Sonntag, 31. Januar 2021

Axel Hacke: Über den Anstand in schwierigen Zeiten


Axel Hacke: Anstand ZEIT 23.8.2017 

Die Art von Gesellschaft, die wir uns wünschen, können wir nur bilden, wenn wir wissen, was wir für richtig halten. (S. 118)

Unsere ganze Zivilisation ist ein ständiges Andenken gegen alles Mögliche, was in uns rumort, gegen unsere Prägungen, unsere Instinkte, untersagt Automatismen. (S.122)

Verena Frieder Rieke Hasel* hat, was da geschieht, in der Zeit einmal die linke Variante von Fake News genannt. Tatsächlich, schrieb sie, werden in meinem städtisch geprägten Bildungsbürgermilieu linksliberale Ansichten längst als die einzig wahre Form von Menschlichkeit gesehen. Menschen schaffen sich da bisweilen eine eigene seelische Wohlfühlzone, indem sie von ihren moralischen Hochsitzen aus auf alles Jagd machen, was das eigene Weltbild stört. Das Unanständige an der politischen Korrektheit war schon immer das unentwegt Belehrende, das mit Erkenntnisgewinn nichts zu tun hat, aber viel damit, dass man sich selbst das gute Gefühl verschaffen möchte, auf der richtigen Seite zu stehen. (Hacke, S.128)

David Goodhart hat 2017 in seinem Buch The Road to Somewhere
die Anywheres und die Somewheres in der britischen Gesellschaft unterschieden, die einen also, die Mobil, urban, liberal sind, und die anderen, die an einem bestimmten Ort ihre Wurzeln haben. Und er hat seiner eigenen Gruppe (denn er selbst gehört durch aus zu den Anywheres) vorgeworfen, die Somewheres einfach vergessen zu haben und "die Massenzuwanderung zu enthusiastisch und deren Probleme zu gleichgültig" behandelt zu haben, wie er in einem Interview sagte. "Wir dummen Liberalen haben diese schrecklichen Leute (und damit meinte er die Brexit-Anhänger und Fremdenfeinde in seinem Land, Anmerkung des Verfassers) erst geschaffen. Wir haben in großem Stil versagt." (S. 129)

"Wer also halbwegs jung ist und anpassungsfähig, mehrsprachig und gut ausgebildet, wer keinen Grund hat, die Globalisierung zu fürchten, der sollte sich gut überlegen, ob es besonders anständig ist, sich über jene lustig zu machen, denen der Lauf der Welt im Moment ein bisschen zu rasant ist. Und die sich nach Beständigkeit sehnen, weil sie älter sind und nicht ganz so erfolgreich im Wirtschaftsleben waren [...]" (S.130)

Es ist mir komplett unbegreiflich, wie es möglich war, dass die Wehrpflicht sang- und klanglos einfach ausgesetzt wurde, ohne dass man machtvoll ihre Ersetzung durch einen zivilen Dienst für jede und jeden verlangte, damit nicht das Gefühl verloren gehe, dass wir in diesem Land und in dieser Welt gemeinsam existieren. (S. 131)

*Verena Friederike Hasel: Ich bin nicht mehr links 
Verena Friederike Hasel fühlte sich politisch immer auf der richtigen Seite. Inzwischen erlebt sie ihr Milieu als selbstgerecht, intolerant und realitätsfern. Von Verena Friederike Hasel ZEIT 19. April 2017

Anmerkung:
Die Wehrpflicht in Deutschland bezeichnet die gesetzliche Pflicht männlicher deutscher Staatsbürger zur Ableistung von Wehrdienst in der Bundeswehr. Sie besteht seit Juli 1956 und war bis 2011 mit der allgemeinen verpflichtenden Einberufung von Grundwehrdienstleistenden nach § 5 des Wehrpflichtgesetzes verbunden. Die Wehrpflicht und damit auch die Einberufung zum Grundwehrdienst wurde 2011 auf den Spannungs- oder Verteidigungsfall beschränkt.[1][2]
Seite „Wehrpflicht in Deutschland“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Februar 2018, 16:29 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wehrpflicht_in_Deutschland&oldid=174319075 (Abgerufen: 27. Februar 2018, 20:04 UTC)


Samstag, 30. Januar 2021

Wie in den USA über die Präsidentenwahl diskutiert wird

 https://abcnews.go.com/ThisWeek/video/senate-things-impeachment-trial-nears-sen-klobuchar-75456579

Warnung vor falschen DHL-Nachrichten:

