70 Jahre Goethe-Institut: Exporteur der Sprache und der guten Ideen von Harry Nutt FR 23.8.2021
"[...] Nachdem der Gründungsakt 1951 in bescheidenem Rahmen in München stattgefunden hatte, dauerte es noch fast ein Jahr, ehe das erste Institut in Athen eröffnet werden konnte. Ein durchaus heikler Termin, denn die Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzungsmacht waren dort kaum sieben Jahre nach Ende des Zweiten. Weltkriegs allgegenwärtig. Die Rückkehr der Deutschen in die Weltgemeinschaft sollte als Friedensmission aufgefasst werden, mit der eigenen Sprache als unverdächtiger Botschafter. [...] Das Goethe-Institut, so hat es einmal Autor und Goethe-Institutsleiter Christoph Bartmann zur Begründung einer Tagung zur Zusammenarbeit mit unmittelbaren Nachbarn wie Frankreich und Polen formuliert, „ist von Hause aus fernsichtig. Wir sind es gewohnt, China, Indien oder Afrika zum Schwerpunkt zu machen. Aber indem wir das tun, sind wir nicht im selben Umfang nahsichtig.“ Es klang wie eine Selbstermunterung, sich immer wieder neu einzustellen auf die wichtigen Zukunftsfragen für das gemeinsame Zusammenleben in nah und fern. Gerade deshalb darf man nach 70 Jahren noch immer darüber staunen, wie es dem Goethe-Institut mit geradezu heiterer Neugier gelingt – regelmäßig etwa beim Kultursymposium in Weimar – die verschiedenen Perspektiven der Weltwahrnehmung als Bereicherung zu mobilisieren und nicht als Bedrohung zu empfinden."
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