Ein Interview mit dem Leiter der Studie Martin Wazlawik
von Christ & Welt 1.2.2024 (https://www.zeit.de/2024/06/martin-wazlawik-forum-studie-missbrauch-evangelische-kirche-wissenschaft/komplettansicht)
Eine persönliche Erfahrung: Ein von mit mir hochgeschätzte Richter eines Landesgerichtshofs, dem ich viel verdanke, fragte mich als Lehrer, weshalb ich eine Schülerin nicht bei einem Konflikt mit ihren Eltern unterstützt hätte. Dieser Richter war befreundet mit diesen Eltern und wusste um diese Konflikte, die mir von der Schülerin nicht offenbart worden waren. Die Eltern der Schülerin hatte ich sicher schon einmal gesehen, sie waren mir aber nicht persönlich bekannt. (Übrigens, es ging nicht um sexuellen Missbrauch, sondern um einen Autoritätskonflikt.)
Es ist fragwürdig, einer Institution Versagen vorzuwerfen, wenn hundertfach oder zehntausendfach ihre Vertreter sich überfordert sahen, denkbare Missstände aufzudecken und sie zu beseitigen. Auch inklusive Pädagogik ist nach meiner festen Überzeugung an deutschen Schulen nicht zureichend gelungen. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass bisher weder die einzelnen Lehrkräfte noch die gegenwärtigen Institutionen die zureichenden Kompetenzen hatten, sie zum Erfolg zu führen.
Wer will, kann daraus einen Vorwurf an die aktuellen Kultusminister, an die Bundesregierungen der letzten Legislaturperioden oder an die "Altparteien" ableiten.
Ich halte das für unrealistisch. Das heißt aber nicht, dass man nicht weiterhin an dem angestrebten Ziel arbeiten sollte und sei es mit anderen Methoden als den bisher angewandten.
Dasselbe gilt m.E. auch für den Umgang mit sexuellem Missbrauch und nicht zuletzt für den in den evangelischen Landeskirchen.
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