Unter dem Eindruck des Schuldenstreits mit Griechenland hat sich François Hollande für eine Regierung der Eurozone ausgesprochen. Diese brauche ein eigenes Budget und parlamentarische Kontrolle, schrieb er in einer am Sonntag veröffentlichten Kolumne. Mit seinem Vorschlag will der französische Präsident nur den Einfluss Berlins eindämmen, meinen einige Kommentatoren. Andere sehen darin die Gefahr einer Verschärfung des europäischen Demokratiedefizits.
Gazeta Wyborcza - Polen
Angst vor Berlin größer als Angst vor Märkten
Mit seiner Forderung nach einer Regierung der Eurozone will Hollande letztlich nur die Macht Deutschlands begrenzen, analysiert die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza: "Die Eurozone hat doch schon einmal die Zusammenarbeit verstärkt und eine Bankenunion ins Leben gerufen, um die Kapitalmärkte davon zu überzeugen, dass der Euro nicht auseinanderfällt. Dies geschah überwiegend auf Druck der internationalen Investoren. ... Deshalb sieht es ganz danach aus, dass Hollande jetzt weniger Angst vor den Märkten hat als vor Berlin. Wenn man die Eurozone immer weiter integriert, dann wird die derzeit starke Position Deutschlands geschwächt. ... In Paris und Rom spricht man dieser Tage ganz offen über seine Ängste vor den Deutschen - egal, ob dies nun berechtigt ist oder nicht." (21.07.2015)
Chasa - Bulgarien
Griechenlandkrise: Bulgarien muss Athen aus Selbstschutz retten Griechenland wird mit Mitteln aus dem alten EU-Rettungsfonds EFSF zwischenfinanziert, bis das dritte Hilfsprogramm ausgehandelt ist. Auch Bulgarien ist am EFSF beteiligt und muss für circa 0,3 Prozent des Kredits bürgen. Das mag vielen Bulgaren als unfair erscheinen, doch es ist in ihrem eigenen Interesse, merkt Journalist Evgeni Petrov in der Tageszeitung 24 Chasa an: "Wollen wir etwa, dass Griechenland die Eurozone und möglicherweise die EU verlässt und wir plötzlich eine neue 493 Kilometer lange EU-Außengrenze bekommen? Wollen wir, dass die Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten diese Außengrenze auch über Griechenland frei erreichen können? Wollen wir Exporte in Höhe von 1,2 Milliarden Euro verlieren? ... [Die Zustimmung Bulgariens zur Mitfinanzierung] ist das sinnvollste 'Ja' entgegen der öffentlichen Meinung, an das ich mich in letzter Zeit erinnern kann. Ein 'Nein' wäre dumm und egoistisch gewesen." (20.07.2015)
Debatten verfolgen, die Medienlandschaften in Europa, ein ausführlicher Medienindex, ein Autorenindex und ein Archiv.
Die Presseschau ist ein Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen