Dienstag, 28. Februar 2023

Friedensdemonstrationen Ende Februar 2023

 Da über die Demonstrationen nur sehr unvollständig berichtet wurde, hier ein paar Hinweise:

25.2. Friedensdemonstration in Bonn mit Margot Käßmann

25.2. Friedensdemonstration in Köln mit Margot Käßmann, Aufruf des Friedensforums (pdf)

         Käßmanns Rede in Köln: Bezug auf Prantl und Habermas, 300 000 Kriegsflüchtlinge aus Russland, ihren Vater, der von 18 J. bis 25. J. als Hitlers Soldat gekämpft und bis zu seinem Tod den Krieg gehasst. Pazifisten zu beschimpfen, ist unwürdig einer demokratischen Diskussion. Wir distanzieren uns nicht von anderen Demonstrationen anderer Demonstrationen, die für einen Waffenstillstand und Verhandlungen eintreten, sei es in Berlin oder anderswo, Wir brauchen für die Zukunft dieser Welt keine Aufrüstung, sondern Abrüstung. Wir wollen eine entwaffnete Welt.

Käßmann im Interview in Phoenix

Referat von Käßmanns Position:

"Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die auch zu den Unterzeichnern des ‚Manifest für den Frieden‘ gehört, hat ihre Kritik an der derzeitigen westlichen und deutschen Politik hinsichtlich des Krieges in der Ukraine erneuert. „Mir ist wichtig, dass es in Deutschland nicht nur ständig eine Diskussion um noch mehr Waffen, erst Helme, dann Verteidigungswaffen, dann Angriffspanzer und vielleicht auch Jagdbomber gibt, sondern dass die Diskussion sich darauf konzentriert, wie schnellstmöglich das Töten in der Ukraine gestoppt werden kann“, äußerte sich Käßmann im Fernsehsender phoenix. Viele Menschen in Deutschland hätten Angst, dass sich der Krieg ausweiten könne. Sie verstehe zwar die Argumente derjenigen, die darauf pochten, dass die Ukraine vor Verhandlungen die besetzten Gebiete zurückerhalte, „aber wie viele hunderttausende Tote soll es noch geben bis dahin“, meinte Käßmann und fügte hinzu: „Um der Menschen willen ist es doch wichtig, dass es sofort einen Waffenstillstand gibt und dann über die Maßnahmen verhandelt wird, wie es zum Frieden kommt“. Gerade in Deutschland sei es über Jahrzehnte Konsens gewesen, keine Waffen in Kriegs- und Krisengebiete zu liefern. „Dass das einfach über den Haufen geworfen wird, dafür müssen wir uns als Deutsche verantworten“, war die frühere EKD-Ratsvorsitzende überzeugt. Die deutsche Außenministerin habe zwar recht mit ihrer Auffassung, dass auch deutsche Waffen Menschenleben schützten. „Aber es stimmt eben auch, dass unsere Waffen Menschen töten“, so Käßmann. Sie habe im Übrigen nicht damit gerechnet, dass sich auch die AfD und rechte Kreise dem Manifest für den Frieden anschließen würden. „Ich finde das bedrückend und belastend. Wir müssen uns offenbar damit abfinden, dass die rechte Szene rund um die AfD ständig Aktionen kapern will“, erklärte Käßmann. Wer für den Frieden demonstriere, könne jedoch nicht den Nationalismus befördern wollen. Sie werde sich jedoch von diesen Entwicklungen nicht abschrecken lassen. „Ich werde deshalb nicht zu Hause bleiben und sagen, jetzt traue ich mich nicht mehr auf die Straße und dort meine Meinung zu sagen.“ "

Jürgen Habermas in der Süddeutschen Zeitung vom 14.2.2

"[...] Seit Monaten ist der Frontverlauf eingefroren. Unter dem Titel „Der Abnutzungskrieg begünstigt Russland“ berichtet beispielsweise die FAZ über den für beide Seiten verlustreichen Stellungskrieg um Bachmut im Norden des Donbass und zitiert die erschütternde Aussage eines leitenden Nato-Funktionärs: „Es sieht dort aus wie in Verdun.“ Vergleiche mit dieser grauenhaften, der längsten und verlustreichsten Schlacht des Ersten Weltkrieges haben mit dem Ukrainekrieg nur entfernt und nur insofern etwas zu tun, als ein anhaltender Stellungskrieg ohne größere Veränderungen des Frontverlaufs gegenüber dem „sinngebenden“ politischen Ziel des Krieges vor allem das Leiden seiner Opfer zu Bewusstsein bringt. Der erschütternde Frontbericht von Sonja Zekri, der seine Sympathien nicht verhehlt, aber auch nichts beschönigt, erinnert tatsächlich an Darstellungen des Grauens an der Westfront von 1916. Soldaten, „die sich an die Kehle gehen“, Berge von Toten und Verwundeten, die Trümmer von Wohnhäusern, Kliniken und Schulen, also die Auslöschung eines zivilisierten Lebens – darin spiegelt sich der destruktive Kern des Krieges, der die Aussage unserer Außenministerin, dass wir „mit unseren Waffen Leben retten“, doch in ein anderes Licht rückt. [...]

Denn abgesehen von den Menschenleben, die der Krieg mit jedem weiteren Tag fordert, steigen die Kosten an materiellen Ressourcen, die nicht in beliebigem Umfang ersetzt werden können. Und für die Regierung Biden tickt die Uhr. Schon dieser Gedanke müsste uns nahelegen, auf energische Versuche zu drängen, Verhandlungen zu beginnen und nach einer Kompromisslösung zu suchen, die der russischen Seite keinen über die Zeit vor dem Kriegsbeginn hinausreichenden territorialen Gewinn beschert und doch ihr Gesicht zu wahren erlaubt.

Abgesehen davon, dass westliche Regierungschefs wie Scholz und Macron telefonische Kontakte mit Putin aufrechterhalten, kann auch die in dieser Frage anscheinend gespaltene US-Regierung die formale Rolle eines Unbeteiligten nicht aufrechterhalten. Ein haltbares Verhandlungsergebnis kann nicht ohne die USA in den Kontext von weitreichenden Vereinbarungen eingebettet werden. Daran sind beide kriegführenden Parteien interessiert. Das gilt für Sicherheitsgarantien, die der Westen für die Ukraine gewährleisten muss. Aber auch für das Prinzip, dass die Umwälzung eines autoritären Regimes nur insoweit glaubwürdig und stabil ist, wie sie aus der jeweils eigenen Bevölkerung selbst hervorgeht, also von innen getragen wird.

Der Krieg hat überhaupt die Aufmerksamkeit auf einen akuten Regelungsbedarf in der ganzen mittel- und osteuropäischen Region gerichtet, der über die Streitobjekte der Kriegsparteien hinausreicht. Der Osteuropa-Experte Hans-Henning Schröder, ehemaliger Direktor des Deutschen Instituts für internationale Politik und Sicherheit in Berlin, hat (in der FAZ vom 24. Januar 2023) auf die Abrüstungsvereinbarungen und ökonomischen Rahmenbedingungen hingewiesen, ohne die keine Vereinbarung zwischen den unmittelbar Beteiligten stabilisiert werden kann. Schon die Bereitschaft der USA, sich auf solche Verhandlungen von geopolitischer Reichweite einzulassen, könnte sich Putin zugutehalten.

