Freitag, 1. Januar 2016

Redet der Telekom-Chef sich um Kopf und Kragen?

In der ZEIT vom 30.12.15 findet sich ein Interview, das Timotheus Höttges Giovanni di Lorenzo gibt. (S.13-15)
Das Erschreckende ist nicht, dass er behauptet, demnächst würde "der Unterschied zwischen Mensch und Computer [...] in Kürze aufgehoben" sein und dass er Silicon Valley als großes Vorbild sieht und dass er trotz Lektüre von "Der Circle" glaubt, die Verführung der Konsumenten zur Preisgabe ihrer Daten wäre eine Art "Volksabstimmung" der Konsumenten.
Das Erschreckende ist, dass er als Chef eines großen Technologiekonzerns weder von den wirtschaftlichen Folgen der Erderwärmung noch von Klimakriegen aufgrund von Wassermangel irgendwie beunruhigt scheint.

Dass uns ein Firmenchef vorzumachen versucht, seine Branche trage vor allem zum Fortschritt der Menschheit bei, legt sich nahe. Dass er Recht und Gesetz nur vordergründig verteidigt, aber gern ausgeschaltet sähe, braucht uns nach Libor- und Abgasskandal auch nicht mehr zu wundern.

Dass er aber Krieg und Klimaveränderung in den Wochen, wo in den Medien von nichts mehr als von Flüchtlingen die Rede ist, als nicht-existent behandelt, das muss sehr zu denken geben. Kann sich ein heutiger Großkonzern wirklich noch Manager leisten, die die Wirklichkeitsverleugnung so weit treiben?

Hat er wirklich nicht im Blick, dass Computer und Menschen aus unterschiedlichen Stoffen gemacht und von unterschiedlicher Energie angetrieben werden? Dass Menschen soziale Bedürfnisse haben und dass der Klimawandel schon jetzt verheerende Folgen hat?

Vorankündigung dieses Interviews durch die Zeit:
Telekom-Chef Höttges für bedingungsloses Grundeinkommen und Besteuerung großer Internetkonzerne
"Angesichts der durch die digitale Revolution bevorstehenden grundlegenden Veränderungen von Gesellschaft und Arbeitswelt fordert Telekom-Chef Timotheus Höttges "unkonventionelle Lösungen" zum Erhalt der Sozialsysteme: "Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann eine Grundlage sein, um ein menschenwürdiges Leben zu führen", so Höttges im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Es geht um die Frage, wie wir ein faires System für eine Welt von morgen schaffen." Mit Blick auf den Wegfall von Arbeitsplätzen fordert Höttges: "Wir müssen unsere Gesellschaft absichern. Deswegen die Idee des Grundeinkommens. (…) Es könnte eine Lösung sein – nicht heute, nicht morgen, aber in einer Gesellschaft, die sich durch die Digitalisierung grundlegend verändert hat."Finanziert werden könnte das Grundeinkommen durch die Besteuerung der Gewinne großer Internetkonzerne: "Wenn Produktivität zukünftig vor allem an Maschinen und die Auswertung von Daten gekoppelt ist, könnte die Besteuerung stärker auf den darauf beruhenden Gewinnen aufbauen und weniger auf der Einkommensteuer des Einzelnen", so Höttges. "Die Gewinnbesteuerung ist wahrscheinlich der richtige Weg. Eine Besteuerung von Daten scheint mir wenig praktikabel und nicht sinnvoll zu sein. [...]"

2 Kommentare:

  1. Ja, ich habe den Artikel auch gelesen.
    Dazu fällt einem nichts mehr ein.

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  2. Dabei ist zu beachten, dass Höttges sich ja offenkundig Mühe gibt, möglichst sozial und aufgeschlossen zu erscheinen, wo er sogar das garantierte Mindesteinkommen (http://www.mindesteinkommen.de/) als diskussionswürdig gelten lässt.

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