Samstag, 30. April 2022

Wikipedia - die Schwarmoffensive

 https://www.bpb.de/mediathek/video/346108/wikipedia-die-schwarmoffensive/


Li, H., Hecht, B., & Chancellor, S. (2022). Measuring the Monetary Value of Online Volunteer Work. Proceedings of the International AAAI Conference on Web and Social Media, 16(1), 596-606

Horst Teltschik über Verhandlungsmöglichkeiten mit Russland

 "[...] Es soll damals sogar das Angebot gegeben haben, Russland in die Transatlantische Allianz einzubinden...

Ja, US-Präsident Bill Clinton ging so weit, Boris Jelzin die Mitgliedschaft in der Nato anzubieten. Ich selbst habe noch Gespräche im Kreml erlebt, wo man offen war, Mitglied der politischen Organisation der Nato zu werden. Das ist dann nicht weitergeführt worden, dafür gab es die Nato-Russland-Akte, in der sich beide dazu verpflichteten, sich nicht als Gegner zu sehen. Es gab die Pariser Charta von 1990, da wurden Überprüfungskonferenzen auf Staats- und Regierungsebene verabredet. Die fand aber nur ein Mal statt. Es gab später den Nato-Russland-Rat. Ich habe nie verstanden, warum der Nato-Generalsekretär gerade in Krisensituationen diesen Rat nicht einberufen hat. Wenn, dann nur auf Botschafterebene, die sowieso keine Entscheidungen treffen können. Also wir haben eine Reihe von Instrumenten gehabt, die vom Westen nicht gezielt genutzt wurden.

Die Versäumnisse liegen also beim Westen?

Sie liegen auch beim Westen, das ist meine Meinung. Das hat auf russischer Seite immer auch zu Enttäuschungen geführt. Aber natürlich muss man hinzufügen, dass die Russen ihrerseits Anlass dazu gegeben haben, dass man nicht begeistert auf sie zugegangen ist. Es war, wie immer in der Politik, eine Frage des "Give and Take" – hilf du mir, dann helfe ich dir. [...]"

Gegenwärtig seien Verhandlungsmöglichkeiten mit Russland freilich kaum noch gegeben, es gebe allenfalls noch eine Person im Westen, die sie haben könne: Angela Merkel.

Dienstag, 26. April 2022

Sofortprogramm für energetische Unabhängigkeit von Russland und Stärkung der Mobilitätswende vom 11.03.2022

 Text der Petition

Der Bundestag soll ein Sofortprogramm beschließen und umgehend auf den Weg bringen. Ziel ist eine Beschleunigung der Mobilitätswende, um Deutschland energetisch unabhängiger von Russland zu machen. Der Bundestag möge seiner Verpflichtung nachkommen, die gesellschaftliche Stabilität durch Energiesouveränität und den Schutz der Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Dafür ist es zwingend nötig, die Anliegen von Sicherheitspolitik mit sozialgerechten Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zu verbinden.

Begründung

Warum dieses Sofortprogramm?

1. Fast die Hälfte der russischen Einnahmen stammt aus dem Verkauf fossiler Energieträger. Deutschland finanziert über Ölimporte aus Russland Putins Krieg mit: Im letzten Jahr zahlte Deutschland 12 Milliarden für Öl.

2. Die Maßnahmen tragen schnell, mehrheitlich aufwandsarm und wirksam dazu bei, die Energieabhängigkeit von Russland zu mindern, in dem sie dazu führen, dass weniger Kraftstoffe (Benzin, Diesel, Kerosin) verbraucht werden. Das ist auch sozial gerecht, weil besonders Menschen mit wenig Einkommen von den hohen Energiepreisen betroffen sind.

3. Die Klima- und Umweltschutzeffekte dieser Maßnahmen tragen zusätzlich zur Senkung der Treibhausgasemissionen und Minderungen von Umweltzerstörungen, analog der vom Bundestag beschlossenen Klimaziele, bei.

Zusammenfassend: Die Sicherung gesellschaftlicher Stabilität findet in einem Handlungsansatz, der auf zweierlei Wegen wirksam ist, ihre Zuwendung: Energiesouveränität Deutschlands und Schutz planetarer Lebensgrundlagen.

Welche Maßnahmen beinhaltet das Sofortprogramm?