Gerade weil der Konflikt ein umfassenderes Interessengeflecht berührt, ist nicht von vornherein auszuschließen, dass auch für die einstweilen einander diametral entgegengesetzten Forderungen ein für beide Seiten gesichtswahrender Kompromiss gefunden werden könnte."


27.2. Demonstration in Berlin (Video)

 Sarah Wagenknecht bei Lanzmann

Insgesamt war das Presseecho - so weit ich es feststellen konnte - schwach und Berichte meist ziemlich unvollständig. 

Friedensbewegung gestern und heute: diffamiert als ferngesteuert

Zitate:

Heiner Geißler 1983 zitiert von wdr 2008

 Er zitiert sinngemäß aus einem "Spiegel"-Interview mit dem grünen Abgeordneten Joschka Fischer: "Es sei angesichts von Auschwitz zu bedenken, ob jetzt wieder eine Massenvernichtung vorbereitet werde; früher entlang dem Koordinatensystem der Rasse und heute entlang dem Ost-West-Konflikt." Fischer ruft dazwischen: "Sie sollten sauber zitieren!" Geißler fährt fort: "Der Pazifismus der 30er Jahre, der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig von dem unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben, dieser Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht." Tumulte brechen aus. Der SPD-Abgeordnete Ernst Waltemathe, dessen pazifistische Verwandte in Auschwitz getötet worden sind, will von Geißler wissen, ob die Opfer demnach an ihrer Vernichtung selbst schuld gewesen seien. Die FDP-Abgeordnete Hildegard Hamm-Brücher fragt mit Tränen in den Augen, was der Pazifismus mit dem Judenhass der Nazis zu tun gehabt habe.

nachdenkseiten 1.3.2023:

"„Viele Menschen“, bedauerte der damalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, „nehmen an Veranstaltungen teil, ohne zu wissen, dass sie von moskautreuen Kommunisten initiiert und gelenkt werden.“ Aus heutiger Sicht erstaunlich: Der SPIEGEL druckte zwar die Zitate dieser Unionspolitiker, ordnete sie jedoch kritisch ein und setzte ihnen Argumente entgegen, die diese Diffamierungen widerlegten. Ein wenig überspitzt könnte man sagen: Der SPIEGEL machte damals den Job, den heute alternative Medien wie die NachDenkSeiten übernehmen müssen.Ein wenig überspitzt könnte man sagen: Der SPIEGEL machte damals den Job, den heute alternative Medien wie die NachDenkSeiten übernehmen müssen.

Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8.5.1985:

"Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander."

mehr zum Thema auf Youtube

Aktuelle Meldung:

"[...] Das Kriegsgeschehen erinnere an die Grabenkämpfe im Ersten Weltkrieg, und die ukrainischen Streitkräfte seien den Angreifern aus Russland derzeit in einigen Schlüsselbereichen zahlenmäßig stark unterlegen, sagte ein ranghoher EU-Beamter heute in Brüssel. [...]

Um der Ukraine die dringend benötigte Munition zur Verfügung zu stellen, wird derzeit erwogen, lieferwilligen Mitgliedstaaten einen deutlich höheren Anteil der Kosten aus EU-Mitteln zu erstatten als bislang. In einem bereits am Mittwoch bekannt gewordenen Diskussionspapier für die Mitgliedstaaten wird eine Rückerstattungsquote von bis zu 90 Prozent vorgeschlagen. [...]

Für die Rückerstattung von Munitionskosten wird vorgeschlagen, eine weitere Milliarde Euro aus der sogenannten Europäischen Friedensfazilität zu mobilisieren. Bei ihr handelt es sich um ein Finanzierungsinstrument, über das die EU bereits heute Waffen und Ausrüstung liefert sowie die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte fördert. [...]" (FR 2.3.23)


Sonntag, 26. Februar 2023

Richard von Weizsäcker am 8.5.1985: Auszüge aus seiner Rede

"Viele Völker gedenken heute des Tages, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging. Seinem Schicksal gemäß hat jedes Volk dabei seine eigenen Gefühle. Sieg oder Niederlage, Befreiung von Unrecht und Fremdherrschaft oder Übergang zu neuer Abhängigkeit, Teilung, neue Bündnisse, gewaltige Machtverschiebungen - der 8. Mai 1945 ist ein Datum von entscheidender historischer Bedeutung in Europa.

Wir Deutsche begehen den Tag unter uns, und das ist notwendig. Wir müssen die Maßstäbe allein finden. Schonung unserer Gefühle durch uns selbst oder durch andere hilft nicht weiter. Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit so gut wir es können ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit.

Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mußten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.

Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewußt erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. [...]

Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.

Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.

Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient. Erschöpfung, Ratlosigkeit und neue Sorgen kennzeichneten die Gefühle der meisten. Würde man noch eigene Angehörige finden? Hatte ein Neuaufbau in diesen Ruinen überhaupt Sinn?

Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft.

Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. [...]

"Das Vergessenwollen verlängert das Exil,
und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung."

Diese oft zitierte jüdische Weisheit will wohl besagen, daß der Glaube an Gott ein Glaube an sein Wirken in der Geschichte ist.

Die Erinnerung ist die Erfahrung vom Wirken Gottes in der Geschichte. Sie ist die Quelle des Glaubens an die Erlösung. Diese Erfahrung schafft Hoffnung, sie schafft Glauben an Erlösung, an Wiedervereinigung des Getrennten, an Versöhnung. Wer sie vergißt, verliert den Glauben.

Würden wir unsererseits vergessen wollen, was geschehen ist, anstatt uns zu erinnern, dann wäre dies nicht nur unmenschlich. Sondern wir würden damit dem Glauben der überlebenden Juden zu nahe treten, und wir würden den Ansatz zur Versöhnung zerstören. [...]

Die Bitte an die jungen Menschen lautet:

Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.


Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander. [...]"

Rede in der Gedenkveranstaltung zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa

Einfacher Zugang zum Smartphone

 https://unterrichten.zum.de/wiki/Be-smart-on-smartphones

Samstag, 25. Februar 2023

Überforderung im Haushalt?

"[...] Davis: Unser Gehirn – insbesondere, wenn man ADHS hat – liebt Fortschritt. Wenn kein Ende in Sicht ist, demotiviert es schnell. Ich rate daher, Aufgaben in Kategorien aufzuteilen. Ich nehme mir zum Beispiel vor, den Müll im ganzen Haus aufzuheben. Wirklich nur den Müll, keine Spielzeuge, keine anderen Sachen. Das dauert oft nur wenige Minuten. Man hat ein Erfolgserlebnis und ist meistens motiviert, weiterzumachen. Und wenn ich am Ende eines Tages mal gar keine Kraft mehr habe, spüle ich per Hand nur drei Teller fürs Frühstück. Es ist wichtig, nachsichtig zu sich zu sein. Und Prioritäten zu setzen. 

 ZEITmagazin ONLINE: Genau das fällt aber vielen schwer, wenn sie ohnehin überfordert sind. Wie entscheidet man, welche Aufgaben man erledigt – und welche warten können?

