https://www.perlentaucher.de/buch/juergen-kaube/ist-die-schule-zu-bloed-fuer-unsere-kinder.html
Zitate:
"In
Deutschland waren es im Schuljahr 2016/17 allein an
allgemeinbildenden Schulen mehr als 750.000 Lehrer. Nur zum
Vergleich: Beamte insgesamt gibt es hier zu Lande 1,9 Millionen,
Ingenieure etwa 1,6 Millionen, Juristen nicht mehr als 250.000, die
Post beschäftigt rund 520.000 Angestellte; soll heißen, die Schule
ist, sowohl was ihre Kundschaft als auch was ihre Vertreter anlangt,
einer der auffälligsten Bereiche der modernen Gesellschaft.
(S.31)"
"Das Rätsel der schulischen und universitären Bildung liegt also nicht darin, dass wir leider für die Schule lernen, obwohl viel besser für das Leben lernen würden. Sondern darin, dass wir für die Schule lernen und sich das in einem Leben auszahlt, das außerhalb der Schule stattfindet und auch ganz anders als die Schule ist. So formuliert es der Ökonom Brian Caplan: Nicht die schwache Verbindung zwischen den Inhalten des Unterrichts und dem, was wir später tun, ist das Rätsel, sondern diese schwache Verbindung bei einer zugleich ganz engen Verbindung von Bildungserfolg und Berufserfolg." (S.39)
" 'Wenn in Cambridge anstatt des Newtonschen das Ptolemäische System unterrichtet würde, würde der Ehrgeizige trotzdem meistens dem Holzkopf überlegen sein. Wenn wir anstatt Griechisch die Sprache der Cherokee lernten, würde derjenige der es am besten verstünde und die fehlerfreiesten und melodischsten Cherokee-Verse geschrieben, er, der die Grammatik der Cherokee-Präpositionen am besten durchschaute, demjenigen überlegen sein der all das nicht könnte.' (Macaulay)
Der zwingende Schluss: es liegt nicht an den Inhalten. Jedenfalls nicht die Tatsache, dass höhere Bildungsabschlüsse zu höheren Einkommen auch in Bereichen führen, die kaum eine Verbindung zu den dort gelernten Inhalten haben. Ökonomen werden sagen, es liegt an den Signalen. Suchen Arbeitgeber nämlich fähiges Personal, ist der hohe Bildungsabschluss ein Signal für Fähigkeiten, die jemand nicht aufgrund des Wissens in bestimmten Schulfächern hat. Die Fähigkeiten, die den Arbeitgeber interessieren, wurden in diesen Fächern nur unter Beweis gestellt, aber nicht im Sinne eines zuvor unbekannten Wissens erlernt." (S.42)
"Eine gute Schule wäre eine, die möglichst viele der Tugenden honoriert und übt, die später im Leben erfreulich sind. Das aber wiederum heißt, dass sie ganz unterschiedliche Eigenschaften von Schülern wertschätzen muss: Sorgfalt genauso wie Exzentrizität, Teamgeist genauso wie Eigensinn, Bescheidenheit wie Freude an rhetorischemk Glanz, Gedächtnis genauso wie Improvisationsfreude, Fantasie genauso wie Disziplin. Die sozialen Erwartungen an Personen sind gegensätzlich, niemand kann sie alle erfüllen. Der Bildungsabschluss dokumentiert nur, dass man von seinen Besitzerinnen irgendwelche dieser Tugenden erwarten darf." (S.46)
"Das Rätsel der schulischen und universitären Bildung liegt also nicht darin, dass wir leider für die Schule lernen, obwohl viel besser für das Leben lernen würden. Sondern darin, dass wir für die Schule lernen und sich das in einem Leben auszahlt, das außerhalb der Schule stattfindet und auch ganz anders als die Schule ist. So formuliert es der Ökonom Brian Caplan: Nicht die schwache Verbindung zwischen den Inhalten des Unterrichts und dem, was wir später tun, ist das Rätsel, sondern diese schwache Verbindung bei einer zugleich ganz engen Verbindung von Bildungserfolg und Berufserfolg." (S.39)
" 'Wenn in Cambridge anstatt des Newtonschen das Ptolemäische System unterrichtet würde, würde der Ehrgeizige trotzdem meistens dem Holzkopf überlegen sein. Wenn wir anstatt Griechisch die Sprache der Cherokee lernten, würde derjenige der es am besten verstünde und die fehlerfreiesten und melodischsten Cherokee-Verse geschrieben, er, der die Grammatik der Cherokee-Präpositionen am besten durchschaute, demjenigen überlegen sein der all das nicht könnte.' (Macaulay)
Der zwingende Schluss: es liegt nicht an den Inhalten. Jedenfalls nicht die Tatsache, dass höhere Bildungsabschlüsse zu höheren Einkommen auch in Bereichen führen, die kaum eine Verbindung zu den dort gelernten Inhalten haben. Ökonomen werden sagen, es liegt an den Signalen. Suchen Arbeitgeber nämlich fähiges Personal, ist der hohe Bildungsabschluss ein Signal für Fähigkeiten, die jemand nicht aufgrund des Wissens in bestimmten Schulfächern hat. Die Fähigkeiten, die den Arbeitgeber interessieren, wurden in diesen Fächern nur unter Beweis gestellt, aber nicht im Sinne eines zuvor unbekannten Wissens erlernt." (S.42)
"Eine gute Schule wäre eine, die möglichst viele der Tugenden honoriert und übt, die später im Leben erfreulich sind. Das aber wiederum heißt, dass sie ganz unterschiedliche Eigenschaften von Schülern wertschätzen muss: Sorgfalt genauso wie Exzentrizität, Teamgeist genauso wie Eigensinn, Bescheidenheit wie Freude an rhetorischemk Glanz, Gedächtnis genauso wie Improvisationsfreude, Fantasie genauso wie Disziplin. Die sozialen Erwartungen an Personen sind gegensätzlich, niemand kann sie alle erfüllen. Der Bildungsabschluss dokumentiert nur, dass man von seinen Besitzerinnen irgendwelche dieser Tugenden erwarten darf." (S.46)
Kommentare
zu S.42:
Inzwischen ist freilich bekannt, dass die erfolgreiche Bewältigung einer Berufslaufbahn gerade nicht sonderlich gut mit guten Schulleistungen korreliert. Genau dies ist ja der Grund, weshalb Assessment Zentren eingerichtet werden oder man anhand von nur von Computern (KI) erkennbaren formalen Sprachstrukturen bei der Beantwortung von Fragen die Qualifikation für einen Beruf zu erkennen versucht. Schon Macaulay stand ja vor der schwierigen Aufgabe, ein Lernen zu rechtfertigen, das mit den späteren Aufgaben nichts zu tun hatte. (Säbelzahntiger-Curriculum - Daher seine Argumentation!)
zu S.192:
Klar, Schüler brauchen die neuen Technologien nicht, um darüber nachzudenken.
Leider brauchen Lehrer aber ein Verständnis von der Wirkung dieser Technologien, wenn sie mit Schülern darüber sprechen wollen.
Und die Schüler arbeiten ohnehin mit den Technologien, weil die Wirtschaft sie ihnen bereitstellt, bevor die Lehrer sie kennen gelernt und begriffen haben.
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