Sofort umsetzbar, sofort wirksam

- Tempolimit (Tempo 100/80/30)

- Drei Monate kostenloser ÖPNV für alle in Deutschland lebenden Menschen

- Autofreie Sonntage

- Verbot von Inlandsflügen

- PopUp-Bikelanes, auf dem Land und in der Stadt

- Spritpreisunterstützung für öffentliche Mobilität und prekär Verdienende

- Fortführung von Home-Office

- Sofortprogramm für Sammeltaxis im ländlichen Raum

- Sofortige Streichung der PlugIn-Förderung

- (kurzfristige) Verlagerung von Güterverkehr auf die Schienen


Sofort auf den Weg zu bringen, mittelfristig wirksam

- Fahrradinfrastruktur massiv ausbauen

- Nah- und Fernverkehrsnutzung auf Vor-Corona-Niveau und darüber hinaus erhöhen

- Dienstwagen nur noch elektrisch fördern

- Mobilitätsprämie für alle statt Kaufprämie für Besserverdienende (Förderung von bspw. E-Bikes, ÖPNV-Abos, Bahn-Abos, E-Lastenräder

- Prämie für Leichtfahrzeuge

Ein Dilemma für Macron

"[...]  Auch wenn Algerien im Wahlkampf um die Präsidentschaft kaum erwähnt wurde, bleibt es im Hintergrund präsent. Amtsinhaber Emmanuel Macron hat den in der Kolonie geborenen Zeithistoriker Benjamin Stora mit Vorschlägen zur Aussöhnung mit Algerien beauftragt. Doch hat sich der Präsident, der den Kolonialismus deutlicher als alle Vorgänger als Verbrechen eingestuft hat, auf die Rehabilitation zweier Schlüsselfiguren beschränkt: Maurice Audin, ein der kommunistischen Partei angehöriger Mathematikdozent französischer Herkunft, der 1957 während der „Schlacht um Algier“ von Fallschirmjägern zu Tode gefoltert wurde, und der algerische Anwalt Ali Boumendjel, der dasselbe Schicksal erlitt. Der algerischen Regierung war das zu wenig, wobei anzumerken ist, dass auch sie Akten nur zögerlich freigibt und krampfhaft am Mythos des einmütigen Widerstands festhält.

Macron nimmt Rücksicht auf die „nostalgériens“, Nachfahren der pieds-noirs titulierten Algerienfranzosen, die sich nach ihrem Massenexodus vor allem in Südfrankreich angesiedelt haben und dort auch nach 60 Jahren einen beachtlichen Wählerblock für Marine Le Pen bilden. Wie ihr Vater verwandelt sie die so empfundene Schmach der Niederlage 1962 in ein dauerhaftes antiarabisches, dann antiislamisches Ressentiment."

FR 22.4.22

Sieh auch:

Eric Zemmour

Samstag, 23. April 2022

Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst

Bei einem Kampf auf Leben und Tod wägt man nicht seine Worte. Wenn der ukrainische Andrij Melnyk  Botschafter die deutsche Regierung scharf angreift, ist das also kein Wunder. Schon im August 2016 hatte er die deutsche Regierung um defensive Waffen gebeten

Freilich, im Dezember 2019 hat der ukrainische Präsident  Selenskyj einen Vermittlungsvorschlag  zurückgewiesen, der zur Beendigung des Kriegs in der Ostukraine hätte führen sollen. Dieser Vorschlag griff auf einen Kompromiss zurück, den der damalige Außenminister Steinmeier bei den Verhandlungen um das Minsker Abkommen 2015 vorgeschlagen hatte. 
Dem Vernehmen nach hatte Selenskyj zwar den Vermittlungsvorschlag ursprünglich ins Spiel gebracht, dann aber auf Druck der Vertreter der Westukraine wieder zurückgezogen.* Das würde erklären, weshalb am in der Ukraine heute nicht mehr an den von Steinmeier angebotenen Kompromiss erinnert werden will. 

*"[...] Erst der neu gewählte Präsident Wolodymyr Selenskyj brachte Steinmeiers Vorschlag nach Gesprächen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut ins Spiel. Er hatte im Wahlkampf eine Lösung des Konfliktes in der Ostukraine versprochen, stieß allerdings mit der „Steinmeier-Formel“ auf heftigen Widerstand in Parlament und Medien. Im Oktober 2019 organisierten rechtsextreme Nationalisten Massenproteste dagegen. Selenskyj scheiterte an Protesten, die den Keim eines neuen „Maidan“ in sich trugen. Gewaltsame Proteste in Kiew hätten in der Absetzung Selenskyjs enden können. [...]" (Der Freitag 14.4.2022 )

Zur Rolle von Rechtsradikalen in der Ukraine:
"Die Miliz wurde im Frühjahr 2014 von den nationalistischen Politikern Oleh Ljaschko und Dmytro Kortschynskyj als Bataillon Asow aufgestellt, um die ukrainische Armee im Kampf gegen die prorussischen Separatisten in der Ostukraine militärisch zu unterstützen.[22] Im Verlauf des Sommers wuchs das Bataillon und wurde auf Erlass des Innenministers Arsen Awakow im September 2014 zum „Sondereinsatz-Regiment Asow“ erweitert.[23] Im Oktober 2014 gab Awakow die beschlossene Eingliederung des Regiments in die Nationalgarde bekannt. Laut dem Historiker und Journalisten Konstantin Skorkin haben „die meisten ultrarechten Kämpfer“ das Regiment vor Ende 2014 verlassen.[24]