Davis: Ich empfehle, Aufgaben danach einzuteilen, wie viel Energie sie brauchen und wie viel Auswirkung sie haben. Während einer Stressphase lässt man die Aufgaben fallen, bei denen das Verhältnis nicht stimmt. Das ist für jeden Menschen verschieden. Sauberes Geschirr bedeutet für mich mittelviel Arbeit, hat aber eine riesige Auswirkung darauf, wie ich mich fühle. Das erledige ich auch an schlimmen Tagen. Ein ordentlicher Kleiderschrank – viel Arbeit, wenig Auswirkung – fliegt raus. Es ist besser, jeden Tag ein, zwei Dinge zu machen, als einen perfekten Putzplan zu haben, den man nur eine Woche durchhält. [...]"

Zur Frage eines Versprechens, dass es keine Nato-Osterweiterung geben werde

 https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gab-es-zusagen-an-moskau-die-nato-nicht-nach-osten-zu-erweitern-100.html


Donnerstag, 23. Februar 2023

ChatGPT zu feministischer Außenpolitik

 "[...] Eine feministische Außenpolitik zielt darauf ab, die strukturellen Ursachen von Geschlechterungleichheit und Diskriminierung aufzudecken und zu beseitigen. Dazu gehören die Förderung der Geschlechtergleichstellung, die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die Stärkung von Frauen in der Politik und in Führungspositionen, sowie die Unterstützung von Frauen und Mädchen in Bildung, Gesundheit und wirtschaftlicher Entwicklung. [...]"

Fontanefan: Dadurch, dass ukrainische Männer die Ukraine nicht verlassen dürfen, werden offensichtlich "die strukturellen Ursachen von Geschlechterungleichheit und Diskriminierung" aufgedeckt und "die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen" angestrebt.

Hinsichtlich der anderen Ziele ist noch etwas Luft nach oben.

Der stand-by-Strom, der in Deutschland verbraucht wird, entspricht etwa der Leistung von zwei Kernkaftwerken

 Nicht selten wird über stand-by im Jahr mehr Strom verbraucht, als manches Gerät in den wenigen Stunden, wo es im Jahr benutzt wird, verbraucht.

https://utopia.de/ratgeber/stromfresser-so-teuer-ist-ein-eingestecktes-ladegeraet/

Internationale Zusammenarbeit als die Voraussetzung für die Umgestaltung zu einer klimagerechten Energiewirtschaft

 Naomi Klein "[...] Wenn wir unsere Wirtschaften und Gesellschaften verändern, um von fossilen Brennstoffe wegzukommen, haben wir eine Verantwortung und eine historische Chance, viele Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten wiedergutzumachen, die gegenwärtig ein Makel unserer Welt sind. Die große Stärke eines Rahmens für gerechten Wandel liegt darin, dass er gewichtige gesellschaftliche Bewegungen nicht gegeneinander ausspielt und von Menschen, die im Hier und Jetzt und der Ungerechtigkeit leiden, nicht verlangt, dass sie warten, bis sie an die Reihe kommen. Stattdessen bietet er integrierte und sich überschneidende Lösungen, die in einer klaren, überzeugenden Vision für unsere Zukunft verankert sind - , einer Zukunft, die ökologisch sicher, ökonomisch fair und sozial gerecht ist." (S.435) 

Robin Wall Kimmerer: "In meiner Kultur ist ein Krieger nicht jemand, der von Angst oder Macht motiviert ist, sondern jemand, der dem Ruf der Liebe folgt. Nicht die sentimentale Art von Liebe mit rosa Herzchen, sondern jene Art von Liebe, die Opfer für das Wohl anderer bringt, die Geliebtes über sich selbst stellt. Fragen wir uns, was wir zu sehr lieben, um es zu verlieren.

Für mich bestehen die Akte der Liebe zum Land darin, zu lehren, zu schreiben, Wissenschaft zu betreiben, zu wählen Kinder gut groß zu ziehen, einen Garten zu bestellen und, wenn nötig Unruhe zu stiften. Das ist der Ruf der Liebe an mich [...]" (S.461) (G. Thunberg: Das Klima-Buch)


Jeffrey Sachs’ Aussage zum Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines vor dem UN-Sicherheitsrat

Werden die Nato-Staaten ihrer Verantwortung gerecht?

 "Ich habe von Anfang an gesagt, ich bin nicht gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Als Mediziner, als Mensch, musste ich während meiner Hilfseinsätze mehrfach erleben, wie ein Aggressor Tod, Leid und Traumatisierung über eine brutal überfallene Zivilbevölkerung bringt. Es war ein schmerzlicher persönlicher Erkenntnisprozess, aber mittlerweile habe ich es akzeptiert, dass es Situationen gibt, in denen man einem Aggressor militärisch entgegentreten muss.

"Brauchen Szenarien, die aus der Gewaltspirale herausführen"

Nach einer Akutphase ist es aber in jedem Krieg unabdingbar, Szenarien zu entwickeln, die aus der Gewaltspirale wieder herausführen. Leider lassen die Nato-Staaten hier keinerlei Initiative erkennen, obwohl sie als Waffenlieferanten eine große Verantwortung tragen und entsprechend einflussreich sind. "

(Gerhard Trabert: Krieg in der Ukraine: Stopp aller Waffenlieferungen und Kapitulation?, 22.2.23)

Mittwoch, 22. Februar 2023

Suche nach einem sicheren Atommüll-Endlager

 https://www.bpb.de/516895/folge-10-es-regt-sich-widerstand/?pk_campaign=nl2023-02-22&pk_kwd=516895

Dienstag, 21. Februar 2023

Feminismus als Staatsreligion?

 https://www.freitag.de/autoren/katharina-koerting/feminismus-als-staatsdoktrin-ohne-mich

"Feminismus funktioniert aber nur als Protestbewegung. Wenn er im Namen des Fortschritts in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben wird, bin ich raus. Dann solidarisiere ich mich lieber mit denen, die nicht wissen, was sie denken oder fühlen sollen. Zum Beispiel anti-antifeministisch indoktrinierte Jungen."

Mittwoch, 15. Februar 2023

Extremismusabwehr durch Beamtenrecht

 "[...] In einer zunehmend polarisierten und krisengeschüttelten Gesellschaft nehmen auch verfassungsfeindliche Positionen zu und fordern staatliche Institutionen heraus. Neben traditionelle Felder des politischen Extremismus treten neue Herausforderungen wie z. B. Verschwörungsesoterik oder Strategien, politische Institutionen und ihre Legitimierungsmatrix strategisch durch Fake News oder aggressive Diffamierung zu untergraben. Der Verfassungsschutz bemüht sich mit der „verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates“ darum, neue Profile verfassungsfeindlicher Bestrebungen jenseits tradierter Rechts-links-Typologien zu entwickeln, die freilich noch einer besseren rechtsstaatlichen Ausschärfung bedürfen.

Entscheidend kommt es darauf an, durch ein Zusammenspiel wirksamer Instrumente die Integrität, die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit sowie die Verlässlichkeit staatlicher Institutionen zu schützen. Toleranz gegenüber Extremismus im öffentlichen Dienst ist daher kein Ausdruck besonnener Liberalität, sondern selbstgenügsame Bequemlichkeit auf Kosten derjenigen Menschen, die hoheitlicher Gewalt ausgesetzt oder auf einen verlässlichen und schützenden Staat angewiesen sind, der Freiheit, Gleichheit und Würde aller wahrt."

