"Viele Deutsche fühlen sich vom Klimaschutz bedroht. Kein Wunder, meint der US-Vordenker Jeremy Rifkin: Ihnen fehlt eine kluge Erzählung.
Man kann sich Jeremy Rifkin vorstellen wie den Igel im Märchen Der Hase und der Igel, in dem das Stacheltier immer schon am Ziel steht, wenn der Hase heraneilt. Der 74-jährige Vordenker aus dem US-Staat Colorado ist immer schon da. Internet? Sharing-Ökonomie? Grundeinkommen und digitale Arbeit? Fleischloses Essen? Klimawende und Wasserstoffrevolution? Rifkin hat all die Trendthemen längst in Büchern beschrieben, in Reden beschworen, in Beratung von Firmen und Staaten umgesetzt. [...]
Wenn alle Veränderung Stückwerk bleibt und nicht von einer gemeinsamen Story zusammengehalten wird, ist jeder Schritt ein Grund zur Sorge. Der Umgang mit dem Internet und seinen Daten zum Beispiel. Auch der Ausbau der Netze, die Einführung einer CO₂-Steuer. Und selbst Technikträume wie selbstfahrende Autos und selbstfliegende Taxis. In einer solchen Stimmung wird mehr reguliert als reformiert, mehr debattiert als innoviert. [...]
Deutsche Firmen starteten einst mit der Produktion von Solarpanels, dann haben die Chinesen die Kosten radikal vermindert. Was die hiesigen Hersteller Dumping nennen, trieb eine Preisrevolution voran. In nicht allzu ferner Zukunft könnten die fossilen Brennstoffe schon deshalb ihre Bedeutung verlieren. "Gas", sagt Rifkin trocken, "lohnt sich bald nicht mehr."
Eigentlich erfreulich, aber hier beginnt Rifkins Horrorszenario: Die fossile Welt löst sich aus Preisgründen auf, Pipelines werden geschlossen, alte Energieleitungen werden obsolet. Und es gibt keine Neuen!
Man stelle sich also vor, die Revolution, auf die alle Klimaschützer gewartet haben, kommt, und die Infrastruktur ist nicht da. Laut Rifkin muss der Staat sie bauen, schnell und entschlossen. Überlässt man dagegen alles dem Markt, kommt die Wende zu spät oder wird durch Monopolfirmen ausgebeutet. Damit das Projekt gelingen kann, bedarf es eben der großen Erzählung, sonst verliert man erstens die Menschen und vermasselt zweitens die Ökowende. [...]
In Deutschland herrschte vor 20 Jahren schon einmal die Überzeugung, dass nicht nur die Welt dringend ohne das Klimagift CO₂ auskommen muss, sondern die Pioniere dieser Bewegung auch neuen Wohlstand und neue Jobs schaffen. Auf wen also soll Angela Merkels Nachfolger(in) nun hören, um diesen Pioniergeist wieder zu beleben? Nur auf die heimischen Klimaexperten. Vielleicht bedarf es neben schlimmer Prognosen, neben neuer Steuern und Förderkonzepte wirklich einer Story. Vielleicht braucht es einen Rifkin. Der beendet das Treffen in Berlin fast lakonisch. "Wir haben 20 Jahre, um diesen schönen Planeten zu retten", sagt er leise lächelnd. "Ich hoffe, es gelingt." "
(Klimaschutz : So sieht die Zukunft aus Von Uwe Jean Heuser, ZEIT 47/2019, 14.11.19)
Jeremy Rifkin: Der globale Green New Deal, 2019
In der Wikipedia:
Man kann sich Jeremy Rifkin vorstellen wie den Igel im Märchen Der Hase und der Igel, in dem das Stacheltier immer schon am Ziel steht, wenn der Hase heraneilt. Der 74-jährige Vordenker aus dem US-Staat Colorado ist immer schon da. Internet? Sharing-Ökonomie? Grundeinkommen und digitale Arbeit? Fleischloses Essen? Klimawende und Wasserstoffrevolution? Rifkin hat all die Trendthemen längst in Büchern beschrieben, in Reden beschworen, in Beratung von Firmen und Staaten umgesetzt. [...]
Wenn alle Veränderung Stückwerk bleibt und nicht von einer gemeinsamen Story zusammengehalten wird, ist jeder Schritt ein Grund zur Sorge. Der Umgang mit dem Internet und seinen Daten zum Beispiel. Auch der Ausbau der Netze, die Einführung einer CO₂-Steuer. Und selbst Technikträume wie selbstfahrende Autos und selbstfliegende Taxis. In einer solchen Stimmung wird mehr reguliert als reformiert, mehr debattiert als innoviert. [...]
Deutsche Firmen starteten einst mit der Produktion von Solarpanels, dann haben die Chinesen die Kosten radikal vermindert. Was die hiesigen Hersteller Dumping nennen, trieb eine Preisrevolution voran. In nicht allzu ferner Zukunft könnten die fossilen Brennstoffe schon deshalb ihre Bedeutung verlieren. "Gas", sagt Rifkin trocken, "lohnt sich bald nicht mehr."
Eigentlich erfreulich, aber hier beginnt Rifkins Horrorszenario: Die fossile Welt löst sich aus Preisgründen auf, Pipelines werden geschlossen, alte Energieleitungen werden obsolet. Und es gibt keine Neuen!