Das Regiment hatte historisch seinen Sitz in Berdjansk im Süden der Oblast Saporischschja am Asowschen Meer, von dem sich auch der Truppenname ableitet.[25] Aktuell hat es seinen Sitz in UrsufOblast Donezk.[26]"

Andrij_Bilezkyj  "[...]Er war Kommandant des Regiments Asow. Zwischen 2014 und 2019 war er Mitglied der Werchowna Rada"


"Die Sozial-Nationale Versammlung (ukrainisch Соціал-Національна Асамблея, SNA) ist ein Zusammenschluss mehrerer ukrainischer nationalistischer und neonazistischer Organisationen, als ihr paramilitärischer Teil gilt die Gruppe Patriot der Ukraine. Vorsitzender der Sozial-Nationalen Versammlung ist Andrij Bilezkyj, der auch Kommandeur des rechtsextremen paramilitärischen Verbandes „Regiment Asow“ ist.[1]"

Harold Macmillan (1894-1986)

 "Als im ersten Weltkrieg Sanitäter den Gardehauptmann Macmillan zwölf Stunden nach einem Angriff schwerverwundet im Niemandsland inmitten toter Soldaten entdeckten, fanden sie ihn in einem Buche die Tragödien des Aischylos lesend." (MACMILLAN Alle sind so glücklich  DER SPIEGEL 17/1956)

"[...] Seine aus konservativer Warte „linken“ Ansichten und seine scharfe Kritik an Stanley Baldwin und Arthur Neville Chamberlain isolierten ihn innerhalb seiner Partei. Macmillan war von Beginn an auch ein ausgesprochener Gegner der vor allem von Neville Chamberlain vertretenen Appeasement-Politik.[44] Im Dezember 1935 kritisierte er in einem Leserbrief an die Londoner Times, dass der anglofranzösische Hoare-Laval-Pakt den Kollaps des Völkerbunds bedeuten könnte.[45] Später war er einer von nur zwei konservativen Abgeordneten, die sich gegen den Pakt aussprachen. Das Münchner Abkommen bezeichnete er als „eine komplette Kapitulation vor den Rasseprinzipien der Nazi-Philosophie.“[46] Im Anschluss nahm er 50 Flüchtlinge aus dem Sudetenland auf seinem Anwesen Birch Grove in East Sussex auf.[47][...] (Wikipedia)

"[...] Ehe er aber zu den schärfsten Deflationsmaßnahmen greift, will Macmillan offenbar die geistige Lethargie seiner Landsleute überwinden und ihnen klarmachen, daß die wirtschaftliche Lage bei aller äußeren Prosperität sehr ernst ist. Der Schatzkanzler hat bereits offen zugegeben, was weder Butler noch die sozialistischen Vorgänger jemals zu sagen gewagt haben, daß nämlich die Inflation in England bereits ein Ausmaß angenommen hat, in dem sie von der Regierung allein nicht mehr gemeistert werden kann.

Um das der Öffentlichkeit nahezubringen, hat der britische Schatzkanzler vor wenigen Tagen die größte amtliche Aufklärungsaktion seit dem Kriege gestartet. Er verschickte an alle Firmen mit mehr als hundert Beschäftigten einen persönlichen Brief, in dem er zu Lohn- und Preisdisziplin in den Betrieben aufruft. In einigen hunderttausend Exemplaren verteilt das Schatzkanzleramt überdies eine populär geschriebene Broschüre über den Zusammenhang zwischen Inflation und Vollbeschäftigung.

An Englands Litfaßsäulen prangt seit kurzem Macmillans neuer Schlachtruf gegen die Inflation: Mehr arbeiten, mehr verdienen - mehr sparen! [...]" (MACMILLAN Alle sind so glücklich  DER SPIEGEL 17/1956)

"[...] Ab Oktober 1954 war er nach einer Kabinettsumbildung Verteidigungsminister[92] ein Posten, mit dem er ursprünglich geliebäugelt hatte[93] der ihm jedoch durch Churchills dauerndes Hineinregieren bald verleidet wurde.[94] Während seiner Zeit als Verteidigungsminister reifte in Macmillan die Erkenntnis, dass die konventionellen Streitkräfte zunehmend obsolet seien und Großbritannien sich nur durch die Möglichkeit eines Zweitschlages gegen einen (sowjetischen) Angriff mit Atomwaffen absichern könne.[95] Als der alternde Churchill, der lange an seinem Amt festhielt, sukzessive von seinem Kabinett zum Rücktritt gedrängt wurde, war Macmillan der Abgesandte, der Churchill direkt mit den Ansichten des Kabinetts konfrontierte.[96]