Verfasser:  (Prof. Dr. Klaus Ferdinand Gärditz ist Professor für Öffentliches Recht an der Universität Bonn).

in: Verfassungsblog 17.12.2022

Die Ähnlichkeit zum Radikalenerlass/Extremistenbeschluss von 1972 ist groß, nur dass mehr als nur das Bekenntnis zur FDGO gefordert wird. Bei meiner Einstellung in der Schuldienst hat mein Direktor geschrieben, es sei sicher, dass ich mich immer an die FDGO hielte. Ich fragte ihn woher er das wisse, ich wisse es ja selbst nicht. Er sagte, ohne dass er das schreibe, würde ich nicht eingestellt. Heute würde von mir gefordert, ich sollte nachweisen, dass ich das tue. Das ist zu viel verlangt. Der alte Rechtsgrundsatz in dubio pro reo würde verletzt.

Privatunternehmen auf dem Mond in Vorbereitung

Der Flug des weißen Hasen ZEIT, 24.11.22

"[...] Ende dieses Monats soll es losgehen mit dem Premierenflug des japanischen Hakuto-R-Programms. Bei Redaktionsschluss war der Start mit einer Falcon-9-Rakete für den 28. November angekündigt (wobei wie immer in der Raumfahrt gilt: Es kann auch später werden).

Schlicht M1 heißt die erste Mission. Und der Name Hakuto verweist auf einen weißen Hasen, der in der japanischen Mythologie den Mond bewohnt, weshalb hier der Einfachheit halber von der Hasensonde die Rede sein soll. Diese Hasensonde jedenfalls ist silber-schwarz, steht auf vier aufklappbaren Beinchen und hat etwa die Dimensionen einer terrestrischen Telefonzelle. [...]
Diese gemeinsame Vorgeschichte beginnt im Jahr 2007, als der Internetgigant Google den Lunar X-Prize (kurz: GLXP) auslobt – für das erste private Team, dem es gelingt, "einen Roboter auf dem Mond zu landen, 500 Meter auf der Oberfläche zurückzulegen sowie Bilder und Daten zur Erde zu senden". Privat bedeutet: ohne staatliche Förderung. Tatsächlich nehmen auch Universitäten teil und einzelne Forscherteams. Sie alle müssen neben der herausfordernden Technikentwicklung auch Sponsorensuche und PR in eigener Sache betreiben. 
Dieses große, bunte Rennen hat nur einen Schönheitsfehler: Anfang 2018 geht es ohne Sieger zu Ende. Keines der liebevoll ertüftelten Geräte hat die Erde verlassen, geschweige denn den Mond erreichen können. [...]

Im März soll die Sonde Nova-C der texanischen Firma Intuitive Machines starten. Auch Astrobotic, hervorgegangen aus dem X-Prize-Team der Carnegie Mellon University, kündigte jüngst einen Start im ersten Quartal 2023 an, natürlich ebenfalls, um "die erste kommerzielle Landefähre auf den Mond" zu bringen. – Da beide Konkurrenten auf einer viel schnelleren Route als die gemächlich-energiesparende Hasensonde fliegen, ist das Rennen offen. 
 Bereits im Folgejahr soll Astrobotic dann für die Nasa Gerät zum lunaren Südpol liefern, um dort nach Wassereis zu suchen. Eis in der immer kalten Finsternis schattiger Mondkrater stellt die ultimative Verlockung dar. Aus der Ferne wurde es detektiert, aber kann man es auch vor Ort bergen? Gelänge dies, stellte es einen Rohstoff sondergleichen dar: Treibstoff ließe sich daraus gewinnen. Schon träumt man in der Raumfahrtbranche von einem lunaren Markt, einem "dynamischen ökonomischen System", so Ispace-Chef Hakamada, der nach dem Erstflug gleich weitere Mondmissionen plant.
Sein Konkurrent Astrobotic stellte im September gar ein Konzept für ein Netz aus Stromtankstellen auf dem Mond vor: Landesonden mit Solarzellen und Batterien sollen ein "LunaGrid" bilden, das anderen Apparaten per Strom-Infusion durch lange, kalte Mondnächte hilft. Zudem werden künftige Mondroboter auf Datenfunk und Navigation angewiesen sein. Günstig wäre es da, wenn nicht jeder Apparat alle nötigen Systeme selbst besitzen müsste, sondern vorhandene Infrastruktur nutzen könnte. Die Spediteure würden zugleich lunare Stromanbieter und Mobilfunkbetreiber. – Immer vorausgesetzt, Hasensonde und Co. bestehen ihre Premiere.
Wie schwer jede robotische Mondlandung bis heute ist, dafür steht beispielhaft Beresheet (hebräisch für: "Schöpfung"). Die israelische Sonde, ebenfalls privat und aus dem Lunar X-Prize hervorgegangen, hätte im April 2019 jenen vierten Platz auf der prestigeträchtigen Weichlanderliste belegen sollen. Die Aufnahmen ihres Abstiegs zur Oberfläche wurden live übertragen – sie bezeugten, wie hart es ist, auf einem Himmelskörper ohne Atmosphäre weich aufzusetzen. Fallschirme oder Flügel sind dort nutzlos, es bleibt nur der Ritt auf einem bremsenden Feuerstrahl. Doch sechs Minuten vor der geplanten Landung fiel das Haupttriebwerk aus. Die Ingenieure im Kontrollzentrum von Jehud versuchten noch, es neu zu starten – vergeblich. So hinterließ das 100-Millionen-Dollar-Projekt nur den ersten privat finanzierten Mondkrater.
Falls der Hasensonde am Atlas mehr Glück beschieden sein wird, soll sie dort noch einen besonderen Passagier absetzen. Rashid heißt er. Er besitzt vier Räder mit grobem Profil, ist etwa so lang wie ein Unterarm und wiegt zehn Kilogramm. Der kleine Rover verspricht großen Prestigegewinn für sein Herkunftsland, die Vereinigten Arabischen Emirate. Mehrere Instrumente trägt er, um seine Umgebung zu vermessen; seine Räder wurden mit unterschiedlichen Materialien bestückt, um zu testen, welches davon den scharfkantigen Regolith-Partikeln am besten standhält.
Rashids wesentlicher Zweck besteht aber einfach darin, die erste Mondmission des arabischen Landes zu sein. Diesen Erstflug hatten sich die Planer in den Emiraten übrigens bis spätestens 2024 vorgenommen. Gelangt Rover Rashid nun Ende März oder Anfang April als zahlender Passagier an sein Ziel, dann wäre er damit, was in der Raumfahrt wirklich selten ist: früher dran als geplant."


Sieh auch:
Private Raumfahrt (Wikipedia)

Dienstag, 14. Februar 2023

Hackerangriff auf Karlsruher Schulen

 https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/schulen-in-karlsruhe-gehackt-100.html

Auch die nicht-angegriffenen Schulen sind notgedrungen vom Netz genommen worden. 

Umfassende Aufarbeitung der Pandemie gefordert

 Interview mit Hendrik Streeck „Das nahm fast intolerante Züge an“ in Focus, 13.2.23

"[...] Sie selbst sind heute Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Es gibt solche Runden also inzwischen.