Warnung vor falschen DHL-Nachrichten:



https://www.focus.de/finanzen/news/unzustellbares-paket-vorsicht-vor-abzock-sms-im-namen-von-dhl-diese-sms-lockt-sie-in-teure-abofalle_id_11555638.html

https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Sicherheit-DHL-Betrug-Fake-SMS-Verteilerzentrum-25621323.html



Tichys Einblick

 Dank einer freundlichen Gabe habe ich Einblick in Tichys Einblick nehmen können: 

Die Wikipedia stellt die Ausrichtung dieses Magazins so vor

"Tichys Einblick versteht sich als Plattform für Autoren des liberalen und konservativen Spektrums. Es beschreibt sich selbst explizit als Meinungsmagazin sowie als

„Monatsmagazin für die liberal-konservative Elite; eine Zielgruppe, die die Nase voll hat vom bevormundenden Mainstream-Journalismus, die selber denkt, die die Wahrheit verträgt, die mehr über Hintergründe und Zusammen­hänge erfahren möchte. Die die Dinge anschaut, wie sie sind und nicht so, wie man sie sich wünscht.“[5]

Tichy selbst sieht sein Medium als „Stimme der Nachdenklichen und Aktiven“.[6] Cora Stephan, selbst Gastautorin bei Tichys Einblick, lobte in der Neuen Zürcher Zeitung die Online-Zeitung zusammen mit der Achse des Guten[7] als Plattform für „Intellektuelle“, die sich heute „woanders als in den hergebrachten Medien“ äußern würden, weil der Diskurs in Deutschland „unliebsame Meinungen“ ausschließe und Kritiker vorschnell in „die rechte Ecke“ stelle.[8]"


Mein erster Eindruck: Gut lesbar, lockerer Satz, viele Bilder und Graphiken. Und durchaus originell. All das ist attraktiv, denn wenn man abweichende Positionen kennenlernen will, sollten sie nicht so verschwurbelt daher kommen, dass man nicht versteht, was gemeint ist.

Der Nachteil schien mir zunächst: keine neuen Argumente.

Doch das änderte sich bei Klaus-Rüdiger Mais Artikel über Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" (Tichys Einblick 02/21 S40-43). Mai erkennt in Poppers Kritik an Hegel einen Geschichtsrevisionismus, der "die Cancel Culture unserer Tage vorweg" (S.41) nimmt.

Darauf fragt er "ob nicht Poppers 'Offene Gesellschaft' notwendig in eine geschlossene Gesellschaft kippen muss, ob ihre totalitäre Transformation in der offenen Gesellschaft bereits angelegt ist." (S.41) 

Damit ist die "große Transformation" angesprochen, die von der AfD und ihr nahestehenden Autoren (sieh u.a. Lengsfeld) das Ziel von Flüchtlingspolitik und Klimapolitik der gegenwärtigen Bundesregierung sei. 

Dann erinnerte ich mich daran, dass an anderer Stelle argumentiert wurde, die Bewegung 'Black lives matter' sei rassistisch, weil sie Sonderrechte (Leben?) für die Schwarzen fordere und sonst originelle Thesen mit ähnlich gehaltvollen (freilich nicht ganz so abstrusen) Argumenten begründet wurden.

Ich werde das Magazin weiter mitverfolgen und melden, wenn ich lesenswerte Beiträge finde. 

Klimakiller: Strom

Ein Alltag ohne Smartphone oder Laptop – das können sich viele nicht vorstellen. Dazu kommt die Kaffeemaschine, der Fernseher, die Waschmaschine und viele andere alltägliche Stromfresser. Und darunter leidet die Umwelt: Durch unseren Verbrauch entstehen laut Umweltbundesamt im Schnitt 700 Kilo Treibhausgas-Emissionen jährlich, also immerhin sechs Prozent unseres gesamten CO2-Fußabdrucks.

Im Jahr 2020 wurden 50,5 Prozent des Stroms in deutschen Steckdosen aus erneuerbaren Energien erzeugt, schreibt das Magazin heise online. Der Anteil war zum ersten Mal größer als der von Strom aus konventionellen Quellen. Die übrigen 49,5 Prozent stammen aber immer noch zu großen Teilen aus Kohlekraftwerken. Diese verbrennen unter anderem Braun- und Steinkohle, um Energie zu erzeugen – dabei entsteht neben giftigen Abgasen auch sehr viel Kohlenstoffdioxid (CO2). Kohle ist laut BUND die klimaschädlichste Art der Stromerzeugung. Sie sei beispielsweise doppelt so schlimm wie moderne Gaskraftwerke. Trotzdem werden die Anlagen voraussichtlich bis mindestens 2035 in Betrieb bleiben.