Palace of Westminster, London, Ansicht in den 1950er-Jahren

Im Kabinett von Churchills Nachfolger Sir Anthony Eden wurde Macmillan zunächst Außenminister.[97] Wie bereits in seiner Zeit als Verteidigungsminister übernahm er damit erneut ein Amt, das der Premierminister als sein ureigenes Portfolio ansah.[98] Eden, der mit einer kurzen Ausnahme nie ein anderes Ministeramt als das des Außenministers bekleidet hatte, versuchte weiterhin, das Foreign Office und die Kernkompetenzen der Außenpolitik zu kontrollieren.[99] Schließlich schlug Eden deshalb Macmillan Mitte September 1955 vor, in das Amt des Schatzkanzlers zu wechseln, um ihn durch seinen langjährigen, loyalen Untergebenen Selwyn Lloyd ersetzen zu können.[100] Macmillan knüpfte an seine Zustimmung mehrere Bedingungen; vor allem bat er sich komplette Autonomie als Schatzkanzler aus und verlangte weiterhin, dass Rab Butler kein Deputy Prime Minister (stellvertretender Premierminister) sein dürfe (und damit in der Hierarchie über ihm stehen würde).[101] Nachdem Eden die meisten seiner Forderungen erfüllt hatte, stimmte er im Dezember 1955 schließlich zu und wechselte bei der nachfolgenden Kabinettsumbildung in das Amt des Schatzkanzlers (1955–1957). Als Schatzkanzler führte er in seinem Haushaltsbudget von April 1956 die Neuerung der Premium Bonds ein,[102] nahm eine Diskonterhöhung vor und setzte – gegen Edens Willen – den Wegfall der Subventionen für Brot und Milch durch.[103] Außerdem war er maßgeblich in die Verhandlungen mit der Bundesrepublik über weitere deutsche Ausgleichszahlungen für den Unterhalt der Britischen Rheinarmee involviert. Ende Juni 1956 kamen beide Seiten überein, die deutschen Direktzahlungen an Großbritannien noch einmal bis zum April 1957 zu verlängern.[104]

Während der Sueskrise zunächst einer derjenigen, die Eden zu einem entschlossenen Kurs gegenüber Nasser ermutigten,[105] war Macmillan direkt in die Planung der anglo-französischen Intervention eingebunden und gab sich als Hardliner. Nach seinen Gesprächen mit Präsident Dwight D. Eisenhower, US-Außenminister John Foster Dulles und US-Finanzminister George M. Humphrey (anlässlich eines Treffens des Internationalen Währungsfonds in den USA) berichtete er dem britischen Kabinett von der geäußerten Unterstützung seitens der US-Regierung. Allerdings unterließ er es, Eden über Äußerungen von Außenminister Dulles zu informieren, in denen dieser vor einer Aktion vor dem 6. November (dem Tag der US-Präsidentschaftswahlen) gewarnt hatte,[106] und vertraute dafür ganz auf sein gutes persönliches Verhältnis zu US-Präsident Eisenhower. Macmillan bestärkte Eden in der optimistischen Haltung, dass die Amerikaner Großbritannien letztlich unterstützen und ein fait accompli akzeptieren würden.[107] Sobald die US-Administration als Reaktion auf den anglo-französischen Angriff begann, politischen und vor allem auch ökonomischen Druck auf Großbritannien auszuüben, schwenkte Macmillan jedoch um und forderte innerhalb des Kabinetts ein schnelles Ende der Aktion.[108] Diese völlige Kehrtwende charakterisierte der Labour-Politiker Harold Wilson später in seinem sarkastischen Bonmot „first in, first out“.[109] Macmillan vernichtete später seine Tagebücher, die die Zeitperiode der Sueskrise abdeckten.[110]