Streeck: Und das müssen wir weiter ausbauen, auch über Pandemien hinaus. Oft mussten sich die politisch Verantwortlichen zwischen zwei Übeln in der Pandemie entscheiden: Schulschließung oder Infektion der Kinder, um mal ein plakatives Beispiel zu bringen. Da zeigte sich zugleich, dass kein Wissenschaftler allein die Wahrheit gepachtet hat und allein den richtigen Rat geben kann. Expertengremien müssen diverse Fachexpertise vereinen und ergebnisoffen diskutieren. Dass uns diese Ergebnisoffenheit fehlte, das sollten wir noch aufarbeiten.

Wer muss sich dem stellen?

Streeck: Wissenschaft, Politik, die Medien; auch Institutionen wie Robert Koch-Institut (RKI), Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Leopoldina, Ständige Impfkommission (Stiko), Ethikrat … Zugleich dürfen nicht ausschließlich jene die Aufarbeitung übernehmen, die selbst im Pandemiemanagement aktiv waren. Das kann nicht funktionieren.

Ein Teil der Bevölkerung fordert mittlerweile Entschuldigungen oder gleich Untersuchungsausschüsse.

Streeck: Da hat sich bedauerlicherweise viel Bitterkeit und Hass aufgestaut. Aber so eine Aufarbeitung ist wichtig, um zu einem gewissen Grad die Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden. Dieser Prozess kann durchaus Jahre dauern und benötigt Ressourcen, darf aber auch nicht dazu führen, einzelne Akteure an den Pranger zu stellen. Wir brauchen eine neue, positive Fehlerkultur, um für die Zukunft zu lernen.

Viele Maßnahmen werden im Nachhinein damit entschuldigt, man habe anfangs ja nicht gewusst, wie gefährlich es wird …

Streeck: … was ja auch stimmt. Jede Entscheidung aus der ersten Phase der Pandemie stand unter der Prämisse: lieber zu harte Maßnahmen als zu milde. Es ging um Menschenleben. Präventive Vorsicht war in der allerersten Phase durchaus angeraten. Man hätte nur schneller adaptieren müssen. [...]

Was muss Ihrer Ansicht nach global in den nächsten Jahren angegangen werden als Antwort auf Corona?

Streeck: Wir brauchen intensiven, unideologischen und datenzentrierten Austausch auf internationaler Ebene, deutlich über Viren hinaus. In den USA werden zurzeit die Top-65-Erreger aufgelistet und darauf geprüft, wie gefährlich jeder einzelne von ihnen ist und wie man vorgehen soll, wenn er sich ausbreitet. Die Gefahr liegt bei der Übertragung von Tieren auf den Menschen. Der jüngste Ausbruch der Vogelgrippe in Nerz-Farmen zeigt das Risiko solcher Zoonosen. Es geht deshalb auch darum, Grenzen zu ziehen zwischen uns und der Tierwelt. Internationale Gesundheitspolitik bedeutet also auch, global über Artenschutz und den Stopp von Entwaldung zu reden. [...]"

Montag, 13. Februar 2023

Alice Schwarzer zur Vorgeschichte des Ukrainekriegs

 "Der Geburtsfehler des Ukraine-Konflikts war, dieses Land vor die Alternative zu stellen: EU oder Russland! Denn die Ukraine ist ein Brückenland, neigt halb zum Westen, halb zum Osten und genau das hätte sie auch bleiben sollen. Aber das scheint jetzt verspielt. Statt diese West/Ost-Lage als Stärke zu begreifen, ist sie nun eine Schwäche und befindet sich das Land in einer Zerreißprobe. Für diese Zerreißprobe tragen beide Verantwortung: Putin, aber auch der Westen". (18.3.2014)

Kommentar vom 12.2.2023 auf Twitter"Schwarzer hat mit diesem Text eigentlich alles verraten, wofür sie je gestanden hat."

Diese Ansicht ist verständlich, wenn die Verfasserin weder die Weltsituation vom 2013/14 noch die von 1991-2001 vor Augen hat. (Fontanefan)

Meine Erinnerungen an die Situation 2014:

https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/search/label/Ostukraine

Aus Eugen Drewermanns Rede bei der Demonstration am 13.12.2014:

"Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, wir stehen hier in den Vorweihnachtstagen um auszusprechen, was wohl jeder fühlt: Wir wollen Frieden, und keinen Krieg! Als Theologe möchte ich Herrn Gauck daran erinnern, dass er seinen Gemeinden, als er noch im Dienst war, wohl nicht erläutert hat wie die Engel über den Fluren von Bethlehem zur Friedenspolitik des Kaisers Augustus in Rom aufriefen. Genau das Gegenteil der Pax Romana war gemeint: Wer dich auf die eine Wange schlägt, dem halte noch die andere hin. Das ist das Gegenteil von Aufrüstung. Glücklich, heißt es in der Bergpredigt, wage ich die Menschen zu nennen, die in dieser Welt den Mut haben, wehrlos zu bleiben. Davon ausgehend erscheint es wie eine Perversion der christlichen Werte, die Sie vorgeben zu verteidigen, wenn Sie uns erläutern es sei Verantwortung, kriegsbereit in aller Welt* zu werden. Wir sind das nicht, wir sind dagegen! Wohl ist es wahr: Als wirtschaftsstärkster Staat Europas haben wir weltweit Verantwortung. Aber unter Frau Merkel ist die Verantwortung dahin gediehen dass wir an dritter Stelle der waffenexportierenden Länder stehen. Das will die Mehrheit in Deutschland nicht mehr dulden – WIR auf keinen Fall! Und wenn Herr Gabriel unter parlamentarischer Kontrolle Machenschaften wie Panzer nach Saudi-Arabien zumindest zu problematisieren sucht, soll er dann weiterhin zurückgepfiffen werden von dem Geheule und Gejaule der Waffenindustrie EADS, MBB, Heckler & Koch und wie sie alle heißen? Seit wann sind Geschäfte und Profite wichtiger als Menschenleben? [...]" (Hervorhebungen von Fontanefan)

* War es aus der Sicht von 2023 richtig, Deutschland am Hindukusch zu verteidigen*? War ein europäisches Haus*, war eine Friedensdividende* von vornherein ohne Chance? (Fontanefan)


* "Ein erheblicher Wohlstandsgewinn entstand durch das zwischen 1993 und 2013 praktizierte Megatonnen-zu-Megawatt-Abrüstungsprojekt. Durch die Verstromung von 500 Tonnen russischen Atomwaffenmaterials deckten die USA 20 Jahre lang 10 % ihrer Elektrizitätserzeugung ab und Russland erhielt insgesamt 17 Milliarden US-Dollar." (Wikipedia)
* Auf diesem Blog sieh auch Friedensdividende (Abrüstung in Deutschland in den 80er Jahren??)

