Montag, 18. Dezember 2023

Maja Haderlap: Nachtfrauen

 

Maja Haderlap Nachtfrauen


Podcast (ARD Audiothek, Online bis 18.1.2024)


Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2023

Rezensent Christoph Schröder zeigt sich sehr angetan von Maja Haderlaps Buch über die slowenische Identität, das "Tiefenschicht für Tiefenschicht" die Abgründe der eigenen Herkunft offenlegt. Hauptfigur Mira, die ihrem Heimatdorf in Südkärnten entflohen ist und nun in Wien lebt, muss nochmal zurück in ihre Heimat, um ihrer Mutter Anni zu erklären, weshalb diese in ein Altersheim umziehen muss, resümiert Schröder. Dabei ist das Familienverhältnis durch die NS-Zeit geprägt, erfahren wir: Annis Eltern wurden von den Nazis ermordet, ihre Schwester blieb als Partisanin in Slowenien. Diese familiären Traumata kommen erst nach und nach bei Mira hoch, die sich weigert Slowenisch, also die Sprache der ausgegrenzten Minderheit, zu sprechen, und zwingen sie, sich endlich mit ihrer Identität auseinanderzusetzen, schreibt Schröder. Schröder imponieren die "vielen Glutkerne", die der Handlung zu Grunde liegen, und er erfreut sich an der Sprache des Romans, die die Vielschichtigkeit des Buches zu unterstreichen und Naturphänomene präzise zu beschreiben wisse.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.10.2023

Vielleicht ist dieser Roman "nicht ganz zu Ende geformt", meint Rezensentin Sigrid Löffler, die ihn aber dennoch gern gelesen zu haben scheint. Denn das Thema - die Müttergeneration der slowenischen Minderheit in Kärnten, die zwischen Emanzipation und stummem Verharren in der Tradition schwankt - fand sie ausgesprochen interessant. Hauptfigur ist die selbstbewusste Mira, eine "Kleinhäusler-Tochter", die studiert und es ins Wiener Bürgertum geschafft hat. Ihr Mutter müsste ins Altenheim, darum kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück, wo ihr die Kluft bewusst wird, die jetzt zwischen ihr und den Dortgebliebenen, besonders den Frauen, herrscht, erzählt Löffler. Im zweiten Teil steht dann die Mutter im Mittelpunkt, die sich für Löffler als interessanter entpuppt, als sie erst angenommen hätte.

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