ANDRZEJ RYBAK: Essen oder exportieren? DIE ZEIT Nº 05/2015 29. Januar 2015
"Teff zählt zu den Grundnahrungsmitteln in Äthiopien. Nun aber entdeckt der Westen das glutenfreie Getreide. [...]"Im äthiopischen Hochland wird der Teff seit etwa 5.000 Jahren angebaut. das Urgras hierzulande genannt wird, gilt als das kleinste Getreide der Welt. [...] Seine Körner sind kaum größer als die von Mohn, Hundert von ihnen wiegen weniger als ein Weizenkorn. [...] Die Körner sind reich an Proteinen, Fetten und Aminosäuren. Sie beinhalten hohe Mengen an Vitaminen sowie Mineralien, vor allem Kalzium, Eisen, Magnesium und Phosphor. Sie sind kalorienreich und von Natur aus glutenfrei. "Kein anderes Getreide kann es mit dem Teff aufnehmen", sagt der Farmer. Und genau das könnte noch zum Problem werden.[...] Schon jetzt ist Teff ein Renner unter ernährungsbewussten Hollywoodstars. [...] Schon wird in Health-Food-Läden in den USA und Europa das Teff-Mehl angeboten. Zu etwa acht Euro pro Kilo. [...]
Die Regierung fürchtet eine Preisexplosion wie vor einigen Jahren bei der südamerikanischen Quinoa. Die sogenannte Andenhirse wird in Peru und Bolivien angebaut und war eine Zeit lang ebenfalls zum Modegetreide des Westens geworden. Prompt verdienten Exporteure und Farmer gutes Geld. Doch viele arme Familien, die sich von Quinoa ernährten, konnten sie nicht mehr bezahlen. Hunger und Unterernährung waren die Folge.
Die äthiopische Regierung hat deswegen den Export von Teff vorläufig untersagt. Nur wer über eine Lizenz verfügt, darf das Getreide exportieren. Teff-Produkte wie Ingera oder auch Pasta können allerdings frei ausgeführt werden. [...]
Theoretisch könnte der Teff fast überall auf der Welt angebaut werden. [...] Manche erwarten offenbar gute Geschäfte mit der äthiopischen Zwerghirse. Eine niederländische Firma ließ sich vor einigen Jahren sogar Samen aus Debre Zeyit liefern und produzierte aus dem Teff ein besonderes Mehl. Kurz danach meldete es auf die Technik dahinter ein Patent an. "
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