* "Die Metapher vom gemeinsamen Haus Europa ist ein Instrument aktueller politischer Willensbildung. Mag sie zu Recht oder zu Unrecht mit de Gaulles Idee eines “Europa vom Atlantik bis zum Ural” in Zusammenhang gebracht werden, mag sie auch schon am 11.6.1961 von Konrad Adenauer zur Beschwichtigung auf einem Schlesiertreffen verwendet, ab 1981 mehrfach von Leonid Breschnew und Andrej Gromyko als Mittel zur Isolierung Europas von den USA benutzt, dann, 1987, von Michail Gorbatschow in seinem Buch “Perestroika” zu Unrecht als eigene Erfindung reklamiert worden sein, sie ist ein Mittel zur Überwindung der Vorstellung von zwei feindlichen Blöcken und zur Integration Ost- und Westeuropas. Mögen einige westliche Konservative weiter vor ihr warnen (die Zahl der Warnenden ist in den letzten Wochen klein geworden): für Menschen in Osteuropa ist sie heute ein Symbol der Hoffnung, ein gebilligtes Symbol selbst unter den Bedingungen der schärfsten Meinungszensur. Und sie “schmückt” in den letzten Monaten zunehmend öfter die Reden westlicher Politikerinnen und Politiker. Die Funktion der politischen Metapher als “ornatus”, als reiner Schmuck der Rede, wie sie von Quintilian behauptet wurde, tritt heute zunehmend in den Hintergrund: Wir rechnen die Metapher zur rhetorischen Topik, zur Argumentationslehre. [...]" (Hervorhebungen von Fontanefan)



Interessantes angebliches von Leonardo da Vinci

 

"Es wird die Zeit kommen, da das Verbrechen am Tier genauso geahndet wird, wie das Verbrechen am Menschen." Leonardo da Vinci (angeblich)

https://falschzitate.blogspot.com/2017/10/es-wird-die-zeit-kommen-da-das.html

Zitatforschung

Chelsea Manning: Readme.txt

 https://www.washingtonpost.com/books/2022/10/18/chelsea-manning-readme-memoir-review/

"[...] We may know some facts of this story, but what we cannot know as an abstract fact — what we can only feel through Manning’s unfurling of narrative detail — is the texture of her choices: not only the anomie of an aughts chain bookstore, but the material conditions of a young millennial finding the cracks in the smooth, implacable face of mall culture and the doldrums of a major recession. [...]

Manning was incarcerated at Fort Leavenworth in Kansas and sentenced to 35 years. Her imprisonment included long periods in solitary confinement and other forms of severe and inhumane punishment, including the denial of gender-affirming hormones. In 2015, after more than a year of litigation, and other forms of resistance by Manning herself, including a hunger strike, Manning received hormone treatment. Responding to massive public pressure, President Barack Obama commuted Manning’s sentence, and she was released on May 17, 2017. [...]

The perverse secret of our era, one that Manning details in multiple surreal encounters with military bureaucracy, is that everything is already known. Manning is canny in her refusal to simply embrace the confessional mode often demanded of trans writers and whistleblowers alike. Other insider memoirs may open with men in power suits stalking through the halls of the Pentagon while poring over “For the President’s Eyes Only” documents. But Manning’s opens onto the hellscape of the post-2008 financial crash. The hushed sublimity of the halls of the Rand Corp. circa 1970 has given way. In 2010 the distinction between the crucibles of power and the strip mall has dissolved in a monochromatic late-capitalist soup, or something like what critic Anna Kornbluh terms “Fifty Billion Shades of Gray.” [...]

In the world to which Manning has access, everything is classified and nothing is secret. Not Manning’s gayness, which she revealed to her father only to be met with an “Okay?” as he threw up his hands. Not the contents of military computers in Iraq: “In our supposedly high-security office, people kept the passwords to laptops containing government secrets stuck to those same laptops, written on Post-its.” And not the “classified courier box” containing a report on “significant actions” in Iraq that Manning was asked to create “for internal purposes only.” 

When Manning turned over the report, the public affairs office “removed the classified stamps” and sent it directly to the Iraqi press. The “classification system doesn’t exist to keep secrets safe,” Manning writes. “It exists to control the media.” [...]

Late in the book, Manning charts her organization of and involvement in a prison strike at Leavenworth. Her absorbing account begins with her years-long struggle to receive hormones. While awaiting the outcome of this legal battle, Manning built friendships within the prison, notably with the barbers. Though she was required to receive biweekly haircuts, the barbers treated her kindly, soothing her through the violent, dysphoria-inducing procedure, even improvising to provide the feel of a salon experience: “Sometimes they’d wash my hair to make it feel more like a beauty appointment than a ritual shearing.” Were all these barbers queer and trans? Did they treat her gently because they were bolstering their own ranks? No. “The other inmates were supportive of my pursuit of gender reassignment, not necessarily because they believed deeply in trans rights, but because compelling the government to allow me to take hormones was fighting back against the prison. A victory for me would be a victory for prisoners.”

What we can learn from the lawyers who took on Trump

Just as the prison barbers supported Manning through the torment of a forced haircut, she staked her own welfare with the welfare of the rest of the incarcerated population, organizing a general strike against the guards’ arbitrary disruption of mealtime. The narrative that unfolds over these pages forms a sublime arc within the memoir. These sections give us a peek into Manning’s political passions and allow us to experience the feelings that have informed her decisions to stand in solidarity with others. For serious legal reasons, Manning simply cannot say certain things about her actions around the WikiLeaks releases (indeed, sections are still classified and blacked out). But this Leavenworth section carries the broad, revolutionary affect that the rest of the memoir must be more cautious around.

Together with the Barnes & Noble disclosure sequence and the events that follow, Manning’s description of the prison strike makes up the heart of her memoir. The two narratives can be read as binary stars, poles of a single, embedded fable in which we don’t have to adjudicate between our passions or parse them for a legal argument. [...]"

https://www.theguardian.com/books/2022/oct/27/readmetxt-by-chelsea-manning-review-secrets-and-spies

"[...] README.txt also covers Manning’s early life – and how the army appeared to offer an escape from a traumatising upbringing. But once there she was targeted by drill sergeants for her “slight, childish” appearance and subjected to homophobic insults. In this turbo-charged masculine environment, her struggles with gender identity (she would later come out as trans) became more pronounced: “[It was] less about being a woman trapped in a man’s body than about the innate incoherence between the person I felt myself to be and the one the world wanted me to be,” she writes.

In Iraq the bullying continued. After she witnessed the death of a colleague, Manning felt how “with enough grief, adrenaline and fear”, war can turn anyone “amoral, even malevolent”. She began to wrestle with two life-changing secrets: who she was, and what she saw.

At times, README.txt is vague; some sections have been blacked out, presumably on legal advice. Manning claims to have seen more than she ever disclosed, things she “will never reveal”. “I know this is annoying,” she writes. “But I have already faced serious consequences for sharing information I believe to be in the public interest; I am uninterested in facing them again.” Even so, what remains is a compelling, taut account of what she has experienced, and a persuasive justification of how she behaved.

At her trial, lawyers convinced Manning to issue a mea culpa: “I look back at my decisions and wonder how on earth could I … believe I could change the world for better over the decisions of those with the proper authority?” Today, her view has changed. “What I did,” she concludes, “was an act … of forcing progress.” In an age of digital communication, it is likely that today’s politicians and military leaders “lose” far more information than is ever logged in our national archives for future study. Manning’s efforts preserved a trove of evidence that one hopes will prompt corrective measures. Five years after President Obama commuted Manning’s sentence, history continues to vindicate her actions. [...]"



Samstag, 11. Februar 2023

Mittwoch, 8. Februar 2023

Hilfsorganisationen fordern Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Syrien, damit sie nicht die Erdbeben-Nothilfe blockieren.

