Ist unsere Erbsünde, dass wir diese Begriffe erst jetzt in unseren Wissensvorrat aufnehmen oder dass wir weiterhin vor uns rechtfertigen, dass wir immer mehr von unserer Lebensumwelt zerstören?
"Der Verlust der Welt
"Wir sind daran gewöhnt, die Welt zu verlieren: das ist unsere Form, in ihr zu leben. Wir werden nicht plötzlich schockiert innehalten und alle Hebel umlegen, wenn der nächste Grenzwert überschritten ist oder eine noch süßere Tierart ausstirbt [...] Wir werden in Quarantäne und Verteilungskämpfen stecken und unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Verlust von Leben weiter an Obdachlosen und Migrantinnen stärken. [...] Die einzige Perspektive, aus der man hoffen kann, im Angesicht der Katastrophe Orientierung zu gewinnen, ist die, die erkennt, dass die Katastrophe schon da ist." (S. 109)Es liegt nicht am zukünftigen Ausmaß der Katastrophe, dass wir sie so schwer zu fassen vermögen, sondern an unserer hergebrachten Beziehung zu ihrem Objekt.
Es könnte also ein Weg zur besseren Kriseneinsicht sein, die Struktur dieses Weltverlustes nachzuzeichnen. In ihrem Werk Vita Activa entfaltete Hannah Arendt 1955 ihre Diagnose des Weltverlusts. Sie beschreibt die moderne Entfremdung von der geteilten Welt als Effekt dessen, dass sich in kapitalistischen Gesellschaften die Grenzen verschiedener Tätigkeiten verschieben. Diese Verschiebung besteht darin, dass die Logik eines Bereichs ausufert und auf einen anderen übergreift, der dadurch ruiniert wird." (S. 110)
Doch jetzt was fürs Gemüt:
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