1. Weil er dem Staat keine 40% Erbschaftssteuer gönnt, sondern die Macht und die Reputation, die das Geld gibt, vererben will.
2. Weil er an die langfristige Reputation für sich selbst denkt, die mit einer solchen Stiftung verbunden ist.
Dazu der Professor für Elite- und Organisationssoziologie Michael Hartmann:
"Wenn Sie heute den Namen Carnegie hören, dann denken Sie an die Carnegie Foundation und die Carnegie Hall. Carnegie, der neben Rockefeller als reichster Mann seiner Zeit galt, hat damals 350 Millionen Dollar, nach heutigen Maßstäben knapp fünf Milliarden Dollar gespendet. Woran sich niemand mehr erinnert: Er war einer dieser Superreichen, der Ende des 19. Jahrhunderts mit äußerster Brutalität vorgegangen ist: Carnegie war dafür bekannt*, dass er Polizei, Detektive und Militär massiv gegen streikende Arbeiter hat vorgehen lassen. Bei einem dieser Streiks hat es so viele Tote gegeben, dass es für die damalige Zeit selbst in den USA ungewöhnlich war. Aber er wollte als Wohltäter in Erinnerung zu bleiben. Das hat auch ganz wunderbar funktioniert. Und Zuckerberg ist ja nun auch alles andere als unumstritten." (FR 2.12.15)
Andere beurteilen den Vorgang noch schärfer. So verweisen die Nachdenkseiten ehemaligen Mozilla-Chefentwickler Jamie Zawinski.
"In seinem Blog schreibt er, unter der Überschrift „Zuckerberg hat nichts gespendet, ihr leichtgläubigen Idioten“:
und fahren fort:„Wenn ein Multimilliardär per Pressemitteilung verkündet, dass er irgendwann einmal alles – außer ungefähr einer Milliarde – an eine ‚gemeinnützige Stiftung‘ überweist, die zudem vollständig unter seiner Kontrolle steht, dann ist das keine Spende, sondern bloß eine Geldverschiebung von einem Bankkonto auf ein anderes. Und nicht einmal das: Er kündigt nur an, dass er gerade im Begriff sei, sich darauf vorzubereiten, dies eines Tages zu tun. […] Dies ist bloß die übliche Manier, in der Milliardäre Geld waschen. Es kauft ihnen gute Presse und gibt ihnen die tolle Gelegenheit, untergeordneten Spezis millionenschwere Managementgehälter und Aufsichtsratsposten zuzuschanzen. Spart Euch Euren Applaus, bis er wirklich eine Entsalzungsanlage gebaut hat, statt eine der treibenden Kräfte der staatlich-privatwirtschaftlichen Überwachungspartnerschaft zu bleiben.“
Übersetzung aus dem Englischen: Florian Cramer
"Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Oder doch? Mark Zuckerbergs Vermögensverwaltungspläne sind vor allem in Kombination mit seiner auf die Tränendrüsen drückenden Rhetorik vor allem eins: zynisch. Zuckerberg will eine bessere Welt. Eine Welt, in der alle die gleichen Chancen haben und Krankheiten sowie Armut der Kampf angesagt wird. Wollen wir das nicht alle? Kindergärten, Schulen und Universitäten, in denen auch Kinder, deren Eltern nicht zu den Silicon-Valley-Milliardären gehören, eine gute Ausbildung bekommen, kosten bekanntlich Geld. Geld, das der Staat in die Hand nehmen sollte. Und auch der Kampf gegen Krankheiten und Armut auf der Welt wird auch und vor allem durch gemeinnützige Organisationen finanziert, die ihrerseits vor allem durch staatliche Mittel refinanziert werden. Sehr viel Geld. Geld, dass der Staat ausgibt und über das Steuersystem einnimmt. Wenn Zuckerbergs Pläne neben der reinen PR noch ein anderen Zweck haben, dann ist es der der Steuervermeidung. [...]"
* Die deutsche Wikipedia sieht es anders als Hartmann:
"1889 zog sich Carnegie aus dem operativen Geschäft zurück und überließ die Führung seinem Geschäftspartner Henry Clay Frick. Zu dieser Zeit bestand die Firma aus mehreren Stahlwerken und Hochöfen im Raum Pittsburgh. Frick fasste 1892 alle Geschäftsteile in derCarnegie Steel Company zusammen. Das Unternehmen war zu dieser Zeit das größte Stahlunternehmen der Welt. Um die Gewinne zu erhöhen, senkte Frick die Löhne der Arbeiter. Daraufhin bestreikten die Arbeiter, angeführt durch die Gewerkschaft Amalgamated Iron and Steel Workers Union, das Werk in Homestead. Während Carnegie sich in Schottland aufhielt, eskalierte der Konflikt, als Frick 300 Streikbrecher in das Werk bringen ließ. In dem bewaffneten Kampf starben zehn Menschen und 60 weitere wurden verletzt, bis der Gouverneur das Kriegsrecht über Homestead verhängte. Carnegie war erbost über Frick, da dieser Carnegies Anweisung, keine Streikbrecher einzusetzen, missachtete. Öffentlich kritisierte Carnegie Frick aber nicht und musste so persönlich die Verantwortung für die Vorfälle übernehmen."
Die englische Wikipedia sieht es ähnlich, aber ein wenig anders als die deutsche. Danach ging es ihm bei seiner Stiftung darum, seinen nachhaltig beschädigten Ruf zu verbessern (unabhängig davon, ob die Beschädigung gerechtfertigt war oder nicht).
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