"Der Hauptgrund, der Menschen daran hindert, mit der gebotenen Tatkraft auf die Klimakrise zu reagieren, besteht weder darin, dass es zu spät wäre, noch darin, dass wir nicht wüssten, was zu tun ist.
[...] wir sind das Produkt unserer Zeit und eines alles beherrschenden ideologischen Projekts. Eines Projekts, bei dem uns eingetrichtert wurde, wir seien nichts anderes als selbstsüchtige Einzelwesen, die nur ihren beschränkten Vorteil maximieren wollen, während sie von einer größeren Gemeinschaft abgeschnitten bleiben, die dank ihrer gebündelten Fähigkeiten große und kleine Probleme lösen könnte. Dieses Projekt hat auch dazu geführt, dass unsere Regierungen über zwanzig Jahre hilflos zusahen, wie aus der Klimakrise als Problem unserer Enkel ein Problem wurde, das bereits heute an unsere Tür klopft. [...]
Das Überwältigende an der Klimakrise ist nämlich, dass zu ihrer Überwindung sehr viele Regeln gleichzeitig gebrochen werden müssen - Regeln, die in nationale Gesetze und internationale Handelsabkommen eingeflossen sind, aber auch mächtige, ungeschriebene Regeln, nach denen eine Regierung, will sie an der Macht bleiben, keine Steuern erhöhen oder große Investitionen ablehnen darf, und seien deren Folgen noch so zerstörerisch. Und natürlich wird auch jede Regierung abgestraft, die plant, jene Bereiche unserer Wirtschaft allmählich abzubauen, die uns alle in Gefahr bringen.
(Naomi Klein: Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima 2015)
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