Seit Jahren von fragiler Konstitution, erlitt Eden nach dem Fiasko einen gesundheitlichen Zusammenbruch und trat zunächst einen Erholungsurlaub auf Jamaika an.[111] In dieser Zeit leitete ein Triumvirat bestehend aus Lord Salisbury (dem Vorsitzenden der Tories im Oberhaus und Lord President of the Council, dazu auch Macmillans Schwager), Rab Butler und Macmillan kommissarisch die Amtsgeschäfte; Macmillan positionierte sich bereits für die nun absehbare Suche nach einem neuen Premierminister. So hielt er, im Gegensatz zu dem bei dieser Gelegenheit äußerst leidenschaftslos auftretenden Butler, eine betont kämpferische 30-minütige Rede vor dem 1922er-Hinterbänklerkomitee.[112] Als Eden im Januar 1957 schließlich zurücktrat, waren die beiden geeigneten Kandidaten für die Nachfolge als Premierminister und Parteiführer der Konservativen Macmillan und Rab Butler. Beide verband bereits seit längerem eine unterschwellige Rivalität.[113] Anders als von vielen Beobachtern vermutet setzte sich Macmillan durch. Da die Konservativen zu dieser Zeit kein formelles Verfahren zur Bestimmung eines Nachfolgers hatten, holte Queen Elisabeth II. den Rat von mehreren Personen ein, nach wem sie schicken sollte: Eine von Lord Salisbury abgehaltene inoffizielle Umfrage unter den Kabinettsmitgliedern ergab eine deutliche Mehrheit für Macmillan.[114] Auf Salisburys Anraten hin wurden auch noch Chief-Whip Edward Heath und der Vorsitzende des 1922-Komitees, John Morrison, um ihre Ansicht gebeten; beide sprachen sich ebenfalls für Macmillan aus. Der ebenfalls befragte Churchill riet der Queen zu Macmillan mit der Begründung: „Harold ist entschlossener“.[115] Hinzu kamen unter den gegebenen Umständen auch Macmillans enge Kontakte zur US-Administration, die ebenfalls Macmillan als Nachfolger Edens präferierten.[116] Der scheidende Premier Eden, der eine Präferenz für Butler geäußert hatte,[117] gab dagegen keine formelle Empfehlung ab.[118][...] (Wikipedia)

Dienstag, 19. April 2022

Hat Stalin wesentlich Hitlers Kriegswirtschaft unterstützt?

 https://www.spiegel.de/politik/ohne-rechnung-a-9bcaafc4-0002-0001-0000-000045142454

Stephan Hebel: Einhelliges Schweigen der ehemaligen Pazifisten

"Es ist Krieg in Europa. Und es ist nicht das erste Mal seit 1945. Vor 23 Jahren, im Frühjahr 1999, tobte der Konflikt zwischen den Machthabern in Jugoslawien und der Unabhängigkeitsbewegung im Kosovo, die von Belgrad brutal bekämpft wurde. Im Februar hatte die NATO mit Luftangriffen gegen Ziele in Jugoslawien begonnen. Auch die deutsche Bundeswehr beteiligte sich, so hatte es die rot-grüne Bundesregierung beschlossen.

Die Grünen waren erstmals in ihrer Geschichte mit an der Regierung, ihr Außenminister Joschka Fischer verteidigte die vom Völkerrecht nicht gedeckten Kampfeinsätze als Mittel zur Verhinderung einer humanitären Katastrophe. In der Partei stieß das auf heftigen Widerstand. Jürgen Trittin, damals Bundesumweltminister, kritisierte die Aktion als „Fehler“. Seine nordrhein-westfälische Amtskollegin Bärbel Höhn ging noch weiter: Ende April forderte sie im Deutschlandfunk einen „sofortigen Stopp der Bombenangriffe“.

Es folgte der Parteitag am 13. Mai, auf dem Fischer mit einem berühmt gewordenen Vergleich für den Einsatz warb: „Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz; nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus. Beides gehört bei mir zusammen.“ Das stellte eine kaum verhohlene und höchst fragwürdige Gleichsetzung des Kosovo-Konflikts mit den Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten dar. Aber es zeigte Wirkung: Die Grünen stimmten mit klarer Mehrheit für den Einsatz. [...]

Einhelliges Schweigen der ehemaligen Pazifisten. "Die Grünen wollen als Regierungspartei keine abweichende Position zur Aufrüstung beziehen." der Freitag  16.4.22

Freitag, 15. April 2022

Chinas Überwachungssysteme

 "China ist der weltweit grösste Exporteur KI-gestützter Überwachungssysteme, auch in Europa sind chinesische Gesichterkennungskameras im Einsatz. Die kommunistische Partei Chinas wird zum Bannerträger eines neuen autoritären Bündnisses und könnte so schon bald die geopolitische Vormachtstellung auf ihre Seite ziehen."

"[...] Hier befindet sich das Institut für Automatisierung, ein glänzend silberblaues Gebäude, umgeben von kamerabestückten Stahlmasten. Das Institut betreibt Grundlagenforschung. Informatiker zerbrechen sich hier die Köpfe über die fundamentaltheoretischen Geheimnisse der künstlichen Intelligenz. Die eher praktischen Anwendungen dieser Technologie – Iriserkennung, cloudbasierte Spracherkennung – werden an chinesische Technologieriesen, KI-Start-ups und bisweilen auch an die Volksbefreiungsarmee ausgegliedert. [...]"

