"Walser mit seinem bizarr-dialektischen Glaubensbild nennt die Vorstellung, dass es Gott nicht gebe, "lächerlich". Aber genauso lächerlich sei es, "wenn man sagt, es gibt ihn". Überhaupt Gott - über Unsterblichkeit etwa lasse sich leichter verhandeln, sagt der Autor mit seiner hellen, immer leicht in den Spott hineinragenden Stimme. Gott - das sei schon vom Begriff her schwierig. "Entschuldigung, Herr Kardinal."Marx federt die Sottisen ab, antwortet ganz akademisch: Er erläutert die sogenannte negative Theologie, das Schweigen vor Gott oder zu sagen, was Gott nicht sei. Er ist, so eine berühmte lateinische Formulierung, "totaliter aliter" (ganz anders). Marx: "An sich können Gott und Mensch nicht zusammenkommen. Gott ist kein Teil der Welt." Walser geht prompt dazwischen: 'Bei irgendeinem Konzil haben Sie dann beschlossen, dass Jesus Gott und Mensch ist.'" (domradio.de, 25.4.15)
rp-online (Rheinische Post):
"Durch Martin Walsers Werke scheint dessen immerwährende Glaubenssuche."Im Gespräch fallen dazu von ihm die Sätze: "Das kann auch Christus nicht - vermitteln zu dem dort oben." [...] "Wenn ich so einem zuhöre, weiß ich plötzlich, dass es Gott geben muss." [...] "Wenn man sagt, Gott gebe es nicht, hat man schon von ihm gesprochen." [...] "Es gibt sicherlich religiöse Erlebnisse, aber sie können nicht positiv formuliert werden." Bei rp-online heißt es dann: " 'Wir glauben mehr, als wir wissen.' Walser nannte das den "allerwichtigsten Satz" in seinem Roman "Muttersohn" von 2011.Über Marx weiß rp-online zu berichten: "Niemand könne Gott sehen und am Leben bleiben. So einfach schwarz-weiß lägen die Dinge zwischen Glaube und Unglaube nicht. Bei den meisten Menschen sei das laut Augustinus ein Suchen und Finden bis in alle Ewigkeit. Marx bekam als Junge vom Vater oft aus Goethes "Faust" vorgelesen. Er mochte sich, den 88-jährigen Walser im Blick, rollentauschend in Mephisto versetzen und leicht abgewandelt denken: 'Von Zeit zu Zeit les' ich den Alten gern . . .'" (rp-online, 27.4.15)SZ online :
Die Moderatorin und der Kardinal geben sich Mühe, was Walser mal mit Wohlwollen belohnt, mal abtropfen lässt. Der größte Gottesbeweis seien ihm die Fernsehdiskussionen mit den angestrengten Atheisten, sagt er; mit einer Kirche aber könne er wenig anfangen. Bis Luther sei das Christentum eine große Erzählung gewesen, "danach Diskussion". Da widerspricht Kardinal Marx: "Das kann man über Karl Barth nicht sagen". Ach, der Barth, antwortet Walser, der habe halt am Ende "Jesus gut gebrauchen können". (Atheismus als Gottesbeweis, Süddeutsche Zeitung 26.4.15)
Ein G2-Gipfel zum Gottesbeweis, Frankfurter Rundschau 28.4.15, S.31
«Mich wundert, dass die Kirchen nicht dauernd darauf aufmerksam machen, wo Europa ohne die christliche Kunst und Kultur wäre»,
Martin Walsers Tagebücher 1979-81
Reinhard Marx (Wikipedia)
Martin Walser eine moralische Instanz?
"Was aber gar nicht einleuchten will an der sogenannten Debatte, die sich sofort wieder an den medienwirksam mitgeteilten Walser'schen Lesefrüchten entzündet hat, ist seine Einordnung als "moralische Instanz", wie sie nun schon zum wiederholten Male von der "FAZ" vorgenommen worden ist. Wenn Walser tatsächlich eine solche wäre, dann müsste man seine derart spät gewonnenen Erkenntnisse ja als die pure Peinlichkeit empfinden, denn von einer Instanz dürfte man erwarten, dass sie sich denn doch seit einigen Jahren in Sachen deutsch-jüdischer Kultur auf dem Bildungsniveau befindet, das hierzulande ein normaler Gymnasiast besitzt." (Die Welt)
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