 "Hilfsorganisationen fordern die sofortige Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Syrien, da diese die Nothilfe nach dem verheerenden Erdbeben blockieren. Die Sanktionen träfen schon „seit Jahren die Bevölkerung schwer“, erklärt der Generalsekretär des Middle East Council of Churches (MECC); ihretwegen komme nun aber auch noch die kirchliche „Erdbebenhilfe nicht in Syrien an“. Der Leiter des syrischen Roten Halbmonds berichtet, sanktionsbedingter Treibstoffmangel verhindere, dass genug Hilfskonvois in das syrische Erdbebengebiet aufbrechen könnten. Die Sanktionen werden bereits seit Jahren von Hilfsorganisationen wie der Caritas scharf kritisiert, weil sie Armut und Hunger im Land eskalieren lassen. In Syrien sind, da Nahrungsmittelimporte wie auch die Einfuhr etwa von Dünger und Geräten für die Landwirtschaft sanktionsbedingt kaum noch möglich sind, laut Angaben des World Food Programme zwölf von 22 Millionen Einwohnern Nahrungsmittelunsicherheit ausgesetzt. Statt die Sanktionen aufzuheben, verlangt Außenministerin Annalena Baerbock, Grenzübergänge in Nordsyrien zu öffnen – und macht sich so das Erdbeben zunutze, um eine alte westliche Forderung durchzusetzen. [...]"

german foreign policy 8.2.23

Montag, 6. Februar 2023

Wir bewegen uns zu wenig. Wieviel ist gesund?

 Sind die 10 000 Schritte auf die Olympiade in Tokio und die Erfindung der Schrittzähler zurückzuführen? Die Wikipedia nennt als vermutlichen Erfinder den Schweizer Uhrmacher Abraham-Louis Perrelet. Er baute sein Gerät erstmals 1780. Sie besaßen rechteckige Gehäuse und hatten auf dem Deckel meist vier Zifferblätter, die es möglich machten, bis zu 10.000 Schritte zu zählen.[1]

Mehr über sinnvolles Bewegungstraining:

https://utopia.de/ingo-frobose-sportwissenschaftler-bewegung-spazieren-10000-schritte-464713/

Notengebung

 Weil ich einen neueren Text, den ich dazu geschrieben habe, nicht finde, verlinke ich hier einen alten. Die Erfahrung, auf die ich mich in dem alten wie dem neuen Text bezogen habe, stammt aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts: Notengebung

Links zu Hip-Hop

 https://www.songlyrics.com/edgar-wasser/bad-boy-lyrics/

https://www.wolfgang-magazin.com/gesellschaft-artikel/im-hip-hop-gibt-es-keine-frauenrechte/

https://ze.tt/deutscher-hip-hop-ohne-sexismus-homophobie-und-verschwoerungstheorien/

aus Laras Blog:

https://kurzprosa303774268.wordpress.com/2021/11/07/lebt-damit-dass-ihr-die-objekte-und-nicht-die-kunstler-seid-eine-gesellschaftskritik-in-form-von-liedtexten/comment-page-1/#comment-19

Hip-Hop (Wikipedia)

Samstag, 4. Februar 2023

Über Klimaaktivismus

Ein Mitglied der Letzten Generation regt sich auf "wenn Freund:innen für ein Wochenende nach London fliegen". Dies macht ihm der Kommentator zum Vorwurf, weil es zwei andere Angehörige der Letzten Generation gibt, die nach Thailand geflogen sind.  

Der Vorwurf des Kommentators trifft nicht die, die geflogen sind, sondern die, die den Klimaschutz so wichtig nehmen wie eine Religion und es nicht verstehen können, wenn man darüber Witze macht (hier nicht zitiert). 

Doppelmoralisch, dogmatisch, humorbefreit ZEIT 4.2.23 Ein Kommentar von 

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Dass Klimaaktivismus für manche zur Ersatzreligion wird, ist jedoch weder nötig noch hilfreich

"[...] Raphael Thelen, der bis vor Kurzem noch als Journalist unter anderem für ZEIT ONLINE berichtete, ist jetzt hauptberuflich Aktivist bei der Letzten Generation und schreibt auf Twitter: "Seit ich das mit dem #Klimawandel verstanden habe, habe ich für vieles kein Verständnis mehr. Ich bin ständig gepisst, wenn Freund:innen für ein Wochenende nach London fliegen, wenn ich über den Potsdamer Platz laufe und die Autokolonnen sehe." Es hat was von Erleuchtung, und alle, die es noch nicht kapiert haben, sind eben uneinsichtig und verhalten sich so, dass die Erleuchteten "gepisst" sind.# Andererseits fliegen Klimaaktivisten selbst, und das nicht zu knapp. Ich hörte kürzlich zwei Aktivistinnen in Berlin darüber reden, dass sie demnächst work and travel in Australien machen wollten, und ich bin mir sicher, dass sie nicht mit dem Fahrrad oder mit dem Segelboot dorthin reisen. Manch eine prominente Aktivistin stand wegen ihrer vielen Flugreisen in der Kritik. Für Häme sorgt, dass ausgerechnet zwei Aktivisten der Letzten Generation nach Thailand geflogen waren – die Bild berichtete fälschlicherweise von Bali –, obwohl sie wegen einer Straßenblockade vor einem Gericht in Stuttgart hätten erscheinen sollen, eine als Zeugin, einer als Angeklagter.[...]  Manche Klimaschützer gerieren sich dogmatisch wie religiöse Fanatiker. Solche Leute stellen Dinge nicht infrage, lassen auch andere nicht fragen, tolerieren keine Kritik, keinen Widerspruch, sondern sehen sich selbst als Verkünder der absoluten Wahrheit. Bei den Klimaschützern ist es immerhin die Wissenschaft (auch wenn manche die Uneindeutigkeit und die noch bestehenden Unklarheiten nicht sehen wollen und auch nicht einräumen, dass sie selbst so manches, was wissenschaftlich erklärt wird, gar nicht verstehen), nicht wie bei den religiösen Fundamentalisten ein Gott, eine heilige Schrift oder weil es der Obergeistliche so sagt. Spricht man gegen das, was die Religiösen glauben, macht man sich der Blasphemie schuldig. Bei den Klimafundamentalisten ist es ähnlich: Jede Frage, jeder Einwand, jedes Abwägen ist für viele wie ein unerhörtes Rütteln am Fundament.

Kürzlich las ich auf Twitter, dass, selbst wenn in Deutschland die CO₂-Emissionen auf null gefahren würden, der Klimawandel so gut wie nicht aufzuhalten sei. Vielmehr müsse man die Anstrengungen international verstärken, vor allem in China, den USA und in Indien, den größten Verursachern der Emissionen.

Prompt handelte sich der Verfasser einen Sturm der Entrüstung ein. Tatsächlich werden solche Äußerungen gelegentlich als Rechtfertigung genutzt, nichts tun zu müssen und sich nicht um Klimaschutz kümmern zu müssen, weil man ja eh nichts bewirken könne. Das ist kritikwürdig. Weil es anderswo schlecht gemacht wird, muss man es nicht selbst schlecht machen! Aber hier ging es darum, Fakten zu benennen und das Ausmaß des Problems zu verdeutlichen: Schaut her, das kann nur der Anfang sein! Fakten allerdings sind offensichtlich nicht gewünscht, wenn sie auch nur leisesten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Forderungen der Aktivisten wecken. Offensichtlich widerspricht das der reinen Lehre. [...]"