Ross Andersen: Im Auge der Partei Schweizer Monat Dezember 2020

Donnerstag, 14. April 2022

Was passiert nach einer Fehlgeburt?

 https://twitter.com/MeryemDekiert/status/1513991959488122884

"Stelle die vor du hättest eine Fehlgeburt. Du suchst deswegen nächste Notaufnahme auf. 2 Monate später steht die Polizei vor deiner Tür und verhaftet dich. Die Anklage lautet, Mord durch selbst herbeigeführte Abtreibung. Nach ner Woche wird [...]"


Weg mit der Schuldenbremse!

 Heinz-Josef Bontrup: Weg mit der Schuldenbremse! FR 12.4.22

"[...] Die Ampel-Regierung will 2023 die zurzeit wegen der Pandemie ausgesetzte und 2009 ins Grundgesetz geschriebene Schuldenbremse für Staatsausgaben wieder einführen und weiter auf Steuererhöhungen verzichten. Gleichzeitig sind aber gigantisch hohe zurückgestaute staatliche Investitionen in Infrastruktur und zunehmende soziale Leistungen – nicht nur bei der Rente, auch Kompensationszahlungen wegen Inflation und einer jetzt noch schnelleren Energiewende – zu finanzieren. Der Krieg wird weitere Zahlungen erzwingen, genauso wie die Aufstockung der jährlichen Rüstungsausgaben auf zwei Prozent des nominalen Bruttoinlandsproduktes.[...]"

Mittwoch, 6. April 2022

Geheim gehaltene Spritdaten

 

Geheim gehaltene Spritdaten FR 6.4.22

"[...] Seit Anfang 2021 müssen die Hersteller ihre Neufahrzeuge verbindlich mit einer elektronischen Kontrolleinheit (OBFCM) ausstatten, die Sprit-, Stromverbrauch und gefahrene Kilometer dokumentiert. Die gesammelten Informationen mussten bis zum 1. April erstmals an die EU-Kommission übermittelt werden. Auf Anfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) teilten Volkswagen und Mercedes-Benz aber lediglich mit, welche Art von Daten nach Brüssel gemeldet wurden. Daten selbst wurden nicht genannt. [...]
Resch geht davon aus, dass die Überschreitungen bei den Plug-in-Hybriden „besonders krass“ ausgefallen sind. In den Meldungen an die Kommission werde genau aufgeschlüsselt, wie viel Strom und wie viel Sprit verbraucht wurde. „Deshalb sind diese Daten so wertvoll“, so Resch, dessen Organisation eine maßgebliche Rolle bei der Aufdeckung des Dieselskandals spielte. Er fügt hinzu: Die bisherige Praxis der „Veröffentlichung von völlig unrealistischen Verbrauchsdaten sehen wir als Betrug am Verbraucher“. [...]
Auch für Jutta Paulus von der Grünen-Fraktion im EU-Parlament ist absehbar, dass sich die Plug-in-Hybride „als eine klimaschädliche Sackgasse“ erweisen werden. [...]"
(Hervorhebungen von Fontanefan)

Energieimportstopp aus Russland

 https://www.fr.de/meinung/was-wirklich-nutzt-91459799.html FR 6.4.22

"[...] Maßgeblich ist, ob ein Embargo wirkt. Das ist auch nach den Verbrechen von Butscha zu bezweifeln. [...]

Dass die russische Seite weiter liefert, obwohl der Westen nicht wie gewünscht in Rubel zahlt, spricht dafür, dass Putin auf die Einnahmen nicht verzichten kann.

Dies heißt jedoch nicht zwingend, dass der Krieg endet, wenn das Geld aus dem Westen versiegt. Denn Russland hat für den Fall Reserven gebildet. Ferner kann ein Diktator, was demokratische Regierungen nur bedingt können: die Bevölkerung leiden lassen. Überhaupt zeigen Umfragen, dass große Teile der russischen Bevölkerung – dumm gemacht durch Propaganda oder aufgeputscht durch Nationalismus – auf Putins Seite stehen. [...] 

Gegen ein sofortiges Embargo spricht vor allem, dass die Konsequenzen für die hochgradig vernetzte deutsche Wirtschaft kaum abzusehen sind. [...]

Bei all dem sind die innergesellschaftlichen Spannungen mit zunehmender Inflation, Betriebsschließungen und Arbeitslosigkeit noch gar nicht berücksichtigt. AfD, Linke und Teile der Union würden sie politisch auszuschlachten wissen. Ohnehin haben die Corona-Friktionen leider bewiesen, dass in Deutschland nicht nur vernunftbegabte Menschen mit Freude an Disziplin und Rücksichtnahme daheim sind, sondern auch andere. Wer rationale Politik machen will, der muss das Irrationale einpreisen.

Mit einem Wort: Der Westen sollte sich in einem vermutlich langen Konflikt durch Sanktionen nicht selbst schwächen. Klüger ist es, zu tun, was die Bundesregierung und die EU tun: die Abhängigkeit von russischer Energie Zug um Zug zu verringern – wie jetzt bei der Kohle. [...]"

