"An das eng geschnittene Oberteil schloss sich meistens ein weiter, faltenreicher Rock an, der bis über die Füße fiel. Meliurs Kleid 'legte sich eng an und spannte über ihren Armen und ihrer Brust. Unten war es zur Freude so weit geschnitten, dass um ihre Füße viele Falten lagen.' [...] Besonders effektvoll ist dieser Gegensatz im späteren 13. Jahrhundert von Konrad von Würzburg herausgearbeitet worden. 'Die Schöne trug ein Hemd aus Seide auf ihrem Körper, wie nie einer Frau ein Kleidungsstück gepasst hat. Es war fein, wie ich gehört habe, so dass man ihre weiße Haut – die war wie eine blühende Pflanze – hindurchscheinen sah. Mit Goldfäden war ihr Körper an den Seiten darin eingeschnürt. Man sah ihre zarten Brüste unter dem schönen Kleid zierlich hervortreten, als ob es zwei Äpfel wären.' [...] 'Das Hemd war nach einem ungewöhnlichen Schnitt gearbeitet und passte sich so eng ihrem herrlichen Körper an, dass man geschworen hätte, dass die Liebliche oberhalb des Gürtels nackend und ganz entblößt wäre.' Zuletzt wurde die Schleppe geschildert: 'Dadurch büßte aber die Schleppe nichts von ihrer Schönheit ein; man konnte sie gut sehen mit / ihren vielerlei Falten.' Die Vorstellung, dass man durch den feinen Stoff den nackten Körper sehen konnte, hat bei den Dichtern dieser Zeit ein vielfältiges Echo gefunden." (Lebendiges Mittelalter, hg. von Brigitte Hellmann, dtv 1995, S.168/169)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen