Auch damals gab es den Versuch eines kleinen Landes, in einem vorgegebenen System einen eigenen Weg zu finden. Das hieß "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Seinerzeit wurde der Generalsekretär der tschechischen Kommunisten, Alexander Dubcek, mit viel Druck gezwungen, das Diktat der "Warschauer Fünf" zu akzeptieren oder unterzugehen. Das habe ich mitgehört, als Tsipras gesagt hat: "Ich werde nicht den Tod Griechenlands unterschreiben." [...] nun muss ein frei gewähltes Parlament ein Gesetzespaket, an dem Parlamente sonst drei bis fünf Jahre arbeiten, in zwei Tagen durchwinken. Griechenland wird zum Protektorat der Eurozone. (FR 15.7.15)Natürlich gibt es auch viele Unterschiede:
Der Warschauer Pakt ließ Truppen einmarschieren, die EU fordert die Rückzahlung der Schulden, die vor Antritt der Regierungsmannschaft von Tsipras gemacht worden sind.
In der CSSR herrschte die kommunistische Partei, in Griechenland Korruption.
In der Geschichte hat es noch nie einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" als herrschendes System gegeben. Ob es noch nie eine EU mit menschlichem Antlitz gegeben hat und auch nie eine geben wird, ist bisher noch nicht ausgemacht.
Antje Vollmer sagt weiter:
Jetzt haben wir faktisch ein gespaltenes Europa: in Nord und Süd, in Gewinner und Verlierer. Die Letzteren werden irgendwann Europa die Gefolgschaft verweigern. Das ist das allerschlimmste Ergebnis dieser Politik. (FR 15.7.15, S.4)
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