Samstag, 5. November 2016

Mutterliebe

"Urform der Mutterliebe gibt es nicht" FR 6.1.2014
"Die Entwicklungspsychologin Heidemarie Keller spricht über den Umgang mit Kindern in unterschiedlichen Gegenden der Erde." 
"Bei den Nso ist statt einer einzelnen Mutter die Gruppe, der Clan gemeinsam für die Kinder verantwortlich. Mütter müssen hier wie alle Stammesmitglieder, vor allem die Frauen, sehr hart arbeiten, auf dem Feld oder im Haushalt. Sie haben gar nicht die Zeit, sich ausführlich mit einem einzigen Kind zu beschäftigen, da ist der Körperkontakt im Tragetuch besonders wichtig, er ist ja ebenfalls eine Form von Aufmerksamkeit. Doch ein Baby ansehen und mit ihm Zwiesprache halten, das ist bei Nso-Müttern überhaupt nicht üblich. Im Gegenteil: Sie pusten ihren Babys sogar ins Gesicht, um ihnen den Blickkontakt abzugewöhnen."
"Was würde eine Nso-Frau zu den hiesigen Diskussionen zur Kinderbetreuung sagen, bei denen sich Mütter feindlich gegenüberstehen, weil die eine ihr Kind mit eineinhalb und die andere mit drei Jahren in die Kita gibt?
Sie fänden das sicherlich absurd. Und auch wir sollten uns öfter einmal klar machen, dass die Debatten, die wir so erbittert führen, nur in einem winzigen Teil der Welt in irgendeiner Weise relevant sind."
"Wenn Sie sich das klarmachen, verliert die Krippendiskussion einiges an Relevanz. Das ist reine Ideologie, auch wenn sie in der Form wissenschaftlicher Studien daherkommt. Wissenschaftler agieren ja nicht geistig im luftleeren Raum, sie halten ihr eigenes Umfeld für prototypisch. Jede Wissenschaft ist gleichzeitig auch Weltanschauung und beruht auf Konventionen."
"Ich empfinde es als großes Glück, dass Familien hierzulande aus verschiedenen Lebensmodellen wählen können. Vielleicht sollten wir uns das häufiger bewusst machen."

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