von BERND BEUSCHER, faz.net 24.2.2016
"Ein Professor lässt Frust ab: Warum sind Studenten so mutlos und verzweifelt, wenn es Widerstände gibt? Und wo sind Neugier und Abenteuerlust geblieben?"
"[...] Das Leben und seine Wissenschaften konfrontieren aber immer wieder mit Neuem, Ungewohntem, Ungemütlichem, Unübersichtlichem, Komplexem, Fremdem. Das löst Angst, Ohnmachtsgefühle und Enttäuschungen aus. Neugier und Abenteuerlust werden im Freizeitpark konsumiert. [...] Ich verstehe die Aufgabe von Professoren nicht als Erfüllungsgehilfen studentischer Verstehenswut, sondern als Köche, die ein reichhaltiges Buffet anbieten, woraus Studenten ihren Bildungshunger stillen können. Nicht „All you can eat“, sondern „What do you want to eat?“: „Bedienen Sie sich. Picken Sie sich etwas heraus. Kosten Sie. Und in der schriftlichen oder mündlichen Prüfung berichten Sie dann systematisch, wie es geschmeckt hat und wie es bekommen ist.“ [...] Es geht meines Erachtens an der Hochschule darum, richtig in Schwierigkeiten hineinzukommen anstatt ideologisch zu simplifizieren, bildungsbürgerlich abzuhaken und Patentrezepte zu erhaschen. Ein guter Professor verweigert sich Erklärungsschnelldiensten und Pädagotchi-Reflexen. Er kaut nicht vor und jubelt nicht unter, sondern ist eine (dosierte) Zumutung. Im Idealfall ergibt sich im Seminar ein Flow. Die Inszenierung einer knackigen Phase Frontalunterrichts ist dazu übrigens kein Widerspruch - im Gegenteil. Nirgendwo wird mehr manipuliert als durch die Trutschigkeit buntkarierter Reformpädagogikfolklore."
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