Sie wirkt erratisch, folgt aber Plänen ausgewiesener Wirtschaftswissenschaftler, die Chancen darin sehen, die ganze Welt (insbesondere China!) für den Ausbau der US-Wirtschaft zu zahlen:
"[...] Die Grundlagen dafür finden sich in einem Papier von Stephen Miran, bis vor Kurzem ein nahezu unbekannter Ökonom. Der Harvard-Absolvent und ehemalige Fondsmanager war bereits während der ersten Amtszeit Trumps im Finanzministerium tätig. Jetzt hat Trump den 41-Jährigen zum Vorsitzenden des Council of Economic Advisers nominiert, dem wichtigsten Beratergremium des Präsidenten für Wirtschaftsfragen. In einem 40-Seiten-Papier mit dem leicht ironischen Titel "Ein Benutzerhandbuch zur Umstrukturierung des globalen Handelssystems", das er kurz nach Trumps Wahlsieg im vergangenen November postete, legt Miran dar, wie Trumps Regierung diese Umstrukturierung gegen Verbündete wie Gegner durchsetzen könnte. Miran betont zwar an verschiedenen Stellen, seine Ausführungen seien keineswegs ein politischer Leitfaden. Er versuche lediglich, das wirtschaftliche Ungleichgewicht im Welthandel zu diagnostizieren und dabei die "Kritik der Nationalisten am gegenwärtigen System" aufzugreifen sowie "Instrumente" zu beschreiben, mit denen dieses Ungleichgewicht angegangen werden kann. Doch wer sein Papier liest, erkennt schnell, wie Trumps Gebaren und seine Politik den Ausführungen ähneln. [...]
In einer neuen Weltordnung soll künftig der Rest der Welt für den militärischen und finanziellen Schutzschirm "made in USA" bezahlen. [...]
Der Welthandel soll zugunsten der USA neu ausgerichtet werden. Außerdem sehen die Berater eine Chance, die enorme US-Schuldenlast zu reduzieren – mithilfe ausländischer Nationen und Investoren. Aktuell beläuft sich der Schuldenberg der USA auf unglaubliche 36 Billionen US-Dollar – das ist knapp achtmal so viel wie die jährliche deutsche Wirtschaftsleistung. Allein um die Anleihen zu bedienen, geben die amerikanischen Steuerzahler inzwischen drei Milliarden Dollar nur für Zinsen aus – und zwar täglich. Die jährlichen Zinszahlungen übersteigen inzwischen sogar die Militärausgaben.
[Wie das geändert werden soll:...]
Ausländische Gläubiger, die US-Staatsanleihen halten, die zwei, zehn oder 30 Jahre lang laufen, würde gezwungen, diese gegen neue einzutauschen. Diese hätten eine Laufzeit von 100 Jahren, und die US-Regierung würde keine Zinsen mehr zahlen. Nach Ende der Laufzeit sollten die Gläubiger ihr Kapital mit einem Zuschlag von der US-Staatskasse zurückerhalten. [...]
"Ich denke, wir legen Kriterien fest, die man grün-gelb-rot nennen kann", sagte Bessent [der neue US-Finanzminister]. In die grüne Box kämen Nationen, die aus Sicht der Trump-Regierung die Forderungen voll erfüllen. Länder, die Trumps Anforderungen nur zum Teil erfüllen oder gar ignorierten, sollten in die gelbe beziehungsweise rote Box. Und sie müssten mit hohen Zöllen rechnen. Bessent gab ein Beispiel, warum etwa ein Land wie Indien unter diesem Regime mit 20 Prozent Zöllen in den USA rechnen müsste: "Wenn Sie sanktioniertes russisches Öl kaufen wollen, dann sind Sie in der gelben Box. Und … wenn Sie dieses Öl weiterhin kaufen, dann bewegen Sie sich auf die rote Box zu."
Länder, die also in die "grüne Box" wollen und den Zugang zum weltgrößten Absatzmarkt nicht verlieren wollen, müssten also die hundertjährigen Staatsanleihen kaufen, sozusagen als Eintrittsgebühr zum US-Markt. Wie aber könnte man die anderen Länder zu diesem Deal bringen? Indem man ihnen mit so hohen Strafzöllen droht, dass die Länder de facto den Zugang zum US-Markt verlieren. Oder indem man ihnen droht, den militärischen Schutz zu entziehen. Aus dieser Perspektive betrachtet ergeben Trumps aggressive Zölle gegen Kanada und Mexiko – immerhin die wichtigsten und engsten Handelspartner der USA – plötzlich Sinn. Und auch die Drohungen der Trump-Regierung, europäischen Verbündeten militärischen Schutz zu entziehen, passen in dieses Bild. [...]" Heike Buchter ZEIT online 11.3.25
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