Samstag, 7. Oktober 2023

Hat die deutsche Einigung stattgefunden, oder wurde der Osten okkupiert? Oder was ist passiert?

 Es geht. Es geht tatsächlich, aus einem Festakt, der eine Pflichtübung ist – es gehört sich zwar für eine Großstadt wie Frankfurt, eine Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit auszurichten, [...], eine Veranstaltung zu machen, bei der sich alle glücklich schätzen können, die dabei waren. Am Dienstag in der Paulskirche war es so. Der Oberbürgermeister fasste sich angenehm kurz, Mike Josef (SPD) sagte, was zu sagen ist, vom tiefen Dank an diejenigen in der damaligen DDR, die das Regime zu Fall gebracht haben, sprach er, auch davon, wie wenige einst überhaupt noch an eine staatliche Einheit der Deutschen geglaubt hätten.

Dann aber gehörte die Bühne der Schriftstellerin Juli Zeh und dem Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann. Nicht gut stehe es um die innere Einheit Deutschlands, befanden beide. Der Westen habe die Wiedervereinigung 1990 vor allem als ein Problem gesehen, meinte Zeh. Der Westen habe an seinem abfälligen Reden über den Osten nie etwas geändert, ergänzte Oschmann, der in Gotha aufwuchs. Dabei sei die Einheit immer noch ein Wunder und jedenfalls für ihn eine Explosion an Lebensmöglichkeiten gewesen.

Es war, kurzum, kein Interesse auf westlicher Seite, die Wiedervereinigung auf Augenhöhe anzugehen, so der Literaturwissenschaftler, dessen Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ zu einem Bestseller geworden ist. Noch heute, sagt Oschmann, sei das Bild des Westens vom Osten klischeebehaftet,...

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/juli-zeh-und-dirk-oschmann-auf-der-suche-nach-der-augenhoehe-19217745.html 

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