Es ist verständlich, wenn Angehörige eines Volkes, das überall in der Minderheit ist, großen Wert darauf legen, dass sie nicht in der Mehrheitsbevölkerung aufgehen, so dass ihre Kultur verloren gehen könnte.
Den Deutschen, die in den Osten ausgewandert sind, ins heutige Polen, ins Baltikum, nach Russland, Tschechien, Ungarn, Rumänien ging es ähnlich. Als Hitler und die Nationalsozialisten dies Nationalbewusstsein ausgenutzt haben und den Deutschen dort eingeredet haben, sie sollten ein "Herrenvolk" sein, hat das schlimme Folgen für Europa gehabt und im Holocaust zu einem entsetzliches Exzess geführt. Darunter haben vor allem die deutschen Minderheiten gelitten. Seit die meisten Deutschen in Deutschland wohnen, geht es ihnen gut. (Lange haben viele Nachbarn gesagt: unverdient gut.) Dann haben Deutsche ihrerseits Ausländer in ihr Land gerufen, weil sie nicht genügend Arbeiter mehr hatten. So kommt es jetzt, dass Deutschland zum Einwanderungsland geworden ist. Verständlicherweise sind Deutsche daher daran interessiert, dass die Eingewanderten auch Deutsch sprechen lernen und sich an die hiesige Lebensweise anpassen. Das widerspricht den Traditionen, die sie als Minderheit im Ausland hatten.
Und jetzt ist es zu einer merkwürdigen Umkehrung gekommen. Immer mehr Deutsche, aber weiterhin eine deutliche Minderheit, wollen den nach Deutschland Eingewanderten nicht gönnen, dass sie an ihrer Kultur festhalten, was die deutschen Minderheiten im Ausland ihrerseits doch weitgehend getan haben.
Aber die Mehrheit der Deutschen will den Eingewanderten das bieten, was die deutschen Minderheiten im Ausland sich wünschten, nämlich als gleichberechtigte Staatsbürger anerkannt zu werden.
Deswegen werden viele Deutsche sagen, dass es ihnen nicht wichtig ist, dass Deutsche nur Deutsche heiraten. Denn sie haben mit dieser Art von Nationalismus schlechte Erfahrungen gemacht.
Ich verstehe, dass du als Kurde anders denkst; aber du hast vielleicht auch Verständnis dafür, dass die meisten Deutschen aufgrund ihrer Erfahrung da anders denken.
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