Dienstag, 10. September 2019

Bärbel Bohley


Jana Hensel hat einen Thread über Bärbel Bohley geschrieben, der nicht untergehen sollte, deshalb folgt er hier als Blogartikel:
Was kaum jemand weiss ist, dass Bohley das Jahr 1988 in der BRD und England verbracht hat, verbringen musste. Sie wurde als Bürgerrechtlerin mit anderen zur Ausreise gedrängt, war aber die einzige, die unbedingt zurück wollte. Mithilfe von Petra Kelly gelang ihr das nur unter grossen Mühen. Ohne diese Inkubationszeit im westeuropäischen Exil aber ist ihr Entschluss, das Neue Forum zu gründen, nicht zu verstehen. Sie hat in diesen Monaten dem Westen auf die Knochen geschaut, seine Widersprüche gespürt, den Kapitalismus gesehen und auch die Einsamkeit jener, die die DDR vor ihr verlassen haben. „Das innere Leben ist auch bei uns möglich“, schreibt sie in ihr Tagebuch. Und: „Die Freiheit, die wir bei uns haben, würden wir hier nicht finden.“ Nachdem sie zurückkehren darf, gründet sie das Neue Forum, diese Protestbewegung, die sich bewusst nicht im Schutzraum der Kirche versammelt hat, sondern die die Milieugrenzen zwischen Oppositionellen und einfachen Bürgern bewusst aufbrechen wollte. Binnen Wochen schlossen sich ihr Zehntausende an. So ist Bärbel Bohley zur entscheidenden Figur des Herbstes 1989 geworden. Sie konnte es werden, weil sie vorher den Westen gesehen hatte. So eng ist die deutsch-deutsche Geschichte miteinander verknüpft. Lange bevor Helmut Kohl die Bühne betrat.


DDR-Bürgerrechtsbewegungen 1989

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen