Seinen Durchbruch als Schriftsteller erreichte James Baldwin erst, als er seine Heimat in einem selbst gewählten Exil verließ und nach Frankreich ging, in ein Land in dessen Sprache er nicht schreiben konnte, wo aber seine ersten Romane Go tell it on the Mountain, "in dem sich seine Kindheits- und Jugenderfahrungen in der heimatlichen Baptistenkirche spiegeln" (Wikipedia) großes Interesse fanden und intensiv diskutiert wurden. In Giovanni’s Room lässt er den Protagonisten sein eigenes Schicksal erleben: Er geht ebenfalls gleichfalls nach Frankreich und versuch in einer homosexuellen Beziehung zu seinem Ich zu finden.
1957 geht er in die USA zurück und unternahm es, sich "von den Maßstäben der vorangegangenen Generation afro-amerikanischer Schriftsteller zu befreien. In seiner schriftstellerischen Haltung nähert sich Baldwin damit der Position Ralph Ellisons an, der ebenso das Postulat, afro-amerikanische Literatur müsse zwangsläufig Protestliteratur sein, zurückwies.[17]
Nach dem Tode Wrights in Paris kam es in Baldwins späterem literarischen Werk allerdings zu einer verblüffenden Umkehr: Ohne der Nachahmung bezichtigt zu werden, konnte Baldwin nun das auch bei ihm vorhandene und dringend gesuchte neue Thema des Protestes zum Ausdruck bringen. In dem schnell zum Bestseller gewordenen Roman Another Country, der vermutlich nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Sex-Szenen einen großen Leserkreis fand, gelingt es Baldwin Einschätzungen in der Literaturkritik zufolge allerdings nicht hinreichend, die künstlerische Distanz („artist“) mit dem Ausdruck des politischen Protestes („propagandist“) zu vereinbaren.[18] [...]
Er "engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und vor allem gegen den Rassismus. Seine Reden und Essays hatten großen Einfluss, allen voran seine Schrift The Fire Next Time, in der er, von persönlichen Erfahrungen ausgehend, die rassistische Struktur und die sexuelle Doppelmoral der US-amerikanischen Gesellschaft analysierte. Im Unterschied zu anderen afroamerikanischen Schriftstellern der 1950er- und 1960er-Jahre bewahrte Baldwin zumeist seinen Optimismus, dass sich die ethnischen Konflikte in den USA, wenn auch mit großer Kraftanstrengung, langfristig überwinden ließen.[19] [...]
Nach den tödlichen Anschlägen auf Malcolm X am 21. Februar 1965 und Martin Luther King am 4. April 1968 sah Baldwin sich erneut, wie 20 Jahre zuvor, in einer Situation, in der er Ruhe, Zeit und Abgeschiedenheit brauchte, um über die gewandelte Lage nachzudenken und seine literarische Tätigkeit fortzusetzen. Aus diesem Grunde begab er sich 1970 ein weiteres Mal ins Exil nach Südfrankreich. Dort besaß er ein umgebautes Bauernhaus in Saint-Paul-de-Vence.
Seinen eigenen Aussagen zufolge war ihm in Hollywood bei dem Versuch, ein Drehbuch für einen Film über Malcolm X zu schreiben, endgültig klar geworden, dass „der Dialog nicht mehr möglich und der amerikanische Traum ausgeträumt sei“. Seine neue Rolle, die er in Anspruch nehmen könne, begriff er nunmehr als die eines Zeitzeugen, der die Geschichte des Civil Rights Movement, wie er sie selbst miterlebt hat, nicht dokumentarisch („not a documentary“), sondern als „persönliches Buch und Zeugenaussage (oder: Zeugnis)“ („a personal book – a testimony“) darstellt.[21] Mit der Großstadt New York City, in der viele seiner Romane ihren Schauplatz haben, verband ihn eine ingrimmig ambivalente Beziehung, die man auch als Hassliebe bezeichnen kann.[22] [...]
Im Zusammenhang der „Black Lives Matter“-Bewegung und Rassismus-Debatten wurde Baldwin in den 2010er Jahren weltweit breit rezipiert und erhielt neue Beachtung.[22] (Wikipedia)
2024 wird sein 100. Geburtstag gefeiert.
Baldwin gehört zu den amerikanischen Schriftstellern, zu denen ich noch einen Zugang suche.
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