Sonntag, 3. April 2022

Das Buch, das dich findet von Siegfried Langer und die Inhaltsangabe zu einer Kurzgeschichte von Juli Zeh

"Das Buch, das dich findet", ein Mysterythriller von Siegfried Langer - xtme: gute eBooks

Buchlabyrinth: [Rezension] Das Buch, das dich findet von Siegfried Langer

Inhaltsangabe von Juli Zeh „Avas Idee“ nach einer Fassung von SweetMango296 auf gutefrage.net [verbessert von Fontanefan]

In der Kurzgeschichte „Avas Idee“ von Juli Zeh aus dem Jahr 2008 geht es um Ava, ein 12-jähriges Mädchen  und einen 15-jährigen Jungen.

Ava geht mit dem Jungen zu einem Holztor, zu dem sie sich hingezogen fühlt, weil sie dort immer wieder auf gute Ideen kommt. Der Junge hat zunächst keine Lust, dorthin zu gehen, doch malt er sich dann als seine Zukunft aus, dass er mit Ava mehrere Kinder hat. Dann stellt er sich vor, Ava sein Eigentum sei, da er älter als sie ist und daher auch mehr wisse. Beim Tor angekommen gibt er sich unbeeindruckt und fängt an zu rauchen, als Ava durch das Tor geht.

Als Ava sich umdreht, sagt sie zu dem Jungen, dass das Tor gesagt habe, sie solle ihn küssen. Der Junge findet das gut, doch sie macht sich über ihn lustig, es sei doch nur eine Idee. Der Junge wird wütend und erklärt, dass man Ideen umsetzen müsse, ansonsten seien diese nichts wert und nur Erwachsene würden nicht zu ihren Ideen stehen. Ava zeigt sich einsichtig und nähert sich ihm, um ihn erneut zu provozieren. Da verliert der Junge die Kontrolle über sich selbst und versucht sie zu ergreifen, Ava kriecht durch das Loch zurück, während der Junge das Tor aufbricht. Dabei fällt Ava auf den Boden, der Junge will sie schlagen, verfehlt sie aber. Außer Atem streckt er seine Hand nach ihr aus, doch Ava weicht ihm aus und rennt davon. Er geht nach Hause und kommt unter Tränen zu dem Entschluss, er wolle sie doch nicht heiraten.

Samstag, 2. April 2022

Wird über Calliope mini deep lobbying betrieben?

Calliope mini 

https://www.deutschlandfunk.de/minicomputer-im-klassenzimmer-an-calliope-scheiden-sich-die-100.html

Falls jemand in nächster Zeit mit Ukrainern zu tun bekommt

 Falls jemand in nächster Zeit mit Ukrainern zu tun bekommt, gibt es gute Kunde:

1. ein Bildwörterbuch für viele Themenfelder https://babadada.com/topic/school/ger/ukr
2. ein Übersetzer: https://translate.google.de/?sl=de&tl=uk&op=translate (die Übersetzungsrichtung lässt sich umtauschen)

Russische Revolution

 Stalins Aufstieg: Zerschlagene Zukunft von Arno Widmann, 1.4.22

"[...] 1921 war ein Schicksalsjahr der Russischen Revolution. Die Bolschewiki hatten den Bürgerkrieg gewonnen und diesen Sieg sofort genutzt. Auf dem 10. Parteitag im März 1921 wurde die „Arbeiteropposition“ als Fraktion verboten. Am 17. März wurde in Kronstadt ein Aufstand der Matrosen zusammengeschossen, die sich gegen den Verrat der revolutionären Ideale durch die Bolschewiki wandten. Gleichzeitig war die Rote Armee mit der Niederschlagung von Bauernaufständen beschäftigt. [...]

Noch im Jahr davor waren viele Bolschewiki davon ausgegangen, dass die russische Oktoberrevolution nur der Auftakt einer Reihe von sozialistischen Umstürzen gewesen war. Die deutsche Revolution von 1918 war zwar in den Augen der Bolschewiki sozialdemokratisch versandet, aber Josef Stalin ging noch im Sommer 1920 davon aus, dass die Rote Armee Polen schlagen werde und dann der Weg nach Berlin frei wäre. Zur Unterstützung der von deutschen Kommunisten anzuzettelnden Aufstände. Es kam anders. Polen schlug die Rote Armee. Russland wurde auf sein Kerngebiet zurückgedrängt. Stalin bekam einen Rüffel, wurde in den Kaukasus geschickt, kam aber schon nach ein paar Wochen zurück.