Der Kommentator hat recht. Auf Twitter reagieren viele auf alles, was nicht zu ihrer Meinung passt, wie auf ein rotes Tuch, zumal deshalb, weil sie es auf Twitter aus dem Zusammenhang gerissen präsentiert bekommen, so dass sie zum Missverstehen förmlich eingeladen werden. 

Wer kommentiert da? Er berichtet über sich selbst:

"Meine Familie stammt aus Pakistan. Ich habe selbst einige Jahre in dem Land gelebt. Und ich weiß, welche Folgen der Klimawandel haben kann: Flutkatastrophen, Überschwemmungen, Dürre, Hungersnot, unerträgliche Hitze, Versalzung von Gewässern, Land, das unbewohnbar wird. Obwohl Pakistan seit 1959 nur 0,4 Prozent zu den weltweiten Emissionen beigetragen hat, gehört das Land zu jenen Regionen der Welt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Ich erlebe, wie Menschen sich nach einem Aufenthalt draußen den Dreck aus dem Gesicht waschen müssen. Wie Smog, verursacht durch Luftverschmutzung, die Menschen krank macht. Wie kaum Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken da ist."

Er regt sich auf, dass die, die für seine eintreten, zum Teil erhebliche Schwächen haben. So bekommt er von einer sehr angesehenen Wochenzeitung, die selbst gerade erst damit anfängt, der Klimakrise die Aufmerksamkeit zuzuwenden, die sie verdient, die Gelegenheit, über Klimaaktivisten herzuziehen. 

Was hat er sonst berichtet?

"Pakistans Wassermassen nehmen nur vorweg, was uns allen in dieser oder jener Form droht. Und so schlimm wie jetzt war es in Pakistan noch nie. Das Land, flächenmäßig etwa doppelt so groß wie Deutschland und mit einer dreimal so großen Bevölkerung, ist derzeit zu einem Drittel überflutet. Nach Angaben der pakistanischen Regierung sind, Stand heute, annähernd 1.200 Menschen in den Fluten ums Leben gekommen, darunter 380 Kinder – weggerissen von den Wassermassen, ertrunken oder erschlagen von einstürzenden Gebäuden. Und da ein Ende der sturzbachartigen Regenfälle nicht absehbar sei, ist mit noch viel mehr Todesopfern zu rechnen. Insgesamt sind 33 Millionen Menschen von der Flutkatastrophe betroffen. Die meisten haben ihre Häuser verlassen müssen und sind jetzt ohne Obdach. Andere befinden sich plötzlich inselartig von Wasser umringt und müssen sich auf ihre Hausdächer retten. Viele leben in Gebieten, die derzeit von der Außenwelt abgeschnitten sind. An den Ufern mancher Flüsse sind ganze Dörfer weggerissen worden. Pakistans Außenminister Bilawal Bhutto Zardari bezeichnet das Geschehen als "Ground Zero der Klimakrise"." ZEIT 2.9.22

Zum Glück sind auch Artikel wie dieser von ihm verlinkt. Er regt sich über andere auf, die nicht so seriös wie er über die Klimakrise berichten, sondern von der - scheinbaren? - Erfolglosigkeit ihrer Arbeit so enttäuscht sind, dass sie zu recht zweifelhaften Mitteln greifen, um Aufmerksamkeit zu erregen. 

Was habe ich daraus gelernt? Auch unter Klimaaktivisten macht man sich gegenseitig übertriebene Vorwürfe. - Aber das kommt bekanntlich nicht nur in Ersatzreligionen vor.



Donnerstag, 2. Februar 2023

Aerosole

Aerosole sind schädlich für Menschen und Tiere. Sie sind der Hauptbestandteil der Luftverschmutzung und eine erhebliche Ursache für Fälle vorzeitigen Todes in aller Welt. Im Blick auf das Klima spielen Sie indessen eine ebenso bedeutsame Rolle, allerdings mit anderen Auswirkungen als die Treibhausgase. In der Luft wirken Aerosole wie eine zarte, dünne Wolke. Sie reflektieren einen Teil des einfallenden Sonnenlichts zurück ins Weltall und sorgen so für eine Abkühlung des Planeten. Während sich wenn sich während der Wolkenbildung Aerosole in der Luft befinden, sind außerdem die Tröpfchen in diesen Wolken kleiner und zahlreicher. Dadurch wird die Wolke weißer und reflektiert starker, was gleichfalls eine Abkühlung der Erde bedeutet. Aerosole entfalten also eine doppelte Wirkung bei der Kühlung der Erdoberfläche.

Und da wir alljährlich eine Menge Aerosole ausstoßen, sorgen Sie auch für eine Menge Kühlung. Nach Messungen von Wissenschaftlern hat sich die Erde seit der Zeit von 1850 bis 1900 um etwa 1,1 °C erwärmt. Wie als den jüngsten IPCC-Bericht hervorgeht, hätte die Temperatur mindestens um 1,5 °C steigen müssen, wenn die Treibhausgase die einzigen in die Atmosphäre emittierten Stoffe gewesen wären. Der Grund für die Abweichung liegt hauptsächlich in den Aerosolemissionen, die das Klima um 0,5 °C abkühlten, aber zugleich auch die geographischen Muster der Regenfälle, Monsunsysteme, Extremwetterereignisse und dergleichen veränderten.
Deshalb ist es äußerst wichtig, die Aerosole und ihre Wirkungsweise zu verstehen, wenn wir uns mit dem Problem der globalen Erwärmung auseinandersetzen. Leider ist auch das nicht gerade einfach. Heute wissen wir recht gut, woher sie kommen und in welchen Mengen sie emittiert werden. Wohin sie dann verfrachtet werden, ist dagegen weniger klar. Auch wissen wir nicht, welche chemischen Reaktionsketten sie in der Atmosphäre durchlaufen, wie sie im Einzelnen mit Wolken und Niederschlägen interagieren und wo sie am Ende landen. Manche Aerosole tragen entgegen unseren Erwartungen sogar zur Erwärmung des Klimas bei statt es abzukühlen. Das gilt für dunkle Aerosole [... Sie] reflektieren das Sonnenlicht nicht nur, sondern absorbieren auch einen Teil und heizen so die Luft in ihrer Umgebung auf. Das verhindert wiederum die Bildung von Niederschlägen und kann auch die Wolkenbildung und Windmuster beeinflussen. Und wenn dunkle Aerosole auf Schneeflächen landen, können Sie die Oberfläche erwärmen, weil sie deren Reflektionsvermögen reduzieren und den Schmelzprozess beschleunigen..
All diese Details sind wichtig, wenn wir verstehen wollen welchen Gesamteffekt unsere Emissionen auf das heutige – und zukünftige – Klima haben. Deshalb werden die Aerosole intensiv erforscht, und es gibt zahlreiche neue aufregende Entdeckungen. Wir wissen jedoch immer noch nicht, was mit dem Wetter geschieht, wenn die Menge der von Menschen verursachten Aerosole in der Atmosphäre sich verändert – und das ist ein Problem, weil wir davon ausgehen müssen, dass genau das geschieht." (Das Klima-Buch, S.59/60)