Utopia

Wikipedia Ökostrom

Kommentar

Jihses Kraist Suppestahschrieb am 21. Januar 2020 um 11:38 Uhr

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kostrom#Kritik

Beim Kunden erzeugt der Begriff „Ökostrom“ die Vorstellung, durch seine Tarifwahl die Emission von CO2 zu vermindern. Diese Annahme ist irrig, denn aufgrund der Einspeisepriorität für regenerativ erzeugten Strom ist eine bloße Änderung des Geldflusses, mit Umgehung der Strombörse und direktem Handel mit dem Erzeuger, ohne Wirkung auf die CO2-Emissionen. Dem regenerativen Strom des Ökostromkunden entspricht eine genauso große Verminderung des regenerativen Anteils im Graustrom und eine Änderung seines Stromverbrauchs erzeugt eine gleich große Änderung der fossilen Stromerzeugung. Eine positive CO2-Wirkung von Ökostromverträgen entstünde nur, wenn diese eine höhere Investition in regenerative Technik auslösten. Dies können jedoch nur einige Anbieter garantieren.

Viele Ökostromangebote stehen unter Kritik. Von den rund 810 Ökostromlieferanten, die es 2011 in Deutschland gab, wurden laut einer Analyse des Umweltbundesamtes die Kauferwartungen von Verbrauchern nur von einem Bruchteil der Anbieter tatsächlich erfüllt. Unter den 7,25 Millionen Verbrauchern in Deutschland, die 2012 Ökostrom an Stelle von Graustrom bezogen, um die Energiewende und den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern, unterstützt eine Mehrheit unbewusst die Stromerzeugung aus Kernkraft- und Kohlekraftwerken.

Manche Angebote dienen dem Greenwashing des Anbieters oder sollen zum Stromanbieterwechsel verleiten. Diese Geschäftspraktik betreiben die meisten Stromanbieter.[65] Einige Passagen in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie erlauben es den Anbietern, Stromprodukte als Ökostrom zu verkaufen, die keine fördernde Wirkung auf den Ausbau von Anlagen zur Nutzung erneuerbaren Quellen haben. Dabei ist Hauptzweck und Ziel der Richtlinie, eine Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen zu fördern. Stattdessen werden mit Hilfe eines verpflichtenden Handels mit sogenannten Herkunftsnachweisen (speziell RECS) vorgebliche Ökostromprodukte legitimiert. Diese weisen jedoch nur nach, dass Strom, der ohnehin irgendwo in Europa schon aus erneuerbaren Quellen – zumeist seit langem betriebenen Wasserkraftwerken – in das Stromnetz eingespeist wird, statistisch dahin verschoben wird, wo Ökostrom nachgefragt wird. Diesen Nachweisen fehlt nachweislich eine fördernde Wirkung auf die Energiewende.[65] So erstellte Ökostromprodukte weichen somit weitgehend von den Kaufmotiven ab, aus denen Verbraucher Ökostrom nachfragen.[71][72


Dienstag, 26. Januar 2021

Zur Situation in Belarus (Weißrussland)

 

"Das Beste, was der Westen oder die EU tun kann, ist, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Lest unsere Bücher, sprecht mit uns. Fragt uns, was hier vor sich geht. Sobald ihr aufhört, Fragen zu stellen, wird das Töten wieder anfangen."

Sonntag, 24. Januar 2021

Damit er nicht immer liest!

 "Ich setze auf Beschäftigung für Helmut [9 J.], wo er nicht immer liest. Na, nächstes Jahr ist er im Jungvolk!"

Von heute aus ist das Klagen über viel lesen von Grundschülern und die Hoffnung auf Gleichschaltung durch Nazipropaganda etwas überraschend.

Ja, Lesen war 1944 das, was heute Daddeln mit dem Smartphone ist. 

Später hat er dann über seinem politischen Engagement und seiner Arbeit als Schulsprecher das Abitur verpasst und ist als Kommunalbeamter durch seine ausschweifende philosophische Lektüre aufgefallen und hat in einem politischen Arbeitskreis einen Professor dabei beraten, wie der sein Referat anlegen sollte. 

Mein großer Bruder, der schon mit 6 Jahren seinen kleinen Geschwistern vorgelesen hat. 

