Geld,  ZEIT NR15/2023,  5.4.23)

Donnerstag, 13. April 2023

Piratenkönigin Grace O'Malley

  Grace O'Malley (Wikipedia deutsch)

Wikipedia  (englisch)

Gráinne Mhaol Ní Mháille  (Wikipedia  gälisch)

1530 auf Clare Island im Westen Irlands; † 1603 vermutlich auf Burg Rockfleet), war eine irische Piratin und wichtige Person der irischen Geschichte in der frühen Neuzeit. Um ihr Leben und ihre Taten als militärische Gegenspielerin der englischen Politik gegenüber Irland im Zeitalter der englischen Königin Elisabeth I. ranken sich viele Legenden und Erzählungen.

[...] Gráinne Mhaol Ní Mháille (in den irischen Liedern auch Granuaile, Grania genannt, anglisiert Grace O’Malley) wurde um 1530 als Tochter des irischen Clanchefs Owen Dubhdara („Schwarzeiche“) O’Malley (ir. Eoghan Dubhdaire Ó Máille) und dessen Frau Margaret geboren. Nach einigen Quellen soll sie auf See geboren worden sein. Sie stammt damit aus dem Clan der O’Malleys (irisch: Uí Mháille). Gráinne wuchs in einem Gebiet mit andauernder Bedrohung vom Lande und von Wasser her auf und begeisterte sich schon als Kind für Meer und Navigation. Piraterie war dort damals häufig. Gráinne Vorfahren waren legendäre Seefahrer, ihr Vater besaß eine Fischerflotte und verkaufte Salzheringe.[1] Das Handwerk des Navigierens war daher in der Familie präsent und wurde an sie weitergegeben. Insgesamt beherrschte sie fünf Sprachen fließend: erst Gälisch und Latein, dann Französisch, Spanisch und Griechisch, jedoch kein Englisch.

Mit 16 heiratete sie Dónall an Chogaidh (Donall von den Schlachten, eigentl. ir. Dónall Ó Flaithearta, Donall O'Flaherty), den Anführer des O’Flaherty-Clans (Ó Flaithearta), welcher seit etwa 1500 auf Aughnanure Castle in Connemara saß. Sie hatten drei Kinder: Eoghan (Owen), Maor (Murrough) und Margaret. Dónall fiel später im Kampf. Nun übernahm Gráinne die Verteidigung der Burg, auch gegen die angerückten Engländer. Ihr Erfolg verschaffte und sicherte Gráinne eine eigene Anhängerschaft, ungewöhnlich für eine irische Frau dieser Zeit. Das irische Gesetz jener Zeit erlaubte Frauen keine Clanführerschaft, daher konnte sie Donalls Nachfolge nicht antreten. Sie kehrte mit einer großen Zahl von ergebenen Gefolgsleuten nach Clare Island zurück und übernahm die Flotte ihres Vaters und wurde Piratin.[1] Es gelang ihr, mit geplanten und erfolgreichen Piratenfahrten einen einmaligen Reichtum und Wohlstand zu schaffen. Ihr zweiter Ehemann war Richard an Iarainn (anglisiert: Richard in Iron), der 1583 starb, während Gráinne im Gefängnis saß.

Sowohl der Clan der O’Malleys als auch der Clan der O’Flahertys lebten von der See. Sie trieben Handel, aber verdienten auch mit dem Plündern von Schiffen und Küstenorten. Gráinne übernahm etliche Burgen bzw. ließ sie errichten. Sie dehnte ihre Raubzüge aus, ihre Gefolgschaft wuchs an, und geriet damit in Konflikt mit England. Königin Elisabeth I. von England trieb die Kolonialisierung Irlands weiter voran und setzte ein Kopfgeld auf Gráinne aus. Sir Richard Bingham (ab 1584 Statthalter in Galway) ging massiv gegen Gráinne Ní Mháille vor. Anfangs gelang es ihr, sich gegen die Engländer zu behaupten. Bei einem Gefecht geriet sie in Gefangenschaft und wurde 1578 in Limerick in ein Verlies gesperrt, später in Dublin. Sie konnte auf ungeklärte Weise entkommen.

