Es war der Versuch, dem Teufel nur einen Finger zu geben. Der ging schief.
Die Machteliten waren am Ende ihrer Optionen. Da hofften sie, einen Pakt mit Hitler schließen zu können, obwohl ihnen klar war, dass das ein Risiko war.
Wie das Pfeifen im Walde der Spruch: "Wir werden ihn an die Wand drücken, dass er quietscht."
"Machtergreifung" war die Bezeichnung, die von der NS-Seite verwendet wurde (war es Hitler selbst oder irgendeiner aus seiner Entourage, der immer unbekannt bleiben wird?), um sich als einzig Handelnde zu sehen.
Dass Hitler nach dem fehlgeschlagenen Putsch keinen Staatsstreich riskierte, sondern abwartete, bis man ihm den kleinen Finger reichte, dann aber entschlossen Hand und Arm ergriff, um die Eliten aus dem Weg zu räumen, zeugt davon, dass er gelernt hatte.
Hinterlistig ("Erschleichung") war es aus der Sicht der Eliten, eine kraftvolle Tat ("Ergreifung") war es aus Sicht Hitlers und seiner Anhänger.
Den überzeugten Demokraten musste es wie ein "Pakt mit dem Teufel" erscheinen.
Als objektive Beschreibung passen alle drei Bezeichnungen nicht.
Die reaktionären Machteliten hatten alle Optionen verspielt, die sie einzusetzen bereit waren, und sich keine weitere offen gehalten. So versuchten sie etwas, was sie nicht wollten. ("So schlimm wird es schon nicht sein.") - Die Alternative wäre ein Bündnis mit allen demokratischen Kräften gewesen. Das lag ihnen aber so fern, dass ihnen nur Hitler blieb.
Freilich: Die Demokraten hatten schon verspielt, als sie Hindenburg als Bollwerk gegen Hitler nutzen wollten. Die Frage, ob es Möglichkeiten gab, Hitler zu verhindern, ist nicht eindeutig zu beantworten. Dass es nicht geschehen ist, ist klar.
Dass es nicht so sehr die Fehler der anderen Seite waren, sondern die Kraft der "Bewegung" und die "Vorsehung", dafür sollte das Wort "Machtergreifung" stehen. Man braucht Hitlers Sichtweise nicht zu übernehmen, wenn man feststellt: Er hatte richtig taktiert und die anderen ausgespielt.
Wenn man unbedingt ein Wort für den Vorgang finden will, passt am ehesten das neutrale "Machtübertragung".
Was Hitler danach aus der "Machtübertragung" gemacht hat: die konsequente Ausschaltung aller Kräfte, die seiner Diktatur im Wege standen, das war entschlossenes, geschicktes Handeln. Wenn man etwas "Machtergreifung" nennen will, dann war es dieser Vorgang, der mit dem "Ermächtigungsgesetz" zur de facto Abschaffung der Weimarer Verfassung führte.
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