Samstag, 23. Januar 2021

Josef Braml: Trumps Amerika. Auf Kosten der Freiheit

Ein sprachlich interessantes klangvolles Schlagwort verwendet Braml recht früh im Buch mit "vermachtete Marktwirtschaft". (S.19)

Vieles ist dem informierten Zeitungsleser schon bekannt, doch manche konkrete Zahl verdient dann aber doch festgehalten zu werden:

"Die Wiederwahlquote im Abgeordnetenhaus liegt seit vier Jahrzehnten über 90 Prozent (mit einer Ausnahme, 2010 85 Prozent); sie lag bei vielen Wahlzyklen sogar bei 98 Prozent. Auch im Senat ist seit Anfang der 1980-er-Jahre die Tendenz steigend; 2014 konnten 82 Prozent der Amtsinhaber ihre Herausforderer abwehren." (S.37)

"Kandidaten, die bei den Kongresswahlen 2014 einen Sitz im Senat gewannen, setzten durchschnittlich 8,6 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden ein. [Im Abgeordnetenhaus investierten siegreiche Kandidaten] "im Schnitt 'nur' 1,2 Millionen Dollar". (S.142)

zur Außenpolitik des USA:

"Mit der wachsenden Energieautarkie und dem daraus fast zwangsläufigen schrittweisen Rückzug der USA verbliebe China die dominierende weltpolitische Kraft" (S.87)

Der hier postulierte Zusammenhang zwischen Energieversorgung und auswärtiger Politik wirft ein eigenartiges Licht auf das Konzept der humanitären Intervention.

"Politik wird in den USA nicht - wie in parlamentarischen Regierungssystem üblich – von den Parteien formuliert und gesteuert, sondern über 'Themennetzwerke' oder 'Tendenzkoalitionen' ausgehandelt, in denen gleichgesinnte Politiker, Wahlkampfmanager, Lobbyisten, Experten, Verwaltungseliten und Journalisten gemeinsam versuchen, ihre Ideen und Interessen durchzusetzen. Strukturelle Veränderungen, insbesondere Entscheidungen des Supreme Court zur Wahlkampffinanzierung, haben diesen Politunternehmen neue Möglichkeiten eröffnet., [...]"(Seite 129)

"Norquist hat die große Mehrheit der Republikaner im Abgeordnetenhaus und Senat dazu gebracht, einen öffentlichen Eid zu leisten, dass sie künftig keine Steuererhöhung mehr zustimmen werden. In der 112. Legislaturperiode gab es im Abgeordnetenhaus nur noch sechs Republikaner, die diesen Eid nicht unterschrieben hatten. Im Senat waren es noch sieben "Abtrünnige" vom wahren libertären Glauben, die sich dem Ansinnen Norquists verwehrten und ihren politischen Bewegungsspielraum bewahrten, der nötig ist und Kompromisse in der Gesetzgebung zu finden." (Seite 144/145)

 Josef Braml:Trumps Amerika. Auf Kosten der Freiheit  Quadriga Verlag 2016 

Robert Habeck und das Prinzip Verantwortung

Robert Habeck in Sternstunden der Philosophie über Verantwortung 

https://www.youtube.com/watch?v=gDi5ZB_9yJw

Mein Kommentar:

Keine Politik gegen den Rechtsstaat; aber wenn rechtliche Regelungen getroffen sind (A49), die übergeordneten Zielen entgegenstehen, dass ist es Aufgabe der Politik, diese Regelungen aufzuheben. Rechtsstaat bedeutet nicht Festschreibung des positiven Rechts. 
Deshalb darf sich Politik auch nicht an unabhängige Schiedsgerichte von Experten binden, sondern auch Gerichte müssen im Rahmen gesellschaftlicher Verantwortung agieren.

Die "Heuristik der Furcht" (S.392), die Jonas in "Prinzip Verantwortung" schließt die zugehörige Hoffnung auf Abwendung des Übels ein. Er will keine Ängstlichkeit, sondern die Furcht vor einem klar erkennbaren Übel.
Allerdings spricht er dann doch von Angst: 
"Furcht zur Pflicht [...] nur mit Hoffnung [...] vielleicht gar Angst [...] Der Angst aus dem Wege zu gehen, wo sie sich ziemt, wäre in der Tat Ängstlichkeit." (S.392)
Aus meiner Sicht bezeichnet "ziemt" eine Stilfrage, ist viel zu ungenau. 

