Montag, 13. Februar 2023

Alice Schwarzer zur Vorgeschichte des Ukrainekriegs

 "Der Geburtsfehler des Ukraine-Konflikts war, dieses Land vor die Alternative zu stellen: EU oder Russland! Denn die Ukraine ist ein Brückenland, neigt halb zum Westen, halb zum Osten und genau das hätte sie auch bleiben sollen. Aber das scheint jetzt verspielt. Statt diese West/Ost-Lage als Stärke zu begreifen, ist sie nun eine Schwäche und befindet sich das Land in einer Zerreißprobe. Für diese Zerreißprobe tragen beide Verantwortung: Putin, aber auch der Westen". (18.3.2014)

Kommentar vom 12.2.2023 auf Twitter"Schwarzer hat mit diesem Text eigentlich alles verraten, wofür sie je gestanden hat."

Diese Ansicht ist verständlich, wenn die Verfasserin weder die Weltsituation vom 2013/14 noch die von 1991-2001 vor Augen hat. (Fontanefan)

Meine Erinnerungen an die Situation 2014:

https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/search/label/Ostukraine

Aus Eugen Drewermanns Rede bei der Demonstration am 13.12.2014:

"Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, wir stehen hier in den Vorweihnachtstagen um auszusprechen, was wohl jeder fühlt: Wir wollen Frieden, und keinen Krieg! Als Theologe möchte ich Herrn Gauck daran erinnern, dass er seinen Gemeinden, als er noch im Dienst war, wohl nicht erläutert hat wie die Engel über den Fluren von Bethlehem zur Friedenspolitik des Kaisers Augustus in Rom aufriefen. Genau das Gegenteil der Pax Romana war gemeint: Wer dich auf die eine Wange schlägt, dem halte noch die andere hin. Das ist das Gegenteil von Aufrüstung. Glücklich, heißt es in der Bergpredigt, wage ich die Menschen zu nennen, die in dieser Welt den Mut haben, wehrlos zu bleiben. Davon ausgehend erscheint es wie eine Perversion der christlichen Werte, die Sie vorgeben zu verteidigen, wenn Sie uns erläutern es sei Verantwortung, kriegsbereit in aller Welt* zu werden. Wir sind das nicht, wir sind dagegen! Wohl ist es wahr: Als wirtschaftsstärkster Staat Europas haben wir weltweit Verantwortung. Aber unter Frau Merkel ist die Verantwortung dahin gediehen dass wir an dritter Stelle der waffenexportierenden Länder stehen. Das will die Mehrheit in Deutschland nicht mehr dulden – WIR auf keinen Fall! Und wenn Herr Gabriel unter parlamentarischer Kontrolle Machenschaften wie Panzer nach Saudi-Arabien zumindest zu problematisieren sucht, soll er dann weiterhin zurückgepfiffen werden von dem Geheule und Gejaule der Waffenindustrie EADS, MBB, Heckler & Koch und wie sie alle heißen? Seit wann sind Geschäfte und Profite wichtiger als Menschenleben? [...]" (Hervorhebungen von Fontanefan)

* War es aus der Sicht von 2023 richtig, Deutschland am Hindukusch zu verteidigen*? War ein europäisches Haus*, war eine Friedensdividende* von vornherein ohne Chance? (Fontanefan)


* "Ein erheblicher Wohlstandsgewinn entstand durch das zwischen 1993 und 2013 praktizierte Megatonnen-zu-Megawatt-Abrüstungsprojekt. Durch die Verstromung von 500 Tonnen russischen Atomwaffenmaterials deckten die USA 20 Jahre lang 10 % ihrer Elektrizitätserzeugung ab und Russland erhielt insgesamt 17 Milliarden US-Dollar." (Wikipedia)
* Auf diesem Blog sieh auch Friedensdividende (Abrüstung in Deutschland in den 80er Jahren??)

* "Die Metapher vom gemeinsamen Haus Europa ist ein Instrument aktueller politischer Willensbildung. Mag sie zu Recht oder zu Unrecht mit de Gaulles Idee eines “Europa vom Atlantik bis zum Ural” in Zusammenhang gebracht werden, mag sie auch schon am 11.6.1961 von Konrad Adenauer zur Beschwichtigung auf einem Schlesiertreffen verwendet, ab 1981 mehrfach von Leonid Breschnew und Andrej Gromyko als Mittel zur Isolierung Europas von den USA benutzt, dann, 1987, von Michail Gorbatschow in seinem Buch “Perestroika” zu Unrecht als eigene Erfindung reklamiert worden sein, sie ist ein Mittel zur Überwindung der Vorstellung von zwei feindlichen Blöcken und zur Integration Ost- und Westeuropas. Mögen einige westliche Konservative weiter vor ihr warnen (die Zahl der Warnenden ist in den letzten Wochen klein geworden): für Menschen in Osteuropa ist sie heute ein Symbol der Hoffnung, ein gebilligtes Symbol selbst unter den Bedingungen der schärfsten Meinungszensur. Und sie “schmückt” in den letzten Monaten zunehmend öfter die Reden westlicher Politikerinnen und Politiker. Die Funktion der politischen Metapher als “ornatus”, als reiner Schmuck der Rede, wie sie von Quintilian behauptet wurde, tritt heute zunehmend in den Hintergrund: Wir rechnen die Metapher zur rhetorischen Topik, zur Argumentationslehre. [...]" (Hervorhebungen von Fontanefan)



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