Um die Provinzialisierung Russlands zu verhindern, wurde die Gründung einer Sowjetunion geplant. Dabei gerieten Lenin (1870-1974) und Stalin aneinander. Stalin schlug vor, „die Ukraine, Weißrussland, Georgien, Aserbaidschan und Armenien – sowie die kleineren ethnischen Einheiten mit gewissen Autonomierechten in der Russischen Sowjetrepublik zu vereinigen“. (Oleg Chlewnjukin seiner Stalin-Biografieauf Deutsch 2015 bei Siedler erschienen). Lenin dagegen plädierte für eine Union unabhängiger Sowjetrepubliken. Stalin gab nach. Für diesmal. Am 30. Dezember 1922 wurde die Sowjetunion gegründet. Am 26. Dezember 1991 wurde sie aufgelöst. Nachdem am 1. Dezember 1991 die Mehrheit der Bürger der Ukraine ihre Unabhängigkeit gefordert hatten. [...]

Es ist denkbar, dass Lenin Trotzkis Siegeszug auch durch die Gemüter der Parteigenossinnen und Genossen misstrauisch beäugte und darum Stalin schnell aus dem Kaukasus zurückrief. Als dann auf dem 11. Parteitag der Parteisekretär, Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (1890–1986), scharf kritisiert wurde, wurde aus dem Sekretär ein Generalsekretär und Stalin übernahm das Amt.

Die Partei, die bisher Revolution gemacht und Krieg geführt hatte, musste jetzt ein Land regieren – und das Leben der Menschen kontrollieren. Also: Politik, Wirtschaft, Kultur. Den dafür nötigen Apparat baute Stalin auf. Er baute ihn auf, er zerstörte ihn, er baute ihn wieder auf. [...]

Molotow war es nicht geglückt, „die Partei zu einer handlungsfähigen Einheit zu machen, die auf allen Ebenen dem Kurs der Führung folgte und deren Politik vor Ort durchsetzte“ (Helmut Altrichter in seinem Buch „Stalin – der Herr des Terrors“, Beck 2018). Stalin schaffte genau das – durch alle Zerstörungen von Partei und Gesellschaft hindurch, über Millionen Leichen hinweg. Niemand hat so viele Kommunisten und Kommunistinnen getötet wie die KP der Sowjetunion. Bis die chinesische kommunistische Partei auch diesen Rekord brach.

Lenin

Trotzki

Stalin

Freitag, 1. April 2022

Wurde Putin falsch informiert?

 Im Krieg stirbt als ersten die Wahrheit. Meist auf beiden Seiten. Und zwar deshalb, weil genaue Kenntnis der Wahrheit dem Gegner einen Vorteil verschaffen könnte. Und das wollen natürlich beide Seiten vermeiden.

Mir der Überschrift "Wurde Putin falsch informiert?" suggeriert die FAZ (31.3.22), dass Putin falsch informiert wurde und in Kenntnis der Wahrheit wohl den Krieg schon abgebrochen hätte oder bald abbrechen wird. 

Der vollständige Text steht hinter einer Zahlschranke. Was dort steht, weiß ich nicht. 

Ich habe dieselbe Überschrift gewählt, denn sie erweckt Neugier. Oder hatte ich einen anderen Grund?

Im Krieg sterben oft auch einfache Wahrheiten, denn die Unsicherheit nimmt zu. 

Zum Z

 In Russland wird gefordert, als Zustimmungsbeweis für die "Militäraktion" gegen die Ukraine ein großes Z zu zeigen.

Personen, die dieses Z in Deutschland zeigen, werden jetzt bestraft, weil es kein Zeichen einer freien Meinungsäußerung darstelle.

Ich habe Verständnis für einen satirischen Text, in dem jetzt alle 'z's  durch ein Auslassungs_eichen ersetzt werden. 

Andererseits gibt es auch eine sinnvolle Begründung für die Strafankündigung. Dadurch gibt es nämlich eine Möglichkeit für Russen in Deutschland, die gegen den Krieg sind, aber befürchten, dass ihre Angehörigen oder sie selbst (nach einer Rückkehr nach Russland) sanktioniert werden, weil sie das  geforderte Z nicht zeigen. Jetzt können sie die in Deutschland angekündigte Strafe als Rechtfertigung für die fehlende Z-Demonstration  heranziehen.

Es ist kompliziert. Denn wenn man die angekündigte Strafe als Voraussetzung für eine freie Meinungsäußerung versteht, dann dürfte man nicht seinerseits genauso, wie in Russland ein Z (als demonstrative Zustimmung zum Krieg) gefordert wird, hier eine demonstrative Abwendung von Putin fordern.

Ob der satirische Text auch als Kritik am Gendern und am Vermeiden von in historischen Texten verwendeten Wörtern, die rassistischen Beiklang haben, verstanden werden kann, ist eine weiterführende Frage, die ich hier ausklammere.