Michael Lüders "Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet" 2. Aufl. 2015
Michael Lüders "beschreibt die Fehler und Skandale westlicher Politik mit dem Ausgangs-Sündenfall der Ermordung des iranischen Premierministers Mohammed Mossadegh am 19. August 1953. Das wird die Flucht der bösen Tat werden, die nachfolgend weitere böse Taten produzierte und bis heute nicht beendet ist. Auch durch die totale Panzerung der westlichen Welt, die eines nicht versteht, obwohl sie von ihren christlichen Wurzeln her dazu prädestiniert wäre: Sie kann eigene Fehler nicht zugeben. Der Autor lässt kein Schlupfloch, wir im Westen halten uns immer für die Guten, sind es aber nicht. Denn wir führen weiter eine Kumpanei an mit dem Wahhabismus Saudi Arabiens, der im Grunde genauso schlimm ist wie Al Qaida und der IS. Wir folgen sklavenhaft und unerbittlicher der US-amerika-nischen Politik, obwohl eine eigenständige Politik Europas schon längst den arabischen Raum und Nordafrika hätte gewinnen und auch den Staat Palästina längst hätte begründen können." (Rupert Neudeck)
(zum Text der Rezension*)
*Neudeck stellt darin die provozierende Frage: "Betrachten wir ethische und völkerrechtliche Normen als universale oder müssen Palästinenser, Araber und Muslime hier und da Abstriche hinnehmen, auf Grund der von Deutschen eingerichtetes Todesfabrik Auschwitz?"
Auch wenn man sich mit der Geschichte des Nahen Ostens und des Islamismus schon auszukennen glaubt, kann man diesem Buch eine Fülle weiterer wichtiger Informationen entnehmen. So auch zu dem einen - zumindest vorläufig - erfolgreichen Ergebnis des Arabischen Frühlings, bei Tunesien (S.131-134).
Klarsichtig zeigt er auf, was der Westen durch seine Zerschlagung der diktatorischen Regime in Irak und Libyen für ein Chaos angerichtet hat, und weist er darauf hin, dass es den westlichen Staaten im Nahen Osten nicht primär um "freiheitliche und liberale Werte" geht, sondern um die Beibehaltung des Status quo ("In Wirklichkeit geht es selbstverständlich nicht um Werte, sondern um die Beibehaltung eines Status quo, der Washington und den Europäern nützlich erscheint." S.127) Er kann aber nicht glaubhaft vermitteln, weshalb in diesem Fall die Beseitigung des Status nicht zu solchen einem Chaos führen würde wie im Irak, in Libyen und in Syrien. Tunesien ist doch zu sehr ein Sonderfall.
Wenn er am Beispiel Chinas darauf hinweist, dass es nicht unbedingt einer Reformation und Aufklärung bedarf, um Staaten zu wirtschaftlichen Erfolg zu führen (S.129), so muss er doch eingestehen, dass der Erfolg dort auch ohne Rechtsstaat erreicht worden ist, obwohl er doch den für notwendig hält. ("Dennoch sind nicht Reformation und Aufklärung das entscheidende Kriterium für gesellschaftliche Entwicklung und Pluralität, sondern Rechtsstaatlichkeit." S.129)
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