Wenn Jonas das lebensverändernde Erschrecken vor der Wahrheit meint [vgl. Schillers "Das Bildnis zu Sais"]; dann wäre ein Augenblick der Angst die Voraussetzung für das Erkennen der Wirklichkeit und die Beendigung des "Weiter so" unter Berufung auf den Rechtsstaat. Diese Art von "Angst" wäre nicht Verstörung, sondern die Basis für verantwortungsvolles Handeln.

"Ich finde Heideggers Philosophie faszinierend, aber faszinierend falsch." Die Natur darf man nicht personifizieren, ist falsch. Sie ist absolut frei, ist nicht definierbar.

Wir leben in einer angestrengten Zeit. Aber so war es immer. Aber jetzt haben wir mit großer Anstrengung die Möglichkeit, Wesentliches zu verändern. "Wir können Geschichte schreiben."
Große Anstrengungen in gesellschaftlicher Solidarität sind nicht möglich, wenn man nicht glaubt, dass die Veränderung gelingen kann. Die Alternative wäre Zerfall in Einzelegoismen.

Mittwoch, 20. Januar 2021

Weihnachtsgruß Wilhelms II. zur Kriegsweihnacht 1916


Text:

Geschrieben den 3. Dezember 1916

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und en Menschen ein Wohlgefallen

Gott segne das 3. Kriegsweihnachten allen, draußen im Feld wie daheim im lieben Vaterland

                                                                                                                     Wilhelm 


Auf der Rückseite:

Weihnachtsgruß Seiner Majestät des Kaisers

an das Deutsche Volk


Über den Gesamterlös wird S.M. der Kaiser verfügen

Verkaufspreis 20 Pfennig


Es gibt da allerlei zu interpretieren. Bemerkenswert, dass der Angreifer den Friedensgruß der Engel zitiert. Selbstverständlich, dass Gott "das Kriegsweihnachten" nur für Deutsche segnen soll.


 

Joe Biden - Zeitplan der Amtseinführung

 https://www.sueddeutsche.de/politik/biden-trump-us-praesident-amtseinfuehrung-zeitplan-1.5180027

Newsblog bei Spiegel online


Bidens Antrittrede:


Chief Justice Roberts, Vice President Harris. Speaker Pelosi, Leader Schumer, Leader McConnell, Vice President Pence, and my distinguished guests, my fellow Americans, this is America's day. 
This is democracy's day. A day of history and hope, of renewal and resolve. Through a Crucible for the ages, America has been tested anew and America has risen to the challenge. Today, we celebrate the triumph not of a candidate, but of a cause. The cause of democracy. The people, the will of the people has been heard and the will of the people has been heeded. We've learned again that democracy is precious. Democracy is fragile. And at this hour, my friends, democracy has prevailed. So now, on this hallowed ground, where just a few days ago violence sought to shake the Capitol's very foundation, we come together as one nation under God, indivisible, to carry out the peaceful transfer of power as we have for more than two centuries. As we look ahead in our uniquely American way, restless, bold, optimistic and set our sights on the nation we know we can be and we must be. I thank my predecessors of both parties for their presence here today. I thank them from the bottom of my heart and I know-- And I know the resilience of our Constitution and the strength, the strength of our nation, as does President Carter who I spoke with last night who cannot be with us today but whom we salute for his lifetime of service. DER SPIEGEL I've just taken a sacred oath each of those patriots have taken. The oath first sworn by George Washington. But the American story depends not in any one of us, not on some of us, but on all of us. On we, the people who seek a more perfect union. This is a great nation. We are good people. And over the centuries, through storm and strife, in peace and in war, we've come so far, but we still have far to go. We'll press forward with speed and urgency for we have much to do in this winter of peril and significant possibilities. Much to repair, much to restore, much to heal, much to build, and much to gain. Few people in our nation's history have been more challenged or found a time more challenging or difficult than the time we are in now. Once in a century virus that silently stalks the country has taken as many lives in one year as America lost in all of World War II. Millions of jobs have been lost. Hundreds of thousands of businesses closed. A cry for racial justice some 400 years in the making moves us. The dream of justice for all will be deferred no longer. The cry for survival comes from the planet itself. A cry that can't be any more desperate or any more clear. And now a rise of political extremism, white supremacy, domestic terrorism that we must confront and we will defeat.

