Schreibschrift
Kurrentschrift Im deutschen Sprachraum sowie auch in benachbarten Gebieten mit nichtromanischen Sprachen, etwa in Dänemark, Norwegen oder im Tschechischen, bestanden lange Zeit zwei Schreibschriften parallel nebeneinander: die deutsche Kurrentschrift und die lateinische Schreibschrift. Außerhalb dieser Sprachräume beherrschten nur Wenige die deutsche Kurrentschrift. Im deutschen Sprachraum konnten die meisten Menschen beide Schreibschriften lesen und schreiben.
Unter den Nationalsozialisten wurde 1941 die deutsche Kurrentschrift verboten und die lateinische Schreibschrift zur neuen „Deutschen Normalschrift“ erklärt. Auch nach dem Ende des NS-Regimes kam es zu keiner Wiedereinführung der Kurrentschrift. Damit fiel die Notwendigkeit weg, begrifflich zwischen der „deutschen“ und der „lateinischen“ Schrift zu unterscheiden. Während sich die gebrochenen Satzschriften bis heute noch in typografischen Nischen erhalten haben, wird die Kurrentschrift kaum irgendwo mehr verwendet. Heute können sie die meisten Menschen nicht oder nur mühsam lesen.
Paläografisch gehört die deutsche Kurrentschrift zu den gebrochenen Schriften (Kanzleibastarda). Sie unterscheidet sich durch spitze Winkel („Spitzschrift“) von der runden, „lateinischen“ Schrift – wenngleich aber auch die Kurrent viele Rundungen aufweist. Mit geringen Abwandlungen wurde sie auch in Skandinavien – in Dänemark und Norwegen als „Gotisk skrift“ bezeichnet – bis 1875 verwendet.
Die deutsche Kurrentschrift wurde typischerweise ursprünglich mit einem Federkiel, später dann auch mit einer Bandzugfeder geschrieben, was zu richtungsabhängigen Änderungen der Strichstärke (Strichkontrast) im Schriftbild führte. Seit dem 19. Jahrhundert wurde sie auch mit einer Spitzfeder geschrieben, was druckabhängig an- und abschwellende Linien erzeugte.
Eine im 20. Jahrhundert als Ausgangsschrift für den Schulunterricht in Deutschland eingeführte Variante der deutschen Kurrentschrift ist die Sütterlinschrift, die zum Schreiben mit der Gleichzugfeder mit einer gleichmäßigen Strichstärke entwickelt wurde.
Sütterlin
Um den Kindern das Schreibenlernen zu erleichtern, ließ Sütterlin sie mit einer Kugelspitzfeder (Gleichzug) schreiben, vereinfachte die Buchstabenformen, verringerte die Ober- und Unterlängen (Lineatur im Verhältnis 1:1:1) und stellte die relativ breiten Buchstaben aufrecht. In allen diesen Merkmalen ist sie den heute verbreiteten Ausgangsschriften der lateinischen Schreibschrift ähnlich.
Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die bis dahin übliche Form der deutschen Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 in einer abgewandelten Form (leichte Schräglage, weniger Rundformen) als Deutsche Volksschrift Teil des offiziellen Lehrplans.
In der Folge des Normalschrifterlasses wurde mit einem Rundschreiben vom 1. September 1941 das Lehren von Kurrentschrift im Schulunterricht untersagt. Zuvor war bereits am 3. Januar 1941 die Verwendung gebrochener Druckschriften (Frakturtypen) untersagt worden. Als Ausgangsschrift wurde ab 1942 in den Schulen die lateinische Schrift in einer Variante, die Deutsche Normalschrift genannt wurde (Proportionen 2:3:2, Schrägstellung, Ovalformen), eingeführt.
Ausgangsschrift
Historisch gab es zuvor den älteren Ansatz, eine schöne, lesbare und effizient zu schreibende Schreibschrift als Normschrift den Schülern zum Erlernen vorzugeben. Die Schüler sollten ihre Schrift immer näher an die Perfektion dieser Vorgabe bringen. Diesen traditionellen Ansatz änderten Schriftpädagogen wie Rudolf von Larisch[1] und Ludwig Sütterlin[2] im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, indem sie anstatt einer Zielschrift eine Ausgangsschrift als Vorgabe setzten.
Die Ausgangsschrift stellt keine gewünschte Ziel-Handschrift dar. Sie muss deshalb nicht besonders schön oder effizient sein, sondern vor allem einfach und klar. Die Schüler sollen aus ihr eine individuelle Handschrift entwickeln. Dass dieses Ziel nicht immer erreicht wird, ändert nichts an der Popularität des Konzepts.
Der Schriftpädagoge Fritz Kuhlmann setzte 1916 auf einen noch weiter gehenden Ansatz: die Schüler sollen eine individuelle Schreibschrift nicht aus einer Ausgangs-Schreibschrift, sondern aus einer Druckschrift entwickeln. Der Drang zur Schnelligkeit solle den Schüler dazu bringen, Verbindungen der Buchstaben und flüssige, ununterbrochene Züge selbst zu erfinden.[3] Dieser Ansatz bewährte sich damals nicht, er wurde aber 2011 unter dem Namen Grundschrift wiederbelebt und wird seither erneut erprobt.
Die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA) ist eine Lateinschrift. Sie wurde aus der 1953 eingeführten Lateinischen Ausgangsschrift (LA) entwickelt und umstrukturiert. Sie wurde 1969 entwickelt und seit 1972 erprobt. Die Schreibweise der Buchstaben wurde vereinfacht und die Formen sind den Druckbuchstaben angenähert.
Druckschrift
Im Deutschen etablierte sich seit dem 16. Jahrhundert die typografische Konvention, im Fraktursatz Deutsches in Frakturschrift und Fremdsprachiges in Antiqua zu setzen. Analog dazu wurde in handgeschriebenen Dokumenten für Deutsches die deutsche Kurrentschrift und für Fremdsprachiges die lateinische Schreibschrift verwendet. Daneben war die lateinische Schreibschrift auch beliebt zur Hervorhebung von Überschriften und Personennamen. Man schrieb also durchaus auch deutsch in der lateinischen Schreibschrift und daher gab es in der deutschen Ausprägung dieser Schrift auch die dafür benötigten deutschen Umlaute, das lange s und das ß. Das lange s (ſ) wurde außerdem auch in anderen Sprachen wie dem Englischen, Französischen, Spanischen und Italienischen verwendet.
Quelle:
Wikipedia Schreibschrift, deutsche Kurrentschrift, Lateinische Schreibschrift, Sütterlinshrift, Ausgangsschrift, Vereinfachte Ausgangsschrift
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