Samstag, 14. Februar 2015

Wolf Biermanns Rolle in der deutschen Literatur

Meine eigene Antwort (noch ohne Fähigkeit zu Recherche und konzentrierten Formulierungen:

Seine Rolle in der DDR-Literatur ist wie die von Christa Wolf leichter zu bestimmen als die in der gesamtdeutschen Literatur der Nachkriegszeit. Aber auch da gibt es einen auffallenden Bruch. Lange galt er im Westen als die wichtigste kritische Stimme, wurde entsprechend intensiv wahrgenommen. Nach der Wiedervereinigung verlor sich diese Wertschätzung und seine früheren Anhänger haben ihn wegen seiner Wendung zum Konservativen (Beispiel sein Auftritt im Bundestag) großenteils abgeschrieben. Die literarische Qualität seiner Werke kann davon aber nicht beeinflusst sein.
Unabhängig davon ist er einer der wichtigsten Liedermacher der deutschen Literatur seit 1945.
Mehr zu sagen, ist schwer. Denn "von der Parteien Gunst und Hass verwirrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte".

Die Antwort, die ich gern gegeben hätte, findet sich unter gutefrage.net:
Wolf Biermann zum bedeutungslosen Niemand der DDR Künstlerszene herunterzureden, wie es in etlichen Beiträgen geschieht, ist unabhängig davon, was man von der Person Biermann halten mag, einigermaßen absurd. Der Mann hat sämtliche deutschen Literaturpreise abgeräumt. Ich fasse es nicht, wie man heute noch, 25 Jahre nach dem Ende der DDR, so ideologisch eingefärbt sein kann.
Dass Biermann in DDR "kaum bekannt" gewesen sein soll, stimmt ja so nicht ganz.
Biermann war in den 60ern ein durchaus bekannter wie beliebter Künstler, sogar ein persönlicher Liebling von Frau Honecker. Ab 1962 mehrten sich die Auftrittsverbote und die Verbreitung seiner Werke galt als illegal. Was aber ganz gewiss nichts mit seiner Bedeutungslosigkeit zu tun hatte. Eher das genaue Gegenteil war der Fall: Biermann war höchst unbequem, er saß wie eine Zecke im Pelz der SED, und musste eben deshalb mithilfe staatlicher Repressalien unschädlich gemacht werden.
Den roten Stein der Weisen, gib zu, Den gibt es nicht, Genosse auch du, Den gibt es nicht, Genosse auch du, Du hast ihn nicht gefunden
[...]

Günter de Bruyn über Biermann: "Im übrigen war Biermann der einzige von uns, der wirklich ganz konsequent gewesen ist und einen Mut bewiesen hat, den wir alle nicht gehabt haben." (Spiegel online, 30.3.92)

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