Das Dienstmädchen in der Schlafkammer unter der Treppe gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Das Pflichtjahrmädchen ist auch Geschichte. Dienstmädchen im eigenen Zimmer sind Sache der Oberschicht.
Was sich die Mittelschicht leistet, sind Raumpflegerinnen, Boten, Polinnen...
Dienstleistungen nicht durch hochbezahlte Akademiker wie Ärzte und Rechtsanwälte, sondern durch Personal; aber das stellt man nicht selbst ein, man bezahlt dafür online-Dienste. Eine Trinkgeldkonvention wie im Restaurant gibt es noch (?) nicht.
Die ZEIT stellt in Nummer 46/2016 am 3.11.16 manche dieser neuen Dienstleister zu Mindestlöhnen oder ausgebeuteten Selbständigen ("Ich-AG") vor.
Und Julia Friedrich erläutert, warum es ihr peinlich ist, dass "all diese Fabians und Marcels für ein paar Euro schleppen und putzen und fahren, damit ich ein, zwei Stunden meiner nach Marktlogik wertvolleren Lebenszeit nicht mit solchen Tätigkeiten verschwende." (Hervorhebung: Fontanefan)
Bei Pflichtjahr- und Dienstmädchen sowie Waschfrau war klar, dass sie die bürgerliche Nur-Hausfrau von der harten Arbeit entlasten sollten. Bei Putzhilfe, Tagesmutter und Privat-Polin für die Altenbetreuung ist deutlich, dass sie Frauen der Ober- und Mittelschicht die Teilnahme am bezahlten Arbeitsleben ermöglichen sollen.
Beim Pizzaboten für die Schülerparty oder die Studenten-WG geht es nicht um Emanzipation der Frau. Beim Amazon-Lagerarbeiter und -boten geht es um Arbeitsplätze für die aus dem Bildungssystem herausgefallenen Minderqualifizierten, so lange diese noch nicht von Robotern übernommen worden und zum Flaschensammler abgestiegen sind.
Das schlechte Gewissen wird durch Anonymisierung abtrainiert.
Zum Glück gibt es aber oft noch (?) Umweltbewusstsein. Wann haben wir uns auch das abtrainieren lassen? 1972 gab es noch Aufrufe gegen die Energieverschwendung bei der Weihnachtsdekoration von Kaufhäusern und Innenstädten...
Wir haben ja in Paris so Schönes beschlossen 1,5 Grad Klimaerwärmung als Ziel und 2 Grad als Obergrenze. Und in Marrakesch. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Zum Glück haben wir ja die AfD, die sich nicht schämt, gegen Flüchtlinge zu sein. Da brauchen wir kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, oder?
vgl. auch Helpling bei Twitter und im Blog
19 Autoren beantworten Fragen zum Umgang mit Amazon, ZEIT 17.7.2014
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