Samstag, 16. Januar 2021

Coffein in Kaffee und Tee unterscheidet sich in der Wirkung

 "Der in Grüntee und Schwarztee enthaltene Wirkstoff, in der Umgangssprache oft als „Tein“, „Thein“ oder „Teein“ bezeichnet, ist ebenfalls Coffein. Diese früher übliche Unterscheidung zwischen Coffein aus Kaffee und Tein aus Tee beruht auf der unterschiedlichen Freisetzung des Alkaloids im menschlichen Organismus: Coffein aus Kaffee ist an einen Chlorogensäure-Kalium-Komplex gebunden, der nach der Röstung und Kontakt mit der Magensäure sofort Coffein freisetzt und damit schnell wirkt. Coffein aus Tee hingegen ist an Polyphenole gebunden, wobei das Alkaloid erst im Darm freigesetzt wird. Die Wirkung tritt dann später ein und hält länger an.[14]" (Wikipedia: Coffein)

Zur Wahl des CDU-Vorsitzenden

 https://www.fr.de/politik/armin-laschet-cdu-vorsitz-parteitag-chef-deutschland-kanzler-merz-roettgen-zr-90170358.html

Laschet wurde im 2. Wahlgang mit 521 gegenüber 466 für Merz gewählt. (Wikipedia)

Bernd Ulrich – was bringt 2021? (auf 1,5 Grad – der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer)

 1,5 Grad – der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer (insgesamt etwas über 50 Minuten)

Meine Notiz dazu:

Bernd Ulrich: Die Journalisten können das Problem nicht größer darstellen, als die Lösungen, die angeboten werden. Wir können nicht beliebig von den Lesern weg. Erst wenn die Politik passende Antworten anbietet, können Journalisten dazu Stellung nehmen. 
Fontanefan: Sinngemäß heißt das also: Die Katze beißt sich in den Schwanz.

Neubauer und Ulrich sind sich einig in folgendem:  
Wenn die systemische Frage durch  Reduktion auf das persönliche Verhalten heruntergezogen wird, sieht sich leicht jeder einzelne hilflos und glaubt, er könne nichts machen. 
Man muss aber die Probleme politisch zu lösen versuchen (dafür ist Politik da), dann sieht sich der einzelne nicht überfordert, weil er seinerseits fordern kann und nicht allein lösen muss. [Fontanefan: Die Formulierung des 2. Absatzes stammt von mir, ist als Verdeutlichung der abstrakten Aussage im Podcast gedacht.]

Einzelaussagen:
Neubauer: Es besteht ein Widerspruch zwischen dem öffentlich verkündeten Programm und dem, was getan wird. Klimarettungsprogramm und Klimazerstörungsprogramm laufen gleichzeitig.
Es ist aber noch Hoffnung: Viele der Klimazerstörungsverträge dürfen nicht erfüllt werden. [vgl. Merkels Ausstieg aus der Rücknahme des Atomausstiegs führte letztlich auch zur richtigen Lösung: Atomausstieg; freilich entstanden so Entschädigungsansprüche der Elektrokonzerne.]
Ulrich: Aufgrund des wachsenden Einflusses von Jung gegenüber Alt und Frauen gegenüber Männern besteht die Hoffnung, dass mehr zielorientierte Arbeit geleistet wird. 
Bei der gegenwärtigen Generation der Männer finden oft Machtkämpfe statt, die die sinnvolle Arbeit aufhalten. (Sie werden aber als Arbeitszeit gerechnet und bezahlt.)




Donnerstag, 14. Januar 2021

Archäologie der Moderne

Neuzeitarchäologie: Ist das Archäologie, oder kann das weg? Von Max Rauner, ZEIT 14.1.2021
"Eine bronzezeitliche Speerspitze und eine Bierdose aus dem Jahr 2020: Für Gegenwartsarchäologen sind beide Fundstücke von gleichem Erkenntniswert – genauso wie Kritzeleien, Gartenzwerge und Tonbandkassetten." 

Die Überschrift  Ist das Archäologie, oder kann das weg?  erscheint fragwürdig, wenn man im Text des Artikels den Hinweis findet, dass 90% der archäologischen Objekte Abfall sind. Bei der zweiten Bedeutung der Frage, nämlich der, die sich auf die Neuzeitarchäologie als solche bezieht, müsste es heißen: 'oder ist es überflüssig'. Denn die Wissenschaft als solche schafft Tradition und ist kein Überrest.