Schließlich wandte sie sich mit einer Petition an Königin Elisabeth I. und bat um Schutz und auch darum, dass ihre Söhne das Familienland behalten dürfen. Bei einem persönlichen Besuch an Elisabeths Hof 1593 rechtfertigte sie ihre Seeattacken als die einzige Möglichkeit, den Lebensunterhalt ihrer Leute zu sichern. Als Gegenleistung für Elisabeths Entgegenkommen bot sie an, „ihr Leben lang mit Schwert und Feuer“ alle Feinde Englands zu bekämpfen.[1]

Trotz Warnungen von Seiten Binghams wurde Ní Mháille Schutz gewährt und sie in allen Punkten freigesprochen. Gráinne Ní Mháille sah sich als eine Königin und somit als Elisabeth I. ebenbürtig, außerdem erkannte sie die englische Königin nicht als die Königin Irlands an. Ihr Gespräch wurde in Latein geführt, da Ní Mháille kein Englisch und Elisabeth kein Irisch sprach. Elisabeth ließ die gefangenen Söhne Tibbot Burk (ir. Tibóid na Long(a) – Tibbot oder Theobald von den Schiffen, aus 2. Ehe) und Murrough O’Flaherty (Maor Ó Flaithearta) sowie ihren Halbbruder Dónall na Piopa (Donall O’Piper, Donall mit der Pfeife) von Ní Mháille frei. Beide Söhne von Gráinne Ní Mháille wurden nach englischem Recht als Clanführer etabliert. Sie selbst durfte ihre Raubzüge fortsetzen, allerdings unter englischer Flagge. Ihre Forderungen an Elisabeth wurden nur zum Teil erfüllt, weswegen Ní Mháille die irischen Rebellen weiterhin unterstützte.

Gráinne Mhaol Ní Mháille starb nach einigen Quellen am 18. Juni 1599, nach anderen erst 1603. Ihr Todesort ist unsicher, diskutiert wird Burg Rockfleet. Manche Forscher vermuten, dass ihre Gebeine in der Familiengruft in der St. Brigid's Abbey auf Clare Island beigesetzt wurden.

Von ihren zahlreichen Burgen stehen noch Burg Rockfleet (1574 erbaut, englisch: Carrickahowley Castle von irisch: Caisleán Charraig an Cabhlaigh), ein Wohnturm am Rande der Clew Bay, Burg Carrick-Kildawnet (irisch: Caisleán Charraig Chilldamhnait, auch Caisleán Ghráinne – Gráinnes (Graces) Burg), ein Wohnturm auf der Achill Insel und der Donjon auf der Insel Clare (Clare Island Castle, irisch: Caisleán Oileán Cléire). Weitere Burgen wie Aughnanure (ir.: Caisleán Achadh na nIubhar (Eibenfeldburg)) und Hen (ir.: Caisleán-an-Cearca) im Lough Corrib liegen teilweise bzw. völlig in Ruinen. Ihr Sohn Tibbot wurde 1629 hinterrücks ermordet. Sein Grab in der Abtei Ballintober in der Grafschaft Mayo kann besichtigt werden. [...]

Es gibt nur wenige Schriftquellen über ihr Leben. Granuaile war nicht nur wegen ihrer erfolgreichen Kaperfahrten, sondern auch wegen ihrer angeblichen Milde gegenüber den Mannschaften der gekaperten Schiffe populär. Sie wurde „Queen of Connaught“ und „The Pirate Queen“ genannt und hatte den Status einer Nationalheldin. Zahlreiche irische Balladen und Gedichte handeln von Granuaile. Das Volkslied Oró Sé Do Bheatha ’Bhaile (Oro, du bist willkommen zuhause) besingt die Heimkehr von Grace O’Malley nach ihrer Gefangenschaft und wird noch heute den Kindern beigebracht. "