Montag, 29. Oktober 2018

Das Lernen der chinesischen Sprache stagniert in Deutschland

"[...] Andrea Frenzel, Forscherin am MERICS-Institut für China-Studien in Berlin [fragt]: "Wie kann man die von den meisten Menschen der Welt gesprochenen Sprache eine kleine Sprache nennen?", fragt Frenzel. Sie hat sich in einer jetzt vorliegenden Studie systematisch mit dem Chinesischunterricht an deutschen Schulen befasst. Das Ergebnis: Seit 2012 stagniert die Zahl der Schüler, die Chinesisch als Schulfach wählen, bei bundesweit 5000 Schülern. [...]"
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/chinesisch-an-deutschen-schulen-nur-wenige-angebote-a-1235081.html

Meine Antwort: Klein wird die Sprache im Lehrbereich genannt, weil nur relativ wenige sie lernen. 
Doch warum hat sich der zeitweise bestehende Boom nicht fortgesetzt?
1. Weil die Sprache schwierig ist und deshalb nach dem Anfangselan sehr bald ein Plateau entsteht, das schwer zu verlassen ist.
2. Weil die Zahl der so Begabten, die Chinesisch neben einer anspruchsvollen Ausbildung lernen können, beschränkt ist.
3. Weil für Extrembegabungen Erfahrungen im Forschungsbereich meist interessanter sind als der Einstieg in eine fremde Kultur. 

Zu 1: Eine Japanerin, die von der japanischen Schrift her wegen ihrer Kenntnis vieler Kanji beim Erlernen der schwierigen chinesischen Schrift gegenüber Europäern einen deutlichen Lernvorteil hat, sagte mir: "Ich konnte natürlich schon Englisch. Bei der Wahl der Zweitsprache schwankte ich zunächst zwischen Chinesisch, Deutsch und Französisch. Dann merkte ich, dass Chinesisch für mich zu schwierig war und als Alternative nur Deutsch und Französisch blieben."
Zu 2: Sinologie ist in Deutschland weiterhin ein "Orchideenfach", denn natürlich besteht ein gesellschaftliches Interesse daran, dass viele Deutsche Chinesisch lernen; aber Stellen für Spezialisten für Sinologen sind weiterhin rar.
Zu 3: Wer wie Peter Scholze mathematisch so begabt ist, dass allein seine Qualifikation (z.B. Fields-Medaille) schon dazu ausreicht, der Bonner Universität Anerkennung bei der Exzellenzinitiative zu verschaffen, der wird neben den faszinierenden mathematischen Problemen, von denen er mehr versteht als alle anderen Deutschen nicht auch noch ernsthaft Chinesisch lernen. 

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