In den Kommentaren zum Artikel führt der Verfasser Max Rauner folgende Arbeiten mir Kurzlinks an: (Schrägdruck bezeichnet Text von Fontanefan)

Ulrich Müllers Forschungsarbeit über die Graffiti im Hörsaal der Universität Kiel: http://bit.ly/3icm2NB

Das Paper über die Ausgrabungen am Militärstützpunkt Greenham Commonhttp://bit.ly/3bCwlcB

Meine Frau hat mehrere Monate lang bei einem Lager der Frauen von Greenham Common Nachtwachen gehalten und dabei erfahren, dass die verschiedenen Lager sich sehr in ihrem Selbstverständnis unterschieden. Auf den Gedanken, dass alle Veganerinnen waren, wäre sie nie gekommen. Freilich, könnten trotz des archäologischen Befunds alle Veganerinnen gewesen sein, denn die Frauen, die Nachwache hielten, haben vermutlich nicht alle alles, was sie mitgebracht hatten, wieder mit nach Hause genommen.

In ihrer Doktorarbeit bezeichnet Rachael Kiddey die Obdachlosen als “Kollegen”
http://bit.ly/3bDU1NK
und in dem Fachartikel, publiziert in Post-Medieval Archeology stehen zwei von ihnen mit in der Autorenzeile: https://bit.ly/3bDktav

John Schofield sezierte einen 14 Jahre alten, ausgemusterten Ford Transit. Das Ergebnis publizierte er im Cambridge Archaeological Journal: https://bit.ly/3nIf2JE

John Schofield und Paul Graves-Brown schrieben einen Artikel über das Kulturerbe der Sex Pistols für die Fachzeitschrift Antiquity: http://bit.ly/3qdb8tQ

Das Programm der DGUF-Jahrestagung zur Archäologie der Moderne war hier zu finden: http://bit.ly/39yp7Uf

John Schofield für das Magazin ZEIT WISSEN portraitiert. Den Artikel finden Sie hier: http://bit.ly/38FASsP

Ich habe die Kurzlinks stehen lassen, sie aber bei der Verlinkung der Artikel (nicht alle habe ich verlinkt) durch vollständige ersetzt, weil Kurzlinks nur kurzfristig gültig sind. Die vollständigen führen zwar auch nicht sehr lange zu den betreffenden Artikeln, aber es besteht die Chance, dass sie auch nach Löschung der Artikel im Webarchiv gefunden werden können.

Alle Links sind freilich trotzdem sehr kurzlebig, wie alle elektronische Information, die nicht regelmäßig auf aktuelle Trägermedien gespeichert und in aktuellem Code erfasst ist. 

Zur Frage der Haltbarkeit heutiger Tradition möchte ich daher auf das Projekt Memory of Mankind (https://de.wikipedia.org/wiki/Memory_of_Mankind) hinweisen. (vgl. dazu den Versuch durch Keramiktafeln langfristig vor gelagertem Atommüll zu warnen.)

Bei meinen privaten Informationen stelle ich fest, dass der Selektionsprozess bei auf Papier festgehaltenen sehr viel bewusster erfolgt als der im Computer oder im Netz. Da besteht immer die Gefahr der Vernichtung von Information in großem Stil, die nicht ausdrücklich in anderer Hardware gesichert ist.

Information auf Papier versuche ich, wenn sie mir auch für andere Personen wichtig erscheint, möglichst ins Netz zu stellen, um sie  durch Verbreitung zugänglich und dadurch ihre Überlieferung aufgrund der Vervielfältigung wahrscheinlicher zu machen. (Ein Beispiel: die Anmerkung 6 im Wikipediaartikel Friedensresolution: "Außerdem wurde die praktische Bedeutung und Durchführung der Friedensresolution durch Michaelis’ anschließende Reichstagsrede mit der Forderung nach Sicherstellung der deutschen Grenzen für alle Zeit, auch innerhalb der Friedensresolution, „wie ich sie auffasse“, von vornherein in Frage gestellt.[6]" für die ich folgende Seiten aus Michaelis Memoiren ins Netz gestellt habe:  

https://4321dokumente.files.wordpress.com/2010/10/img_0347.jpg


Zur Impfstrategie, insbesondere zu einer Impfpflicht

Corona-Impfung:Stichprobe  ZEIT 14.1.21
"Angeblich wollen sich viele Pfleger und Ärzte nicht impfen lassen. Aber ist das wirklich so?"


Weiße Wut. Eine Impfpflicht für Pflegepersonal? ZEIT 14.1.21
"So etwas kann nur fordern, wer keinen Schimmer davon hat, wie tief die moralischen Verletzungen sind, unter denen diese Berufsgruppe schon seit Langem leidet."