Man stelle sich also vor, die Revolution, auf die alle Klimaschützer gewartet haben, kommt, und die Infrastruktur ist nicht da. Laut Rifkin muss der Staat sie bauen, schnell und entschlossen. Überlässt man dagegen alles dem Markt, kommt die Wende zu spät oder wird durch Monopolfirmen ausgebeutet. Damit das Projekt gelingen kann, bedarf es eben der großen Erzählung, sonst verliert man erstens die Menschen und vermasselt zweitens die Ökowende. [...]
In Deutschland herrschte vor 20 Jahren schon einmal die Überzeugung, dass nicht nur die Welt dringend ohne das Klimagift CO₂ auskommen muss, sondern die Pioniere dieser Bewegung auch neuen Wohlstand und neue Jobs schaffen. Auf wen also soll Angela Merkels Nachfolger(in) nun hören, um diesen Pioniergeist wieder zu beleben? Nur auf die heimischen Klimaexperten. Vielleicht bedarf es neben schlimmer Prognosen, neben neuer Steuern und Förderkonzepte wirklich einer Story. Vielleicht braucht es einen Rifkin. Der beendet das Treffen in Berlin fast lakonisch. "Wir haben 20 Jahre, um diesen schönen Planeten zu retten", sagt er leise lächelnd. "Ich hoffe, es gelingt." "
(Klimaschutz : So sieht die Zukunft aus Von Uwe Jean Heuser, ZEIT 47/2019, 14.11.19)
Jeremy Rifkin: Der globale Green New Deal, 2019
In der Wikipedia:
"[...] In 1989, Rifkin brought together climate scientists and environmental activists from 35 nations in Washington, D.C. for the first meeting of the Global Greenhouse Network.[18] In the same year, Rifkin did a series of Hollywood lectures on global warming and related environmental issues for a diverse assortment of film, television and music industry leaders, with the goal of organizing the Hollywood community for a campaign. Shortly thereafter, two Hollywood environmental organizations, Earth Communications Office (ECO) and Environmental Media Association, were formed.[19]
In 1993, Rifkin launched the Beyond Beef Campaign, a coalition of six environmental groups including Greenpeace, Rainforest Action Network, and Public Citizen, with the goal of encouraging a 50% reduction in the consumption of beef, arguing that methane emissions from cattle has a warming effect 23 times greater than carbon dioxide.[20][21][22]
His 1995 book, The End of Work, is credited by some with helping shape the current global debate on automation, technology displacement, corporate downsizing and the future of jobs. Reporting on the growing controversy over automation and technology displacement in 2011, The Economist pointed out that Rifkin drew attention to the trend back in 1996 with the publication of his book The End of Work. The Economist asked "what happens... when machines are smart enough to become workers? In other words, when capital becomes labor." The Economist noted that "this is what Jeremy Rifkin, a social critic, was driving at in his book, "The End of Work," published in 1996... Mr. Rifkin argued prophetically that society was entering a new phase, one in which fewer and fewer workers would be needed to produce all the goods and services consumed. 'In the years ahead,' he wrote, 'more sophisticated software technologies are going to bring civilisation ever closer to a near-workerless world. The process has already begun."[23]" (engl. Wikipedia)
"The Age of Access (2000; deutsch Access) beschäftigt sich mit dem Einfluss der Globalisierung auf die kulturelle Identität und warnt vor der vollständigen Ökonomisierung unseres Lebens. Kernthese: Das Industriezeitalter sei endgültig vorüber, der Kapitalismus ändere sich radikal. „Access“, der rasche Zugang und Zugriff auf Ideen, Güter und Dienstleistungen zähle in der bereits sich heute herausbildenden Zugangsgesellschaft mehr als dauerhafter und schwerfälliger Besitz. Rifkin entwirft das Bild vom „Zeitalter des Zugangs“.[17] Er verwendet außerdem den Begriff Proteische Persönlichkeit, mit dem er durch moderne Kommunikationsmittel sozial vernetzte Personen bezeichnet, die auf dem Weg zu einer Entindividualisierung sind, und bezieht sich dabei auf Jean Baudrillard.[18]
Rifkin verwendet den Begriff Zugangsgesellschaft (englisch access society) in einer anderen Bedeutung als Jonathan Simon.[19] Er bezeichnete damit einen gesellschaftlichen Wandel, der unter anderem durch das Internet ausgelöst wurde.[20] Der Zugang zu Angeboten bzw. Ressourcen lässt sich in zwei Gruppen unterteilen:
- Kommerzielle Angebote, die durch Unternehmen oder Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden. Hauptmotivation ist hier das Geldverdienen. Kommerzielle Angebote können nur von Menschen genutzt werden, die sich das leisten können. Im Fall von Arbeitslosigkeit ist das nur noch eingeschränkt möglich. Ein Beispiel ist das Carsharing.[6]
- Kostenlose und freie Angebote, die der Einzelne oder eine Gemeinschaft erstellt haben. Die Hauptmotivation geht hier in Richtung Schenken, Teilen, Sich-Ausdrücken, Kreativität. Im Umfeld digitaler Produkte insbesondere auch im Zusammenspiel mit dem Internet ist hier von Bedeutung, dass durch das Teilen oder Kopieren keine zusätzlichen Kosten neben der Herstellung entstehen (Null-Grenzkosten). Beispiele sind Diskussionsforen im Internet, Wikis, Open Source-Produkte." (deutsche Wikipedia)
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