Einflüsse von außen auf Polynesien (Wikipedia)
Königreich Tahiti (Wikipedia)
Geschichte Tahitis (Wikipedia)
Sieh auch den vorhergehenden Text Auch amerikanische Walfänger gehören zur Kulturgeschichte Europas aus: John H. Parry: Europäische Kolonialreiche. Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert, Kindlers Kulturgeschichte Europas Band 16, Copyright Parry 1971, dtv 1983, S,508-10)
"Rum und Feuerwaffen verstärkten noch die Auflösungserscheinungen. Viele Einwohner Tahitis waren nach den Angaben von Blei bereits dem Alkohol verfallen. Cooks alter Freund Tu (Pomare I.) hatte von den Meuterer der Bounty eine Anzahl von Musketen erworben, und er war auf dem besten Weg, nunmehr das zu werden, wofür Cook ihn ursprünglich bereits gehalten hatte, nämlich Oberhäuptling eines Großteils dieser Insel. Sowohl Rum als auch Musketen waren wertvolle Handelsartikel, mit denen die Besatzungen der Walfangfänger für die benötigten Lebensmittelvorräte bezahlten. Die Macht eines Häuptlings wurde nach der Zahl der europäischen Waffen bemessen, die er besaß. Die Musketen verstärkten die zerstörenden Kräfte der zahlreichen Stammeskriege und führten zu einem rücksichtslosen Despotismus im Verhalten der Häuptlinge. Der Besitz solcher Feuerwaffen verlieh den Diensten jener Männer, die diese Waffen zu gebrauchen wussten und die sie auch – was im Grunde noch wichtiger war – reparieren konnten, eine ganz besondere Bedeutung.
Darauf beruhte auch die Bedeutung der so genannten "Strandläufer" (beachcombers) – Meuterer, Ausgesetzte, Deserteure von Walfangschiffen und entflohene Sträflinge aus Neusüdwales: diese Männer gliedern sich in die polynesischen Gesellschaft ein, sie akzeptierten die polynesischen Lebensweise, sie bauten die Ressentiments der Polynesier dadurch ab, dass sie anfangs völlig hilflos waren, und sie wurden später häufig zu Protégés der polynesischen Häuptlinge. Viele von ihnen hatten nur den einzigen Wunsch, in einer Art alkoholischen Dämmerzustand am Strand zu liegen und sich dort zu sonnen; aber es gab auch "Strandläufer", die als Händler, Söldner, Politiker und in einigen kleinen Orten sogar als örtliche Herrscher auftraten; indirekt trugen sie alle dazu bei, die Gesellschaft, die sie tolerierte, zu unterminieren. Am anderen Ende der breiten Skala europäischer Eindringlinge standen die Missionare. Das 18. Jahrhundert war in keinem Teil Europas ein ausgesprochen religiöses Zeitalter. Der Versuch, mit großem Eifer die Eingeborenen zu Christen zu bekehren, fand daher weder in Regierungskreisen noch bei der Aristokratie – und nicht einmal bei den anerkannten Kirchengemeinschaften selbst – besondere Unterstützung. Weder die Kurie in Rom, noch irgendeiner der großen katholischen Orden, noch die wohl etablierten Missionsgesellschaften der anglikanischen Kirche machten sich sofort daran, das Evangelium in der Südsee zu verbreiten. Die London Missionary Society repräsentierte die Dissidenten der englischen Mittelklasse, die die Autorität der englischen Staatskirche nicht anerkannten; es handelte sich dabei um eine Gruppe, die – abgesehen von einigen halbherzigen Versuchen in Neuengland während des 17. Jahrhunderts – sich bisher niemals mit der Verkündigung Verkündung des Evangeliums außerhalb Europas befasst hatte. Unter den 39 Menschen die im Jahr 1797 mit der Duff in Tahiti eintrafen, befanden sich vier nonkonformistische Priester; die übrigen waren Handwerker, von denen einige auch ihre Frauen und Kinder mitgebracht hatten. Sie standen in schärfsten Gegensatz zu allen dort anwesenden Gruppen: zu den Polynesien; zu den vorübergehend dort anwesenden Walfängern und den raffgierigen "Strandläufern" aller Schattierungen; zu den sich zwar distanziert verhaltenden, dabei aber doch neugierigen Seeoffizieren aus der Cookschen Schule; schließlich auch dem vornehmen wissenschaftlichen Zirkel von Banks und seinen Freunden. Sie waren eine tapfere Gruppe, die keine Hilfe von Außenstehenden zu erwarten hatte, und daher ist ihr Erfolg bei der Verkündigung des Evangeliums umso bemerkenswerter. Er ist zumindest teilweise, zweifellos auf ihrer rückhaltlose Hingabe und auf ihre absolute Gewissheit zurückzuführen - hier gab es doch endlich etwas Sicheres und Vorhersagbares in einer aus den Fugen geratenen Welt; der Erfolg war aber andererseits auch darauf zurückzuführen, dass sie sich mit ihrer Umsicht und Ihrer Hartnäckigkeit die Unterstützung der führenden einheimischen Häuptlinge zu sichern wussten." (Seite 510-512)
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