Samstag, 28. Februar 2015

Bibel, Koran und Ungläubige

1. Wenn du in einer Stadt Ungläubige findest, "so sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwertes Schärfe und sie verbannen mit allem, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwerts."

2. "Tötet die Ungläubigen, wo ihr sie zu fassen bekommt."

3. Du sollst die Ungläubigen "der Vernichtung weihen, so wie es der Herr, dein Gott, dir zur Pflicht gemacht hat". 

Woran erkennt man, welcher Auftrag in der Bibel und welcher im Koran erteilt wird?

Sobald man ernsthaft an die Frage herangeht, kann man feststellen, dass die Ähnlichkeit der Aussagen künstlich herbeigeführt worden ist, denn im wörtlichen Zitat kommt das Wort "Ungläubige" nur in der zweiten Aussage vor. Im dritten Satz heißt es "der Herr, dein Gott", eine Formulierung, die man im Koran nicht zu suchen braucht.
Auf dieselbe Formulierung stößt man bei der ersten Aussage, sobald man den Kontext beizieht: 
"13 Es sind etliche heillose Leute ausgegangen unter dir und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: Laßt uns gehen und andern Göttern dienen! -die ihr nicht kennt-14so sollst du sie fleißig suchen, forschen und fragen. Und so sich findet die Wahrheit, daß es gewiß also ist, daß der Greuel unter euch geschehen ist, 15so sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwertes Schärfe und sie verbannen mit allem, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwerts.16Und allen ihren Raub sollst du sammeln mitten auf die Gasse und mit Feuer verbrennen, die Stadt und allen ihren Raub miteinander, dem HERRN, deinem Gott, daß sie auf einem Haufen liege ewiglich und nie wieder gebaut werde.…" (5. Buch Mose, Kapitel 13, Ver 13-16)

Doch auch im Koran steht in Sure 2, 191-193 etwas ganz anderes, als die Aussage 2 (eine Übersetzung ohne Kontext) auszusagen scheint.
Im Folgenden kommt es mir vor allem auf diese Aussage an. Im Kontext heißt es dort:

"Und tötet sie, auf welchem Schlachtfeld immer ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben! Denn die Unterdrückung ist schlimmer als das Töten. Aber kämpft nicht bei der heiligen Kultstätte gegen sie, solange sie nicht ihrerseits gegen euch kämpfen! Aber wenn sie dort gegen euch kämpfen, dann kämpft gegen sie! Derart ist der Lohn der Undankbaren. Wenn sie jedoch aufhören, so ist Gott barmherzig und bereit zu vergeben. Und kämpft gegen sie, bis es keine Unterdrückung mehr gibt, und bis das Urteil nur noch Gott gehört."
Diese Aussage stammt aus der Phase, wo die Muslime eine kleine Minderzahl waren, die in Mekka, der Stadt ihrer "heiligen Kultstätte", den Angriffen durch die Gegner Mohammeds ausgesetzt waren. Die Sure fordert die Muslime dazu auf, die Unterdrückung ihres Glaubens nicht hinzunehmen, sondern am Glauben festzuhalten und sich gegen die Unterdrücker zu wehren. Freilich nur, so lange diese mit ihrer Unterdrückung des Islams fortfahren.
Was klang wie eine Anweisung für Kämpfer des Islamischen Staates, lässt sich jetzt als Anweisung verstehen, sich gegen die Unterdrückung durch fehlgeleitete Islamisten zu wehren. 
Da ich weder Arabisch, Hebräisch oder Griechisch kann, habe ich diese meine Erläuterungen freilich aus fremden Quellen bezogen, insbesondere aus dem Aufsatz:
"Tötet sie, wo ihr sie zu fassen bekommt" von Ömer Özsoy in Publik Forum Nr.2, 30.1.2015, S.30-31.


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