Mein Kommentar:
Der Artikel "Stichprobe" weist nur nach, dass manche in der Presse und von Politikern veröffentlichte Daten ungenau sind und dass vermutlich weniger Pfleger und Ärzte sich nicht impfen lassen, als da angegeben. Aber alle dort angeführten Umfragen usw. zeigen deutlich, dass es insgesamt sehr wohl viele sind.
Der Artikel "Weiße Wut" macht deutlich, dass es problematisch ist, wenn man gerade die für die Krankenversorgung wichtigsten Gruppen einer Impfplicht unterwirft.

Chinas Staatschef Xi Jinping

 Xi Jinping in der Wikipedia

Xi Jinping bei bpb

Chinesische Geschichte

Chinesische Politik u.a.

Das Handelsabkommen zur Brexitregelung

 https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/325314/handelsabkommen-nach-dem-brexit?pk_campaign=nl2021-01-13&pk_kwd=325314

Sonntag, 10. Januar 2021

Adel im 18. Jh.

 Georg Rudé: Europa im 18. Jh. über die Unterschiede innerhalb des Adels im 18. Jh. :

"Fürst Esterhazy hatte ein Einkommen von mehr als 700000 und Graf Czobor eines von rund einer Million Gulden (und doch geriet er schließlich in Schulden" (S.135)

In Böhmen wurde "ein Besitz von nicht mehr als dreißig Dörfern [...] als relativ gering angesehen" (S.136)

"In Spanien standen Granden [...] turmhoch über den bescheideneren caballeros, und weit darunter stand dann wieder die Masse der verarmten Landadligen: der hidalgos, die den zahlenmäßig bei weitem größten Teil des Adels stellten, dem hier gegen Ende des Jahrhunderts etwa jeder zwanzigste* Bewohner Spaniens angehörte. Der arme hidalgo, von dem man sagte, daß er 'unter seinem Stammbaum Schwarzbrot aß' " (S.136/137) 

* "in Teilen Nordspaniens waren zeitweise bis zu 90 % der Einwohner Hidalgos" (Wikipediazitat nach  Peer Schmidt et al.: Kleine Geschichte Spaniens, Stuttgart 2002, S. 232 f.)


Donnerstag, 7. Januar 2021

Trump und Corona

 Erstaunlich viele Zeilen des folgenden Gedichts von Gottfried Keller, das 1878 entstand und 1883 veröffentlicht wurde, passen zu Trump, andere zu Corona:

Die öffentlichen Verleumder

Ein Ungeziefer ruht
In Staub und trocknem Schlamme
Verborgen, wie die Flamme
In leichter Asche tut.
Ein Regen, Windeshauch
Erweckt das schlimme Leben,
Und aus dem Nichts erheben
Sich Seuchen, Glut und Rauch.

Aus dunkler Höhle fährt
Ein Schächer, um zu schweifen;
Nach Beuteln möcht er greifen
Und findet bessern Wert:
Er findet einen Streit
Um Nichts, ein irres Wissen,
Ein Banner, das zerrissen,
Ein Volk in Blödigkeit.

Er findet, wo er geht,
Die Leere dürft’ger Zeiten,
Da kann er schamlos schreiten,
Nun wird er ein Prophet!
Auf einen Kehricht stellt
Er seine Schelmenfüße
Und zischelt* seine Grüße        *twittert
In die verblüffte Welt.


Gehüllt in Niedertracht,
Gleichwie in einer Wolke,
Ein Lügner vor dem Volke,
Ragt bald er groß an Macht
Mit seiner Helfer Zahl,
Die hoch und niedrig stehend,
Gelegenheit erspähend,
Sich bieten seiner Wahl.

Sie teilen aus sein Wort,
Wie einst die Gottesboten
Getan mit den fünf Broten,
Das klecket fort und fort!
Erst log allein der Hund,
Nun lügen* ihrer Tausend;        *Fake News
Und wie ein Sturm erbrausend,
So wuchert jetzt sein Pfund.

Hoch schießt empor die Saat,
Verwandelt sind die Lande,
Die Menge lebt in Schande
Und lacht der Schofeltat!
Jetzt hat sich auch erwahrt,
Was erstlich war erfunden:
Die Guten sind verschwunden,
Die Schlechten stehn geschart!

Wenn einstmals diese Not*           *Corona
Lang wie ein Eis gebrochen,
Dann wird davon gesprochen
Wie von dem schwarzen Tod;
Und einen Strohmann baun
Die Kinder auf der Haide,
Zu brennen Lust aus Leide
Und Licht aus altem Graun.[2]

Mehr zu dem Gedicht findet sich in der Wikipedia